Honig von glücklichen Bienen

Von Bienen, Blumen und Bio-Imkern. Ein Ausflug in die Welt von Superbiene und Energiesparhonig.

Honig von glücklichen Bienen

Text von Katharina Kunz Fotos: Stockfood

Die Bienen fliegen von Blüte zu Blüte, sammeln Nektar und Honigtau und lassen dies in ihren Waben zu Honig reifen. Honig ist rein und unverfälscht, was viele vermuten lässt, dass das natürliche Süßungsmittel automatisch biologisch ist. Doch dem ist nicht so. "Es kommt auf die Standorte der Bienenvölker an, wie der Bienenstock beschaffen ist und besonders auf die Behandlung der Bienenkrankheiten", erklärt Kurt Wilhelm, Bio-Imker in dritter Generation und umtriebiger Honigexperte. Für seine Dachmarke "honigfein" liefern 60 Bio-Imker aus Österreich ihre Bienenprodukte, in seinem Geschäft "Wald und Wiese" findet man von Propolis-Drops über Honigseife bis zu Bioakazienhonig mit weißer Trüffel ein breit gefächertes Angebot an Spezialitäten von der Biene.
"Biohonig war lange ein Orchideenthema, jetzt ist es ein Rosenthema, aber ich will, dass es ein täglicher Blumenstrauß wird." Bis dahin ist noch ein wenig an Überzeugungsarbeit notwendig. "Denn", so der Bienenexperte, "in den Verbänden haben wir Bio-Imker nicht viele Freunde, weil wir dabei sind, uns einen sehr attraktiven Markt zu schaffen." Die konventionellen Imker schielen in erster Linie neidisch auf den höheren Gewinn der Bio-Kollegen. Den Mehraufwand an Zeit und Geld sehen sie nicht, der spielt sich im Hintergrund und im Bienenstock ab: Bio-Imker setzen auf sanfte und rein natürliche Methoden und achten darauf, dass weder Tier noch Pflanze Schaden zugefügt wird. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit lautet das Motto. Es beginnt bei der Behausung aus Holz, Stroh oder Lehm. Materialien wie Plastik, Styropor oder chemisch behandeltes Holz, wie sie in der konventionellen Imkerei eingesetzt werden, sind tabu. Gereinigt und desinfiziert wird ausnahmslos mit Wasser, Dampf, Feuer, Soda oder Natronlauge, und die Waben eines biologischen Bienenvolkes bestehen aus einem Holzrahmen mit hundertprozentig biologischem und schadstofffreiem Bienenwachs. Auch bei der Honigschleuderung und der Verarbeitung darf nur Edelstahl verwendet werden, denn verzinkte Gefäße oder solche aus Plastik könnten Weichmacher oder giftige Stoffe absondern, die der hydrophile Honig sofort aufnehmen würde.

