Das neue Bangkok – so cool, so gut

Nach einer Sechs-Monate-Covid-Zwangspause präsentiert sich die High-Level-Gastronomie in Bangkok besser denn je. Wohin Sie unbedingt essen gehen sollten und was sie dort erleben werden.

Text von Christian Grünwald

Wenn Küchenchef Supaksorn „Ice“ Jongsiri den Gästen in seinem Restaurant Sorn ­erklärt, welche Zutaten in seinen Gerichten verwendet werden, ist eine Warenkunde-Viertelstunde keine Seltenheit. Wohl niemand in Thailand nimmt das Konzept einer regionalen Küche mit der Einbindung von unzähligen Produzenten und Lieferanten so ernst wie der Sorn-Mastermind. Praktisch alle hier verwendeten Produkte stammen aus dem Meer rund um Phuket bzw. den südlichen Landesteilen Thailands, also entweder aus dem Meer oder aus dem Regenwald.

Was da angeliefert und serviert wird, ist eine Offenbarung. Das Fleisch des megafrischen Hummers aus Phuket wird roh, lediglich mit etwas milder Currypaste abgeschmeckt, serviert. Mürb, süß, intensiv, himmlisch, Meer. Der sogenannte Sandfisch gräbt sich durch den Meeresboden rund um Phuket, hier kommt sein grätenloses, enorm saftiges weißes Fleisch als schlichtes Tempura. Das Fleisch einer riesigen Süßwassergarnele aus dem Tapi-Fluss gerät kalt mit warmer Rambutan und etwas salzigem Ei zu einer denkwürdigen Vorspeise. Für das berühmte Kan Chiang Pu wird saftiges Krabbenfleisch in der eigenen Keule in einem Mörser mit einem Dip aus Krabbenrogen sowie Orangen-Chili-Sauce serviert. Absolut wow.

Es sind mehr als zwanzig Ansagen, die im Sorn-„Southern Thai Food Experience“-Menü getroffen werden. Den speziell selektionierten Crispy-Jasminreis gart die Küche ganz traditionell im Tontopf über Holzkohle, veredelt diesen dann mit unzähligen Blüten, Kräutern und feinst geschnittenem Gemüse zu einem Kunstwerk. Der Mittelteil des Menüs, man könnte auch Hauptgang-Phase dazu sagen, umfasst verschiedene Currys in allen Farben, Schärfegraden und mit unterschiedlichsten Einlagen, die von Gemüse über Krabben bis zu Schwein und Rind reichen. Ein Zutatenreigen wie eine Tour durch Südthailand.

Fast unnötig zu sagen, dass sämt­liche Shrimpspasten, Fischsauce und Currys hier selbst gemacht werden, jedes Gewürz frisch aus der Mühle kommt, alles Eingelegte, die sogenannten „condiments“ allerfeinste Ware sind. Da sind so viele Details, etwa der mit Krabbeninnereien aromatisierte Reis, Krabbenrogen, für den man jeden Kaviar stehen lässt – und alles stets im optimalen Temperaturfenster serviert, um die jeweiligen Aromen noch mehr zu betonen.

Und da ist auch noch die Geschichte mit dem Zucker. Weil dieser früher gar nicht zur Verfügung stand, wird im Sorn auch heute noch alternativ gesüßt. Mit Kokosnussjuice zum Beispiel. Schmeckt herausragend, hat allerdings den Nachteil, dass der Juice innerhalb einer halben Stunde verarbeitet sein muss, weil er sonst verdirbt. Coconut ice cream mit Black sticky rice bleibt von den Desserts lange in Erinnerung, übertrumpft nur noch von in Kokosnusswasser frisch gekochter Tapioka mit Longan-Eis sowie gefrorener und gegrillter Kokosnuss.

