Marrakesch

Die rote Stadt im Königreich Marokko, mit ihrem faszinierenden Mix aus jahrhundertealten Traditionen, schicken Restaurants und Jetset-Nachtleben, zählt in diesem Winter zu den Top-Destinationen. Eine Momentaufnahme bewährter Adressen und Neueröffnungen.

Text von Bernhard Rothkappel · Fotos von Michael Reidinger

Dar Moha
Das ehemalige Riad von Designer Pierre Balmain aus dem 19. Jahrhundert ist die Kulisse für die gastronomische Welt von Marokkos wohl bestbekanntem Koch: Moha Fedal. Der gebürtige Marokkaner lernte in der Küche des weltberühmten Hotel La Mamounia, ging in die Schweiz und kehrte nach 14 Jahren in seine Heimat zurück, mit dem Ziel, die damals eher wenig spannende Küche des Landes zu revolutionieren. Mit seiner „nouvelle cuisine marocaine“, wo die perfekte Beherrschung der Gartemperaturen eine tragende Rolle spielt, begeistert er nicht nur seine Restaurantbesucher, sondern auch ein Millionenpublikum vor den Fernsehgeräten. Das Dar Moha ist auf jeden Fall einen Besuch wert – den sollte man aber frühzeitig planen und einen Tisch reservieren. Die berühmten „Petites saveurs fraiches de l’Atlas“ und die Spezialität des Hauses „Pastilla de Pigeons aux amendes“ sind nur zwei von vielen Gründen für den großen Andrang.
81, Rue Dar El Bacha, Médina
www.darmoha.ma

Le Foundouk
Das in einer ehemaligen Karawanserei untergebrachte Restaurant ist gar nicht so einfach zu finden. Wäre da nicht der Pförtner mit der Laterne am unscheinbaren Eingang, würde man an diesem Juwel glatt vorbeigehen. Das auf drei Etagen aufgeteilte Restaurant wird von einem mächtigen Kandelaber, der von der Decke im Innenhof hängt, beleuchtet. Die rund um den Innenhof platzierten Nischen im Obergeschoss eignen sich bestens, um das Geschehen im Untergeschoss zu beobachten. Unter der Federführung von Chefkoch Mohamed-Amine Lamrani sind vor allem die internationalen Gerichte, welche er gekonnt mit den Feinheiten der marokkanischen Küche kombiniert, eine spannende Angelegenheit.
55, Souk Hal Fes Kat Bennahid, Médina
www.foundouk.com

Al Fassia
Frauen sind die besseren Köche. Wenn dazu noch in einem überwiegend muslimischen Land wie Marokko die Führung und das gesamte Personal nur aus Frauen besteht, ist das eine kleine Sensation. 1985 hatten die Eltern von Saida Chab diese innovative Idee und eröffneten das Al Fassia in der Neustadt. „Wir sind das erste Restaurant in Marokko, das nur von Frauen geführt wird. Und wir wollen eine Inspiration für andere sein“, erzählt Saida stolz. Ihre Mutter, Halima Chab, kocht die traditionelle Küche der Königsstadt Fez. Die Produkte stammen seit über 25 Jahren aus den gleichen Familienbetrieben, die im ganzen Land verteilt sind. „Wir kennen uns alle schon seit jungen Jahren, wir sind inzwischen eine große Familie“, erzählt Saida. Zu den besten Gerichten zählt die Al Fassia Lammschulter und die in der Zubereitung aufwendigen Tajines mit teils exotischen Zutaten, die natürlich nur Halima Chab kennt. B’saha!
55, Boulevard Zerktouni, Guéliz
www.alfassia.com

Le Bled
In nur 15 Autominuten ins Paradies. Auf einer drei Hektar großen Fläche werden Äcker bearbeitet, reife Orangen und Bananen gepflückt, frische Kräuter geschnitten und der Rosengarten mit seinen über 3.000 Rosen bewässert. Dazwischen laufen Fasane, Hühner, Kaninchen und andere Tiere herum. Willkommen im Le Bled, das Korn, eine riesige Oase rund um ein kleines Gästehaus mit angeschlossener Küche. Gegessen wird in der idyllischen Landschaft unter den vielen Olivenbäumen. Moha Fedal, Chefkoch des Dar Moha, bietet hier eine einfache Landküche, deren Zutaten fast zur Gänze hier angebaut werden: Gemüsesalate, gegrillte Lammkoteletts, Merguez-Würste und Kefta sowie Desserts mit Orangen und Kaktusfrüchten.
Douar Coucou, Oasis Hassan II Taseltanet
www.lebled-marrakech.com

