Das Schrei

Foto von Studio Kirchberger
Text von Alexander Rabl

Der letzte Schrei

Gourmet im Shabby Chic. Ein schlicht und funktional eingerichtetes Lokal ist der Rahmen für eine der aufregendsten Küchen Salzburgs, geboten von zwei jungen Salzburger Köchen, die unter anderem mit Max Natmessnig und Kevin Fehling gearbeitet haben. Daniel Reifecker und Jakob Schmid, die das Lokal als Zwei-Mann-Minibetrieb führen, können es wahrscheinlich selbst kaum glauben, aber der Erfolg ist beträchtlich. Die Salzburger Foodies, von den Ereignissen und Schließungen in der Altstadt ordentlich gebeutelt, haben wieder eine Heimat, und es ist ein Lokal als Ausdruck von jugendlicher Unbekümmertheit und höchstem Anspruch. Kein Detail wird ­außer Acht gelassen, beim Service nicht und vor allem nicht am Teller. Den Thunfisch mit Kaviar, Rüben und Wasabi könnte man noch als sanftes Déjà-vu bezeichnen, tolles Produkt jedenfalls. Die Kombination aus gebratenen Artischocken, Maiscreme, einem Fond aus Mais, Eierschwammerl und kleinen süßlichen Zwiebeln ist schlichtweg großartig. Mit Krebsmousse prall gefüllte Zucchiniblüten mit Schnittlauch und Erbsen sind einfach große ­Küche und nichts anderes. Die Ente, aus Frankreich importiert, ist gut gereift, die Brust kommt rosa gebraten, ganz ausgezeichnet, dazu gebratenes Kraut und Sommertrüffel, wobei Letztere eigentlich nicht notwendig ist. Auch Kalbsfilet Wellington steht zur Wahl, Statement einer Küche, die auch die Klassiker als modern ansieht. Ein fantastisches Pfirsichdessert macht den ­Besuch komplett. Das Essen wird weinkundig begleitet, die Auswahl ist nicht groß, aber bestens. Statt ­einer Weinkarte gibt es zwei Weinkühlschränke, wo man sich die Flaschen aussuchen kann. Bollinger steht da einträchtig neben Sepp Muster. Aus einem Pop-up zweier bescheidener junger Köche dürfte eine Dauereinrichtung werden.

Küche: 4
Atmosphäre: 2
Weine: 3,5

Das Schrei
Rudolf-Biebl-Straße 3a
5020 Salzburg
T 0664/154 11 02
das-schrei.at