Supaksorn Jongsiri wuchs in engem Kontakt mit der Südthailand-Küche seiner Großmutter auf, betrieb später jahrelang Spurensuche in den einzelnen Regionen und transferiert all das in eine einzigartige innovative Küche. Das ist bezüglich Detailaufwand und Umsetzung absolut vergleichbar mit Regionalküchen-Koryphäen wie René Redzepi, Heinz Reitbauer oder Virgilio Martínez. Bemerkenswert auch, dass alle Mitglieder des Teams kompetent über jedes Detail Bescheid ­wissen. Entsprechend lang ist die Warteliste. Das in ein Restaurant ­umgebaute, knapp 100 Jahre alte Herrenhaus in einer versteckten Seitenallee nahe 26 Soi Sukhumvit offeriert pro Abend maximal 35 Plätze. Foodies in Bangkok scherzen schon, dass sich die lokale Gourmetgemeinde in zwei Hälften definiert: jene, die schon einmal im Sorn waren, und jene, die es vielleicht nie schaffen.

Zur Begehrtheit trägt auch noch der Tratsch bei, dass die zwei Michelinsterne des Sorn angeblich fast auf drei erhöht worden wären und nur die lange Lockdown-Zeit dagegenstand. In der aktuellen Asias’s 50 Best Restaurants-Liste belegt Sorn hinter Den in Tokio Platz zwei; auch in der neuen, Mitte Juli präsentierten The World’s 50 Best-Liste 2022 ist ein Top-Ergebnis zu erwarten.

Der megatalentierte Chef Ton. Was ­erwartet man, wenn ein Restaurant im Bangkoker Business-District Sathorn Le Du heißt? Wohl ein französisches Edelrestaurant. Es ist aber ­alles ganz anders.

Le Du leitet sich vom thailändischen Wort für „Saison“ ab. Dementsprechend offeriert Küchenchef Thitid „Ton“ Tassanakajohn regionale Saisonmenüs, zumeist traditionelle Thai-Gerichte mit gekonnt eingesetzten europäischen Akzenten und Techniken. Die verwendeten Produkte stammen mehrheitlich aus Nordthailand, insbesondere der Region Chiang Mai. Im Gegensatz zum Süden, der produktmäßig von Fisch, Seafood, aber auch von der islamischen Religion geprägt ist, findet man im Norden reichlich Fleisch, Fische und Garnelen aus dem Süßwasser, Waldkräuter und reichlich Gemüse.

Es ist ein sehr sympathisches Restaurant mit einer ungezwungenen ­Bistro-Atmosphäre und mehrheitlich jungem Publikum, das von der Le Du-Küchenlinie scheinbar magisch angezogen wird. Die Küche ist offen einsehbar, lediglich mit einer Glasscheibe vom Gastraum abgeteilt. Angerichtet wird alles neben der Bar direkt im Restaurant. Viele Speisen sind äußerst gekonnt dekonstruiert. Khao Chae zum Beispiel, bekannt als gekochtes Reisgericht, ist hier ein Schweinefleischbällchen mit einigen Gewürzen und Jasminreis-Eis. Cool! Tons zurecht gefeiertes Signature Dish ist Khao Khluk Kapi, eine riesige Flussgarnele, die mit Krabben­paste und in Schweineschmalz gekochtem Reis kommt. Die mit Schmetterlingcut geteilte und gebratene Garnele wird mit einer Tom-Yum-artigen Sauce, in die auch die Innereien eingearbeitet sind, serviert und mit engelshaarartigem Knusperei garniert – sensationell, einfach „to die for“. Die Ente wurde fünf Tage „gedry-aged“, das Fleisch ist entsprechend zart und mürb. Das ­grüne Curry dazu ist wiederum nicht scharf. Auch hier geht Chef Ton seinen ganz eigenen Weg. Bei keinem seiner Gerichte hat laute Schärfe einen Platz. Die Le Du-Küche weiß, wie gut all ihre Grundzutaten sind, und verzichtet wohl auch deshalb auf jede würzende Übertünchung, etwa bei dem butterweich gegrillten Tintenfisch mit Kokosschaum oder auch dem ungewöhnlich servierten Fischsalat – er kommt zwischen zwei knusprig-würzig frittierten Reiscrackern. Schiere Produktqualität auch bei den Hummerscheiben, sie haben diese beglückende Seafood-Süße, brauchen nicht mehr als etwas milde Curry-Hummerbisque. Originell und pfiffig-knusprige Ameisenlarven, die ­irgendwie an Risotto erinnern und mit Kräutern, Kürbis und Green Curry eine feine Harmonie ergeben.

