Perfekte Mischung

Cuvées und Gemischte Sätze sind in Zeiten heftiger Wetterkapriolen eine gute Versicherung für das Gelingen eines Jahrgangs.

Text von Willi Balanjuk

In der Geschichte des Weinbaus sind Gemischter Satz und Weißwein-Cuvées schon lange etabliert. Man setzte aus Risikoüberlegungen stets Rebsorten nach unterschiedlichen Reifezeitpunkten, Ertragsmengen, aromatischer Ausprägung und verschiedenen Zucker- und Säurewerten gemeinsam aus, um immer einen geschmackvollen Wein keltern zu können, also einen jahrgangsgeprägten Wein. Den Unterschied zwischen Gemischtem Satz und Cuvée machen die Lese und die Verarbeitung. Ein Gemischter Satz wird gemeinsam gelesen und vergoren, wogegen für eine Cuvée die Trauben getrennt gelesen und ausgebaut werden. Erst die fertigen Weine werden individuell assembliert. Beim Weißwein findet man im Burgund mit Chardonnay und in Deutschland mit Riesling seit Jahrhunderten reinsortige Weine. Aber genauso berühmt und wertvoll waren Gemischte Sätze und Cuvées in Frankreich, Italien, Spanien und Österreich.

In Österreich wurde durch die Übernahme des deutschen Weinbaugesetzes ein Fokus auf Rebsorten und damit auf reinsortige Weine gelegt. Bis in die 90er-Jahre waren Weinstile durch „Ortsweine“, wie z. B. Kremser, Langenloiser, Ruster, Golser und Gumpoldskirchner, festgelegt. Diese konnten sowohl reinsortig als auch Cuvée oder Gemischter Satz sein, wie z. B. der Gumpoldskirchner als Cuvée und als Gemischter Satz etabliert war. Seit rund 25 Jahren erlebt der Wiener Gemischte Satz eine Renaissance. Früher als Nussberger, Grinzinger, Neustifter, Stammersdorfer oder Maurer beim Heurigen getrunken, findet man diesen Stil heute vom Ortswein bis hin zum Riedenwein. Die Regelung von mindestens drei verschiedenen Rebsorten, wobei der Wein von keiner Rebsorte über 50 % Anteil geprägt sein darf, drückt den jeweiligen Jahrgangscharakter eines Weinorts aus.

A la Carte hat eine Grand-Cru-Verkostung für Gemischten Satz und Cuvée in unterschiedlichen Katego­rien ausgeschrieben. 133 Weine wurden in sieben Kategorien degustiert.
In der Kategorie Gemischter Satz 2023 fruchtbetont und klassisch ausgebaut waren 59 Weine eingereicht. Die besten Weine sind entweder von Kalkböden und/oder Gneis-Schiefer-Lagen geprägt. Der Siegerwein vom Weingut Prieler vereint Weißburgunder und Grünen Veltliner vom Kalk mit einer dezenten Muskateller-Note.
Die 13 Weine der Kategorie Gemischter Satz 2023 gehaltvoll & Reserve waren vor allem Wiener Gemischter Satz DAC. Die besten Rieden Wiens, vom Nussberg über den Bisamberg bis Mauer, variieren den jeweiligen Stil der Weingüter und ihrer Weine. Die Riede Langteufel vom Weingut Rotes Haus ist von Burgundersorten geprägt. Chardonnay, Pinot blanc und Grauburgunder sind die Basis dieses großartigen Vertreters des Wiener Gemischten Satzes.
Die Kategorie 2022 Gemischter Satz, elf Weine waren vertreten, präsentiert erstmals die beginnende Reife und damit den unterschiedlichen Charakter der jeweiligen Weine. Der Siegerwein 2022 Wiener Gemischter Satz DAC Ried Steinberg vom Weingut Cobenzl schafft es, Frische und Aromatiefe zu kombinieren.
In der Kategorie 2021 Gemischter Satz, nur sechs Weine waren eingereicht, liegt der Wiener Gemischter Satz DAC Ried Hackenberg des Weinguts Kroiss voran. Burgundersorten, Grüner Veltliner und Sauvignon blanc ergeben eine vielschichtige Aromatik.
Bei den 2023 fruchtbetonten Cuvées wurden 19 Weine verkostet, in dieser Kategorie cuvéetieren die Winzer ihre Vorstellungen zum Jahrgang und zur Herkunft. Der Siegerwein, 2023 Cuvée Spectrum von Bernhard Ott, vereint Traminer, Müller-Thurgau, Silvaner, Roten Veltliner und Weißburgunder im Sinne einer Komposition mit Auftakt und jugendlicher Frische zu einem eleganten Trinkfluss.
Die Kategorie Cuvées 2023 gehaltvoll und mit Lagerpotenzial war nur mit sieben Weinen vertreten. Grund ist: Die meisten liegen noch im Fass. Das Weingut Mad hat der Lage Hochenperg einen Leithaberg-DAC-Wein auf Burgunder-Basis entlockt. Chardonnay und Weißburgunder vom Lei­thaberg-Kalk ergeben einen dichten und ausdrucksstarken Wein.
In der Kategorie Cuvées 2022 & 2021 waren 18 Weine vertreten. Hier beginnt die Stilistik der Cuvées durch beginnende Reife erstmals sehr stark auseinanderzudriften. Der Siegerwein Ried Karlsberg von der Hofkellerei Liechtenstein hat mit Riesling und Grünem Veltliner eine eher seltene Rebsorten-Zusammensetzung. Die danach folgende Cuvée vom Weingut Neue Heimat ist eine Burgunder-Cuvée, der Schwarz Weiß eine Mischung aus Chardonnay und Grünem Veltliner.

Zusammenfassend präsentieren sich sowohl Gemischter Satz als auch die Cuvées als großartige Repräsentanten für Jahrgangscharakter und Herkunft. Der Gemischte Satz hat, abhängig von den jeweiligen Regeln, etwas weniger Gestaltungsmöglichkeiten als die Cuvée. Qualitativ findet man vom gehobenen Einstiegswein mancher Weingüter bis zum Topwein mancher Winzer das gesamte Qualitätsspektrum. Der Vorteil der meisten Weine besteht darin, schon sehr jung angetrunken werden zu können und in den Riedenqualitäten auch über ausreichend Potenzial zu verfügen. Darüber hinaus eignen sich beide Stile als universelle Speisenbegleiter. —

Zu den Bewertungen:
Kategorie Gemischter Satz 2023 fruchtbetont und klassisch ausgebaut
Kategorie Gemischter Satz 2023 gehaltvoll & Reserve
Kategorie 2022 Gemischter Satz
Kategorie 2021 Gemischter Satz
Kategorie 2023 fruchtbetonte Cuvées
Kategorie Cuvées 2023
Kategorie Cuvées 2022 & 2021

Verkostet und bewertet wurden die Weine vom Autor in Zalto-Universalgläsern. Im Anschluss wurden die besten in den jeweiligen Kategorien von einer Fachjury in einer Blindverkostung bewertet und zum Grand-Cru-Wein nominiert.
Jurymitglieder waren Hans Martin Gesellmann (Kracher Fine Wine), Benjamin Mayr (Weinhandel Del Fabro/Kolarik), Dragos Pavelescu (Önologe), Johannes Tremel (Weinhandel) und der Autor.