Nachsalzen unnötig

Rund um die Seen des äußeren Salzkammerguts tut sich Erfreuliches. Zu den bekannten Klassikern gesellen sich einige neue Empfehlungen, Küchen- chefs wechseln Top-Positionen und die Damen und Herren Saibling und Reinanke zwischen Traunsee und Mondsee sind in Hochform.

Foto von Michael Reidinger
Text von Alexander Rabl
Begehrt und rar: die kleinen ­Attersee-Saiblinge aus der Schmuckschatulle des Fischers Reinhard Ammer

Den Österreicher, also den vom Osten Österreichs anreisenden Österreicher, so er mit dem Auto unterwegs ist, begrüßt kurz nach Linz der prächtige Traunstein. Er sagt nichts. Sein ­Anblick muss genügen, denn er verheißt das kurz bevorstehende Eintreffen in eine der berühmtesten Landschaften des Landes, das Salzkammergut – türkis glitzernde Seen, imposante Berge und Bergketten, grüne Wiesen und viel Regen, der dafür sorgt, dass die Wiesen auch im Sommer grün bleiben. Doch bevor es an den Traunsee oder den Attersee geht, erfasst ein Trackingstrahl das Fahrzeug, zieht es und seine Insassen in den schmucklosen Ort Vorchdorf. Es ist die Anziehungskraft des ­Restaurants Tanglberg, die wissende Gäste hier vor Anker gehen lässt, obwohl es weit und breit keinen See und kein Seeufer gibt. Das in einem Bürgerspital aus dem 15. Jahrhundert unter­gebrachte Tanglberg ist ein begehbares Kunstwerk. Sobald man es betreten hat, ist man gefangen vom Arrangement aus Farbtönen, Materialien, Architektur, Möbeln, Blumenschmuck und Male­reien. Die Küche war stets Teil eines Ganzen, niemals laut, frankophil, produktvernarrt und allen Moden abhold. Max Schellerer kochte zwei Jahre gemeinsam mit Rainer Stranziger, der im Vorjahr das Tanglberg verließ, sein Stil ist ähnlich, aber doch nicht gleich. Auch Schellerer lässt sich nicht von regionalen Grenzen einschränken. Das Wild (Maibock, gereicht mit Kakaobutter, Aubergine und Johannisbeere, perfekt), Beeren und fantastische Eierschwammerl kommen aus dem Gesäuse, Meeresfrüchte aus der Bretagne. Seine Ideen sind auf der Höhe der Zeit, für Koji, Dashi oder Ceviche ist in der Küche des Tanglberg kein Platz. Das Champagner- und Weinangebot ist seit jeher bestens sortiert, der Hausherr und einer der größten Kunstsammler des Landes, Erich Spitzbart, ist ein Freund gereifter Burgunder. Schon seit vielen Jahrzehnten leitet Ricki Staudinger den Service des Restaurants, sie macht das unnachahmlich gut. Schellerer erweist sich als souverän im ­Umgang mit Gewürzen und beim Aufbau von Saucen. Abkühlung im Sommer bieten Basilikum-Pannacotta und Gelee aus klarem Tomatenwasser. Die Terrine und das Eis von der Foie gras bleiben im Mittelpunkt des ­Gerichts, das von grünem Apfel und Blutwurst ergänzt wird. Die Kom­bination aus Onsen-Ei, Mais und Velouté ist betörend.

Was unter Schellerers Regie aus Languste, Fenchel, Orange und Petersilienwurzel entsteht und welche Sauce dazu gereicht wird, fällt in die Abteilung ganz große, freilich internationale Küche. Ermattet betten sich die Gäste später in den wunderschönen, in die alten Gemäuer des Nebengebäudes gepflanzten Betten zur Ruhe. Vorchdorf wartet noch mit einer zweiten Adresse auf: Es ist der Gasthof Schauflinger, eingebettet in einen gelb angestrichenen Vierkanter, mit Bedacht auf Details eingerichtet, dazu gibt es eine Greißlerei, wo man Geld für Bekleidung und schicke Kleinigkeiten ausgeben kann. Leider bewirtet die Küchenchefin und Patronne Lisa Schauflinger nur an wenigen Tagen Gäste. Kalbshirn mit Ei oder gefüllte Schweinebrust haben nämlich gewaltige Anziehungskraft. Der behäbig wirkende Gasthof ist nicht das Lokal für den spontanen Walk-in.

