Balkanexpress

Spannende Restaurants in Belgrad, Sofia und Bukarest, in denen der Business-Gourmet den Balkan kulinarisch kennenlernen kann.

Balkanexpress

Text von Hans Mahr Fotos: beigestellt
Zugegeben, für Urlaub und Sightseeing fährt man nicht unbedingt in diesen Teil der Welt. Obwohl Belgrad, Sofia und Bukarest durchaus ihre Reize haben. Wer im Südosten Europas unterwegs ist, befindet sich meist auf Geschäftsreise – und auf der Suche nach guten Lokalen, in denen Essen und Trinken Spaß macht.
Das Problem: Für keine dieser Städte gibt’s einen ordentlichen Führer. Für Michelin, Gault Millau und auch A la Carte sind das eher weiße Flecken auf der Gastronomie-Landkarte. Deswegen haben wir – auch auf Anregung einiger A la Carte-Leser – ein paar Adressen zusammengetragen.
Fangen wir in Belgrad an: Für mich ist der sympathischste Platz in der alten jugoslawischen Hauptstadt das Frans, ein eher gemütliches, echt serbisches Wirtshaus, nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt.
Dort gibt’s ordentliche "jugoslawische Küche". Und auch die ein oder andere Flasche örtlichen Weins aus der Voljodina oder aus dem nahen Moldawien zum Probieren. Am besten beginnt man mit ein paar Vorspeisen, etwa einem Prosciutto aus dem montenegrinischem Njegus, gegrilltem Paprika mit viel Knoblauch und den typischen, mit Käse gefüllten Pfefferoni. Als Hauptspeise bietet sich ein Spaziergang durch die serbischen Spezialitäten an: Pleskavica (das sind die flachen, etwas geschärften Hamburger), Cevapcici (in Serbien meist nur aus Rind- und Schweinefleisch, die schmackhafteren aus Rind- und Lammfleisch gibt’s nur in Bosnien) und Rasnici (Rindfleischspieße). Kleiner Tipp: Am besten nach Kellner Nikola fragen, der – englisch, französisch und deutsch sprechend – die kompetente Zusammenstellung der Speisen übernimmt.
Ähnlich traditionelles Belgrad repräsentiert das Madera am König-Alexander-Boulevard, das auch über einen wunderschönen Gastgarten verfügt. Im Madera gibt’s neben den serbischen Spezialitäten auch guten Fisch, von der Forelle bis zum Wolfs-barsch. Allerdings sollte man die Küche darauf hinweisen, den Fisch nicht zu lange zu grillen, denn der Umgang mit schwimmenden Dingen lässt hierzulande etwas zu wünschen übrig.
Wer wirklich guten Fisch genießen will, dem sei das Langouste – etwas außerhalb direkt an der Donau – zu empfehlen. Mit viel Verve bemüht man sich hier um eine fischbetonte Gourmet-küche und zwar mit respektablem Erfolg: sehr schmackhafter Meeresfrüchtesalat, gegrillter Oktopus mit Bohnenpüree, ein nicht überbratener Petersfisch mit leichten Gemüsen. – Für mich ist das Langouste von der Speisequalität her wahrscheinlich das beste Lokal in Belgrad.
Dicht gefolgt von einem Geheimtipp mitten in der Altstadt, das sich wegen seiner Kleinheit weniger fürs Geschäftsessen als für einen kurzen Lunch eignet. Pire heißt es und hat sich der Slow-Food-Bewegung verschrieben: selbst gebackene Focac-cie (Fladenbrote mit Kräutern), Tuna in Wasabi und Sesam, tadelloser schwarzer Risotto mit Tintenfischen, mariniertes Steak mit Erdäpfelpüree und eine erstklassige Mousse au chocolat stehen auf der Karte. Das einzige Problem: Im ganzen Lokal dröhnt Lautsprechermusik, weil man offensichtlich hip sein will. Gott sei Dank lässt sich der Lärmpegel nach mehrmaligem Nachfragen auch deutlich drosseln.
Wer es ganz italienisch haben will, der kann ins Pietro del’Oro pilgern. Dort hat ein ehemaliger serbischer Fußballspieler ein ordentliches Spaghetti-Restaurant aufgemacht, das nach dem Präsidenten von Inter benannt ist. Offensichtlich hatte der gute Mann einen ordentlichen Vertrag bei Inter …
Weiter nach Sofia, der ein wenig schmucklosen Hauptstadt Bulgariens, deren sechsspurige Boulevards an viel Stalin-Architektur vorbeiführen. Gastronomisch verwöhnt wird man in Sofia nicht. Aber in den letzten Jahren – vor allem seit dem EU-Beitritt – hat sich eine Gastronomie entwickelt, die man zumindest als ordentlich bezeichnen kann. Vor allem Salat und Gemüse schmecken hier noch wie bei uns vor 20 Jahren, als die Holländer noch nicht den Markt beherrscht haben.
