Brüssel

Sag mir, was du isst, und ich sage dir, wo du bist. Die EU-Hauptstadt und ihre Brasserien.

Text von Andrea Schurian Foto: Getty Images

Neugierig beugt sich der Herr vom Nebentisch herüber. Ob man, fragt er höflich, immer Weißwein zum Fisch zu trinken pflege? Er sei nämlich eher für einen kühlen, leichten Roten, sagt er und reicht zum besseren Kennenlernen ein Probe­gläschen. Sicher, derartiger Erfahrungs- und Gläseraustausch über die Tische hinweg passiert selbst in Brüssel selten. Aber ungewöhnlich ist es dann genau genommen auch wieder nicht. Denn die Brüsseler, so viel ist klar, sind völlig versessen aufs Essen.

Die in zwei Sprachwelten aufgeteilte Trabantenstadt ist international und dörflich gleichermaßen, voller Stilbrüche, Gegensätzlichkeiten, Glanzseiten und Schmuddelecken, schillernd, bunt, melancholisch und vor allem ziemlich verschrammt – ein Stadtbild wie ein über die Jahrhunderte entstandenes Gemeinschaftsgemälde von Pieter Bruegel, René Magritte, Paul Delvaux und Marcel Broodthaers. Zipfelchen der ganzen Welt sind über Brüssel versprenkelt, ein Hauch Venedig, ein Quentchen New York, eine Brise Neapel, eine Dosis Amsterdam, ein Schuss Paris. Matonge, benannt nach einem Viertel Kinshasas, liegt zwischen der Porte Namur und den Chausséen de Wavre und d’Ixelles, und in der ­örtlichen Fleischerei gibt es eine besonders exotische Delikatesse: Krokodilfleisch für den Sonntagsbraten.

Nur durch ein paar Straßenzüge von Afrika getrennt, kann man im ent­zückenden kleinen Garten des Comptoir Rodin einen vegetarischen oder sogar veganen Lunch genießen. Die Melange aus 5th Avenue und Champs-Élysées im Stadtteil Ixelles ist von einigen der schönsten Jugendstilbauten gesäumt. Das privat bewohnte Hôtel Hallet zählt dazu, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Hôtel Solvay, das heute als Privatmuseum geführt wird, und die Maison Tassel. Mit diesem Auftragswerk für seinen Freimaurerfreund, den Geometrieprofessor Emile Tassel, wurde der damals 32-jährige Victor Horta im Jahr 1893 schlagartig berühmt. Seine architektonischen Erzählungen über Form und Material, Ornament und Raum, Experiment und Licht, Funktionalität und Ästhetik, mit ihren majestä­tischen Stiegenaufgängen, den kühnen Fassaden aus Glas und Stahl, kunstvollem Rankenwerk aus Eisen, sind, wie der weltberühmte Brüsseler ­Jugendstilarchitekt selbst postulierte, so langsam zu erschließen wie die Handlung eines Romans.

Im Idealfall lassen sich Koch- und Baukünste gleich unter einem Dach erschließen, La Quincallerie in Uccle ist so ein Ort. Die Jugendstil-­Eisenhandlung in der Rue du Page hat ihr Gesicht bewahrt, nur auf der Theke sind statt Hartwaren Weich- und Schalentiere ausgelegt. Aus einer riesigen Wanduhr tropft die Zeit, Schränke mit Hunderten kleinen Laden erinnern an die ursprüngliche Bestimmung des Szenelokals mit durchaus deftigem Speiseangebot. Die gebratene Schweinshaxe des Mittagsmenüs könnte gut und ­gerne eine dreiköpfige Familie sättigen.