Der vermutlich aufwendigste Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Imkerei ist jedoch die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen. Die Pflegemaßnahmen des Bio-Imkers zielen ganz auf die natürlichen Bedürfnisse der Bienen ab und versuchen so, die Selbstheilungskräfte und Widerstandskräfte zu aktivieren. Wenn das nicht ausreicht, greift der Bio-Imker zu Kräutertees, ätherischen Ölen oder homöopathischen Präparaten. Schädlingen wie der fatalen Varroamilbe, die sich wie eine Spinne auf die Biene setzt und sie aussaugt, biologisch Herr zu werden, bedeutet anstelle chemischer Mittel und Antibiotika natürliche Säuren wie Ameisen-, Milch- oder Oxalsäure einzusetzen. Kurt Wilhelm beschreibt das so: "Ist die Biene krank, gibt es gewissermaßen heiße Halswickel statt schnell wirkender Zäpfchen. Das erfordert sehr viel Wissen über die Lebensweise der Biene und eine aufmerksame Beobachtung der Tiere." Der Bio-Imker muss von den Arbeiten an den Bienenvölkern bis zur Ernte und Vermarktung der Produkte alles sehr genau dokumentieren und wird zusätzlich bei regelmäßigen, aber unangemeldet stattfindenden Audits überprüft.
Die Superbiene
Feststeht: Ohne Bienen gibt es kein Leben. Sie zählen zu den landwirtschaftlich wichtigsten Nutztieren, weil sie nicht nur Obst und Gemüse bestäuben, sondern auch die Futterpflanzen der Kühe. Weltweit wird das Bienensterben zunehmend zum Thema – das Umschwenken auf bio ist ein wichtiger Schritt dagegen. Zum einen, weil Bio-Imker versuchen, Krankheiten wie die ganze Völker vernichtende Varroatose präventiv auszuschalten. Und zum anderen, weil Biohonig absolut gentechnikfrei ist. "In den USA sterben viele Bienen, weil die Blüten nicht mehr ihren Bedürfnissen entsprechen", erklärt Wilhelm. "Die gentechnisch veränderten Superblüten sind so sexy, dass die Bienen viel zu lange darauf verweilen, der Treibstoff für den Heimflug nicht mehr ausreicht und sie beim Zurückfliegen sterben." Bio-Imker suchen für ihre Völker eine Umgebung, in der hauptsächlich Biolandbau betrieben wird. Gibt es in der Nähe schadstoffbelastete Waldungen oder gentechnische Versuchsfelder, kommt es sofort zu einem Standortwechsel.
Parallel zur sinkenden Bienenpopulation klagen die Imkerverbände über Nachwuchsprobleme. Auch bei uns gibt es von Jahr zu Jahr weniger Imker, dafür allerdings immer mehr Bio-Imker, die sich auch immer besser vermarkten können. Das ist gut so. Schließlich gilt Österreich als Bienenland: Maria Theresia war es, die 1769 die weltweit erste staatliche Imkerschule im Wiener Augarten gründete und damit den Grundstein für die spätere Verbreitung der Carnica-Biene legte. Kurt Wilhelm, der selbst Bienenvölker im Westen Wiens, in Mauerbach und am Attersee hegt und pflegt: "Die Carnica ist eine Superbiene, die sich durch große Sanftmut, Schwarmträgheit, gute Orientierung und einen hohen Ertrag auszeichnet. In ihrem natürlichen Haus umsorgen wir sie optimal und machen sie zu einer sehr glücklichen Biene."
Zuckerfreier Honig
Ein großes Anliegen von Bio-Imker Wilhelm ist die Etablierung von zuckerfreiem Honig. "Im Winter müssen die Bienen gefüttert werden, Bio-Imker nehmen dazu raffinierten Zucker, der zwar biologisch ist, aber meist aus Cuba kommt. Diese CO2-Belastung gefällt mir überhaupt nicht."
Seine Idee: "Ich erledige die Logistik für die Biene, baue ihr ein optimales Einflugloch, perfekte Waben und unterstütze sie in ihrem Sammeltrieb optimal. Dafür bringt sie mir das Zehnfache von dem, was sie braucht.
Warum soll ich nicht nur neun Teile wegnehmen und ihr einen Teil lassen? Das bringt mich vielleicht um ein paar Euro, ist aber absolut nachhaltig und verschwendet null Energie.”
Bei all dem Engagement für die nachhaltige Betriebsweise geht es Wilhelm nicht darum, gegen konventionelle Kollegen zu wettern – er will sie lieber überzeugen und mit ins Boot holen. "In Österreich gibt es sehr guten Honig, manche Imker arbeiten sogar biologisch, ohne es zu wissen, und konventioneller Honig aus Österreich ist mir immer noch lieber als Biohonig, der um die halbe Welt reisen muss, bevor er aufs Brot kommt. Aber dennoch würde ich einem Bio-Imker immer noch ein wenig mehr vertrauen als einem konventionellen. Weil er meist besser ausgebildet ist, häufig moderner und hygienischer arbeitet und sich einfach mehr mit der Biene auseinandersetzt." Schmeckt Biohonig auch wirklich besser?
"Natürlich. Bezüglich Reinheit und Qualität merkt man da ganz klar einen Unterschied." Die Österreicher essen im Jahr durchschnittlich nicht mehr als zwei, drei Kilo Honig, da hält sich auch der Mehrpreis von Bioqualität in Grenzen: "Man muss immer die Nebenwirkungen beachten, für ein Kilo Honig legen die Bienen 800.000 km zurück, dabei werden 40.000 Wildpflanzen wie Beeren, Disteln und Wiesenblumen bestäubt, da sind die Pollen von zehn Millionen Blüten drinnen, das muss man zu schätzen wissen, das ist unbezahlbar und das kaufe ich mit."