Chef Ton hat eigentlich Wirtschaftswissenschaften studiert, dann auch als Investmentbanker gearbeitet, absolvierte danach aber eine Ausbildung am Culinary Institute of America als Klassenbester, ehe er in New York im Eleven Madison Park und bei Jean-Georges Vongerichten ­entsprechende Praxis erwarb. Bei seiner Rückkehr aus den Staaten empfand er die damalige Spitzengastronomie in Thailand als äußerst eindimensional. Gekocht wurde italienisch, französisch oder japanisch, auch die verwendeten Zutaten waren importiert. So startete er vor einigen Jahren mit dem auf Thai-Hausmannskost ausgelegten Baan sein eigenes Business. „Das größte Problem von Beginn an war die Beschaffung guter thailändischer Produkte. Es brauchte viele Recherchen und Reisen, um mit Bauern, Fischern und Sammlern in Kontakt zu kommen, damit sie uns die bestmöglichen lokalen Produkte liefern.“ Ein Michelinstern und Platz vier in der aktuellen Asia’s 50 Best-Liste für das Le Du sind die Ermutigung für ein weiteres sehr individuelles Gourmetprojekt.

Das Fine-Dining-Restaurant Nusara ist Chef Tons sehr persönliche Annäherung zur klassischen thailändischen Küche mit einem zeitgemäßen Auftritt. Nusara ist nach seiner Großmutter benannt, die sich um Ton und seine Geschwister während ihrer Kindheit kümmerte – und letztlich natürlich auch seine persönliche Kulinarik entscheidend geprägt hat. Das intime Restaurant mit einem großen Tisch für zehn Personen ist im Oberstock eines Hauses nahe des Wat-Pho-Tempels ­untergebracht. Wer schon einmal in Bangkok war, war wahrscheinlich dort, denn hier liegt der riesige goldene Buddha.

Das 12-Gänge-Menü ist letztlich eine Hommage an die Küche der Grandma, etwa die Paddy Field Crabs samt ihren Innereien mit megaaromatischem Reis und etwas Chimichurri an der Seite. Wunderbar ist die Tom-Kha-Suppe mit einem, durch ­getrockneten und geriebenen Fisch ausgelösten, ­betörenden Konsistenzenmatch. Denkwürdig die rohe Jakobsmuschel, die in einer Fischsauce eingelegt serviert wird. Das intensive flüssige Umami ist angeblich eine der besten Fischsaucen Thailands, man glaubt es gerne. Perfekt das Bam Bai Curry, unter anderem mit geschmortem Rindsbackerl, ­gefüllten Calamari oder nach kurzem Braten schmelzend zartem Wagyu-Beef. Ungewöhnlich und bemerkenswert die Suppe mit Wassermelone und Speck. Ein mehr als bereicherndes Menü, mit dem man die Thai-Küche ein wenig besser verstehen kann. Völlig zu Recht auf Platz zehn in der ­aktuellen Asia’s 50 Best-Liste gewertet.

Neben seinen Talenten als Koch liebt Chef Ton auch Wein und die möglichen Pairings mit seinen Kreationen. Ein Sommelierzertifikat und eine umfangreiche, ideenreiche Weinauswahl in all seinen Lokalen ist da nur eine logische Konsequenz. Bei der Gelegenheit: Alle in dieser Geschichte erwähnten Restaurants bieten ein variantenreiches Wine Pairing und durchaus ansehnliche Weinkarten mit interessanten Auswahlmöglichkeiten bei klassischen Weinen aus aller Welt sowie auch reichlich Natural Wines. Wein ist, das muss man wissen, in Thailand der Preistreiber auf der Rechnung. Denn während man bei den Speisen für ein Menü mit rund 100 Euro dabei ist, muss man zumindest die gleiche Summe für die mit enormen Steuern und Zöllen belegten Weine kalkulieren.

Das fantastische Potong. Bangkoks neuer Gourmetstern leuchtet betörend und brillant in Chinatown. Dort hat Küchenchefin Pichaya „Pam“ Utharntharm gemeinsam mit ihrem Mann Tor Boonpiti das 120 Jahre alte denkmalgeschützte ­Gebäude ihrer Familie in zweieinhalb Jahren aufwendigst renoviert und ­revitalisiert. Entstanden ist ein Design-Kleinod, so wunderschön, so ­begeisternd in jedem Detail, dass es die Küche schwer zu haben scheint, die Euphorie noch zu übertrumpfen. So viel gleich vorab: Kein Problem,
es ­gelingt.