Auch das Jugendstilcafé Victor und die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Brasserie Bozar im Musée des Beaux-Arts (Bozar) vereinen aufs Feinste Architektur und Kulinarik. „Mont des Arts“ heißt das Hügelchen etwas großartig, auf dem sich der ­Palast der Schönen Künste, die Königliche Bibliothek, das Musikinstrumentenmuseum, das BELvue Museum, das Museum der Belgischen Nationalbank, das Generalstaatsarchiv, das Königlich Belgische Filmarchiv und eben das Bozar befinden. Victor Horta setzte es in den 1920er-Jahren als Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt auf den Gipfel des Kunstbergs beziehungsweise bohrte es – eine Art umgekehrtes New Yorker Guggenheim-Museum – um ­einen Lichthof herum spiralenförmig in die Erde, weil der König darauf bestand, dass Horta ihm seine schöne Aussicht aus dem Stadtpalais nicht verbaut.

Sein erstes Stadthaus errichtete Horta übrigens im heute multikulturellen Schaerbeek, wo die Häuser keine Fassadenschminke tragen und wo am 8. April 1929 Jacques Brel das Licht der Welt erblickte. „Kein Luxus, keine Extravaganz: bewohnbarer unterirdischer, gediegener Vorraum und Treppenhaus, angenehm verbundenes Wohn- und Esszimmer, erster Stock mit Badewanne und WC und zweiter Dach­boden für Kinder und Mitarbeiter“, notierte der ­Lieblingsarchitekt der Schönen und Reichen über die Vorgaben für die Maison Autrique, die als Museum öffentlich zugänglich ist. Wen hier der Hunger überkommt, der kann im sympathischen familiengeführten Menthe & Safran zwar keinen Jugendstil, aber bei einer Harira-Suppe, einer typischen Ramadan-Speise, marokkanisch-buntes Schaerbeek-Feeling studieren.

Während Immigranten und (Über-)Lebenskünstler Shaerbeeks Straßenbild prägen, residiert das wohl­habende Bürgertum vornehmlich in Uccle oder Ixelles. Handwerker, Kleinbürger, Studenten und Bohemiens wiederum trollen sich ins Marollenviertel. Als diese Gegend gentrifiziert und mit finanzkräftigeren Mietern neu besiedelt werden sollte, setzten sich die Bewohner ziemlich spektakulär zur Wehr: Sie stellten so lange ihre Betten auf die Straßen, bis das Thema Absiedlung vom Tisch war und – fast – alles beim ­Alten blieb. Zentrum des Viertels, bewacht vom monströs-pompösen Justizpalast, der sich auf einer Grundfläche von 3.600 Metern auf dem ehemaligen Galgenberg protzig über die Stadt erhebt, ist die Place du Jeu de Balle, seit 1873 Austragungsort für einen der größten Flohmärkte Europas. Schnäppchenjäger, Nippessammler und Kuriositätenliebhaber treffen einander nach dem Tandeln und Handeln in der Brasserie au Clef d’Or: Zu essen gibt es Sand­wiches und Gemüsesuppe, und sonntags heizt ein Akkordeonspieler mit Pariser Gassenhauern und ­Revolutionsliedern die Stimmung an.