Das beste Restaurant ist sicher Beyond the Alley, Behind the Cupboard in einem Jugendstilhaus, etwas nördlich der Kathedrale. Wunderschöner Garten, elegantes Interieur und internationale Küche mit einem bulgarischen "Touch", den schon weiland Bill Clinton genossen hat. Eingangs einen schönen Salat mit vielen Tomaten, Paprika und Ziegenkäse, dann Kaninchen mit Tomaten und Pinienkernen und Steaks aller Art mit frischem gedünsteten Gemüse. ==== Im besten Sinn gemütlich ist das Restaurant Krim, das schon in der Kommunistenzeit eines der besten in Sofia gewesen ist. Wo seinerzeit KP-Diktator Schivkov und Co. getafelt haben, veranstalten heute demokratisch gewählte Politiker und aus aller Welt eingeflogene Business People ihre Geschäftsessen.
Auch hier der unvermeidliche Bauernsalat, eine gute Kartoffelcremesuppe, geröstete Paprika in einer Milchsauce (das ist wirklich bulgarisch!) und dann ein mit Tomaten und Ziegenkäse gefülltes Hendl – alles durchaus akzeptabel.
Wer gute Küche mit guter Aussicht verbinden will, der muss im Panorama reservieren, im 20. Stock des Kempinski-Hotels mit Blick über Sofia und das Vitosha-Gebirge. Im Panorama gibt’s die mit Abstand besten Steaks des Landes (aus den USA importiert) und als "bulgarisches Traditionsgericht" einen wirklich hervorragenden Lammeintopf direkt aus der heißen Tonschüssel. Außerdem findet man hier die beste lokale Weinkarte. Kaum zu glauben, aber da sind ein paar wirklich hervorragende Tropfen – vor allem rote – dabei.
Zwei weitere Geheimtipps fürs Geschäftsessen: Das Uno Enoteca residiert in einem alten Bürgerhaus und serviert im Winter lokale Spezialitäten wie Rehrouladen mit Speck, Karotten und Maronipüree und Wildschwein mit Gemüseeintopf. Das La Capanina bietet eine wirklich akzeptable italienische Küche. Außerdem gibt’s dort die besten Torten von Sofia und einen wunderbaren Blick aufs Parlament und die Kathedrale dahinter.
Am weitesten fortgeschritten ist die Gastronomie in Bukarest, der rumänischen Metropole. Die Rumänen haben sich immer schon als halbe Italiener gefühlt (die Sprache hat durchaus Ähnlichkeiten) und das macht sich auch bei der Küche deutlich bemerkbar.
Mein Lieblingslokal ist das Casa di David, wunderschön an einem Bukarester See mitten in der Stadt gelegen. Wirklich exzellente warme Vorspeisen (gegrillte Calamari, Scampi in Chili, Variationen vom Tuna), dann Bukarests bestes Angebot an frischen Fischen, die direkt vom Schwarzen Meer kommen. Als Draufgabe ein kleiner Pizzaofen, der die Gäste nicht nur mit herrlichem Brot, sondern auch mit zehn verschiedenen "Pizzas wie bei Mamma" versorgt. Übrigens, probieren Sie unbedingt die rumänischen Weine, vor allem Sauvignon Blanc und Chardonnay gibt es in hoher Qualität zu verkosten.
Nummer zwei ist das Uptown, das in einer Villengegend am Rand der Stadt liegt. Gute mediterrane Küche und die "Beautiful People" von Bukarest kann man dort genießen. Eher einen asiatischen Touch hat das Balthazar in einer Gründerzeit-Villa, das von Sushi über Tom-Yam-Suppe bis zum Chicken-Curry alles abdeckt. Das Außergewöhnliche am Balthazar: Man bekommt – etwa nach einer langen Verhandlungsschlacht – noch bis Mitternacht eine ordentliche Küche serviert. Und wer unbedingt ein Steak will, der kann ins Restaurant Prime Steaks des neu eröffneten Radisson Hotels pilgern, wo man in Leder-Fauteils US-Beef nach US-Art speisen kann.
Für alle, die ein wenig Abenteuer suchen, zwei "typisch rumänische Lokale": laut, deftig, zum Feiern nach einem Geschäftsabschluss. Die Casa Romaneasca liegt auf halbem Weg zum Airport und präsentiert die besten Fleisch- und Wurstplatten der Stadt – Schweinshaxe, gegrillte Beef-Lende, Lammkotelett und was sonst noch auf rumänischen Weiden zu finden ist. Etwas weniger laut, aber auch weniger authentisch geht es in der Casa Doina – La Sosea, einer Villa aus dem 18. Jahrhundert mitten in der Stadt am Piata Vicotoriel zu. (Achtung: unbedingt in diese Location und nicht ins moderne Zweitlokal im Hotel Best Western gehen!) Dort gibt’s – für jene, die das mögen – auch rumänische Livemusik.
Alles in allem wird man am Balkan Hot Spots der Feinschmeckerei vergeblich suchen, aber peu à peu hat auch hier die gute Küche in den letzten drei Jahren einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Kleiner Tipp am Rande: Wenn örtliche Geschäftsfreunde Sie zum Essen einladen wollen, verlassen Sie sich nicht nur auf deren Geschmack. Merken Sie einfach an, dass Sie sich freuen würden, eines der oben genannten Lokale kennenzulernen, von denen man Ihnen schon so viel erzählt hat …

