Vom Lagerhaus in den Rotweinhimmel

Vom hobbymäßigen Nebenerwerb zum soliden Mittelbetrieb: Josef und Horst Gager stellen in Deutschkreutz ihre herausragende Blaufränkisch-Kompetenz unter Beweis.

Vom Lagerhaus in den Rotweinhimmel

Text von Michael Prónay Foto: Manfred Klimek
Man merkt Josef und Horst Gager, Vater und Sohn, durchaus an, dass sie Männer der Praxis sind. Der Vater, Jahrgang 1948, war Mechanikermeister im Lagerhaus Horitschon, als er in den 1980er Jahren mit einem Hektar Blaufränkisch als Winzer im Nebenerwerb begonnen hat. 1984 wurde der erste Jahrgang, der 1983er, gefüllt. Der Jahrgang war ähnlich sonnenverwöhnt wie 2003. Einen schlechten Rotwein zu produzieren, war damals für jemanden, der gewusst hat, wie’s geht, kaum möglich. Und dieser 1983er landete gleich auf dem zweiten Platz der Falstaff-Rotweinprämierung, was den Bekanntheitsgrad des Neueinsteigers sofort in die Höhe schießen ließ. Trotzdem blieb die Winzerei noch 15 Jahre Nebenjob. Erst 1999 – da bewirtschaftete man fünf Hektar – gab Josef Gager seinen Brotberuf auf.

Horst, der Junior (geboren 1973), durchlief ebenfalls eine technische Ausbildung. Nach der HTL für Gebäudetechnik und Energieplanung war er acht Jahre lang gewerberechtlicher Geschäftsführer einer Fertighausfirma in Wien, bevor er 2003 wieder nach Hause kam. Der Betrieb ist durchaus "State of the Art": 1999/2001 bauten sie den ersten neuen Keller in Deutschkreutz, 2004/06 wurde spektakulär erweitert, seither gibt’s auch sechs Doppelzimmer und Gourmetmenüs ab zehn Gästen.

37 Hektar bewirtschaften die Gagers heute. Wie fühlt man sich so als vergleichbarer Großbetrieb? "So groß sind wir gar nicht, Gesellmann, Hans Igler, J. Heinrich, Kirnbauer und auch Pfneisl sind größer als wir", übt sich Josef Gager im Tiefstapeln. "Wir sind ein schöner Mittelbetrieb geworden", definiert es der Junior, "wobei sich die Flächenerweiterung in den letzten Jahren vergleichsweise explosionsartig zugetragen hat." Wieso gibt’s eigentlich so viele Rebflächen zu kaufen? Horst Gager erklärt: "Der typische Fall in Deutschkreutz ist der, dass der Mann berufstätig, die Frau mit den Kindern zu Hause ist. Aus sozialversicherungstechnischen Gründen werden 2, 3 oder 4 Hektar im Nebenerwerb bewirtschaftet und die Trauben verkauft. Die Jugend aber, die hat schon studiert, die interessiert das nicht, und wenn die Eltern dann nicht mehr können, dann kommen solche Kleinflächen auf den Markt." Was kostet denn so ein Weingarten? Horst Gager: "Im Moment zwischen 2,50 und 3,50 Euro pro Quadratmeter. Wir haben schon um 2,20, aber auch um 4 Euro gekauft."

Josef Gager nennt noch einen Grund, warum die reine Nebenerwerbs-Traubenproduktion nicht das Gelbe vom Ei ist: "Das Qualitätsdenken ist naturgemäß nicht so deutlich ausgeprägt. Die Topwinzer, die halten ihre Qualität auch in schwächeren Jahren, da gehört die permanente Beobachtung der Witterung dazu. Es gibt Jahre, da kann man ohne Weiteres 5.000 oder 6.000 Kilo Trauben pro Hektar ernten, aber in anderen können 4.000 schon zu viel sein." Denn: "80% der Qualität beginnen im Weingarten, und das ist amtlich!", schmunzelt der Senior.

Beim Rebsortenmix ist man bei Gager teils traditionell unterwegs – Zweigelt und Blaufränkisch überwiegen, dazu gibt es Cabernet, Merlot und Syrah, die da auch schon eine gewisse Tradition in der Region haben –, mit Roesler und Tannat aber durchaus ungewöhnlich. Gibt’s keinen Weißwein? Josef Gager: "Doch, zuletzt jedes Jahr. Wann immer wir Rebflächen mit Weißweinanteilen übernehmen, füllen wir den einen Jahrgang, bevor wir die Fläche roden und mit Rot neu aussetzen." Zu ergänzen wäre noch ein Rosé-Sekt, den die Szigetis in Gols herstellen.

Wichtigster Wein in der Produktpalette ist der "Quattro" aus Cabernet, Blaufränkisch, Zweigelt und Merlot. Der "Tycoon" aus Cabernet, Blaufränkisch und Tannat (offiziell nur Tafelwein) war bis vor kurzem der Topwein des Hauses. Darüber steht allerdings inzwischen der nur in Topjahren gefüllte "Blaufränkisch Gager": "Das spricht für die Blaufränkisch-Kompetenz sowohl des Mittelburgenlands wie auch unseres Hauses", so der Senior. Und der Junior ergänzt: "Zwei, drei Stufen darunter liegt mir der Vitikult-Blaufränker ebenfalls sehr am Herzen. Der soll national wie international den Stellenwert der Rebsorte ins Bewusstsein der Konsumenten rücken", so der Präsident und (gemeinsam mit Walter Kirnbauer) Mitbegründer der Vereinigung von acht Betrieben im Mittelburgenland.

Wie sieht die Zukunft aus? Horst Gager: "Mit 37 Hektar haben wir eine solide Größe, wir werden uns in Zukunft doch eher einbremsen – auch wenn der Papa, der offiziell in Pension ist, die billigste Arbeitskraft im Betrieb ist." Wozu der Herr Papa schallend lacht.