Die beiden Einkaufsstraßen, die das Marollenviertel durchschneiden, die Rue Blaes (Blaesstraat) und vor allem die Rue Haute (Hoog­straat), sind berühmt für erschwingliches Vintage, Antiquitäten, Handwerkszeug, Trödel und hippes ­Interieurdesign. Auch ein weltberühmter Maler siedelte 1562 in die Hoogstraat 132: Pieter Bruegel der Ältere lebte bis zu seinem Tod 1569 im Marollenviertel und sitzt mit seinen Insignien – Palette und Pinsel – heute immer noch dort. In Bronze gegossen, bewacht er seine letzte Ruhestatt in der Kirche Notre-Dame de la Chapelle. In deren Schatten am Place de la Chapelle wiederum lässt sich im Les Brigittines, einem ehemaligen Postgebäude, trefflich die Art nouveau und neu interpretierte flämische Küche stu­dieren; behäbiges Mobiliar, dunkelgrün gepolsterte ­Vintagestühle, die mit den grün gestrichenen Wänden farblich harmonieren, dunkler Holzboden, Jugendstilleuchten. Im offenen Kamin knistert ein Feuer, Brüssel kann – zumindest wettermäßig – manchmal recht schroff sein. Küchenchef Dirk Myny hat das mit dem Exzellenzgütesiegel ausgezeichnete Restaurant vor gut einem Vierteljahrhundert eröffnet. Seine Gäste begrüßt er gern persönlich, ehe sich der fan­tasievolle Speisen- und Zutatenkomponist in sein ­Küchenreich zurückzieht. Traditionellen flämischen Rezepten nimmt er mit seiner zeitgenössischen Auslegung die Schwere, für die Vorspeise presst er Blutwurst, Sauerkraut und Schnecken zu kleinen delikaten Törtchen. Die Hauptgänge kommen dann schon etwas deftiger daher: Kutteln, baskische Schweinsbackerln mit Thunfisch-Tatar, grüner Zitrone und Ingwer, vier Stunden in Kriek-Bier geschmortes Kalb, Pferdefilets oder, quasi die Schonkost des Hauses, Messermuscheln aus der Normandie.

In den Klöppelwerkstätten und winzigen Arbeiterwohnungen des Marollenviertels fanden auch Marx und Engels Recherche- und Anschauungs­material für ihr Kommunistisches Manifest. Doch an ihrem Opus magnum feilten sie in weitaus edlerem Ambiente in der Maison du Cygne direkt an der Grand-Place. Das Haus des Schwans vereint heute als feiner und bei EU-Beamten ziemlich beliebter Gourmettempel Bistro, Club und Salons unter einem Dach. In flämische Spätgotik gefasst, großzügig in Gold getunkt und bis unter die Giebel reich geschmückt mit Skulpturen und Tierfiguren – wie Barockperlen glänzen die Gildehäuser, die Brüssels elegantesten Freiluftsalon umrahmen. Längst residieren hinter den betagten Fassaden am Grand-Place keine Handwerksbünde mehr, sondern meist internationale Konzerne, auch die Maison du Roi beherbergt keinen König, dafür aber das Stadtmuseum. Und das wiederum ist (auch) Kleiderkammer von Brüssels frechstem und berühmtestem Pinkelknaben, dem Manneken Pis, der seinen (Leitungswasser-)Strahl an der Ecke Rue de l’Etuve/Rue du Chêne pritscheln lässt. Im Kostümfundus befinden sich Tausende Jöpplein und Höschen, Samurai-Ge­wänder und zünftige Lederhosen. Zu hohen Festtagen wird das Manneken in adrette Kleider gesteckt. Meist allerdings bleibt der wasserlassende Spitzbub, wie Meister Jérôme Duquesnoy ihn im Jahr 1619 schuf: nackt.

Îlot Sacré heißt die Gegend rund um den Grand-Place. Das heilige Inselchen voller denkmalgeschützter Baujuwelen aus dem 17. und 18. Jahrhundert hat den genießerischen Bei­namen „Bauch von Brüssel“ und ist ein Labyrinth aus schmalen, winkeligen Gässchen mit so gaumenkitzelnden Namen wie Butter, Küken, Kräuter oder Brot. Eng an eng kleine Läden, Antiquitäten und, natürlich, Restaurants: mehr als hundert Kneipen, Bistros, Teestuben mit prasselndem Kaminfeuer und köstlichen Törtchen, Brasserien mit kunstvollen Fisch-Muschel-Austern-Arrangements und natürlich auch so manche Touristenfalle, die daran erkennbar ist, dass die Kellner wie aufdringliche Lockvögel um die Passanten flattern und die Hummer- und Muschel-Berge allzu üppig aufgetürmt sind.

