Absolut einzigartig

Aus der Werbung in den Weingarten: Wie Peter Veyder-Malberg zu seiner neuen Berufung kam und nach der Leitung des Schlossweinguts Hardegg nun die Wachau auf ökologische Weise in die Flaschen füllen will.

Absolut einzigartig

Text von Michael Pronay Foto: Manfred Klimek
Genau so stellt man sich einen Spross aus altem Adel vor (der er ja auch ist – die Veyders stammen aus Luxemburg und ließen sich im 18. Jahrhundert auf Schloss Malberg in der Eiffel nieder): ruhig, freundlich, höflich, gebildet, zuvorkommend. Der gebürtige Salzburger ist eindeutig mehr urban denn bäuerlich definiert.
Wie kommt man eigentlich aus einer Werbe- und Marketingagentur – das war Peter Malbergs letzter klassischer Job in den 1980er Jahren – zum Wein? "Das war einfach. Als Single geht man relativ oft abendessen, kommt als Einzelgast mit den Sommeliers ins Gespräch, und so ist das Interesse am Wein in Leidenschaft umgeschlagen. Irgendwann war mir klar, dass die Dienstleistung ‚Werbung‘ nicht mein Leben ist, und ich war entschlossen, Winzer zu werden." Geht das so einfach? "Nicht einfach, aber es geht." Mit 29 fühlt sich Malberg für eine klassische Schule ein wenig zu alt. Also wird das Winzerhandwerk autodidaktisch erlernt, hauptsächlich durch learning by doing, unter anderem in Kalifornien bei Pine Ridge, in Deutschland bei Franz Keller im Badischen, in der Toskana auf Montemaggio, in Neuseeland bei Villa Maria. Dann geht’s als außerordentlicher Hörer in die Schweiz an die "Eidgenössische Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau Wädenswil.
1993 kommt er nach Österreich zurück und bietet seinem alten Bekannten Maximilian Hardegg an, ihm bei der Lese auf dem Weinviertler Schlossweingut zu helfen: "Dann bin ich dort 14 Jahre geblieben." Was aber keineswegs negativ besetzt sein soll: "Ganz im Gegenteil, es war eine wunderschöne Zeit – nur habe ich gemerkt, wenn ich jetzt nicht den Sprung in die Selbstständigkeit mache, dann gehe ich bei Hardegg in Pension, und das ist auch nicht ganz meine Lebensperspektive. Es war höchste Zeit für ein eigenes kleines feines Weingut." Warum ist er nicht schon früher weggekommen? "Weil ich keine Veranlassung gesehen habe: Ich habe die Leitung des Weinguts in Eigenregie in Absprache mit dem Eigentümer innegehabt, es war eine perfekte Symbiose, alles hat sehr gut gepasst." Peter Malberg macht den vermutlich besten europäischen Viognier außerhalb Frankreichs, 2006 stellt er das Weingut auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung um, offiziell ist’s ein Demeter-Umstellungsbetrieb.
Wieso wurde es gerade die Wachau? "Das ist eine gute Frage, denn als Single ohne familiäre Verpflichtungen hätte es ohne weiteres auch Südfrankreich oder die Neue Welt sein können. Dann fällt einem auf, dass der österreichische Weißwein – und im Speziellen die Stilistik der Wachau – absolut einzigartig ist und darüber hinaus noch längst nicht in alle Richtungen ausgeschöpft und ausgelotet ist."
Im Dezember 2007 fällt die Entscheidung, sich in der Wachau umzuschauen. Wie lebt sich’s dort? "Im Moment noch gar nicht, ich pendle aus dem Weinviertel ein und arbeite aus dem Kofferraum heraus. Aber Anfang Juni beziehe ich ein Haus in Spitz, da wird dann auch der Keller für meine erste Lese, den 2008er, adaptiert." Wie kommt man überhaupt zu Weingärten? "Indem man auf der Straße herumfragt: ‚Haben Sie Weingärten, ich wäre interessiert?‘ – ‚Nein, ich nicht, aber der Nachbar vielleicht, rufen Sie ihn an!‘" Und so ist’s tatsächlich. Derzeit hat Malberg sieben Parzellen mit insgesamt 1,5 ha, mit dem Schwerpunkt Weißenkirchen und im Spitzer Graben (Vießling). Kann man von 1,5 ha leben? "Leben tu‘ ich derzeit davon, dass ich nebenbei Beratung in Sachen Weinbau, Kellerwirtschaft und Marketing anbiete – offenbar können die Kollegen von meiner 14-jährigen Erfahrung auf dem Schlossweingut profitieren, sonst würden sie mich ja nicht engagieren. Langfristig aber sollen’s hier in der Wachau 5 bis 8 Hektar werden."
Gibt’s einen Zeithorizont für die Erweiterung? "Nein, aus einem ganz einfachen Grund: Ich habe ausschließlich Terrassenweinlagen, in die man nicht mit dem Traktor hineinfahren kann. Wie hoch der Arbeitsaufwand für professionell betriebenen Biodynamik-Weinbau in solchen Lagen ist, das lässt sich derzeit noch kaum abschätzen. Mir ist aber wichtig, das, was die Wachau ausmacht – dieses unglaubliche Lebensgefühl und die wunderschöne Landschaftsarchitektur –, auf ökologisch nachhaltige Art und Weise in die Flasche zu bringen. Ich will tolle Weine machen, die aber fein sind und einem nicht entgegenstürmen."
Peter Veyder-Malberg
Ottenschlägerstraße 1, 3620 Spitz,
Tel.: 0664/164 11 68,
www.malberg.at