Markthof – Farm to Table

Menschen haben mitunter eigen­artige Hobbys. Top-Managerin Angelika Strasser-Edhofer etwa verbrachte ihre Freizeit mit Landwirtschaft: 2017 übernahmen sie und ihr Mann Johannes Edhofer eine Herde reinrassiger Angus-Rinder aus der BOA-Farm im Weinviertel sowie die Edhofer’sche Geflügelzucht und stellten sie auf Bio um. Als 2019 Tochter Theresa auf die Welt kam, sah Angelika Strasser-Edhofer das als Anlass, die Karriereplanung zu überdenken, und gab den Management-Posten auf. Die beiden übernahmen einen Nachbarhof noch dazu und richteten dort einen Hofladen ein; und im Sommer auch gleich ein Restaurant.

Der erste Gedanke, der einem da vielleicht in den Kopf schießen mag, nämlich dass das ein bisschen nach einer rustikalen Angelegenheit klingt, wird vorerst durchaus bestätigt: Man fährt in den Hof eines – ziemlich großen – Gutshofs ein, parkt das Auto neben landwirtschaftlichen Riesenmaschinen und dem Ziegenstall, nimmt Platz in einem Saal, der ein bisschen wie das dezent modernisierte Jagdstüberl ­eines niederösterreichischen Großbauern aussieht und genau das bis zur Umwandlung in den Markthof auch war. Aber dann ist auch schon Schluss mit Ländlichkeit. Denn der ­Familie Edhofer gelang nicht nur, die Qualität ihrer eigenen landwirtschaftlichen Produkte – Rindfleisch, Eier, Hühner – auf ein ganz fantastisches Niveau zu bringen und zugleich bestens mit ähnlich gearteten Produzenten aus der unmittelbaren Nachbarschaft zu interagieren. Sie konnte auch ein junges, ambitioniertes Küchenteam um Fabian Schasching, Elena Schwamm und Max Eichberger verpflichten, alle drei zuvor etwa bei Steirereck, Floh und Landhaus Bacher.

Und da kommt dann, was es am Bauernhof sonst nur selten gibt: etwa Pastrami und Speck vom Nachbarhof sowie großartig knackige Pickles und fantastischer Erbsen-Hummus als Gedeck, grüne Fisolen und Erbsen mit würzigem Pilzsud auf Waldpilz-­tatar, ein fulminates Gemüsegericht, und eine vor Kraft vibrierende Rindsuppe mit Beinfleisch, Frittaten und Schnittlauch. Gefüllte Pasta ist hier – die Eier! – natürlich fixer Bestandteil des Menüs, und dass das Boef bourguignon mit Steinpilzen und Polenta so großartig war, kann man sich durchaus erklären: Das Rindfleisch hat’s ja nicht weit. Der Service wird von Familienmitgliedern unterstützt, die Weinkarte ist fantastisch, ein Antialkoholiker mit Führerschein sollte beim Besuch des Markthofs also mit an Bord sein, der Weg zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit in Neulengbach oder Sieghartskirchen ist doch ein Stückerl.

Küche: 4
Atmosphäre: 2
Weine: 4

Markthof
Kellergasse 1, 3401 Siegersdorf, T 0664/815 56 38
markthof.at