Der Gardasee

Wenn man von Norden über den Brenner kommt, beginnt Italien erst nach dem Wein-trunkenen Südtirol, dann, wenn zwischen schroffen Bergflanken und den mit Reben und Olivenbäumen begrünten Hängen der Gardasee auftaucht. Das intensive Licht, auf kobaltblauem Wasser glitzernd, das milde Klima, die Majestätik der Berge ringsum, eine fröhliche Lebensart, gute Küche und nicht zuletzt die guten Weine haben den See schon immer zum Traumziel gemacht.

Der Gardasee – eine Genußreise

Text: Helga Baumgärtel

Lange Jahre war es allerdings eine vom Billigtourismus überflutete Region. Nach der Jahrtausendwende jedoch bekränzten sich die Ufer des Lago di Garda mit exquisiten Hotels und Restaurants und nicht zuletzt mit Weinen, die selbst zwischen New York und Tokio ausgeschenkt werden.

Historisch gesehen. 1786 war es, als Goethe auf seiner Italienischen Reise dieser Landschaft, den Menschen, ihren Weinen und dem Essen literarisches Lob zollte. Ganz besonders hatten es ihm übrigens die Lachsforellen aus dem See angetan, die noch heute in vielen Fischrestaurants auf der Speisekarte schwimmen.

Wie im Piccolo Mondo an der Mauer der alten venezianischen Festung von Peschiera del Garda. Hier wird seit über 50 Jahren köstlich-frischer Fisch serviert. Zubereitet in einer offenen Küche vor den Augen der Gäste.

Und was trinkt man dazu? Na klar, einen Lugana. Den würzig-aromatischen Weißen, voller Blüten- und Fruchtaromen, der weit über die Landesgrenze hinaus eine Fan-Gemeinde hat. Eine besondere Qualität – und das in aparten Künstler-Flaschen – gibt es in Sirmione im Weingut Cà dei Frati. Auf 120 Hektar Rebfläche produziert hier die Winzerfamilie Dal Cero ganz außergewöhnliche Gewächse.

Nur wenige Kilometer weiter und wir landen im Agli Angeli, hoch über dem See im malerischen Gassengewirr von Gardone, gleich neben der viel besuchten einstigen Villa des Dichters Gabriele D’Annunzio. Das Agli Angeli ist ein gemütlich-bodenständiges Restaurant mit leckeren Fischgerichten wie Pasta mit Räucheraal, Wolfsbarsch mit Steinpilzen in der Folie etc. Geführt wird es von zwei Schwestern, Patrizia und Elisabetta. Dazu gehört eine Locanda mit 16 liebevoll eingerichteten Zimmern. Vieles in Gardone Riviera, sagt André Heller, „erinnert an Räume und Landschaften der Filme Luchino Viscontis“. Heller hat sein Herz 1988 an dieses romantische Fleckchen verloren. Und sein Giardino Botanico zwischen Ober- und Unterdorf, voll von Skulpturen und Installationen von Roy Lichtenstein bis Keith Haring ist ein touristisches Muss.

Ins Reich des Bardolino. Jenseits des Südostufers steht das 6.000 Einwohner-Städtchen Bardolino für Weingenuss pur. Der frische, spritzige rubinrote Bardolino hat längst sein Billig-Image abgelegt und ist zum Shootingstar mutiert. Plus seinem rosigen Bruder, dem Chiaretto, dem man Anfang Juni den Palio del Chiaretto widmet, mit Musik, Tanz und natürlich viel, viel Wein.

Nicht nur im Juni geöffnet ist hingegen die Cantina Vinicola Zeni mit einem hübschen kleinen Weinmuseum. Eintritt frei und Verkostung der Weine ebenfalls. Nur bei den wirklich teuren alten Gewächsen muss man ein paar Euro bezahlen.

Und wer nach all dem Weinprobieren eine chice Unterkunft sucht: Das Hotel Alla Riviera, direkt an der Uferpromenade gelegen, eine elegante Villa aus dem 19. Jahrhundert, ist frisch renoviert. Es hat einen Swimmingpool und einen wunderbaren Blick auf den See. Die Doppelzimmer zur Seeseite sind die schönsten.

Festspiele und Wein: Verona. Last but not least auf unserer Weinroute liegt der Valpolicella, angebaut in Tälern nördlich von Verona. Er wird aus den gleichen Traubensorten wie der Bardolino gekeltert, ist aber vollmundiger, üppiger. Und zum Tüpfelchen auf dem i wird er als Amarone abgefüllt.

Sehens- und verkostenswert ist die Azienda Agricola Tedeschi. Vor 50 Jahren fuhr dort Großvater Tedeschi seine Weine, damals noch in der typischen Korbflasche, auf dem Esels-Karren nach Verona. Heute ist Tedeschi eines der modernsten und wahrlich sehenswerten Vorzeige-Weingüter der Region.

