Fiktion & Wirklichkeit

Für die Küchen-Dramedy-Serie The Bear haben ­Gastronomen mit einem besonders facettenreichen Erfahrungsschatz die entscheidenden Fachdetails beigesteuert.

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Text: Christian Grünwald

Neben dem deutschen Reality-Doc-Format Kitchen Impossible und dem Netflix-
Hit Chef’s Table gibt es im Fiction-Genre nur eine Küchenserie, die Hobbyköche,
Küchenprofis und Kritiker gleichermaßen überzeugt: The Bear. Die Dramedy-Serie, produziert von Hulu, ist hierzulande auf Disney+ zu sehen und wurde mit gleich 13 Emmy-Nomi­nierungen, mehreren Critics Choice Awards, zwei AFI Awards und vier Golden Globes ausgezeichnet.

In den ersten beiden Staffeln wird das Comeback des geschäftlich wie privat gescheiterten Küchenchefs Carmy Ber­zatto erzählt, der mit seinem bunten Team ein heruntergekommenes Imbisslokal zu einem Spitzenrestaurant macht. Staffel zwei endet mit einem Cliffhanger, der alle Fans gespannt auf Staffel drei warten lässt. In den USA ist diese bereits zu sehen, dem Vernehmen nach starten die neuen Folgen bei uns Mitte August bei Disney+.

Bei der US-Ausstrahlung im Juni war The Bear sogar die meistgesehene Serie auf allen Streaming-Plattformen. Die Popularität der Serie beruht auf der äußerst authentisch gemachten Umsetzung sämtlicher Details aus einer Profiküche. Verantwortlich dafür zeichnen Tim Flores und Genie Kwon. Die beiden betreiben das Restaurant Kasama in Chicago, jener Stadt, in der auch die Serien-Handlung stattfindet. Die beiden lernten sich in der Küche des Oriole, einem 2-Sterne-Michelin-Restaurant, kennen, ehe sie im Ukrainian Village in Chicago das Kasama eröffneten. Das Lokal fungiert am Morgen als Bäckerei, bietet mittags kostengünstige Fast-Casual-Küche an und verwandelt sich dann abends in ein anspruchsvolles Fine Dining mit mehrheitlich philippinischem Background. Unter anderem ist das Lokal mit einem Michelin-Stern und einem James Beard Award ausgezeichnet. Auch wenn es bei den beiden in der Realität ganz anders als in der Serie zugeht, hat die Fachbe­ratung für The Bear einen erkennbaren Effekt: Die Reservie­rungen haben seither deutlich zugenommen.

Für die bekannteste Kasama-Kreation muss man allerdings Schlange stehen. Das mit getrüffeltem Délice de Bourgogne-Käse gefüllte Croissant – es wird final mit Honig beträufelt und mit frischer Trüffel bestreut – gibt es als Take-away in der morgendlichen Bäckerei-Schicht. Die Warteschlange dafür reicht manchmal bis zum nächsten Block.

kasamachicago.com

Genie Kwon (c) Evan Robinson
Tim Flores (c) Evan Robinson