Vor dem Chez Leon in der Rue des Bouchers, der Hauptschlagader des Fressviertels, stehen keine Kellner, aber dafür ziemlich viele Einheimische und Touristen einträchtig in einer Schlange. Das Chez Leon ist so etwas wie der ungekrönte König der Miesmuscheln. Tausend Kilogramm Schalentiere werden täglich verkocht, kein Wunder also, dass die fünf Tische, die das Lokal bei der Eröffnung 1893 hatte, gehörig Zuwachs bekommen mussten. Aktueller Stand: 420 Sitzplätze auf zwei Stockwerken und auf neun zusammenliegende Häuser verteilt. Mittlerweile schwingt der Urenkel des Gründers, Kevin Vanlancker, den Kochlöffel, Papa Rudy hat indes im Vorjahr das pleite gegangene Aux Armes des Bruxelles gleich gegenüber ins gastronomische Familienimperium integriert, um es mit traditioneller französisch-belgischer Küche wieder zum zweiten Hotspot in der Rue de Bouchers aufzupeppeln.

Die wiederum führt direkt zu den Königlichen Galerien, den ältesten Europas, 1847 für Brüssels Großbürgersfrauen erbaut und überdacht, auf dass sie auch bei Regen ihre Einkäufe trockenen Fußes ­tätigen können. Auf knapp 200 Metern reihen sich gediegene Spitzengeschäfte, Belgiens beste Chocolatiers, Spitzenlädchen, Kaffeehäuser, ein Theater, teure Boutiquen und Champagnerbars aneinander. Das Waffengeschäft in den Galerien Saint-Hubert, in dem Paul Verlaine jene Pistole erstand, mit der er rasend vor Eifersucht 1893 die Liaison mit seinem jugendlichen Lover Rimbaud beenden wollte, existiert allerdings nicht mehr. Dramatisches Ende der Männerfreundschaft: Der junge Poet landete im Hospital, der ältere gleich ums Eck im Gefängnis. Das ist heute übrigens unter dem schönen Namen Amigo ein Fünf­sternehotel und weitaus kommoder zu bewohnen als zu Verlaines Zeiten.

Die erfolgreichen Wortkünstler von heute, Journalisten, angesagte Grafik- und junge Modedesigner haben sich in stillgelegten Werkstätten und Art-nouveau-Bauten im ältesten Viertel der Stadt rund um den Place Sainte-Catherine, die Rue Dansaert und den Place Saint-Géry niedergelassen. Nach dem Einkaufsbummel durch schicke Designerläden und anschließendem Galerien-rundgang trifft sich die hippe Kreativszene im shabby-schicken Restaurant La Manufacture in der Rue Notre-Dame du Sommeil, dem das Vorleben als ehemalige Handtaschenmanufaktur noch bestens anzumerken ist, oder im Selecto in der Rue de Flandre: weiß-schwarz gekachelter Fußboden, helle Bistrotische, schwarz gepolsterte Lederbänke, dunkle Art-déco-Stühle und eine kleine Küche mitten im Lokal, in der die Kochbrigade feinste Coquilles Saint-Jacques überbäckt, Gnocchi wuzelt, Steaks à la minute bruzelt und natürlich ­Moules et frites zubereitet, und zwar zu durchaus fairen Preisen. „Bistronomie“ nennt Hausherr Olivier Morland sein sympathisches Erfolgsrezept. Am Place Sainte-Catherine ist samstags Austernschlürfen an der blau-weiß beflaggten Fischbar angesagt, die unter Noordzee oder Mer du Nord firmiert. Das Wochenende klingt mit einem „swingin’ and lazy“ afternoon im Monk aus, alle zwei Wochen sonntags finden in der shabby-schicken Bar Livekonzerte statt. Das Bier ist dann eine Spur teurer, aber die Stimmung zwei Oktaven lustiger. Fernab von jeglichem Sprachen- und Nationalitätenstreit herrscht, ob in Studentenkneipen im Dada-Outfit, in prämierten Art-déco-Tempeln, bei flämischer Hausmannskost in umgebauten Werkstätten oder französischer Haute Cuisine in ­ehemaligen Künstlerateliers, ob vor Austernbuden oder Ständen mit in duftendem Sud dampfenden Schnecken übrigens zumindest in einem Punkt satte Eintracht: Die berühmten Frites müssen unbedingt und ­ausschließlich in Rindernierenfett herausgebacken werden.

