Viel Frucht und Charme

Die Verkostung der Jahrgänge 2022 und 2023 bestätigt erneut den Aufwärtstrend im Traisental.

Text & Verkostung: Willi Balanjuk

Das Traisental erlebte in den letzten Jahren einen spürbaren Aufschwung und eine enorme Qualitätssteigerung. Die Gründe dafür liegen bei einer mehrheitlich jungen Winzergeneration. Gut ausgebildet, konzentriert sich diese auf eine Definition der Lagen- und Ortswein-Charakteristik. Rund 160 Betriebe keltern Wein im Traisental. Viele davon vertreiben ihre Weine über die Buschenschank und den Ab-Hof-Verkauf. Rund 30 Weingüter verkaufen ihre Weine österreichweit und einige auch im Export. Die Mehrheit der Betriebe ist klein strukturiert, und aufgrund der limitierten Rebflächen wird sich daran auch nicht viel ändern. Nach dem klassischen, kühleren Jahrgang 2022 begann 2023 mit einem feuchten Frühjahr und einem späten Austrieb. Alles deutete auf ein sehr spätes Jahr hin. Durch die Wärme gegen Ende des Sommers beschleunigte sich die Vegetation. Mitte September kühlte es dann aber sehr stark ab und die Reife verlangsamte sich wieder. Da keine Niederschläge vorhergesagt wurden, konnten die Winzer von Ende September bis Ende Oktober unter nahezu idealen Bedingungen lesen. Die Wahl des Lesezeitpunkts war daher eine der Schlüsselkriterien für die Interpretation des Jahrgangs. Diese Wahl wird natürlich auch vom Alter der Reben und dem Terroir der jeweiligen Lagen beeinflusst.
Von den geologischen Voraussetzungen her sind Schotter-Kalk-Konglomeratsböden, Kalk-, Löss- und Urgesteinsböden (Gneis, Schiefer und Granit) die prägenden Elemente der Region. Als weitere einflussreiche Faktoren kommen die Höhendifferenzen und die Terrassen hinzu. Die rund 800 Hektar Anbauflächen teilen sich auf Grünen Veltliner (mit mehr als 60 Prozent der Rebflächen) und als Spezialität auf Riesling (mit zwölf Prozent) auf. Die Mehrheit der Weine wird klassisch ausgebaut, die Anzahl der Orts- und Riedenweine nimmt jedoch stets zu.