Das fünfstöckige Gebäude, einst das höchste in Chinatown, befindet sich in der Nähe des Eingangs zum Sampeng-Markt, einem der ältesten Handelszentren Bangkoks, und ist ein Paradebeispiel für sino-portugiesische Architektur. Pams Großeltern wohnten nicht nur hier, sie betrieben auch eine TCM-Apotheke; die alte Fassade erinnert daran.

Zu den Highlights im Inneren gehört neben prunkvollen Intarsien und reichlich Kunst ein hölzerner Aufzug, in den nur zwei Personen passen und der einst als Lastenaufzug diente. Im zweiten Stock befinden sich Küche und Restaurant, im dritten Stock ein weiterer Restaurant­raum, insgesamt bewirtet man 35 Gäste. Oberhalb dann die auf moderne Mixologie ausgerichtete Opium-Cocktailbar. Ein echtes Kleinod auch die Dachterrasse, wo Pam Kräuter und essbare Blumen anbaut. Die werden dann gleich für den ersten Willkommenssnack frisch für den Gast geerntet.

Kulinarisch erforscht Pam hier die Vergangenheit ihrer Familie, hebt die fast schon vergessenen Schätze und Techniken rund um die Produktion von Kombucha, Sojasauce, Essig, Fischgarum, allerlei Pasten, Eingelegtem und vielem mehr. Die zahlreichen aneinandergereihten großen Glasgefäße zeigen die Ergebnisse der hauseigenen Manufaktur, die Anwendung in fast jedem Gericht finden. „Ich bin in der thailändisch-chinesischen Kultur aufgewachsen und nun die Erste, die versucht, diese Esskultur in der gehobenen Küche zu etablieren.“ Chef Pam gelingt das auf bestechende Art. So detailverliebt, wie das Gebäude zu einem gastronomischen Tempel umfunktioniert worden ist, geschieht das auch im etwa 20 Gänge umfassenden Menü. Legende ist das gedämpfte schwarze Huhn, serviert mit einer Sauce aus Reisbeeren, die im Schweinemagen gekocht und mit über 20 Kräutern aufgegossen wird. Ein anderes Signatur Dish ist die dry-aged Ente, die von Pam persönlich vor dem Gast aufgeschnitten und mit Entenkeulenfleisch-Mapo-Tofu, Angus-Ripperln und unzäh­ligen Beigaben auf der typisch chinesischen Lazy-Susan-Drehplatte präsentiert wird.

Ungemein spannend die Kokosnussvarianten, wobei das spicy gewürzte Fleisch am Spieß durch eine faszinierend schlutzige Textur in Erinnerung bleibt. Da ist aber auch White-Pomfret-Fisch, dessen Kopfinhalt genauso großartig zu Tisch kommt wie die knusprig frittierte Mittelgräte. Und da ist das in einem Krabbenbein ausgelöste Krabbenfleisch, gekonnt nur megakurz gegart und gewürzt. Im dazu servierten, an der Unterseite geöffneten Panzer sind jeweils an den Seiten die Saucen aus Innereien und Rogen aufgestrichen, man holt sie mit getoasteten Brotstreifen heraus. Da ist auch fantastischer, mit Muscheln gefüllter Fischmagen, der mit Chrysanthemen und Kaviar eine ganz spezielle Meeresessenz auf dem Teller ergibt.

Pam studierte ursprünglich Kommunikationswissenschaften, ehe sie sich für einen Lehrgang am Culinary Institute of America in New York entschied. Von dort war es nicht weit zu weiterführender Praxis bei Jean-Georges Vongerichten. „Dort habe ich gelernt, dass man im Grunde jede Zutat kombinieren kann, wenn man sie versteht und seine eigene Interpretation findet. Die Möglichkeiten sind schier endlos.“

Der selbstverständliche und gekonnte Umgang mit Medien resultierte einerseits in ­einer Juryrolle bei Top Chef Thailand, der Pam einschlägige Popularität einbrachte, andererseits im sehr versierten Einsatz von Grafik und Typografie auf der Homepage, bei Speise- und Weinkarte, aber auch in das Menü begleitenden kurzen Videofilmen, die man zwischendurch mit dem eigenen Mobiltelefon abrufen kann. Dabei erfährt man mehr über die Nachhaltigkeit der Fischer, der Muschelsammler und Ähnliches.

