Investor´s Choice

Christoph Körner hat sein reines Hobbyweingut inzwischen auf respektable 50 Hektar emporgebracht. Er nennt sich "den ältesten Jungwinzer im Weinviertel".

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Text von Michael Prónay Foto: Manfred Klimek

Er ist im Weinviertel aufgewachsen, etwa 20 Kilometer von Falkenstein entfernt, wo seine Großeltern eine typische gemischte Landwirtschaft betrieben haben: "Wein, Getreide und Schweindeln, wie das damals üblich war." In der Jugend war er viel mit dem Großvater unterwegs, natürlich auch im Keller: "In Falkenstein durchdringt der Wein alle Lebensbereiche." Zwischen ihm und dem Großvater liegt eine Generation ganz ohne Wein, Christoph Körner hat wieder ganz klein angefangen: "Mitte der 1980er Jahre, während des Studiums an der Wirtschaftsuni, habe ich mit einem Schulfreund und Studienkollegen mit Weinspinnereien begonnen."
Das Experiment eines Weinimports und Weinhandels ("Zichtl & Körner") ist zwar gescheitert, aber Christoph Körner hat sich davon nicht beirren lassen. "Parallel dazu habe ich begonnen, auf 14 Ar Rebfläche in Falkenstein Wein zu produzieren."
1988 ist der erste Jahrgang, den er auf Flaschen füllt, 1989 setzt er den ersten Weingarten aus, 1992 bekommt das Gut die Bezeichnung Dürnberg, den Namen einer Einzellage am gleichnamigen Falkensteiner Berg, die er in diesem Jahr zur Gänze erwerben konnte.
Bis 1997 bleibt der Weinbau Nebenberuf. Dann aber – inzwischen sind es schon 7 Hektar – konnte der Freund, der die Weingärten bewirtschaftete, nicht mehr "und ich war an einem kritischen Punkt angelangt: entweder zurückzuschrumpfen auf reines Hobbyniveau oder den Weinbau als Hauptberuf zu betreiben." Wie die Entscheidung ausgefallen ist, wissen wir inzwischen: "Ich habe mich also von Wien verabschiedet, das schöne alte Bauernhaus meiner verstorbenen Großmutter in Falkenstein von Grund auf saniert, bin hingezogen und wohne heute noch da."
Bald darauf findet er in der Nähe "einen scheidungsverwaisten Betrieb, der gut zu mir gepasst hat, tatsächlich hab ich also mit 14 Hektar begonnen." Mit den Jahren wächst das Weingut auf 24 Hektar. "Das ist aber betriebswirtschaftlich gesehen immer noch zu klein, um einen Betrieb von Null auf zu führen. Es war ja nichts da, und die Investitionen in Maschinen sind enorm."
Es musste also noch ein Schub her: "Ich habe Investmentpartner hereingenommen, mich in der Größe nochmals verdoppelt, und das macht es jetzt möglich, den Betrieb so zu strukturieren, wie es für einen Mittelbetrieb vernünftig ist." Christoph Körner musste alles neu ordnen: "Ich wollte als Einzelkämpfer nicht mehr fünf Hauptberufe haben: Verkaufsleiter, Buchhalter, Landwirtschaftsmanager, Exportchef, Kellermeister etc." Somit gibt es jetzt ein gut funktionierendes Büro. "Und ich kann mich aufs Wesentliche konzentrieren: das Weinmachen. Ich kann über die Verbesserung der Anlagen nachdenken und der Kreativität Platz geben. Der Schritt vom Klein- zum Mittelbetrieb, das ist ein richtiger Quantensprung."
Damit bekam auch die Öko-Management-Seite mehr Gewicht. "Ich bin nicht bio-deklariert oder -zertifiziert, aber ich arbeite seit zehn Jahren nach Öko in Eigendefinition." Bei Körner sieht das so aus: "Bei Bio bin ich vorsichtig, denn bei der Gleichung "bio = retro = gesund" scheint mir der Retroaspekt ein wenig religiös behaftet, ich gehe da mehr mit den Instrumenten der Logik heran."
Wobei eines natürlich hilft: "Man beneidet mich um den großen Anteil alter kerngesunder Veltliner-Anlagen. Da gibt’s bewusst keinen Nitratdünger, wir arbeiten mit Humus und Bodendurchlüftung und fangen jetzt in Sachen natürlichem Dünger gerade eine Kooperation mit einem Reitstall an." Dass das auch offiziell anerkannt wird, freut ihn besonders: "Das Land Niederösterreich hat mich für vorbildliches Ökomanagement, also für die Verbindung Ökologie mit Ökonomie in praktisch allen Sparten des Betriebs, ausgezeichnet."
Bei den Rebsorten führt der Grüne Veltliner (60%), dahinter kommen Weißburgunder, Zweigelt, Chardonnay und Welschriesling. Mit Jahrgang 2008 kommt Sauvignon, in zwei Jahren Traminer: "Da bin ich besonders neugierig." Im (zur Gänze verschraubten) Sortiment nennt sich die leichte, fröhliche Basislinie "Steinwein", darüber steht "Select". Die drei Premiumweine heißen "Rabenstein" (Grüner Veltliner), "Kirchberg" (Alter Gemischter Satz) und die Cuvée Prestige "Ortolan" (Burgundersorten mit mehrheitlich Chardonnay). "Diese Prime-Wine-Linie war mein größter Wunsch und erfüllen konnte ich ihn mir nur durch die aktuelle Größe des Guts. Klein, als One-Man-Show, wäre das nicht gegangen. Oder, um mit Lao-Tse zu sprechen: Wenn du es eilig hast, geh einen Umweg."