Über den Traunsee transportierte man früher das Salz, das in Bad Ischl gewonnen wurde. Des Kaisers Franz Josef II. vermutlich wirklich nachhaltigste Leistung bestand darin, das verschlafene Städtchen und damit das gesamte Salzkammergut zu seiner Sommerresidenz zu machen. Wo der Kaiser urlaubte, fand sich auch seine Entourage ein. Die Region blühte auf, architektonisch, aber vor allem kulturell. Bad Ischl darf sich demnächst Kulturhauptstadt Europas nennen. Von den Torten, Schnitten, Kipferln und dem ganz außerordentlich guten Eiskaffee bei der Zauner-Esplanade abgesehen, ist von Esskultur wenig zu merken. Dafür empfiehlt sich ein Aufenthalt in Traunkirchen.

„Ich will der beste Arbeitgeber im Salz­kammergut sein“, sagte Wolfgang Gröller im A la Carte-Interview im vergangenen Herbst. Scheint gelungen zu sein. Perfekt eingespielte Teams in Rezeption, Küche und Service machen den Aufenthalt in den Hotels und Restaurants der Familie Gröller zu einer Lebensphase ungetrübter Erholung. Kulinarisches Flaggschiff der beiden Häuser ist das am Seeufer gelegene Bootshaus, architektonisches Arrangement aus Holz und Glas, wo Lukas Nagl den Kapitän macht. Am Morgen empfängt er am Seeufer den Traunsee-Fischer seines Vertrauens. Nagl nimmt, wonach dem See gerade ist zu geben: Reinanken im Sommer, Hecht im Frühling, Aalrutten, Saiblinge, Seeforellen, winzige Muscheln. Flusskrebse kommen nicht aus dem See, sondern aus der Traun. Nagl und sein gut eingespieltes Team filetieren den Traunsee-Saibling in schmale Tranchen, wickeln diese in rohe, hauchdünne Scheiben Radieschen und Kohlrabi, betten das Ganze auf ein dezent süßes Püree aus Süßkartoffeln und gießen mit einem mild-säuerlichen Jus von grünem Rhabarber auf, der dem Saibling Biss verschafft. Zum festfleischigen Hecht darf es eine kraftvolle, buttrige Sauce aus Molke sein, die mit Hechtkaviar abgeschmeckt ist. Dazu Hühnergrammeln, grüner Spargel, Buddhas-Hand-Zitrone und kandierte Rosenblüten. Aus winzigen Traunsee-Muscheln gewinnt Nagl einen Saft, schlägt daraus einen blütenweißen Schaum und würzt diesen nicht mit Pfeffer, sondern mit gemahlener Hecht-­Bottarga, darunter gekochter Salat und ein Einkorn-Orzotto. Gute Gelegenheit für Maître Felix Schwaighofer, dazu einen Spill, Xarel.lo von Ton Rimbau aus dem Penedés, einzuschenken. „Der Weinkeller braucht Luft“, sagt Maître ­Felix Schwaighofer, „alles muss raus!“

Wenn der Gast dann vom zum ­gegrillten Maibock mit Brennnesselcreme servierten Spießchen mit der rosa gegrillten Rehleber und dem Amarant-Porridge nimmt, ist ihm klar: Es ist ein guter Tag! Nagls Desserts pflegen stets den Vogel abzuschießen. Sie funktionieren nach dem Prinzip: Den Löffel von oben nach ­unten eintauchen und essen. Rhabarber-Mürbteig-Crumbles, darauf Rhabarber-Yuzu-Sorbet sowie Eischnee, wahnsinnig gut. Ein paar Schritte Richtung Ortszentrum befindet sich der Gasthof Post. Lisa Wimmer, bis vor Kurzem versierte Sommelière im Bootshaus, bringt seit Neuestem als Restaurantleiterin und Weinchefin der Poststube 1327 ihr Know-how ein, das sie in Österreich und London erworben hat. Zu erwarten sind Entdeckungen in allen Farbschattierungen von Weiß, Rot und Orange, die gut zur gar nicht langweiligen Gasthausküche vor Ort passen. A la Carte berichtete darüber in der Winternummer des vergangenen Jahres.

