Wellness & Wein

Text von Helga Baumgärtel Fotos: beigestellt

Bis zurück ins Altertum reicht übrigens die Geschichte der Vinotherapie. Hippokrates, der griechische Arzt, war es, der Wein zu Heilzwecken einsetzte. Zur Linderung von Fieber und Magen-Darm-Beschwerden.

Weinkönigreich Bordeaux

Das moderne „Mutterhaus“ aller Vinotherapien liegt, wie könnte es anders sein, bei Bordeaux: „Les Sources de Caudalie“. Florence und Daniel Cathiard, er Ski-Olympionike und beide Inhaber einer florierenden Einzelhandelskette, verkauften eines Tages ihre Geschäfte und erwarben 1991 die 55 Hektar von Château Smith Haut Lafitte. Dem Wein und der Restaurierung der historischen Anlage (mit einer 10-Millionen-Dollar-Investition) galt die erste Liebe der Cathiards.

Die Zweite: Tochter Mathilde und Schwiegersohn Ber-trand Thomas, beide in großen Kosmetikfirmen trainiert, entwickelten mit der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Bordeaux die Vinotherapie. Die weibliche Haute-volee, ob Isabelle Adjani, Caroline von Monaco, Cathérine Deneuve oder Donatella Versace, war hier schon zu Gast. Das Geheimnis der Schönheitskur sind die unterirdischen mineralreichen Quellen, die im Labor mit polyphenolhaltigen Extrakten aus Trester und Wein vermählt werden. Gut gegen Stress, Schlaflosigkeit, Übergewicht (Traubenkur!), Cellulite, Durchblutungsstörungen und Hautprobleme.

Man kann im Rotweinfass baden, die Haut schrubben lassen mit einer blassroten Cabernet-Honig-Paste, oder ein „Premier Grand Cru Treatment” fürs Gesicht buchen.

Ach ja, und Küchenchef Nicolas Masse, der sich seit März 2010 mit einem Michelin-Stern schmückt, kreiert im Restaurant „La Grand’Vigne“ eine bemerkenswerte Süd-West-Cuisine, die schon einen Hauch von Spanien spüren lässt. Und in der „French Paradox Bar“ warten dann noch 1.200 Flaschen aus großen Bordelaiser Jahrgängen. Die beste Jahreszeit ist natürlich Mai/Juni. Nur heuer nicht! Am 19. Juni beginnt die VINEXPO. Und davor und danach kuren dann etliche Wein-Zelebritäten aus aller Welt.

Und in dem Garten Eden …

… wächst doch der Wein für jeden – heißt es in einem alten rheinischen Schunkellied über die Mosel. Und in dieser traumhaft schönen Weinlandschaft liegt das „Weinromantikhotel Richtershof“.

Fernab vom touristischen Rummel auf der Mosel und entlang ihrer spektakulären Fluss-Schleifen, eingebettet in eine 10.000 m2 große Parkanlage mit botanischer Beschilderung und Kräutergarten, präsentiert sich dieses ehemalige Weingut, u. a. ausgezeichnet als „Boutique Hotel 2011“ von Relais & Châteaux.

Ein Refugium, das Verwöhnaroma pur versprüht. Ob im Gourmetrestaurant „Culinarium R“ unter Küchenchef Peter Krones, im Romantikgarten mit Teichveranda, Wasserfall und Teehaus, in der Hotelbar mit Davidoff-Lounge oder natürlich auf den Weinlehrpfaden und Weinverkostungen im historischen Gewölbekeller des Forum Vinum.

Derweil sich die Damen im Beauty-Atelier mit Caudalie-Produkten verwöhnen lassen können.

Rioja, olé!

Ein Rebstock als Wandschmuck in der riesigen Spa-Anlage des Hotels Marqués de Riscal, dort wo Wein und Wellness eng beisammen wohnen. Das Spa im mittelalterlichen Weindorf Elciego, nahe Bilbao, ist ein Teil der spektakulären, von Star-Architekt Frank Gehry erbauten „Stadt des Weins“, eine Art Weinschloss des 21. Jahrhunderts. Mit einem 43- Zimmer-Hotel, zwei Restaurants, geführt vom spanischen Sternekoch Francis Paniego, einem Weinmuseum und natürlich dem Spa und seiner Vinotherapie.

Seit 1858 hatten die Riscals in Elciego im Rioja-Gebiet Wein angebaut. Die Traubenabfälle wurden untergepflügt oder an das Vieh verfüttert. Erst jetzt in der Neuzeit hatte man bessere Verwendung für den Trester: die Vinotherapie.

Fast wären Weinstadt und Wein-Spa nicht entstanden, hätte Frank Gehry sich nicht in die Rioja-Weine von Marqués de Riscal verliebt, als er das Museum of Modern Art im nahen Bilbao baute. Als ihm der Marqués eine Magnumflasche seines besten Weines schickte, war das Geschäft perfekt. Gehry baute Hotel und Spa.

