Zu Gast beim Nachbarn

Kaum ein Mittelmeerland Europas hat in den letzten Jahren einen derartigen kulinarischen Aufstieg erlebt wie Kroatien.

Zu Gast beim Nachbarn

Text vonHans Mahr Fotos: beigestellt
Von Brad Pitt bis Bernie Ecclestone kreuzen die Promis vor der dalmatinischen Küste, und die Restaurants von Dubrovnik und Zagreb haben sich auf eine neue Klientel, nämlich die Feinschmecker, eingestellt. Eines steht für jeden fest, der sich beim kroatischen Nachbarn durchgekostet hat: Hier gibt’s den besten Fisch und die frischesten Meeresfrüchte des Mittelmeers und im Unterschied zu Italien, Frankreich oder Spanien durchgehend frische Ware, die tatsächlich in den nationalen Mittelmeergewässern gefangen wurde und nicht von irgendwoher importiert worden ist.
Beginnen wir im Süden, in Dubrovnik: Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der vielen Touristen hat sich in dem mittelalterlichen Küstenort, der den Auseinanderfall Jugoslawiens am besten überstanden hat, eine ordentliche Gastronomieszene entwickelt. An der Spitze steht das elegante "Nautica", nur wenige Meter außerhalb der Altstadt. Auf einer schönen Terrasse mit Blick übers Meer werden Petersfisch, Thunfisch und jede Art von Muscheln auf hohem Niveau angeboten.
Wer’s lieber gemütlich haben will und nach dalmatinischen Spezialitäten lechzt, der geht ins "Ragusa 2" in der Altstadt oder in eines der beiden guten Wirtshäuser am Hafen. In der "Lokanda Peskarija" oder im "Dundo Maroje" erhält man das beste Schwarze Tintenfischrisotto oder wahlweise Garnelen in Tomatensauce, viertelkiloweise zu bestellen. Etwas außerhalb der Stadt lädt ein 200 Jahre altes von Orangenbäumen umgebenes Bauernhaus ein. Im "Sesame" werden einfache dalmatinische Köstlichkeiten vom Fischeintopf (Brodet) mit Polenta bis zum Oktopus mit Erdäpfeln unter der Eisenglocke geschmort serviert.
Einfachere Küche erwartet den Gast auch auf den Inseln. Selbst in den besten Hafenrestaurants kann’s schon einmal dazu kommen, dass man eine halbe Stunde auf die Bedienung warten muss, und die Qualität ist leider vor allem in der Saison oftmals Glückssache. Auf Hvar geht man am ehesten ins "Konoba Menego", wo man eine Art kroatische Tapas vorgesetzt bekommt: kleine Tellerchen mit Schinken, Anchovis, Oliven. Als Hauptgang natürlich all das, was den Fischern am Morgen in die Netze gegangen ist. Im "Macondo", in einer Seitengasse der Stadt, geht’s etwas italienischer zu: Spaghetti mit Lobster oder mit Muscheln, je nach Brieftasche. Und das "Eremitaz" bei Stari Grad ist tatsächlich noch ein Geheimtipp. Die Spezialität: Fisch- und Fleischeintopf wie bei der dalmatinischen Mama!
Auf der Insel Brac ist die Auswahl schon schwieriger. Am ehesten ist das "Konoba Gust" gleich über dem Hauptplatz zu empfehlen, kitschige Fischdekorationen dürfen den Appetit nicht stören. Auch auf Kor?cula geht’s nicht ohne Fischernetze und andere nautische Trophäen. Zum Trost werden etwa im "Adio Mare" wirklich gute, meist etwas zu lange gegrillte Fische und hervorragende Weine von der Insel serviert.
Dort, wo Kroatien für Österreich am nächsten ist, nämlich in Istrien, ist auch die beste Küche des Landes zu Hause. In Opatija und in Rovinj sind nach dem Krieg die ersten kaufkräftigen Touristen verköstigt worden, mittlerweile ist die Gourmetküche auf einem beachtlichen Standard. Für mich die erste Adresse Istriens: Oberhalb des ehemaligen k. u. k. Kurortes Apatija (Opatija), im kleinen Ort Kastav hat Nenad Kukurin sein Slow-Food-Restaurant "Kukuriku" entwickelt. Das Feinschmecker-Menü mit neun Gängen ist auch unter dem neuen Küchenchef einen langen und gemütlichen Abend wert. Vom Tintenfisch-Carpaccio über die Fischsuppe bis zur gebratenen Meeräsche oder einem Petersfisch der Extraklasse ist jeder Gang etwas Besonderes und wird noch dazu durch die beste – auch glasweise – Auswahl von kroatischen Weinen begleitet.
Ebenfalls empfehlenswert direkt in Opatija ist das Restaurant "Laurus" in der Villa Kapetanovic, das sich allerdings etwas vornehm gibt und bei den Preisen kräftig zuschlägt. Ein paar Kilometer südlich in Mo?s´ceni?cka Draga geht’s da hemdsärmeliger zu. Bei "Johnson" kann man die besten Scampi der Gegend verkosten – knackig und g’schmackig, weil sie aus mehr als 50 Metern Tiefe gefischt werden.
In Rovinj haben sich in den letzten Jahren zwei Häuser etabliert, die weit und breit keine Konkurrenz haben. Das "Monte" auf dem Altstadthügel und das "Blu" unten am Meer sind romantisch und appetitanregend gleichzeitig. Beide Küchen haben das istrische Lokalniveau schon längst verlassen und experimentieren mit einer internationalen Anbindung der heimischen Küche, inklusive asiatischer Zutaten von Ingwer bis zum selbst gemachten Curry.
Eines jedoch sollte sich niemand, der mit dem Auto über die istrische Halbinsel kurvt, "ersparen". Nämlich einen Kurzbesuch in Livade, wo der kroatische Trüffelpapst Giancarlo Zigante (er hat die größte, jemals ausgegrabene Trüffel gefunden) in seinem "Zigante Tartufi" aufkochen lässt. Da es ja auch Sommertrüffel (na ja!) gibt, kann man seinen Landgasthof auch in der warmen Jahreszeit besuchen. Außerdem kommen bei Zigante Rind, Lamm und Huhn auf den Tisch – und diese Fischpause hat man sich bei der Istrien-Rundreise durchaus einmal verdient.
Gegen diese kulinarischen Freuden hat die Hauptstadt Zagreb noch etwas Nachholbedarf. Zwar hat sich auch dort eine kulinarische Szene entwickelt, aber deutlich unterhalb der Qualität, die an der Küste geboten wird. Den besten Fisch bekommt der Business-Gast im Restaurant "As" im Grüngürtel rund um die Innenstadt von Zagreb. Das "As" hat auch den gepflegtesten Restaurantgarten, der gerade im Sommer den idealen Ort für ein Geschäftsdinner abgibt.
Ebenfalls auf Fisch ist das "Dubrovkin Put" spezialisiert, wo Steinbutt, Doraden, Petersfische fangfrisch auf riesigen Metalltellern präsentiert und nach Lust und Laune später zubereitet werden. Im "Bon Appetit" kann man kroatische Küche mit österreichischem Einschlag genießen – für alle diejenigen, die nicht nur dalmatinischen Fisch und kroatischen Wein konsumieren wollen. Wer’s gerne etwas vornehmer (und italienisch) will, der muss zu "Marcellino" gehen. Der hat einige Zeit auch in Deutschland und Österreich verbracht und umsorgt mit viel Charme auch die kompliziertesten Geschäftsessen.
Aber eines steht fest: Um mit der Küste mithalten zu können, müssen sich die Hauptstadt-Gastronomen noch gewaltig ins Zeug legen. Bis zum EU-Beitritt sind ja noch einige Jahre Zeit …