Mit einem kleinen Salzkammergut-Märchen müssen wir an dieser Stelle Schluss machen. Forellen, Lachsforellen und Saiblinge, die an den Steckerl­fisch-Holzbuden rund um Attersee, Traunsee oder Wolfgangsee angeboten werden, kennen diese Seen höchstens aus Erzählungen. Es handelt sich fast immer um Zuchtware. Das Niveau der Aquakultur in Österreich ist in der Regel mehr als akzeptabel, aber wer hintereinander einen Zuchtsaibling und einen Wildfangsaibling aus einem der Salzkammergutseen hatte, vergisst den Unterschied nie mehr. Fischfang ist eine ganzjährige, mühsame Arbeit, und weil der Attersee Trinkwasserqualität hat und sich der Zusammenhang zwischen Plankton und Fischfang nicht leugnen lässt, ist die Ausbeute oftmals karg.

„Sie haben Glück mit dem Wetter“, sagt Manfred Huber, „haben Sie sich das verdient?“ „Nein“, sagt der Autor. Es ist halb sieben Uhr morgens, Höllengebirge und Schafberg schälen sich aus Nebelwolken. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Attersee in ihr vorteilhaftes Licht. Wie an den anderen 365 Tagen im Jahr machen sich Manfred und Ulrike Huber zu ihren Fischernetzen auf, die sie im See auf bis zu hundert Metern Tiefe geparkt haben. „Es wird nass im Boot“, sagt Ulrike Huber und reicht dem Besucher Wathose und eine wasser- und windfeste Jacke. „Im Winter, wenn es draußen Minusgrade hat, nehmen wir alles an Kleidung, was da ist. Letztens musste ich mit heißem Wasser den Zippverschluss enteisen, den ich nicht öffnen konnte.“ Das Boot bewegt sich in ­ruhigem Arbeitstempo in Richtung des ersten Netzes. „Die Größe der Maschen der Netze richtet sich nach der Saison und der Größe der Fische, die wir fangen wollen“, sagt Ulrike Huber. Das Einholen des Netzes besorgt Manfred Huber mit Handschuhen, seine Frau Ulrike mit bloßen Händen. Denn während er den Motor bedient, muss sie sich der Fische annehmen, die im Netz zappeln. Diesmal sind es Perl­fische, einer von Heinz Reitbauers Lieblingen, ein oft missverstandener Fisch. Reitbauer bereitet ihn im Steirereck zu, als handle es sich dabei um einen fleischigen Rouget von den felsigen ­Küsten Südfrankreichs. Bleiben wir aber am Attersee. „Der Attersee-Saibling ist der König der Fische“, das war Manfred Huber und seiner Frau immer schon klar. Die kleinen Saiblinge leben in hundert Meter Tiefe. Sie sind nicht leicht zu fangen, haben öfter Schonzeit und kosten auch. Wer sie anders als in Butter leicht knusprig gebraten serviert, hat noch viel zu lernen. Es waren die delikaten Attersee-Saiblinge, ­welche Ulrike Huber, die gemeinsam mit ihrem Ehemann mehrere Steuerberatungskanzleien besaß, auf das Thema Fisch brachten. Seit 25 Jahren fährt das Ehepaar Huber am frühen Morgen hinaus. Der Fang wird mit ein paar dezidierten Schlägen mit einem Holzknüppel ausgeknockt. Bevor die Netze wieder ins Wasser wandern, werden sie mit einem Kärcher gereinigt. Es riecht dann am Boot nicht nach frischem Seewasser, sondern nach Treibstoff. Nicht einmal eine Minute dauert es, bis das leicht schlammbraune Netz aussieht wie die gebleichte Frisur Rutger Hauers in Ridley Scotts Blade Runner. Später, im Bootshaus der Hubers, werden die Fische ausgenommen, ihre Zahl und ihre Maße notiert. Dann erst gibt es bei Hubers Kaffee und frisches Gebäck.