Mach mal Pause. Und wie wär’s mit ein paar Ferientagen am Gardasee? Der romantische Teil liegt am Westufer, denn die engen Uferstraßen und Tunnel halten die Touristenhorden (Wohnwagen!) fern, die am Ostufer auf der Autostrada Richtung Süden brausen.

Die Villa Feltrinelli liegt in einem riesigen Park direkt am Seeufer. Einstmals war sie Wohnsitz Mussolinis und seiner Geliebten während der letzten beiden Jahre des Zweiten Weltkriegs, heute ist sie ein Grand Hotel der absoluten Luxusklasse. Die 20 Zimmer – nur 13 sind im Haupthaus, der Rest verteilt sich auf luxuriöse Gästehäuser – sind mit allem Prunk und Protz eines Wohnpalastes der Belle Époque ausgestattet: Schwere Stoffe, dunkle Hölzer, Wände aus Marmor und antikes Mobiliar dominieren hier.

Vorzüglich ist ebenfalls das Restaurant, ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern.

Doch der Luxus hat seinen Preis: das Menü 130 bis 180 Euro, Doppelzimmer ab 1.100 Euro (in Worten eintausendeinhundert)!

Wer’s ein wenig einfacher und trotzdem chic haben will, dem sei die Villa Giulia empfohlen. Direkt am See gelegen, nur ein Paar Häuser neben dem Feltrinelli-Palazzo. Eine traumhaft schöne Villa aus dem 19. Jahrhundert mit 22 Zimmern, so um 220 Euro für das Doppelzimmer. Die Küche bedient sich natürlich der Fische aus dem See, der Pilze und des Wilds aus den Wäldern. Übrigens: Einer der ältesten Golfplätze Italiens, der Bogliaco, liegt quasi vor der Haustür.

Chinesisch, indisch, ayurvedisch… Hoch über Gargano aber liegt das Schmuckstück des Gardasees, das Lefay Resort. Der Ausblick ist spektakulär. Vom Pool aus hat man das Gefühl, man könnte schwerelos auf die sich sanft kräuselnden Wellen des Gardasees hinabschweben.

Erst seit ein Paar Jahren gibt es dieses Luxus-Resort der Fünf-Sterne-plus-Kategorie. Es liegt in einem riesigen privaten Naturpark mit Olivenbäumen und fällt in grünen Terrassen hinunter auf den See.

3.000 Quadratmeter hat alleine der Spa-Bereich mit vier Hallen- und Freibädern, fünf verschiedenen Saunen, einem Salzwasserbecken und einer Relaxgrotte.

Was das Lefay Resort so ungewöhnlich macht, ist Dr. Maurizio Corradin, ursprünglich Chirurg und Sportmediziner, der sich seit über 20 Jahren mit Chinesischer Medizin beschäftigt, an verschiedenen Universitäten lehrt und unzählige Bücher über Phytotherapie und Shiatsu geschrieben hat.

Sein Credo: Klassische chinesische Medizin mit westlicher Wissenschaft zu vereinen, um neue Lebensenergie zu gewinnen.

Doch darüber sollte nicht die Küche des Lefay Resorts vergessen werden. Eine mediterrane Vital-Küche, die ihre Kraft aus den besten Naturprodukten des Garda-Schlaraffenlands schöpft, initiiert sowie beraten von Sterne-Koch Herbert Hintner aus der Rose im Südtiroler Eppan.

Reise-Infos

Piccolo Mondo

Peschiera del Garda
T +39 0457-55 00 25
www.ristorantepiccolomondo.com
Mo und Di geschlossen

Cà dei Frati
Lugana di Sirmione, via Frati 22
T +39 030-91 94 68
www.cadeifrati.com

Agli Angeli
via Garibaldi 2, Gardone Riviera
T +39 036-52 08 32
www.agliangeli.com
DZ ab € 90,–

Giardino Botanico André Heller
www.hellergarden.com

Hotel Alla Riviera
Lungolago Lenotti 11, Bardolino
T +39 045-621 26 00
www.allariviera.it
DZ Seeblick inkl. Frühstück ab €98,–

Azienda Tedeschi
Via G. Verdi, San Pietro in Cariano
T +39 045-770 14 87
www.tedeschiwines.com
Mo bis Fr 9–12, 14–18

Grand Hotel e Villa Feltrinelli
Via Rimembranze 38–40, Gargano
T +39 0365-79 80 00
www.villafeltrinelli.com

Villa Giulia
viale Rimembrenze 20, Gargano
T +39 0365-710 22
www.villagiulia.it

Lefay Resort
Via Angelo Feltrinelli 118, Gargnago
www.lefayresorts.com
DZ ab €370,–