Sühring: Best of Europe. Wenn man die besten Restaurants in Bangkok vorstellt, darf jenes der Sühring-Zwillinge auf gar keinen Fall fehlen. In der Asia’s 50 Best ist man ­derzeit Nummer sieben. Als Thomas und Mathias Sühring 2016 ihr Restaurant mit leichtfüßigen raffinierten Interpretationen der deutschen Küche eröffneten, empfing sie Bangkok von Beginn an mit Freude und Offenheit; lediglich einige europäische Schnösel wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten. Über die Jahre hat sich die Küche enorm weiterentwickelt. Die einstmals noch recht direkt gehaltenen Heimatzitate sind ­einer raffinierten, minimalistischen Ästhetik gewichen. So schön wie hier ist der Labskaus nirgendwo auf der Welt: feinst durchzogenes Roastbeef, gefüllt mit Corned Beef und ­Pickles, gekrönt von Kaviar. Der mächtige, gerade mal glasig erwärmte Kaisergranat mit weißem Spargel, knusprigem Erdäpfelringerl, Bisquesauce, Sanddorntupfern und Vanilleöl wirkt wie das perfekte Gericht für den Michelin-Inspektor. Die haben das ­letzte Mal zwei Sterne gegeben. Das Glas Veltliner Smaragd Loibenberg 2017 von Knoll scheint für nichts anderes auf die Welt gekommen zu sein, so gut passt es dazu. Die Bangkok-Foodies lieben all das; auch die zentimeterhohen Atlantik-Steinbuttfilets mit Rieslingsauce und Estragon; und natürlich das Salzwiesenlamm aus Südfrankreich. Wobei die Taube, naturellement ebenfalls aus Frankreich eingeflogen, eine der besten in ganz Südostasien ist. Maximal Odette in Singapur kann da mit. Der seit sieben Jahren gepflegte Sauerteig für das eigene Brot und das vergilbte Rezeptbuch der Großmutter, ohne ihren Eierlikör kommt hier niemand raus, sind liebenswerte Reminiszenzen an ein anderes ­Leben vor der Bangkok-Karriere. Heute ruft der FC Bayern rechtzeitig wegen Catering an, wenn man die vielen fußballverrückten Thais bei einem Incentive standesgemäß zu verpflegen hat.

Jetzt kommt auch noch Frantzén. Das Restaurant der Sührings liegt mitten in einer Villengegend. ­Alles ist grün, wohnlich, weit entfernt sind Büros und die für andere Gegenden so typischen Straßen­handelsaktivitäten. Justament schräg gegenüber hat Anfang Juni eine recht pompöse Villa mit beeindruckender Parkanlage ihre Pforten geöffnet. Björn Frantzén, der Dreisterner aus Stockholm und Singapur (dort mit Zen), sorgte von Tag eins an für enormen Rummel in der Bangkok-Society. Seine Fusion aus nordischem und asiatischem Style ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr High-Level-Restaurants in der thailändischen Metropole boomen. An potenziellen Gästen ist kein Mangel, alle Topadressen sind gut ausgebucht. Da haben auch die Sührings keine Angst vor den Mitbewerbern. „Ach was, wir haben denen doch bei der Immobilensuche geholfen …“ —

ADRESSEN
Sorn
Die absolute Topadresse für südthailändische Küche. Außerordentliches Seafood, fantastische regionale Produkte, tolle Currys. Sehr fähiges Wine Pairing.
instagram.com/sornfinesouthern

Le Du
Zeitgemäße Neuinterpretationen der klassischen Thai-Küche. Angenehme Bistro-­Atmosphäre, ambitioniert auch beim Wein. Hoher Spaßfaktor. ledubkk.com