Azar
Im Trendviertel Guéliz eröffnete der Eigentümer des Comptoir Darna eines der schicksten Restaurants in Marrakesch. Aufgeteilt in ein Full-Service-Restaurant, die lebhafte Late-Night-Bar Mezze’Nine und einen Nachtclub, ist das vom internationalen Designstar Younes Duret gestaltete Restaurant ein Designer-Bohemia des Essens und Trinkens. Eine moderne Interpretation der libanesischen Küche wird hier geboten: Die verschiedenen Mezze – wie Hummus mit Zitrone, minziger Tabbouleh-Salat und Moutabbal – können einzeln oder als Kombination bestellt werden. Dazu gibt es ofenfrisches Brot. Die meisten Zutaten kommen vom Biogarten Mrs. Laarbi im Ourika-Tal. Rue de Yougoslavie / Boulevard Hassan II, Guéliz
www.azarmarrakech.com

Le Chat Qui Rit
Bernard Pasqualini, gebürtiger Korse, strandete nach langen Reisen vor neun Jahren in Marrakesch und eröffnete hier sein Restaurant. Hunderte alte Werbeplakate von Auto- und Getränkemarken, die er auf seinen vielen Reisen sammelte, zieren die Wände. Die Küche ist eine Mischung aus Mittelmeergerichten mit korsischen, italienischen und natürlich auch marokkanischen Einflüssen: Hausgemachte Pasta, frische Fische wie das „Filet de Loup au romain“ und eine ansehnliche Karte internationaler und marokkanischer Weine in familiärer Atmosphäre – Bernard Pasqualini kümmert sich um jeden Gast persönlich – sind das Erfolgsrezept für die ungebrochene Beliebtheit der Chat Qui Rit, sowohl bei Einheimischen wie auch bei Touristen.
92, Rue de Yougoslavie, Guéliz

Kechmara
Ein Yummy Burger oder lieber ein Chicken Caesar Salad? Wer von marokkanischer Küche mal eine Auszeit sucht, ist im Kechmara richtig. Die Brüder Pascal and Arnaud Foltran haben aus einer ehemaligen Autowerkstatt ein Restaurant geschaffen, das kosmopolitischer nicht sein kann. In diesem lässigen Lokal sitzt man auf Panton-Stühlen, und auch sonst ist die Einrichtung sehr 70er. Die weißen Wände sind in der Regel mit Arbeiten von lokalen Künstlern und Fotografen geschmückt, die von Arnaud Foltran selbst ausgesucht werden. Die begrünte Dachterrasse ist der Ort für einen gemütlichen Lunch.
3, Rue de la Liberté, Guéliz
www.kechmara.com

Café Bousafsaf im Jardin Majorelle
Das Café Bousafsaf liegt inmitten des sinnlichen Jardin Majorelle, der 1924 vom französischen Maler Jacques Majorelle angelegt wurde. Der botanische Garten wird seit 1980 aus finanziellen Mitteln des „Majorelle Trust“, von Pierre Bergé und Modeschöpfer Yves Saint Laurent, erhalten. Die Asche von YSL wurde nach seinem Tod 2008 im Rosengarten verstreut. Das nach Jacques Majorelles ursprünglichem Haus benannte Café bietet im schattigen Innenhof Erfrischungen und einfache Speisen – eine Ruheoase inmitten von Bougainvilleas und Kakteen, ideal, um bei frischem Minztee und marokkanischen Crépes zu entspannen.
Rue Yves Saint Laurent, Guéliz
www.jardinmajorelle.com

Mechoui Lamm
Eine Reihe von Ständen am südlichen Ende der Souks, nördlich von Jamâa El Fna, servieren das berühmte Mechoui Lamm. Anders als in vielen arabischen Ländern wird hier das Lamm in einem Erdofen aus Lehm gegart. Der Ofen wird mit Holz gefüllt, das bis zur Glut herunterbrennt. Wenn der Ofen heiß genug ist, wird das Lamm im Ganzen eingehängt und je nach Größe vier bis sechs Stunden gegart. Ist das Lamm durchgegart und außen knusprig, wird es aus der Grube genommen, fachmännisch vor den Augen der vorbeigehenden Passanten in die verschiedenen Teile zerlegt und zum Verkauf angeboten. Im hinteren Bereich des Standes wird gemeinsam am einzigen Tisch das köstliche Lamm mit arabischen Brotfladen, Kreuzkümmel, Salz und Oliven als Sandwich gegessen. Sättigend, sehr fettig und absolut köstlich!
Boulait Abdelatif, Nr. 24, Souk Ablouh