Kaum eine Dorfkirche, kaum ein dörflicher Musiksaal, in dem im Sommer nicht ein mit Akribie und gutem Personal besetztes Kultur­festival stattfindet. Die Gäste aus Wien erkennt man dann an Dirndl und Lederhosen, die sie an den Seen und zu den diversen rustikalen Dorffesten zu Grillwürstel und Bier ausführen. Die um viel Geld maß­gefertigte Lederhose ist die Rolex des Salzkammergut-Wieners. An den Wochenenden sind die Ufer mit Kastenwägen und kleinen Campingbussen vollgeparkt, an deren schmalen Grasstreifen der Linzer, der Welser seine Liegebetten und Gasgriller aufstellt. Nur wenige Uferstücke bilden ein gallisches Dorf gegen den Massentourismus. Um das von Anfang an klar zu machen, tauften Dominic Holzinger und Marcel Ragger ihr junges, im Vorjahr eröffnetes Lokal Genussufer. Es handelt sich um einen lichtdurchfluteten Kobel aus Holz und Glas, der in das alte Unteracher Bad gepflanzt ist und auch architektonisch ein Gewinn ist. Den Duft von Tiefkühlpizza und Pommes sucht der Besucher hier vergeblich. Er wird auch gebeten, das Lokal und seine Holzterrasse nicht in Badehose oder Bikini zu betreten. Dafür erwartet ihn eine kosmopoli­tische, gut gemachte Küche, die von gut gewürztem, handgeschnittenem Beef Tatar mit rohem Eidotter bis zum Spitzkohl mit Couscous und Käuter-Nuss-Pesto ein schönes Repertoire draufhat. Sonntagmittags außerhalb der Saison gibt es den großen Braten, an weiteren Dingen wird getüftelt, seit Marcel Ragger neuerdings selbst in der Küche steht. Die Attersee-Fische kommen von Reini Ammer, der persönlich liefert und sich ein großes Bier verdient hat, nachdem er die begehrte, perfekt ­gekühlte und bereits ausgenommene Ware übergeben hat. Ammer gehört zu den wichtigsten Fischlieferanten Lukas Nagls, zum Netzwerk seiner Kunden zählen aber auch einfachere Seegasthöfe. Der Fischer ist ein gestandenes Mannsbild, mehr Hecht als Saibling.

Mit Leichtigkeit hievt Ammer morgens die schweren Fischernetze aus dem Attersee, an deren Gewicht jeder scheitert, der mit Ammer zum ersten Mal auf den See hinausfährt. Reini: „Ich spüre die Fische einfach.“ Den Fang des Tages kriegen Ammers Freunde und Kunden am selben Abend geliefert, manchmal kommt er mit dem Boot über den See. Heute gibt es die kleinen Attersee-Saiblinge und Perlfische. Zu den Saiblingen befiehlt die Tradition Erdäpfel, und nicht immer hat sie so recht wie in diesem Fall. Abends werden Cocktails gemixt. Ansonsten speist sich das Getränkeangebot aus den Vorräten eines der besten Weinhändler, Kate & Kon in Steinbach. Man kann also nach dem Schwimmen im See am Holzsteg ein Glas Ayala trinken und sich ein bisschen wie an der Riviera fühlen, ein bisschen wenigstens.

