Hofmeisterei Hirtzberger

Hofmeisterhaft

Foto von Julius Hirtzberger
Text von Alexander Rabl
Erwin Windhaber, Küchenchef der Hofmeisterei Hirtzberger, mit dem tagesfrischen Fang in der Hand

Widmen wir uns an dieser Stelle ausnahmsweise zu Beginn dem Wein. Unternehmerisch war es eine Glanzidee der Familie Hirtzberger, dieses Lokal zu erwerben. Um hier das Potenzial der Weine ihres Guts präsentieren zu können, auf Österreichs vermutlich einziger Weinkarte, auf der Hirtzberger-Weine mit bis zu zwanzig Jahren Reife stehen. Auch das zweite Familienweingut, die Hofmeisterei Mathias Hirtzberger selbst, zeugt von der Klugheit der Hirtzbergers. Matthias Hirtzbergers Weine sind keine Klone der Weine seines Vaters, sondern eigenständige Weine, die ein bisschen leichter wirken und daher geeignet sind, eine neue Generation von Weintrinkern zu begeistern, denen der klassische Hirtzberger-Stil zu barock scheint. Dass dieser mit dem Wort barock nur unzureichend beschrieben ist, mit Ausnahme einiger Jahrgänge, auch davon kann man sich hier überzeugen. Die von Hartmuth Rameder und Julia Graf kuratierte Weinkarte bietet allerdings auch einen breiten Streifzug durch die deutschen Weinbaugebiete, auch das ist in der Wachau ziemlich einmalig. 2.000 Positionen sind nicht nichts. Man kann aber auch einen weißen Ermitage von M. Chapoutier trinken, etwa zum gebratenen Waller mit Safran, womit wir bei der Küche angelangt sind. Erwin Windhaber kocht klassisch, die Tricks der Nordic und molekularen Cuisine hat er sich nie angeeignet, wahrscheinlich hatte er zu viel zu tun, oder es interessierte ihn nicht.

Dass er deshalb keine Ideen hätte, kann man ihm aber nicht nachsagen. Zum Beispiel ist der vollschlanke, weil nahezu fettfreie und als ­Anti-Cholesterinmittel verschriebene Kamptaler Strauß eine echte Delikatesse, zu der Windhaber roten Paprika kombiniert sowie Cru de Cao und Sauerklee, ein schönes bitter-fruchtig-würziges Miteinander, wenn man will, die Version eines Paprikahendls 2023. Kräuterseitling kombiniert die Küche mit Bärlauch und Limette. Zur Ente gibt es Feige und Melanzani in Form eines Kaviar d’Aubergine. Hartmuth Rameder und Erwin Windhaber haben in diesem gleichwohl wunderschönen wie auch schwierig (zu nahe an der Straße) gelegenen Restaurant schon lange bewiesen, dass sie gute Gastronomie können. Chai mit Bauerntopfen und Ingwer prägen das Dessert. Das Lokal selbst ist dank eines einfühlsam vorgenommenen Faceliftings ein wirklicher Wohlfühlort, und es wundert nicht, dass die Gäste vor allem an Wochenenden hier karawanenartig vorstellig werden. Mit Hund, Großeltern und Kind. Denn Schnitzel und Mozartknödel gibt es in der Hofmeisterei natürlich auch.

Küche: 3,5
Atmosphäre: 3,5
Weine: 5

Hofmeisterei Hirtzberger
Wösendorf 74
3610 Weißenkirchen in der Wachau
T 02715/229 31
hofmeisterei.com