Die Traisentaler Rieden
Die Ried Sonnleithen (2,7 ha in der KG Wagram ob der Traisen) ist ein Konglomerat-Löss-Gemisch und vereint lebendige Struktur mit Würze. Die Winzer Karl Brindlmayer, Herwald Hauleitner und Johann Schöller keltern daraus Grünen Veltliner; Hauleitner und Schöller zusätzlich auch Riesling.
Die Weine der Ried Pletzengraben (5,1 ha sind terrassiert und liegen in den Gemeinden Inzersdorf und Getzendorf) werden von den Weingütern Tom Dockner, Haslinger und Preiß vinifiziert. Sowohl Grüner Veltliner als auch Riesling überzeugen mit Fruchtpräzision.
Die Ried Alte Setzen (54 ha, terrassierte Weingärten in Reichersdorf) wird von Markus Huber und Alex Siedler bearbeitet. Ihre Grünen Veltliner aus diesem von Lösskalk geprägten Weingarten sind durch komplexe Frucht und feine Würze gekennzeichnet.
Die Ried Berg (11 ha, die in der Gemeinde Getzersdorf-Inzers­dorf liegen) ist eine höher gelegene Konglomeratslage und wird von Markus Huber, Friedrich Preiß und Rudolf Müllner bearbeitet. Sie ist eine terrassierte Steillage mit 25 Prozent Hangneigung. Der karge Boden besitzt einen hohen Eisengehalt. Damit präsentieren sich die Weine dicht und engmaschig in ihrem Finish, sie überzeugen durch Konzentration und Finesse.
Die Ried Rothenbart (2,9 ha in Inzersdorf) liegt auf 350 bis 380 Metern Seehöhe und gehört zu den am höchsten gelegenen Terrassenlagen des Traisentals. Der permanente Wind und die sandig-steinigen Böden mit Kalk, Mergel und einigen Eisenanteilen führen zu eleganten, lebendigen Weinen. Ludwig Neumayer und Markus Huber keltern exzellente Rieslinge von dieser Lage.
Ried Zwirch: Dieser Weingarten umfasst 22 ha und befindet sich in Inzersdorf in einer Kessellage, die auf 250 bis 350 Metern Seehöhe liegt. Ludwig Neumayer und Markus Huber arbeiten hier mit Grünem Veltliner. Der kalkige Konglomeratsboden mit Löss vereint die dichte, straffe Kalkstruktur und die Saftigkeit vom Löss.
Die Ried Hochschopf (23 ha) liegt in Nußdorf auf rund 300 Metern und hat einen kargen Kalk-Konglomeratsboden als Basis. Die Winzer Thomas Dockner und Friedrich Preiß keltern hier ihre ­Weine, wobei Grüner Veltliner die dominante Sorte dieser Lage ist. Die Weine zeichnen sich durch ihre gute Struktur und tiefe Fruchtaromen aus.
Auf der von Löss geprägten Lage Ried Rosengarten (38 ha liegen in der Gemeinde Wagram ob der Traisen) arbeiten die Winzer Leopold Figl, Viktor Fischer, Herwald, Hauleitner, Friedrich Preiß und Johann Schöller mit Grünem Veltliner. Die Weine dieser Lage vermitteln Körper und Balance sowie eine saftige Fruchtigkeit.
Ried Fuchsenrand (8,7 ha, meist GV) und Ried Kogelberg (11 ha, GV und RI) in der Gemeinde Oberndorf sind von Schotter und Kalk gekennzeichnet. Daher zeigen der Grüne Veltliner und Riesling von Rudolf Hofmann eine dichte, straffe Struktur mit pikantem Biss im Abgang.
Die Ried Brunndoppel ist eine Theyerner Konglomeratslage, von der Friedrich Preiß seit Jahren einen seiner besten Grünen Veltliner keltert. Auch die Ried Rampl ist eine Konglomeratslage und vereint Körper und Textur sowohl bei den Rieslingen als auch den Grünen Veltlinern von Bernhard Steyrer.
Urgestein prägt die Ried Stoaried, die vom Weingut Steyrer bearbeitet wird, und vermittelt dadurch sowohl beim Riesling als auch beim Grünen Veltliner eine helle, klare Fruchtnote sowie feine Struktur. In der Ried Gaisruck stehen die Reben auf kalkreichem Löss und vereinen somit Kraft, Konzentration und Balance. Das Weingut Müllner kultiviert Grünen Veltliner in dieser Lage.
Die Inzersdorfer Ried Himmelreich umfasst 19 ha. Die Bodenformationen sind sehr vielfältig: Konglomerat, Kalk, Schotter und Löss, was pikante, körperreiche Weine ergibt. Das Weingut Deimel keltert ausgezeichnete Grüne Veltliner aus dieser Riede.
Ried Engelreich liegt zwischen Ried Berg und Ried Zwirch und umfasst 11 ha. Die nach Südost ausgerichteten Weingärten sind von kalkigen Konglomeratsformationen geprägt, in Teilen der Lage ist mehr Lössprägung vorhanden. Die Weingüter Neumayer und Alex Siedler keltern Grüne Veltliner aus dieser Riede.
Ried Buchhammer (21 ha in Reichersdorf) grenzt an die Ried Alte Setzen, und der ebenfalls kalkige Lössboden steht für gehaltvolle und pikante Grüne Veltliner, wie die vom Weingut Alex Siedler.
Die Frauendorfer Ried Eichberg umfasst 34 ha Weingärten und liegt in Richtung Nordosten zur Donau hin. Sie ist von Lösskalk geprägt. Karl Brindlmayer, Nolz und Thomas Heinrich keltern mehrheitlich Grünen Veltliner von dieser Lage.

Zusammenfassend präsentieren sich die 2023er mehrheitlich intensiv fruchtig. Die offenere Fruchtprägung und die unterschiedlichen Texturen spiegeln den Lesezeitpunkt und/oder die Rieden- Charakteristik wider. Die Weine aus dem Jahrgang 2022 haben sich sehr gut entwickelt und wirken etwas pikanter im Finish.
Beide Jahrgänge kann man im Traisental als sehr gut zusammenfassen, die Weine präsentieren sich einladend. –

Zu den Bewertungen
2023 Grüner Veltliner Traisental DAC
2022 Grüner Veltliner Traisental DAC
2022 & 2023 Riesling Traisental DAC