Die Familie Wolf aus Steinbach, einem schönen Ort, umkränzt von kulinarischer Wüste, hat auch entscheidend bei der Entstehung der Weinkarte des Aichinger Bräu in Nussdorf mitgeholfen. Der Tiefgang dieser Weinkarte ist beachtlich, ob es sich dabei um Weißweine aus Deutschland oder dem Burgund handelt, ob um Rotweine aus Italien oder Bordeaux. Dieser ist nicht der Ort der Pét Nats und Jura-Weine, hier regiert die große Klassik. Spätestens seit in der Küche Julian Schwamberger (Ex-Schloss Fuschl) das Zepter in der Hand hält, kann sich das Haus vor dem Gästeansturm kaum retten, Slots werden vergeben, als wäre Nussdorf London. Die Küche gibt sich manchmal leicht, unkompliziert kreativ, dann wieder ernsthaft bodenständig mit einer deutlichen Liebe zu Innereien. Das Kalbsherz mit einer dunklen Rahmsauce, Morcheln und kleinen Grammelknödeln ist einfach Weltklasse. Wie kommt man zu diesen Zutaten in dieser Qualität? Die Antwort gibt der Haus-Fleischhauer der Familie Aichinger, das ist Willi Gerbl aus Völkermarkt, ein gestandener Typ, der aus der Fernsehwerbung kommen könnte. Sympathisch auch, wie er seinen Job versteht: „From Nose to Tail darf nicht nur eine Phrase bleiben, man muss es auch durchziehen.“

Gerbl besitzt einen Handel mit Vieh, für die Kunden ­seiner Fleischhauerei kann er sich die besten Stücke heraus­suchen. Am Tag unseres Besuchs bringt er frisch gemachte Blutwurst vorbei, und Aichinger senior gerät ins Schwärmen: „Am liebsten gebraten, aufgeplatzt und mit Sauerkraut.“ ­Julian Schwamberger hat anderes im Sinn. Er füllt mit der perfekt gewürzten Blunz’n hauchzarte Calamari und serviert dazu Kopfsalat-Risotto. Egal wie und was, Sommelier ­Philipp Gerbl, des Fleischhauers Sohn, hier aber Hüter des gewaltigen Weinkellers, findet das Passende fürs Glas.

Unsere älteren Stammleser, die sich das Magazin in ihre feinen Seniorenresidenzen liefern lassen, wissen es natürlich, den jüngeren muss es gesagt werden: Die Gegend zwischen Mond- und Attersee, die einige Zeit lang ein betrübliches kulinarisches Dasein führte, eine Existenz im Herbstnebel, galt einst als Geburtsstätte des sogenannten österreichischen Küchenwunders. Die Namen Karl Ernst Eschlböck, Gustav Lugerbauer und Ingrid Häupl müssen an dieser Stelle erwähnt werden. Ihre Häuser befinden sich mittlerweile in ­anderen Händen. Im schon zu Lebzeiten legendären Weißen Kreuz in Mondsee logiert eine lokale Werbeagentur.

Beim Wirt z’Neuhausen hingegen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Ringsum Felder, Grillen zirpen, den Trubel an den Ufern der Salzkammerseen ahnt man höchstens. Wolfgang Reiter hat Haus und Landwirtschaft mit 22 Jahren übernommen, als die ­Eltern, die bereits in den frühen 80ern mit Hauben und anderem ausgezeichnet waren, zu früh verstarben. Reiters Mama war eine ausgezeichnete Köchin, das Talent hat der Bub geerbt. Sein Haus und seine Küche genießen bei Fans eine beinahe kultische Verehrung, darunter auch viele kochende Kollegen, die den Wirt, der sich erlaubt, was er will, ein wenig beneiden. Wenn Reiter Lust hat, gibt es im Sommer auch einmal gegrillten Hummer mit Mayon­naise. Die Rahmsuppe mit Kümmel und Folienerdapfel ist ebenso zu empfehlen wie das sämige Kalbsbeuschel mit Semmelknödel. Die Schnecken mit Café-de-Paris-Butter sind ein kräuterduftender Retro-Hammer, seelenwärmendes heißes Fett. Seit immer schon steht gebackenes, wie ein Paillard zubereitetes Kalbsbries auf der Karte. Die heißen Portweinweichseln mit Zimteis, süß, als wäre im Sommer Weihnachten, gab es schon bei Mama Reiter. Vielleicht, dass dieses vollkommen unmodische Dessert mittlerweile mehr Personen mit der ­Gegend verbinden als die Namen Klimt oder Mahler. —

Adressen – Äußeres Salzkammergut

Rund um den Traunsee

Bootshaus
Klosterplatz 4, 4801 Traunkirchen, T 07617/22 16, dastraunsee.at

Post 1327
Ortsplatz 5, 4801 Traunkirchen, T 07617/23 07-0, hotel-post-traunkirchen.at

Landhotel Grünberg am See
Traunsteinstraße 109, 4810 Gmunden, T 07612/777 00, gruenberg.at
Schöne Lage, gutes gutbürgerliches Essen, Fische aus dem See und eine feine Weinkarte dazu.