Adressen

BELGRAD

Restaurant Frans
Bulevar oslobdtenja 18a
11000 Belgrad
Tel.: +381/11/726 41-944
www.frans.rs

Restaurant Madera
Boulevard of King Alexander 43
11000 Belgrad
Tel.: +381/11/323 13 32
www.maderarestoran.com

Restaurant Langouste
Kosancicev Venac 29, Belgrad
Tel.: +381/11/328 36 80

Restaurant Pire
Cara Lazara 11, Belgrad
Tel.: +381/11/263 49 94
www.pireslowfood.com

Restaurant Pietro del’Oro
Trnska St. 2, 11060 Belgrad
Tel.: +381/11/344 77 00

SOFIA

Beyond the Alley, Behind the Cupboard
Budapest St. 31, Sofia
Tel.: + 359/2/980 90 67
www.beyond-the-alley.com

Restaurant Krim
Slavyanska St. 17, Sofia
Tel.: + 359/2/981 06 66

Restaurant Panorama
Kempinski Hotel Zografski
James Bourchier Blvd. 100
1407 Sofia
Tel.: + 359/2/686 096

Restaurant Uno Enoteca
Bd Vassil Levski Blvd. 45
Tel.: + 359/2/981 43 72, Sofia
www.uno-sofia.com

Restaurant La Capanina
Narodno Sabranie Sq. 9, Sofia
Tel.: + 359/2/980 44 38

BUKAREST

Restaurant Casa Di David
Parc Herastrau
Sos. Norddului Nr. 7–9
Bukarest
Tel.: +40/21/232 47 15
www.casadidavid.ro

Restaurant Uptown
Rabat St. 2, Bukarest
Tel.: +40/21/231 40 77
www.uptown.ro

Restaurant Balthazar
Dumbrava Rosie St. 2
Tel.: +40/21/212 14 60
www.balthazar.ro

Restaurant Prime Steaks
and Seafood
im Hotel Radisson SAS
Calea Victoriej St. 63–81, Sector 1
010065 Bukarest
Tel.: +40/21/311 90 00
www.radissonsas.com

Casa Romaneasca
Calea Bucurestilor St. 285a,
Otopeni, Bukarest
Tel.: +40/21/350 15 10
www.casaromaneasca.ro

Casa Doina – La Sosea
Downtown, Kiseleff Av. 4,
District 1, Bukarest
Tel.: +40/21/222 67 17
www.casadoina.ro