Weekend in Florenz

Weekend in Florenz Die toskanische Hauptstadt, Pilgerstätte zahlloser kunstsinniger Gourmets: ein kleiner Leitfaden für den individuellen Kulinarik-Trip zwischen Imbissstuben und hippen Clubs. Text: Johann Orth Es gibt Städte, da muss man von Zeit zu Zeit wieder hin. Florenz zum Beispiel. Die Kathedrale Santa Maria del Fiore, die Uffizien, der Pitti-Palast, Santa Maria Novella, die Medici-Kapelle,…

Weekend in Florenz

Die toskanische Hauptstadt, Pilgerstätte zahlloser kunstsinniger Gourmets: ein kleiner Leitfaden für den individuellen Kulinarik-Trip zwischen Imbissstuben und hippen Clubs.

Text: Johann Orth

Es gibt Städte, da muss man von Zeit zu Zeit wieder hin. Florenz zum Beispiel. Die Kathedrale Santa Maria del Fiore, die Uffizien, der Pitti-Palast, Santa Maria Novella, die Medici-Kapelle, Santa Croce, die Boboli-Gärten – die Fülle an Sehenswürdigkeiten kann man sicher nicht bei einem Besuch abarbeiten. Dass man in der Hauptstadt der Toskana auch kulinarisch auf seine Rechnung kommt, liegt auf der Hand, erfordert aber Recherche, denn Touristenfallen gibt es hier zuhauf. Der legendäre Dreisternetempel Enoteca Pinchiorri ist beides: Touristenfalle und eines der besten Restaurants der Welt. „Man muss sich Respekt verschaffen, sonst rollt das Japanerprogramm über einen hinweg“, sagt mir ein Insider. Am besten, man lässt durch Piero Antinori reservieren. Jedenfalls liegt die Rechnung im Bereich des Plaza Athénée von Ducasse in Paris, also jenseits von 500 Euro für zwei.

Fast schon so berühmt, wenngleich ein ganz anderer Lokaltyp, ist das Ristorante Cibrèo mit seinen Ablegern Trattoria Cibrèo (oder Cibreino) und Caffè Cibrèo. Gehen Sie ins Ristorante. Es ist ein Lokal mit einer unvergleichlichen Atmos-phäre. Ja, die Hauptspeisen kosten alle 36, die Vorspeisen 20 Euro, aber inbegriffen ist ein Amuse-Gueule-Feuerwerk, eine tolle Weinkarte, gute Bedienung und ein tolles Publikum. Kleines Detail: Es gibt keine Speisekarte. Das Angebot wird mündlich von einer Dame vorgetragen, die zu diesem Behuf auf einem eigenen Stuhl am Tisch Platz nimmt. Das Essen ist nicht schlecht, aber sicherlich nicht das Hauptargument für einen Cibrèo-Besuch

Wegen der feinen Küche muss man in die relativ neu eröffnete Bottega del Buon Caffè gehen, ein Gourmet-Bistro mit nur 26 Plätzen, in dem die Brüder Francesco (Chef) und Donovan (Sommelier) Gasbarro auch den verwöhntesten Gaumen mit einer schnörkellosen, aber immer leichten und feinen Küche und sehr engagierten Weinkultur begeistern. Die Bottega steht noch nicht in den Führern, aber die Weinprofis flüstern sich die Adresse zu.

Florenz ist auch eine Stadt der Imbissstuben (stuzzichini). Viele von ihnen findet man im Low Cost-Führer des Gambero Rosso – zum Beispiel ‘ino unweit der Uffizien, wo es die besten Panini der Stadt gibt – besonders die mit Mortadella.

Gute Trattorien? „Assolutamente Mario“, sagt mir Gaia Gaja, die schon einige Zeit einen florentinischen Freund hat. Gleich neben dem Mercato Centrale stehen hier mittags die Insider Schlange. Am besten, man lässt sich bei Mario um 11.45 Uhr auf eine Liste schreiben und wartet, bis man aufgerufen wird. Ansonsten gibt es keine Reservierung, keine Kreditkarten und auch kaum Platz, denn alle sitzen Ellbogen an Ellbogen. Aber das Essen ist herrlich.

Wenn es in der Stadt zu eng wird, kann man mit dem Bus in die Hügel am Stadtrand fahren, um vorzügliche Trattoria-Küche zu genießen. Michele Contarese vom Kultweingut Bibi Graetz empfiehlt die Trattoria Tullio in Fiesole und vor allem Omero an der Via Pian die Giullari mit einer phänomenalen Weinkarte. Unser Freund Marc de Grazia schickte uns zu Ruggero, keine fünf Stationen vom Zentrum: Ribollita, Pappa al pomodoro, Pappardelle mit Wildschweinsugo, Arista oder Pollo di fattoria frisch aus dem Rohr und dazu der Haus-Chianti aus der Bastflasche (eigene Produktion) – kein Wunder, dass an der Schank die Leute aus dem Grätzel Schlange stehen, um sich Essen für zu Hause abzuholen: Takeaway auf toskanisch.

Zurück in der Stadt wird es Zeit für einen Schuss Urbanität: ein Glas Antinori Brut im Procacci, eine Mozzarella di Bufala-Degustation in der gestylten Bar Obikà oder ein Society-Bad in der hippen Cavalli-Bar in einer ehemaligen Kirche. Der linksintellektuelle Taxifahrer findet das vertrottelt und schickt uns in den wunderbaren Jazz Club. Aber am Ende landen wir doch jeden Abend wieder auf der Terrasse des Caffè Paszkowski auf der Piazza della Repubblica. Halb Livemusik, halb DJ, fährt hier jeden Tag das gleiche Programm ab. Die superschlanke, 1,90 große pensionierte Mathematikprofessorin Elisabetta und eine Reihe pensionierter Gigolos reißen den Abend an, und am Ende hüpft die ganze Terrasse mit Tänzern von Warschau bis San Francisco.

Adressen

Enoteca Pinchiorri
Via Ghibellina 87
T 055-24 27 57
www.enotecapinchiorri.com

Ristorante Cibreo
Via del Verrocchio, 8r
T 055-234 11 00
www.edizioniteatrodelsalecibreofirenze.it

La Bottega del Buon Caffè
Via Antonio Pacinotti, 44/r
T 055-553 56 77

Trattoria Mario
Via Rosina 2r
T 055-21 85 50
www.trattoria-mario.com

ino
Via dei Georgofili 3r–7r
T 055-21 92 08
www.ino-firenze.com

Trattoria Tullio
Via Ontignano, 48 – Montebeni, Fiesole (Firenze)
T 055-69 73 54
www.ristorantetullio.it

Trattoria Omero
Via Pian dei Giullari 47, Località Arcetri (Firenze)
T 055-22 00 53
www.ristoranteomero.it

Trattoria Ruggero
Via Senese, 89/r,
T 055-22 05 42

Procacci www.procacci1885.it
Obikà www.obika.it
Cavalli Club www.robertocavalli.com
Jazz Club Firenze www.jazzclubfirenze.com
Caffè Paszkowski www.paszkowski.it