Biohof Gnigler
Unterkriech 4, 4845 Rutzenmoos, bio-gnigler@gmx.at
Liefert Lamm an Döllerer, Bootshaus und Landhaus Bacher, Aroma und Zartheit des Rutzenmooser Lamms sind unvergleichlich.

Tanglberg
Pettenbacherstraße 3/5, 4655 Vorchdorf, T 07614/83 97

Schloss Hochhaus
Schloßplatz 1, T 07614/211 10
Schmuckstück eines ehrwürdigen, bürgerlichen Gasthofs. Das ­Tanglberg für alle Tage.

Schauflinger
Theuerwang 13, 4655 Vorchdorf, T 07614/63 10, theuerwang.at

Rund um den Attersee

Langostinos
Bahnhofstraße 4, 4861 Kammer, T 07662/290 50, langostinos.at
Seit mehr als zwei Jahrzehnten gut eingeführte Fisch-Adresse, teilweise von Ulrike Huber mit Hecht, Reinanken und Attersee-Saiblingen beliefert, dazu wunderschönes Setting im Ambiente des kleinen Yachthafens.

Wirt z’Neuhausen
Neuhausen 1, 4860 Lenzing, T 07662/272 50

Eva und Thomas Gaigg
Ziegenmilch, Würste, Kitzfleisch, Unterfeichten 4, 4853 Steinbach, T 0664/396 54 07

Grablerhof
Seefeld, 4853 Steinbach, T 07663/623, grablerhof.at
Eine der besten Mostschänken, Blick auf den eigenen Obstgarten, auf See und Schafberg, alles aus ­eigener Erzeugung, der Most selbst genauso wunderbar, staubtrocken, wie die dazu servierte Jause.

Kate & Kon
Forstamt 12, 4853 Steinbach, T 07663/89 02, kateandkon.com
Bereits zu Legendenstatus gelangter Weinhandel, Catering, Vertrieb und Produktion von feinstem Futter, Stichwort: Atterox. Im Sommer finden am Forstgut elitär angehauchte Events statt. Ein perfekter Rahmen für gute Gastgeber.

Finest Fish
Fischereimeisterin Ulrike Huber, Hanningweg 6–8, 4863 See­walchen, T 0664/336 12 30
finestfish.at

Aichinger
Am Anger 1, 4865 Nußdorf, T 07666/80 07, hotel-aichinger.at

Genussufer
Badgasse 7, 4866 Unterach, T 0664/414 04 80, genussufer.at

Rund um den Mondsee

Seehof
5311 Loibichl, T 06232/503 10, seehof-mondsee.com
Stilvolle, wenn auch stilistisch in die Jahre gekommene Unterkunft am Mondseeufer, das À-la-carte-Restaurant bietet eine der schönsten Terrassen der Gegend, verhalten kreative Küche.

Drachenwand
St. Lorenz 46, 5310 Mondsee, T 06232/33 56
Beliebter Gasthof mit urigem Ambiente, der hungrige und durstige Radfahrer ebenso zufrieden entlässt wie anspruchsvolle Esser.

Rund um den Irrsee

Langwallner
Kirchenplatz 2, 4893 Zell am Moos, T 06234/82 07
Respektables Dorfwirtshaus mit qualitätsmäßigem Ausschlag nach oben (A la Carte berichtete bereits), dazu die Metzgerei mit dem besten Leberkäse Österreichs (zumindest fast).

Rund um den Wolfgangsee

Fisch vom Höplinger
Markt 100, 5360 St. Wolfgang, T 0664/503 47 33
Tolle Qualität an Geräuchertem und Gebeiztem, Wildfang aus dem Wolfgangsee wie auch aus Zucht. Eine der Spezialitäten des in der Orts­mitte des quirligen Sankt Wolfgang ­befindlichen Geschäfts, in dem man auch probieren und ein Glas trinken kann, sind konservierte Reinanken und Saiblinge, die Alternative zu Sardine und Thunfisch.

