20 Jahre Weinviertel DAC – viel Grund zum Feiern!

Eine Erfolgsgeschichte. Im Weinviertel erlebte der Weinbau mit der Einführung des DAC-Herkunftkonzepts einen historischen Qualitätsschub.

Foto von Robert Herbst
Text von Willi Balanjuk

Bereits Mitte der 90er-Jahre begann die ÖWM unter Bertold Salomon, die Herkunft und Regionalität heimischer Weine stärker in den Vordergrund zu stellen. Man unterstützte regionale Markengemeinschaften wie „Feen­haube“ und „Matthias Corvinus“, um die Basis für eine langfristige Herkunftskonzep­tion vorzubereiten. Als aufgrund geringer Erntemengen in manchen 90er-Jahren ungarischer Grüner Veltliner auf den heimischen Markt drängte, versuchte Österreich, die Positionierung einer ­engeren Herkunft auch im Weingesetz zu verankern. Durch die Weingesetznovelle 2000 war es schließlich möglich, über eine Branchen-Organisationsnovelle ein „Nationales“ und „Regionales“ Weinkomitee zu bilden. Danach ging alles relativ schnell. 2002 wurde der Begriff DAC „Districtus Austriae Controllatus“ im Weingesetz verankert. 2003 trat die DAC-Verordnung in Kraft, und am 1. März 2003 wurden erstmals Grüne Veltliner 2002 als Weinviertel DAC präsentiert. 2010 wurde die „Weinviertel DAC Reserve“ im Gesetz eingeführt, um auch dem gehaltvollen Grünen Veltliner im Weinviertel-DAC-Konzept einen passenden Stellenwert zu geben. 2020 trat die Verordnung „Weinviertel DAC Große Reserve“ in Kraft. Dadurch sollte dem längeren Ausbau bzw. der Stilistik des weniger reduktiven Weins eine unterscheidbare Kennzeichnung gegeben werden. Diese Weine dürfen erst ab 1. November des folgenden Jahres zur Prüfnummer eingereicht werden.

Heute produzieren rund 800 Winzer Weinviertel DAC- Weine. Die Mehrheit keltert einen „klassischen“ Weinviertel DAC. „Fruchtig, würzig-pfeffrig im Geschmack“ ist der Slogan, der im deutschsprachigen Raum verankert ist. Durch die zusätzliche Verkostung der Kostkommission hat sich in den letzten Jahren der Stil der Weine gefestigt und präzisiert. Während in den Anfängen Sauvignon-blanc-artige Aromen, Botrytisanklänge und „Zuckerlnoten“ öfter zu finden waren, hat sich heute das Niveau und die aromatische Ausprägung auf einen klaren „fruchtbetont-würzigen Charakter“ etabliert. Der Erfolg bei nationalen und internationalen Verkostungen und die Anzahl von rund 5,5 Millionen Flaschen sind ein Beleg für die Richtigkeit des eingeschlagenen Wegs.

Bei den Weinviertel DAC Reserve- und Weinviertel DAC Große Reserve-Weinen beeindrucken die Vielfalt der Aromen und die gute Konzentration. Damit steht man dem Kremstal, Kamptal, Wagram und Traisental um nichts nach. Die Mehrheit der verkosteten Weine wirkt etwas weicher und saftiger in der Textur und verfügt oft über einen fruchtigen Schmelz. Hier kann bzw. wird sich ein einheitlicherer Stil von selbst entwickeln. Trotzdem sollte das Regionale Weinkomitee die Diskussion darum stärker vorantreiben. Grund dafür ist die langfristige Preisentwicklung, die nur von oben nach unten durchgeführt werden kann. Große Reserven und Reserven liegen im Preissegment zwischen 10 und 35 Euro. Diese großen Differenzen sollten etwas eingegrenzt werden, und es sollte sowohl ­national als auch international eine Preisspanne bei gehobenem Wein zwischen 15 und 25 Euro verankert werden. Dort gehört eine Weinviertel DAC Reserve bzw. Große Reserve hin. Für einzelne Weine gibt es nach oben hin natürlich kein Limit.

Im Rahmen des 20-Jahre-Jubiläums wurde auf der VieVinum eine Masterclass-Verkostung über 20 Jahre Weinviertel DAC organisiert. Die Weine 2002 Weinviertel DAC von Setzer und 2002 Weinviertel DAC MX Alte Reben von Taubenschuss präsentierten sich sensationell. Beide Weine verströmten feine Würze und Kräuteranklänge, kombiniert mit reifer Frucht. Sie wirkten am Gaumen frisch und lebendig. Beide Weine präsentierten sich am Höhepunkt. Wunderbare Dokumente für die Grünen Veltliner mit Herkunft Weinviertel. Der 2009 Weinviertel DAC Philipps Reserve der Familie Schwarzböck, der anlässlich der Geburt des Sohnes gekeltert wurde, war ein weiterer Höhepunkt dieser Verkostung: jugendlich wirkend und mit einer sensationellen Komplexität in der Nase; kraftvoll und dicht am Gaumen. Weitere Highlights waren der 2013 Weinviertel DAC Rabenstein vom Weingut Dürnberg und der 2009 Weinviertel DAC Reserve Schatzberg von Manfred Hebenstreit. Der 2013er und 2015er von Gruber-Röschitz, Weingut Hirtl und Ingrid Groiss setzten die Serie der reiferen Weinviertel DAC Reserven fort. Mit vielen Weinen aus den Jahrgängen 2017, 2018, 2019 und 2020 brillierten die Weingüter Minkowitsch, H. und M. Hofer, Julius Klein und Prechtl. Meine persönlichen Favoriten waren zwei Weine aus dem Jahr 2021. Die „klassischen“ Weinviertel DAC von Faber-Köchl und Norbert Bauer wurden am Anfang und am Ende der Verkostung serviert. Damit spannte sich der Bogen über 20 Jahrgänge. Alle präsentierten Weine unterstreichen das große Potenzial des Weinviertel DAC, sowohl die klassischen Varianten als auch die Reserve-Kategorien.