Baute das Weinresort über den historischen Kellern der Familie Riscal, in denen sage und schreibe 180.000 Flaschen lagern. Und natürlich gibt es dementsprechend auch jede Menge Wein- und Kultur-Touren in der Weinregion Rioja.

Wein und schwarzes Gold

Die Winzerfamilie Lungarotti in Torgiano/Umbrien verarbeitet die Trauben ihres Weingutes seit Neuestem nicht nur zu vorzüglichen Weinen. Vor Kurzem erst haben die beiden Schwestern Chiara und Teresa Lungarotti in ihrem Wellnesshotel Le Tre Vaselle ein Spa eröffnet, das sich „Bella Uve“ nennt – schöne Traube.

Rotweinblätter werden zu Wickel und Kräutertee aufbereitet, der Most zum Peeling, und – schier köstlich – in meinen Holzzuber ließ man eine Doppelmagnum Sangiovese ins wohltemperierte Badewasser fließen. Naja, ein Glas vom besten Riserva gab’s als Genusskur dazu.

Das 60-Zimmer-Hotel liegt in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern von Torgiano. Neben den berühmten Weinen der Lungarottis serviert man im Hotel Le Tre Vaselle vor allem im Restaurant „Le Melegrane“ mit seinem Küchenchef Domenico d’Imperio allerfeinste „cucina naturale“. Selbstverständlich garniert mit den berühmten Trüffeln, dem schwarzen Gold Umbriens. Und in den beiden Museen für Wein und Oliven kann man 2.000 Jahre alte Objekte bestaunen.

Wellness und Wein am Kap

Das Santé Winelands-Hotel & Wellness Centre nördlich von Kapstadt gehört zu den 20 besten Vinotherapie-Hotels der Welt. Es ist ein perfektes 5-Sterne-Hotel mit zwei Restaurants. Nicht gerade billig zwar, aber man muss halt seinen Tribut zahlen für dieses

Hideaway der Stars, im Schatten des Simonsbergs, im Herzen des südafrikanischen Weinlands. Man kann sich eine Aromatherapie und ein Hamam mit Pinotage-Behandlung, der autochthonen Rebsorte, zusammenstellen lassen, kann sich einwickeln lassen in eine Cabernet-Packung, oder das Gesicht mit einer Chardonnay-Behandlung verschönern. Oder einfach – am besten in der europäischen Winterzeit – nur die Cuisine genießen und den Wein und die Weingüter ringsum.

… und auf Madeira

Im historischen Zentrum von Funchal, mit einem spetakulären Blick über das Lichtermeer der Stadt, ist The Vine Hotel die jüngste Attraktion Madeiras. Die Vinotherapie – selbstverständlich mit Madeira-Wein – hilft beim Entgiften, zudem gibt es 79 Zimmer mit allen möglichen Hightech-Spielereien. Gekrönt von einer Cuisine – natürlich Michelin-bestirnt.

Und bitte nicht vergessen: den Besuch der „Madeira Wine Company“, einem Disneyland des Madeira-Weins, mit einer langen Kolonialgeschichte. Richtig spannend!

Und zum Schluss …

Mancher Weinliebhaber wird sagen, die steirischen Weine sind viel zu schade, um darin zu baden. Genau das aber tut der Gast in der höchsten Weinbaugemeinde des Landes über Kitzeck im Wellnesshotel Weinhof Kappel. Hier fließen die hauseigenen Morillons, Sauvignons und Cabernets nicht nur ins Glas, sie münden auch in die Vinotherapie. Dass die in Traubenkernen enthaltenen Polyphenole den Cholesterinspiegel, Herz und Kreislauf verbessern, hatten wir ja schon. Für die äußerliche Anwendung zur Reduzierung von Hautschäden und Alterungsprozessen präsentieren die Kappels ihre steirische Variante: So können Sie sich im Barriquebad oder in einer Weintresterpackung in der Schwebeliege aalen, oder sich von kundigen Händen mit hauseigenen Trauben-Kosmetikprodukten massieren lassen, bevor Sie ein paar Runden im Meerwasserpool mitten in den Weinbergen mit Panoramablick im Schatten des Klapotetz drehen. Um sich dann endlich bei Hausherr und Küchenchef Dietmar Kappel, einem „Platzhirsch“ der steirischen Gastroszene, kulinarisch und natürlich vinologisch verwöhnen zu lassen …

Übrigens: eine komplette Wein-Kosmetiklinie, zu genießen in einem Day Spa, präsentiert in der Nähe von Graz das VINOBLE DAY SPA. Reinklicken in
www.vinoble-cosmetics.at