Konoba Zijavica

Foto von JRE-Croatia
Text von Uschi Korda

Strandgeflüster

Bei einem Urlaub in Istrien ist das Ziel vieler Feinschmecker die Kvarner Bucht, vor allem die pittoreske Küste zwischen Rijeka und Pula. ­Allein beim Besuch der Jugendstil-Markthalle in der Altstadt von Rijeka, in deren Fischhalle das Angebot an Kvarner Scampi (sprich: Kaisergranaten), Steinbutt, Seezunge,Thunfisch, Schwertfisch und vielem mehr überquillt, würde man am liebsten bei jedem Stand zuschlagen und sich umgehend in die Küche stellen.

Wer keine Option zum Selberkochen hat, hat die Qual der Wahl zwischen ausgezeichneten Konobas und exquisiten Sternerestaurants. Das alles zum Beispiel im kleinen Fischerdorf Moscenicka Draga unweit von Lovran. Dort gibt es einerseits das Tu Tamo mit grandiosem Blick über die Bucht bis Rijeka und einer geradlinigen, ausgezeichneten Küche. Auf der anderen Seite das mittlerweile kultige Johnson, das seit Jahrzehnten gediegene Fischküche bietet. Und dann gibt es dort die Konoba Zijavica, ein kleines Familienrestaurant mit einem Outdoor-Speisezimmer, einer Art Glasveranda direkt am Strand, von der man mittags und nachmittags das Strandleben mitverfolgen und abends das fulminante Farbenspiel des Sonnenuntergangs bewundern kann. Sofern man nicht vom Essen abgelenkt ist, das Stiven Vunic´ und seine Frau Tea an die Tische schicken. Es ist die traditionelle Küche Istriens, die der junge Koch spannend und kreativ neu ­interpretiert. Neben den À-la-carte-Speisen wird ein Sechsgangmenü angeboten, das mit 70 Euro die gerade kursierenden Horrormeldungen vom überteuerten Pflaster Kroatien wohltuend Lügen straft.

Weil man schon so direkt am ­Wasser sitzt und den Fischern beim Ein­bringen ihres Fangs zusieht, überwiegen hier natürlich die Fischgerichte. Als Gruß aus der Küche kommt gleich einmal eine Fritule, normalerweise ein mit Schokolade oder Marmelade gefülltes istrisches Dessert. Vunic´ aber füllt die frittierte Teigkugel mit einer Thunfischcreme, die auf der Zunge schmilzt. Es folgt eine Ceviche, bei der nicht nur die Fischauswahl – Rotbarbe, Garnele und Oktopus – überrascht, sondern auch die Marinade aus kleinen Paradeisern und dem Saft von Zitrusfrüchten mit ihrer vollkommen ausgewogenen Säure. Ein stil­sicherer Aromeneinsatz, der sich beim Paradeiser-Carpaccio wiederholt, bei dem zwei herrlich reife rote Paradeiserscheiben mit einer Creme aus Cashewnüssen gefüllt und mit Paradeiserwasser umspült sind. Fühlt man sich hier bereits so wohl wie ein Fisch im Wasser, folgt gleich das nächste Highlight: ein Seebarsch-Carpaccio mit Erbsen, in Minze mariniert, Basilikum und Mozzarella – eine Kombination zum Niederknien, die allerdings sogleich übertroffen wird. Bei den wie Eisenbahnschienen arrangierten Anchovis mit gegrilltem Lauch, Knoblauchcreme und mit Haselnüssen bestreut, beweist Vunic´, dass er auch das Spiel mit den Konsistenzen beherrscht. Nach den anschließenden Matjes mit Bechamel und Melanzanipüree fühlt man sich beschwingt und leicht wie an ­einem Sommernachmittag an der Adria. Ein Gefühl, das auch nach dem Hauptgang bleibt: einem sous-vide gegarten Seebarschfilet, das ­Vunic´ noch kurz anbrät und mit ­einer Beurre blanc auf einem angegrillten Krauthappel serviert. Da Stiven Vunic´ nicht nur Wirt und Koch, sondern auch gelernter Sommelier ist, findet sich auf der Weinkarte ­eine große Auswahl kroatischer Weine, die seine Philosophie widerspiegelt, hauptsächlich mit regionalen Produzenten zu arbeiten.

Stiven Vunic´und seine Frau Tea tischen in der Konoba Zijavica kreativ neu interpretierte kroatische Küche auf.
© JRE-Croatia

Küche: 3
Atmosphäre: 4
Weine: 4

Konoba Zijavica
Sestaliste 25, travnja 2
51417 Moscenicka draga
T +385 51 73 72 43
konoba-zijavica.com