Basierend auf dieser großartigen Verkostung, hat A la Carte eine Weinviertel DAC Grand-Cru-Verkostung ausgeschrieben. Dabei wurden 132 Weine in vier Kategorien verkostet.

In der Kategorie 1 – klassisch, fruchtig-würziger Weinviertel DAC 2021 wurden 86 Weine eingereicht. Der Jahrgang 2021 war nahezu ideal für diese Kategorie. Die Qualität der Mehrheit der Weine macht einfach großen Trinkspaß. Aromatisch dominieren kandierte Noten, Steinobst-Anklänge, Mandarine und vielfältige Würze- und Kräuternoten. Die Weine sind stoffig und verfügen über eine lebendige Struktur und einen animierenden Trinkfluss. Dichte und Qualität der Weine liegen sehr eng beieinander, und Weinliebhaber haben in dieser Kategorie die Qual der Wahl. Auf jeden Fall bekommt man eine sensationelle Qualität. Ob einem der 2021er von Norbert Bauer, Dürnberg, Faber-Köchl, Gruber-Röschitz, Paul Hahn, Hindler, Hirtl, Schüller, Setzer oder Niki Windisch besser gefällt, ist eine schwierige Entscheidung, aber auch ein Beweis für die hohe Qualitätsdichte des Weinviertel DAC.

In der 2. Kategorie – 2020er Weinviertel DAC klassisch wurden überraschend nur vier Weine eingereicht. Hier hat der saftige, reife, gelbfruchtige Weinviertel DAC Ried Hintern Dorf von Fink & Kotzian überzeugt. Ein aromatiefer und balancierter Grüner Veltliner.

Die 3. Kategorie – Weinviertel DAC Reserve Jahrgang 2020 war mit 14 Weinen vertreten. Gruber-Röschitz mit dem Weinviertel DAC Reserve Ried Mühlberg hatte im Stechen mit Weingut Hagn, Hofbauer-Schmidt und Weingut Jordan knapp die Nase vorn. Die Weine zeigen eine unterschiedliche Entwicklung, und viele 2020er werden sich mit einigen Jahren Flaschenreife verbessern.

In der offenen 4. Kategorie – Weinviertel DAC 2019 und älter kamen fünf Weine ins Finale. Hans Setzer mit seinem 2019 Weinviertel DAC Große Reserve ist ein sensationelles Beispiel für das Potenzial der Rebsorte mit Herkunftscharakter. Dahinter der 2019 Weinviertel DAC Reserve Ried Rabenstein von Dürnberg, der 2019 Wein­viertel DAC Ried Hoher Weg von Frank, der 2019 Weinviertel DAC Große Reserve von Hahn und der Weinviertel DAC Reserve Ried Sonnleithen von Niki Windisch. Dazu viele großartige 2019er von Christoph Bauer, Hebenstreit und Prechtl.

Der Jahrgang 2018 war mit nur wenigen Weinen vertreten. Hier hat das Weingut Gruber-Röschitz wie beim 2020er mit der Weinviertel DAC Reserve Ried Mühlberg den wärmeren Jahrgang bravourös gemeistert. Bei den wenigen älteren Jahrgängen überzeugten wie schon beim 2019er die Weingüter Setzer, Niki Windisch und Dürnberg.

Zusammenfassend kann man Weinliebhaber nur dazu motivieren, die „klassischen“ Weinviertel DAC des Jahrgangs 2021 blind in die eine oder andere Vergleichsprobe zu anderen Grünen Veltlinern mit Herkunftscharakter zu stellen. Qualitativ ist das Weinviertel garantiert ein Siegertyp. —

Weinviertel DAC klassisch 2021
Weinviertel DAC klassisch 2020 und älter
Weinviertel DAC Reserve 2020
Weinviertel DAC Reserve 2019 und älter

© Petr Blaha

Hier können Sie sich selbst von der Qualität des Weinviertel DAC überzeugen:

25. Röschitzer Winzerfest: 2.–4. 9. 2022
Weinherbst Auftakt am Mannersdorfer Rochusberg: 3. 9. 2022
63. Poysdorfer Bezirkswinzerfest: 8.–11. 9. 2022
Kellergassenfest in Pillichsdorf: 10. & 11. 9. 2022
Retzer Weinlesefest: 23.–25. 9. 2022

Weitere Termine finden Sie unter:
www.weinviertel.at/weinherbst-weinfeste
www.weinvierteldac.at/20jahre