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Ois

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Küchenzeiten: Mi.–Sa. 18–21
Inhaber: Familie Rachinger
Küchenchef: Philip Rachinger
Sommelier: Daniel Schicker
Sitzplätze: 20
Übernachtung
Kreditkarten: Mastercard, Visa, Hobex
E-Ladestation
Philip Rachinger ist zu beneiden. Das Restaurant, welchem er vorsteht, befindet sich an einem der schönsten Orte Oberösterreichs. Die träge dahinfließende Mühl, das Waldpanorama, Ruhe, die nur selten von einem vorbeifahrenden Minizug unterbrochen wird, der daran erinnert, dass die geschäftige Welt der Stadt Linz nur etwa eine halbe Stunde entfernt ist. (Die Anreise mit der Bahn ist übrigens ein landschaftliches Erlebnis.) Auch Rachingers Küche und Restaurant zählen spätestens seit dem Umbau, für den der geniale Tischler des „Mühltalhofs“ etwa aus dem Boden des alten Restaurants die Tische des neuen zimmerte, zu den besonders schönen Lokalen des Landes. Die Gäste schauen wahlweise auf Fluss und Natur oder durch ein großes Panoramafenster in die Küche, wo Rachingers Team am Menü feilt. Konzept und Restaurant heißen „Ois“, also „alles“, und das ist es auch. Rachinger hat sich längst von den Einflüssen der Nordic Cuisine befreit, seine Küche trägt die Züge einer Autorenküche, die keine Grenzen kennt. Vieles kommt ja aus der Nähe. Wenn gerade Parasol Saison hat, gibt es davon eine kleine Portion gebacken zum Aperitif, auf Backpapier mit einem großzügigen Klecks Schnittlauchsauce. Frisches, knackiges Stöcklkraut kommt mit Apfel und Zitrone. Chawanmushi (Eistich aus Sojasauce, Dashi und Fischflocken) kommt mit darübergehobeltem rohen Steinpilz und Kaviar. Und weil die Pilze gerade so gut sind, gibt es noch gebratene Semmelstoppelpilze mit rohem Eidotter, ’Nduja und Meersalz, so wie man es im Baskenland gerne macht. Rosinen, Trauben und der erste Kürbis der Saison begleiten die Brust vom Huhn nach dem aus China stammenden Rezept des „Cleopatra Chickens“, nach dem die Brust mit Sojasauce und Sherry sowie anderen Gewürzen über Nacht mariniert wird. Als zweiten Gang des Huhns gibt es die ausgelösten Haxerln, dazu gegrillten Mais und Polenta. Ein „Yummy“-Teller. Auf der Weinkarte neben First-Class-Burgundern auch viel aus der Ecke „Vin Naturel“ und Maischestand sowie einige noch zu entdeckende Winzer und Regionen. Daniel Schicker macht den Job des Sommeliers exzellent. Was braucht man nach einem Essen noch? Vielleicht einen erfrischenden Schwumm in der kalten Mühl? Den heben wir uns fürs Frühstück auf. Wonach es dann zu Helmut Rachinger in sein wunderbares, gleich in der Nachbarschaft gelegenes „Fernruf 7“ geht. Eigentlich ist es nicht ein, es sind zwei Toprestaurants im „Mühltalhof“, der mittlerweile zu einem ansehnlichen Ressort mit alter Bausubstanz gereift ist.
Philip Rachinger, © Michael Reidinger