A LA MORT SUBITE
(Tel.: +32/2/513 13 18, www.alamortsubite.com)
Quasi am Ausgang der Galeries Royales Saint-Hubert in der Rue ­Montagne aux Herbes Potagères 7 ­gelegen, ist diese prächtige Jugendstil-Kneipe berühmt-berüchtigt für ihre köstlichen Faro-, Gueuze-, Kriek- und Lambic-Biere. Und die werden täglich zwischen 11 Uhr morgens und 1 Uhr nachts ausgeschenkt. Schließtage sind der 24., 25. und 31. Dezember und der 1. Jänner. Ein Foto an der Wand beweist: Auch Jacques Brel hat hier ausgiebig die „Belgitude“ studiert.

Das AUX ARMES DES BRUXELLES
(Tel.: +32/2/511 55 50, www.auxarmesdesbruxelles.com)
gleich gegenüber in der Rue des Bouchers 13 gehört ebenfalls zum Gastronomieimperium von Rudy Vanlancker. Der Seniorchef des Chez Leon hat hier seine Koch­lehre absolviert und, als das Lokal vor Jahren pleiteging, seine kulinarische Wiederauferstehung vorangetrieben. Geöffnet von 12 bis 23 Uhr.

Das AU RUGBYMAN N° 1
(Tel.: +32/2/512 56 40, www.rugbyman1.com)
am Quai aux Briques 4 ist, wovon auch der riesige Leuchtreklame-Hummer über der Eingangstür zeugt, seit der Gründung 1949 berühmt für seinen kanadischen Hummer. Das ­Interieur ist angenehm unaufgeregt. Wenn es warm ist, wird die Rugby­man-Platte mit Hummer, Crevetten und anderem Schalengetier (55 Euro) auf einer kleinen Terrasse am Quai serviert. Nicht mit dem Rugbyman N° 2 ein paar Häuser weiter verwechseln. Wenn, dann das Original!

Die BRASSERIE BOZAR
(Tel.: +32/2/503 00 00, www.bozarrestaurant.be)
steht unter einem guten Michelin-Stern. Und auch Gault & Millau hat Küchenchef Karen Torosyan mit 16,5 von 20 Punkten ausgestattet. Gelegen im Palais des Beaux-Arts (Bozar) in der Rue Baron Horta 3, ist es vermutlich eine der elegantesten und edelsten Museumsrestaurationen weltweit. Das dreigängige Abend­menü mit Weinbegleitung und in prächtiger Art-déco-Umgebung kostet 84 Euro, fünf Gänge 139. Quasi ein Vor-Theater-Sonderangebot in zwei Akten gibt es allabendlich um 54 Euro. À la carte spielt die Brasserie inder gehobenen Preiskategorie, Vor­speisen ab 34 Euro, Hauptspeisen ­zwischen 49 und 69 Euro; und zur Nachspeise die berühmten Brüsseler Gaufres, ebenso wie eine Schokoladetorte um 18 Euro.

In der Brasserie LES BRIGITTINES
(Tel.: +32/2/512 68 91, www.lesbrigittines.com)
auf dem Place de la Chapelle speist sich’s deftig-köstlich, sternengekrönt und trotzdem nicht touristisch. Für das dreigängige (und äußerst sättigende) Mittagsmenü ­verrechnet Küchenchef Dirk Myny 35 Euro, für das ebenfalls dreigängige „Marktmenü“ (menu du marché) 55 Euro, und für die sechs Gänge des „Halunkenmenüs“ (menu canaille) schlägt er 75 Euro vor. Geöffnet ­wochentags 12 bis 14 und 19 bis
22 Uhr; geschlossen: Samstagmittag und Sonntag.

