Entwickler der Tradition

Josef Jameks Schwiegersohn Hans Altmann führt das vielleicht bekannteste Weingut mit Restaurant in der Wachau mit ruhiger Hand durch die Zeitläufte.

Entwickler der Tradition

Text von Michael Prónay Foto: Manfred Klimek
Die Eisenbahnlinie durch die Wachau war gerade fertig (1909), da wurde in Joching mit dem Bau jenes schmucken Hauses begonnen, das später zum Aushängeschild der Wachau werden sollte. 1912 wurde es als "Gasthof Wachau" eröffnet, und schon im Herbst desselben Jahres vom Besitzer, dem Jochinger Johann Lehensteiner, an Anton Jamek, Josef Jameks Vater, verkauft.
Der Wein spielte damals längst nicht die Rolle, die er heute spielt. Die Landwirtschaften waren grundsätzlich gemischt, und der größere Teil der Trauben ging den Weg des Essigs. "Damals gab eine ganze Menge Essigfabriken. Auch Hirtzberger war einmal eine Essigsiederei", erzählt Hans Altmann. "Damals galt nur der Rossatzer Wein als trinkbar."
1959 kauft Josef Jamek Weingärten in der Riede Klaus, das Jahr darauf füllt er erstmals nicht aufgebesserten Wein ab – und wird prompt als Spinner belächelt. Altmann: "Noch 20 Jahre später haben mich Nachbarn gefragt, wie wir es schaffen, unseren Kunden glauben zu machen, der Wein sei nicht aufgebessert. Der Glaube an das Seligmachende des Zuckers respektive des Alkohols ist tief dringesessen."
Hans Altmann, wie Franz Hirtzberger und Emmerich Knoll Jahrgang 1950, macht 1975 seinen Magister in Wirtschaft und heiratet zwei Jahre darauf Jutta Jamek. Sein Vater war zwar lange Direktor der Weinbauschule Krems, doch er landet bei Raiffeisen Niederösterreich im Bankgeschäft. "Meine Frau wollte allerdings nie einen Banker zum Mann haben, sondern immer schon Weingut und Wirtshaus übernehmen." Fast zwei Jahrzehnte später, 1996, setzte sie ihren Willen durch und die beiden übernahmen jenen Betrieb, den Josef und Edeltraud Jamek immerhin 55 Jahre geführt hatten.
Der Einstieg war gar nicht so einfach: "Neu war es uns nicht, Jutta war schon immer im Betrieb, und ich am Samstag." – Sonntag war seit den frühen 1970ern Ruhetag. – "Aber wir haben jetzt 13 Jahre hart daran gearbeitet, Restaurant und Weingut zu dem zu machen, was die Leute seit 50 Jahren glauben, dass es ist." Altmann weiter: "Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben, aber wir haben nur erneuert, nichts verändert." Mit wenigen Ausnahmen freilich, wie dem Gastgarten hinterm Haus, fünf neuen Gästezimmern und dem neuen Weinkeller.
"Früher waren wir als Weingut eher ein Pachtbetrieb, jetzt haben wir 30 Hektar eigene Weingärten, wir haben die Weingärten in der Klaus auf fünf und in der Achleiten auf drei Hektar arrondiert." Das macht sie zum größten privaten Besitzer in den beiden Renommierlagen. "Jetzt gibt’s auch genug Wein, und nicht mehr das Zuteilungs- und Reservierungssystem, das für alle unangenehm war." Und: "Mit dem neuen Keller machen wir den Wein in der Qualität, wie sie mir vorschwebt."
Das können wir bestätigen. Schlecht waren die Jamek-Weine natürlich nie, aber es gab eine Periode, da andere doch merklich besser waren. Seit einigen Jahren aber sind die Jamek-Weine wieder in der Spitze mit dabei. Im aktuellen Guide A la Carte hat kein einziger Wein weniger als 90 Punkte, eine Performance, die von den insgesamt 28 aufgenommenen Wachauer Weingütern nur 9 geschafft haben. Zu guter Letzt: Hans Altmanns Credo ("Wer an seinen Wein glaubt, der schraubt!"), das sich auf etwa 70% der Produktion erstreckt, wird heuer erstmals auf Smaragde ausgedehnt.