Nusara
Thailändische Küche zwischen Familien­tradition und moderner Technik. Intimer ­Rahmen, ein großer Tisch für 10 Personen. Degustationsmenü mit raffinierter, vielfältiger Thai-Küche. instagram.com/nusarabkk

Potong
Progressive Thai-Chinese-Kitchen in einem atemberaubend toll restaurierten historischen Gebäude in Chinatown. Fantastische Küche, ausnehmend kompetent auch beim Wein und dem dazugehörigen Service. Must visit. restaurantpotong.com

Sühring
Das Restaurant der Zwillinge Mathias und Thomas Sühring steht für beste europäische Küche, was die Ab-und-an-Verwendung ­erlesener Thai-Zutaten nicht ausschließt. Große Kulinarik. restaurantsuhring.com

Villa Frantzén
Neu seit Juni 2022. Nordisch-asiatische ­Fusionsküche auf allerhöchstem Niveau. Fünf Gänge, z. B. mit Hummer und Rhabarber oder gerillte Jakobsmuschel mit fermentierten Pastinaken und Trüffel-Dashi. villafrantzen.com

Blue by Alain Ducasse
Exquisite französische Küche im Iconsiam mit Blick auf den Chao Phraya. Erstklassige französische Produkte mit lokalen Köstlichkeiten. Gerichte mit mikroskopischer Präzi­sionsarbeit. blue-alainducasse.com

Sushi Masato
Das vielleicht beste Sushilokal in Thailand. Chefkoch Shimizu serviert die Omakase-­Gerichte persönlich am intimen Tresen, aber auch die Raw Bar im New York Style macht enorm viel Freude. sushimasato.com

Samrub Samrub Thai
Prin Polsuk war der Lieblingsschüler von David Thompson, jenem Australier, der als Erster das Potenzial der Thai-Küche wiederentdeckte. Großartige neu durchdachte Thai-Gerichte mit hohem Anspruch im Hinterhof-Ambiente. Sehr spannend! facebook.com/samrubsamrubthai

Raan Jay Fai
Das legendäre Straßenlokal von Supinya „Jay Fai“ Junsuta, berühmt dank ihrer charakteristischen Schutz(Schi-)brille, wenn sie am Wokfeuer ihre mit einem Michelinstern ausgezeichneten Krabben-Omeletts zubereitet. instagram.com/jayfaibangkok

100 Mahaseth
Nordthailandküche, komplett der Nose-to-Tail-Philosophie verschrieben, dementsprechend reichhaltig und vielfältig. Innereien wie Zunge, Kutteln, Blut, Därme, Schwänze, Knochen und Haut sind hier an der Tagesordnung. 100mahaseth.com

80/20
Das 80/20 wurde nach dem Verhältnis von thailändischen und importierten Zutaten ­benannt. Der kanadische Küchenchef bringt im Rahmen eines sympathischen Bistros eine bemerkenswerte Vielfalt zu Tisch. Ein ewiger Geheimtipp. 8020bkk.com

Nahm
Ein echter Thai-Restaurant-Klassiker. David Thompson übergab die Leitung an
Pim ­Techamuanvivit. Die junge Küchenchefin sorgt für eine würdige Weiterentwicklung
der Traditionsgerichte. comohotels.com/en/metropolitanbangkok/dining/nahm

Paste
Bee Santongun zählt zu den herausragenden Küchenchefinnen in Thailand. Ihr Wassermelonensalat und vor allem auch ihre wunderbaren Currys sind jederzeit einen Besuch wert. pastebangkok.com

Din Tai Fung
Die Dim Sum der Gastrokette haben wegen ­ihrer Qualität einschlägige Berühmtheit ­zwischen Australien, Hongkong, New York und London. In Bangkok frisch aus der Dampfküche etwa in der Central Embassy oder Central World Mall. dintaifung.com.sg

Laoteng
Großartiges Dim-Sum-Restaurant in einem sehenswerten alten Chinatown-Ambiente. Vielfältiges Speisenangebot, man wählt am besten die Dim-Sum-Klassiker.
facebook.com/Laoteng.438

Igniv
Andreas Caminadas elegantes Fine-Dining-Sharing-Konzept im The St. Regis Bangkok, jede Menge Fusions-Aha- und Wow-Momente inklusive. www.ignivbangkok.com