Das LES BRASSERIES GEORGES
(Tel.: +32/2/347 21 00, www.brasseriesgeorges.be)
im großbürgerlichen Uccle ­gewinnt jeden Vergleich mit einer ­Pariser Brasserie. Spezialisiert ist das Les Brasseries Georges in der Avenue Winston Churchill 259 auf Meeresfrüchte und verfeinerte Nationalkost, beides nicht gerade billig, aber dafür wirklich köstlich.

Das CHEZ JACQUES
(Tel.: +32/2/512 20 27, www.restaurantjacques.be)
am Quai aux Briques am ehemaligen Fischmarkt ist eine unprätentiöse Kneipe für Hummer- und Fischfans.

Das CHEZ LEON
(Tel.: +32/2/511 14 15, www.chezleon.be)
verkocht täglich 1.000 Kilogramm Moules, liegt im kulinarischen ­Epizentrum in der Rue des ­Bouchers 20 und ist seit der Gründung 1893 im Besitz der Familie ­Van­lancker. Kinder im Alter bis zwölf Jahre essen beim König der ­Miesmuscheln und Fritten übrigens kostenlos, und zu den berühmten Moules et frites (je nach Zubereitungsart zwischen 15 und 22 Euro) passt das hauseigene Bier „Leon“ besonders gut. Geöffnet täglich von 11 bis 23 Uhr.

COMME CHEZ SOI
(Tel: +32/2/512 29 21, www.commechezsoi.be)
Bei Laurence und Lionel Rigolet am Place du Rouppe 23 befinden Sie sich in Brüssels Gourmethimmel. Das knapp 50 Plätze fassende Restaurant ist architektonisch eine Hommage an Victor Horta und kulinarisch gehört es zum Besten, was die Stadt zu bieten hat. Billig ist es nicht, die teureren Vorspeisen in diesem ­Gourmettempel können schon auf 65 Euro, die Hauptspeisen auf 150 Euro klettern. Di., Mi. wird nur abends aufgekocht, Do. bis Sa. auch zu Mittag, So. ist Ruhetag.

Das COMPTOIR RODIN
(Tel.: +32/2/203 00 14, www.comptoir-rodin.be)
ist Frühstückscafé und Mittagskantine, nachmittags gibt es Kaffee und selbst gebackene Kuchen. Das Ambiente ist ausgesprochen lässig, mit Ziegelwänden, hellen Holztischen und Loungesofas. Bezaubernd ist der kleine Garten. Am Wochenende wird in der Avenue Auguste Rodin 8 um
29 Euro in zwei Schichten (um 10.30 und um 13.30 Uhr) gebruncht, Montag ist Ruhetag.

Das IN’T SPINNEKOPKE
(Tel.: +32/2/511 86 95, www.spinnekopke.be)
am Bloemenhofplein 1 ist keine Nobelkneipe, sondern ein uriges Wirtshaus aus dem 18. Jahrhundert mit rot karierten Tischdecken und deftiger Brüsseler Hausmannskost: Kaninchen, Choucroute, Waterzooi und Lambic – ein typisches belgisches Bier. So. ist es zu, Mo. und Sa. nur abends ab 18, an den restlichen Tagen auch von 12 bis 14.30 Uhr geöffnet.

LA FLEUR EN PAPIER DORÉ
(Tel.: +32/2/511 16 59, www.goudblommekeinpapier.be)
Nur wenige Schritte von den touristischen Trampelpfaden entfernt befindet sich diese gemütliche Künstlerkneipe in der Rue des Alexiens 55. Die Wände sind gerammelt voll mit Dada-Memorabilia, an der ­Küchentür hängt ein echter Magritte, der hier Stammgast war. Zu essen gibt es einfache Wirtshauskost, Würstchen in verschiedenen Variationen, Suppen, Sandwiches. Dada lebt – und zwar unter der Woche von 12 bis 24, So. bis 19 Uhr, Mo. ist Ruhetag.