Jamaâ El Fna
Jamâa El Fna, der zentrale Marktplatz mit seinen Schlangenbeschwörern, Wahrsagern, Geschichtenerzählern, Affendompteuren und Gnawa-Musikern, zieht jeden in seinen Bann. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich der Platz in eine Garküche überdimensionalen Ausmaßes. Unzählige Essensstände versorgen die Hungrigen mit allem, was das Herz begehrt. Gegessen wird gemeinsam auf mit Papier belegten Tischen. Die Auswahl an landestypischen Speisen reicht von Innereien jeglicher Art bis hin zu gegrillten Schaschliks, Salaten und Couscous. Der Stand Nummer 12 mit seinem Angebot an verschiedenen Spießen und köstlichen Salaten ist eine gute Wahl.
N° 12, Place Jamaâ El Fna, Médina

Djellabar
Oriental Pop Culture. So lässt sich am ehesten die 2011 von Claude Challe eröffnete Djellabar (Djellabah ist das traditionelle marokkanische Gewand) beschreiben. Eine ehemalige Tanzschule wurde aufwendig renoviert, mit arabischem Design und zeitgenössischen Möbeln ausgestattet. Pop-Art-Porträts vom Dalai Lama, Ohm Kalthoum und Bob Marley, die den berühmten roten Fez tragen, schmücken die Wände. Die Bar mit ihrem integrierten Restaurant ist das Setting für ausgelassene Partynächte. Mit ein wenig Glück steht Claude Challe selbst hinter den Turntables und serviert seinen berühmten Mix aus Maghrebi Electro.
2, Rue Abou Hanifa,Villa Bougainvillée, Hivernage
www.djellabar.com

SO Night Lounge
Dieser ultramoderne Nachtclub im Sofitel Hotel ist schon aufgrund seines futuristischen Designs – eine Mischung aus 2001: A Space Odyssey und 1001 Nacht – einen Besuch wert. Die internationale Auswahl an Cocktailklassikern und spannenden Eigenkreationen wird von den Barkeepern in blauen Uniformen vor den Augen der Gäste meisterhaft gemixt, während sich auf der Bühne internationale DJ-Größen wie die House Brothers oder Marokkos berühmteste Hip-Hop-Formation Fnaïre ein Stelldichein geben.
Sofitel, Rue Haroun Errachid, Hivernage,
www.facebook.com/SOMARRAKECH

Le Comptoir Darna
Der Comptoir ist eine Legende in der Stadt, hierher kommt man nicht unbedingt wegen des Essens. Die Atmosphäre und das gebotene Spektakel sind dafür unvergesslich. Vor 20 Jahren verwirklichte Marcel Chiche, bereits weltbekannt mit dem Pariser Restaurant „Les Halles“, seinen Traum in Marrakesch: eine Mischung aus Restaurant, Lounge und Nachtclub in einer großen Art-Déco-Villa. Das in Plüsch-Rot gehaltene Restaurant im Untergeschoss ist mehr Bühne als Restaurant: Fast im Minutentakt wechseln Darbietungen orientalischer Bauchtänzerinnen. Den Soundtrack dazu liefert niemand geringerer als Buddha Bar Erfinder und DJ-Legende Claude Challe.
Avenue Echouada, Hivernage
www.comptoirdarna.com

555 Famous Club Marrakech
Der neueste Club auf der Ave Mohammed VI kann mit seiner Gesamtgröße von 1.600 m², seinen millionenteuren „state of the art“-Light- und Soundsystem sowie exklusiven DJ- und Live-Auftritten internationalen Formats die strenge Marrakescher Partyklientel überzeugen. Kellner in Matrosenuniformen erfüllen jeden noch so ausgefallenen Getränkewunsch, die Flasche Whiskey wird stilgerecht mit Feuerwerk serviert. Der Andrang ist dementsprechend groß, wer die strenge Gesichtskontrolle beim Eingang geschafft hat, findet sich in einem Club der Superlative wieder, der seinesgleichen sucht. Das alles hat natürlich seinen Preis. Hôtel Ushuaia Clubbing, Avenue Mohammed VI
www.beachclub555.com

Dar Akal
Das recht neue Riad Dar Akal, ein aufwendig renoviertes altes Kaufmannshaus in der Medina, bietet alle Annehmlichkeiten eines 5-Sterne-Hotels mit einer familiären Atmosphäre. Inklusive Hammam und Swimmingpool auf der Dachterrasse. Die vier geräumigen Zimmer und die Douiria Suite sind rund um einen mit Bananenbaum und Papyrus bepflanzten Innenhof angeordnet. Das mit aufwendigster marokkanischer Handwerkskunst renovierte und mit alten Fotografien aus dem Maison de la Photographie Marrakech dekorierte Riad bietet einen Rundum-Service, der keine Wünsche offen lässt.
30, 31, 32 Derb Lalla, Médina
www.darakal.com