Gasthof Fürberg
Fürbergstraße 30, 5340 St. Gilgen, T 06227/238 50, fuerberg.com
Postkarten-Location in einer Bucht mit Schiffsanlegestation. Die mit Bioprodukten und Kräutern arbeitende Küche Karin Ebners hält mit dem Panorama wacker mit, wendet sich aber vornehmlich an Spaziergänger und Ausflügler. Sehr gut ­unter anderem die Fischsuppe.

Batzenhäusl
Schmalnau 1, 5340 St. Gilgen, T 06227/23 56, batzenhaeusl.com
Vom malerischen Grottensee leider durch eine stark befahrene Straße getrennter Edel-Gasthof. Die Küche gleicht dieses Manko aus.

Seegut Eisl
Farchen 24, 5342 Abersee, T 06227/32 34, seegut-eisl.at
Zwei Generationen arbeiten an der Vervollkommnung dieses Betriebs, bekannt durch seine Schafmilchprodukte. Das Seegut Eisl ist einer der innovativsten landwirtschaftlichen Betriebe der gesamten Region. Großartig schmecken die frische Schafmilch und das aus Schafmilch hergestellte Eis. Die Lage auf der Halbinsel nebst karibikblauem Wasser ist alleine den Besuch wert. Zum Gut gehört auch ein wunderschönes Seebad, dieses ist allerdings nur mit einer Saisonkarte zugänglich.

Rund um den Fuschlsee

Schloss Fuschl
Schloss-Straße 19, 5322 Hof bei Salzburg, T 06229/225 30, marriott.de
Der Ausblick von der Terrasse und dem Schlossrestaurant auf den See und die Berge rundum hat Hollywood-Breitwand-Format. Die Küche unter Johannes Fuchs geizt nicht mit Kaviar, Trüffel, Foie gras und Taubenbrust. Bei klassischen Saucen läuft Fuchs zur Höchstform auf. Der Patissier hat Extraklasse. Heimische Fische kommen von der wenige Luftmeter entfernten schloss-eigenen Fischzucht, bei der man auch gut einkaufen kann. Der Service des Restaurants ist bei Maître Gerald Lindlbauer in den besten Händen. Schließlich: Das Hotel mit Top-Badestrand und Spa plus Shuttleservice nach Salzburg
bietet jedweden Luxus, inklusive Smoking-Lounge.

Ein Bild von einem schönen Restaurant ist das Tanglberg in Vorchdorf, woMax Schellerer (Mitte) moderne Klassik kocht. Ricki Staudinger (re.) leitet ­souverän den Service und empfiehlt aus der gut sortierten Weinkarte.
Prächtiger Ausblicke auf Lisa Schauflingers Kalbshirn mit Speck und Ei
Sonne, Licht und Wasser begleiten das Essen im Bootshaus. DieKüchenmannschaft kann zwar nicht über Wasser gehen, beim Umgang mit Fisch bewirkt sie jedoch wahre Wunder.
Ulrike und Manfred Huber werfen im Attersee (unten) die Netze aus nach Reinanken, Saiblingen oder dem begehrten Perlfisch. Sie fahren seit 25 Jahren täglich am Morgen auf den See hinaus, bei jedem Wetter.
Gebratene Atter­see-Saiblinge im Genussufer, aufgespürt von Fischer Reinhard Ammer, zubereitet von
Marcel Gragger
Die Familie Aichinger, Sommelier Philipp Gerbl und Küchenchef Julian Schwamberger finden selten Zeit zum Anstoßen, der Garten mit den alten Kastanien zieht zu viele Gäste an.
Kalbsherz mit dunklen Rahmsauce, Morcheln und kleinen Grammelknödeln – einfach Weltklasse.
An sommerlichen Wochenenden überbevölkert: die Ufer des Attersees. Wenn es nicht gerade regnet.