Adel verpflichtet

Das Haus Antinori wurde mit der internationalen Ehrentrophée 2015 ausgezeichnet.

Text von Christian Grünwald Foto beigestellt

Antinori zählt zu den Big Players im globalen Weingeschäft. Der italienische Wein wäre ohne die Adelsfamilie ein anderer. Die ­Antinoris können ihre geschäftlichen Wurzeln bis auf das Jahr 1385 zurückverfolgen. Der Florentiner Clan betreibt seither auf seinen ausgedehnten Landgütern Weinbau – mittlerweile in der 26. Generation.

Allegra Antinori sieht das Rezept dieser unglaublichen Erfolgsgeschichte darin, „dass alle Generationen stets ihre Arbeit mit Leidenschaft vollbracht haben. Wir lieben dieses Land und natürlich auch den Wein selbst.“ Ihr Vater Piero Antinori kreierte mit dem Tignanello Anfang der 1970er Jahre einen völlig neuen Weintyp, den so genannten „Super Tuscan“. Die Cuvée aus etwa 80 Prozent Sangiovese und 20 Prozent ­Cabernet machte den damals altmodischen toska­nischen Wein verführerisch und international kon­kurrenzfähig. Der Wein wurde nicht mehr wie früher ­üblich jahrelang in großen Fässern gelagert. Stattdessen wurden kleine Barriquefässer verwendet, wie sie im Bordeaux immer schon für Spitzenweine verwendet wurden. Der einige Jahre später geschaffene Solaia mit umgekehrtem Rebsortenverhältnis machte das neue italienische Weinwunder komplett. – Jedes Weingut in der Toskana orientierte sich ab sofort an den von ­Antinori aufgestellten Meilensteinen und war damit erfolgreich.

Wenn es etwas gibt, was der Antinori-Clan derzeit als Risikofaktor für sein Generationenwerk ansieht, dann ist es das Wetter: „Letztlich hängt unsere Arbeit eng mit der Natur zusammen und diese wird derzeit von Ereignissen wie sintflutartigem Regen, Stürmen und extremen Temperaturschwankungen beeinträchtigt. Man muss sich also darauf einstellen, dass es von manchen Weinen in manchen Jahren eben nicht so viel der gewohnten Qualität gibt.“

Das neue Headquarter in Bargino ist allein schon wegen seiner grandiosen Architektur ein Wahrzeichen der Region. Der kühne mehrgeschossige Entwurf aus Stahl und Terracotta lässt moderne Technik und Natur in gelungener Balance erscheinen. Dort entstehen unter anderem die großen Chiantis des Familienimperiums, das heute operativ von Piero Antinoris Töchtern ­Albiera, Allegra und Alessia geführt wird.

Mittlerweile verfügt das Haus Antinori über einen ­eindrucksvollen Pool an kleinen feinen Weingütern. Badia a Passignano etwa mit seinen großartigen Chiantis oder auch Guado al Tasso in Bolgheri mit gut 300 Hektar Weingärten. Und da wäre auch der weiße Cervaro della Sala, der seit einer gefühlten Ewigkeit zu den bestprämierten italienischen Weißweinen zählt. Joint Ventures in Ungarn, Malta und den USA komplettieren das ­Antinori-Imperium, das auch in Sachen Gastronomie hochaktiv ist. Die „Cantinetta Antinori“, in Florenz im Innenstadtpalais der Familie untergebracht, ist, so wie auch das „Procacci“, ein zuverlässiger Botschafter toskanischer Kulinarik im Ausland. Beide Restaurants sind aus Wien nicht mehr wegzudenken. Weitere Restaurants werden in Zürich, Singapur und Moskau betrieben. Dieses Jahr feiert die Wiener „Cantinetta“ ihr 20-Jahr-Jubiläum. Mino Zaccaria leitet die Geschicke beider Lokale mit großer Umsicht und Erfolg. So gesehen geht die an Antinori vergebene Ehrentrophée zu einem kleinen Teil auch nach Wien.