Adressen

Nautica
Tel.: +385/20/44 25 26
Ragusa 2
Tel.: +385/20/32 12 03

Lokanda Peskarija
Na Ponti bb
Dubrovnik
Tel.: +385/20/32 47 50

Monte
Montalbano 75
Rovinj
Tel.: +385/52/83 02 03

Dundo Maroje
Kova?cka bb
Dubrovnik
Tel.: +385/20/32 14 45

Zigante Tartufi
52427 Livade
Tel.: +385/52/66 60 30
www.zigantetartufi.com

Adio Mare
Sv. Roka 2
20260 Kor?cula
Tel.: +385/20/71 12 53

Kukuriku
Kastav 120
51215 Kastav
Tel.: +385/51/69 14 17

Laurus
Nova Cesta 12a
51410 Opatija
Tel.: +385/51/74 13 55
www.villa-kapetanovic.hr

Johnson
Sv. Petar bb
51417 Mo?s´ceni?cka Draga
Tel.: +385/51/73 75 78

Blu
Val de Lisso 9
Rovinj

Sesame
Tel.: +385/20/41 29 1

Konoba Menego
Tel.: +385/21/74 20 36
www.menego.hr

Macondo
Tel.: +385/21/74 28 50

Eremitaz
www.stari-grad-faros.hr/eremitaz

Konoba Gust
14 Riva Frane Radica
Tel.: +385/21/63 59 11

As
Zelengaj 2
10000 Zagreb
Tel.: +385/1/460 91 11

Dubrovkin Put
Tel.: +385/1/483 49 70

Bon Appetit
www.bonappetit.hr

Marcellino
Jurjevska 65a
10000 Zagreb
Tel.: +385/1/467 71 11