Ein sensationeller Jahrgang

Nach den vielen Herausforderungen der letzten Jahre war 2021 ein nahezu perfektes Jahr für die Traisental-Winzer.

Foto von IK Traisental
Text von Willibald Balanjuk

Der Vegetationsverlauf startete 2021 im Traisental mit geringen Winterniederschlägen und relativ kühl. Nach einer späten Blüte wurde es im Juni warm und sonnig. Diese Wetterbedingungen setzten sich im Juli fort – „ein Sommer, wie er früher einmal war“. Der August verlief etwas kühler, und die notwendigen ­Niederschläge setzten zum gewünschten Zeitpunkt ein.

Die Herausforderung des Pflanzenschutzes kann im Traisental durch die „Drainage-Fähigkeit“ der Böden leichter bewerkstelligt werden als in anderen Gebieten. Die mehrheitlich Konglomeratslagen (Kalk / Schotter /Löss) können mit den Niederschlägen besser umgehen.

Der Schlüssel für den großartigen Charakter des Jahrgangs war die starke Abkühlung im September. Warme Tage und kühle Nächte – der Traum jedes Winzers. Der tolle Spätherbst sorgte schließlich für eine großartige physiologische Reife: hohe Zuckergrade bei einer markant hohen Säure. PH-Werte zwischen 3 und 3,15 bei den Weißweinen sind ein Garant für ausgeprägte Aromatik und lebendig-balancierte Struktur. Der richtige Erntezeitpunkt und das selektive Lesen waren wie immer die finale Herausforderung des Jahrgangs, die im Traisental sehr gut gemeistert wurde.

Die knapp 850 Hektar Rebflächen teilen sich auf über 60 % Grünen Veltliner und rund 12 % Riesling auf, den beiden Traisental-DAC-Rebsorten. Die Vielfalt der Rebsorten bei der restlichen Fläche erklärt sich durch die hohe Dichte an Heurigenbetrieben. Die Intensität und Aromatik des 2021er-Jahrgangs mit seiner lebendigen bzw. rassigen Säure offerieren in dieser ­jugendlichen Phase expressive Frucht und feine Würze beim Grünen Veltliner. Der Riesling überzeugt mit Komplexität, jugendlicher Frische und präziser Frucht, kombiniert mit kandierten Aromen und exotischen Fruchtnoten von Passionsfrucht und Maracuja.

Die Probe: 53 Grüne Veltliner und 20 Rieslinge wurden blind verkostet und bewertet. Ein höherer Löss­anteil im Boden präsentiert in dieser jugendlichen Phase vor allem beim Grünen Veltliner verführerische Aromen und eine harmonische Textur. Die Rieslinge überzeugen durch präzise Steinobstaromen, kombiniert mit Fruchttiefe und leicht kandierten Noten. Säure ist der „Marker“ für den Jahrgang 2021 – gut integriert, aber lebendig bis rassig. Die Grünen Veltliner und Rieslinge sind gut anzutrinken.

Bei Grünem Veltliner und Riesling verfügen die Weine des Traisentals durch die Konglomeratslagen und ­älteren Rebanlagen auch über enormes Reifepotenzial. Nach der bemerkenswerten Qualitätssteigerung der letzten Jahre unterstreicht die Verkostung mit dem sensationellen 2021er-Jahrgang das hohe Niveau des Traisentals.

PS: Um den genauen Standort der Lagen auszumachen, empfiehlt es sich, die neu gestaltete Homepage der ÖWM unter riedenkarten.at zu besuchen. —

Die Bewertungen:
Grüner Veltliner
Riesling

Markus Huber bearbeitet sowohl Konglomeratslagen wie Ried Berg, Ried Rothenbart und Ried Zwirch als auch lössgeprägte Lagen wie Alte Setzen.
© Weingut Huber
Leopold Figl: Die südlich ausgerichteteRied Rosengarten ist eine der perfekten Lösslagen, die vielen Traisentaler Winzern als Basis für großartige Grüne Veltliner und Rieslinge dienen.
© David Schreiber
Rudolf Hofman: Der Grüne Veltliner stammt von der Ried Fuchsenrand, einer kühlen und terrassierten Oberndorfer Lage mit Konglomeratsboden.
© David Schreiber
Thomas Ott: Die Reichersdorfer Paradelage vereint Löss, Kalk und Lehm und ist sowohl mit Grünem Veltliner als auch Riesling bestockt.
© Christina Leurer