LA MANUFACTURE
(Tel.: +32/2/502 25 25, www.lamanufacture.be)
Das Ambiente einer ehemaligen Handtaschenmanufaktur mitten in Saint-Géry ist ein extravaganter Treffpunkt für ein schickes Publikum und passender Abschluss nach einem Galerienbummel. Kreativ und nouvelle ist auch die (belgische) Cuisine des Hauses in der Rue Notre-Dame-du-Sommeil 12–22. Täglich geöffnet, nur Sa. mittags und So. wird ganztags geruht.

LA QUINCALLERIE
(Tel.: +32/2/533 98 33, www.quincaillerie.be)
Die ehemalige Eisenwarenhandlung in der Rue du Page 45 ist tres à la mode, tolle Architektur, smarte Leute. Das Mittagessen mit Meeresfrüchten – sechs Austern, drei Kaisergranaten, vier rosa Garnelen und zwei Wellhornschnecken – kostet knapp 30 Euro, der einfachere Mittagstisch wird für 20 Euro serviert, ein Rumpsteak für 31 Euro. Unter der Woche mittags und abends, am Wochenende nur abends geöffnet.

Das LE SELECTO
(Tel.: +32/2/511 40 95, www.leselecto.com)
in der Rue de Flandre 95–97 ist eine ziemlich coole Location. „Bistronomie“ nennt der Hausherr Olivier Morland sein Lokalkonzept. Die Preise sind ­erschwinglich, die unvermeidlichen Moules et frites noch besser als im Chez Leon und die Gäste lässig.

Das Victor Bozar Café
(Tel.: +32/2/213 19 19, www.ictorbozarcafe.be)
liegt auf der anderen Seite des Museums, in der Rue Ravenstein ­(Ravensteinstraat) 23. Der ehemalige Museums-Buchshop wurde vom Architekturbüro Robbrecht & Daem mit viel grünem Granit, goldenen Leuchten und schwarzen Lederbänken in ein Kaffeehaus verwandelt. Sollten Sie hier eine Party feiern wollen: Handbemalte Vorhänge trennen Sie vom Rest des Cafés. Geöffnet ist es täglich von 11 bis 23 Uhr.

BOZAR
(www.bozar.be)
Im von Victor Horta zwischen 1922 und 1929 erbauten Kulturzentrum in der Rue Ravenstein gibt es Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Tanzperformances, Filmvorführungen.

Die VILLA EMPAIN
(www.villaempain.com)
der Boghossian ­Foundation in der Avenue Franklin ­Roosevelt ist nicht nur wegen Michel ­Polaks Architektur empfehlenswert, ­sondern auch wegen der wechselnden Ausstellungen. Allerdings ist sie bis 28. März geschlossen.

Das HORTA MUSEUM
(www.hortamuseum.be)
in der Rue Américaine in Saint-Gilles erstreckt sich über das Wohn- und das Atelierhaus, die Victor Horta zwischen 1898 und 1901 gebaut hat, und gibt einen profunden Einblick
in das baukünstlerisch bahnbrechende, ­dekorativ extravagante Schaffen des ­belgischen Art-déco-Meisters.

Das MAISON AUTRIQUE
(www.autrique.be)
in der Chaussée de Haecht ist Mi. bis So. ab 12 Uhr geöffnet. Neben Horta-Memorabilia gibt es wechselnde Ausstellungen.

Hôtel SOLVAY
(www.solvay.be)
Zwischen 1894 und 1898 baute Victor Horta für Armand Solvay, denSohn des berühmten Industriellen Ernest ­Solvay, eines der glanzvollsten Jugend­stil-Herrenhäuser in der Avenue Louise. Es ist heute ein Privatmuseum. Im Jahr 2000 wurde das Hôtel Solvay zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.