Gaa
Die in Mumbai geborene Garima Arora hat zwei Jahre im Noma gekocht, entsprechend open minded ist ihr Tun. Sie kombiniert indische und thailändische Aromen, dazu reichlich Fermentiertes aus der eigenen Werkstatt. gaabkk.com

Haoma
Spannende Neo Indian Cuisine, hergestellt mit Produkten aus eigener Produktion. Das erste Urban-Farm-Restaurant der Stadt. Bio, Zero Waste und alles andere Mustergültige – wegweisend. haoma.dk

Jhol
Die besten Gerichte der Coastal Indian Cuisine, verfeinert mit so manchem Thai-Akzent. Chef Hari Nayak hat sein profundes Handwerk bei Daniel Boulud in New York gelernt.
jholrestaurant.com

Charcoal
Exzellentes Tandoor-Grill-Restaurant. Kebab, Seafood & Co vom Holzkohlegrill machen Spaß. Die Bar ist stolz auf ihre Mixology-­Fähigkeiten. charcoalbkk.com

CDGRE
Das Gemeinschaftsprojekt von Kochlegende Gaggan Anand und den Sühring-Zwillingen in der Siam Paragon Mall bietet einen der besten Espressos in Bangkok (eigene Röstung mit Bohnen aus Nordthailand und Panama) sowie eine toll gemachte Comfort-Food-Auswahl. cdgrebkk.com

Gaggan Anand, das Pop-up
Mit seinen exemplarischen High-Level-Restaurants hat Küchenexzentriker Gaggan Anand wesentlich zum Image Bangkoks als Gourmetmetropole beigetragen. Private und wirtschaftliche Verwerfungen verlagerten seine Aktivitäten in letzter Zeit nach Singapur. Jetzt meldet sich der Meister mit einem Pop-up von 8. 8. bis 8. 10. in Bangkok zurück. Und vielleicht bleibt er auch länger. Watch your Social Media …

Das Sorn (unten) ist derzeit nach Meinung aller das beste Restaurant in Thailand. Küchenchef Supaksorn Jongsiri versteht es wie kein anderer, die Landesküche in eine zeitgemäße neue Form zu bringen.
Entspannte Bistro-Atmo­sphäre für moderne Thai-­Küche. Das Le Du ist berühmt und beliebt für seine Neuinterpretationen wie Khao Khluk Kapi, eine riesige Flussgarnele, deren Innereien in den Reis nebenan eingearbeitet sind.
© Restaurant Le Du
© Christian Grünwald
Thitid „Ton“ Tassanakajohn (auf dem Foto mit seinem Bruder „Tam“) besitzt neben dem Le Du auch das Nusara, wo allabendlich die traditionelle Thai-Küche der Großmutter in neuer aufregender Form zum Leben erweckt wird.
© Restaurant Nusara
Speziell das in vielen Gängen ausufernde Curry beim Hauptgang ist ein Erlebnis, bei dem beinahe der Tisch
zu klein wird.
© Restaurant Nusara
Im ältesten Teil Chinatowns hat Pichaya „Pam“ Utharntharm das 120 Jahre alte denkmalgeschützte Gebäude ihrer Familie in zweieinhalb Jahren aufwendigst revitalisiert: fantastische progressive Thai-Chinese-Küche samt Bar auf fünf Etagen.
© Gastrofilm/Potong
Küchenchefin Pichaya „Pam“ Utharntharm wechselt regelmäßig die 20-Gänge-Menüs, für die man gerne drei Stunden braucht. Das Motto von Pams 5-Elemente-­Philosophie: Salz, Säure, Würze, Textur und Maillard-Reaktion
© Gastrofilm/Potong
© Gastrofilm/Potong
© Gastrofilm/Potong
© Restaurant Sühring
Die Sühring-Zwillinge zelebrieren in ihrem gleichnamigen Restaurant die vielleicht ­beste West-Küche in Bangkok. „Nur deutsch“ ist hier schon lange nichts mehr, man speist auf höchstem mitteleuropäischen Niveau.
© Restaurant Sühring
Spätzle mit allgäuer Bergkäse und Alba Trüfel
© Restaurant Sühring