Neuer Star im Mittelmeer: Sardinien

Fisch und Meeresgetier, Lamm und Spanferkel, Wildkräuter und Rotwein – das Inselleben auf Sardinien ist aromatisch und beglückend.

Neuer Star im Mittelmeer: Sardinien

Text von Helga Baumgärtel Fotos: beigestellt
Sardinien ist eine Welt für sich. Ein kleiner Kontinentim Zentrum des Mittelmeers. Seit Jahrtausenden von Eroberern heimgesucht. Von Puniern und Römern, Byzantinern, Eindringlingen aus Pisa und Genua, später dann von Spaniern. Das neue Sardinien jedoch kennen die wenigsten. Natürlich kann man, vom Flughafen Olbia kommend, die ausgelatschten Pfade abspulen, in die fashionable und teure Costa Smeralda eintauchen, diese Region der Reichen und Schönen, ehemals von Aga Khan gegründet, bis zum heutigen Tag von Stars und Sternchen besiedelt, von Flavio Briatore und, na klar, Silvio Berlusconi. Sardinien alternativ geht so: einen Leihwagen nehmen (unbedingt mit Navigationsgerät) und ca. eine Stunde lang ins Herz der Insel fahren, zum Beispiel in die Hazienda "Il Muto di Gallura". Muto heißt: stumm. Der stumme Bandit Sebastiano Tansu heizt immer noch die Legenden an in dieser grandiosen Granitlandschaft, inmitten von Korkeichen-Wäldern und Oliven-Hainen. Man sitzt auf der Terrasse, schlürft genussvoll den hauseigenen weißen Vermentino (der in dieser Gegend "geboren" wurde) und schaut über das Land. Über 400 Hektar Land- und Forstwirtschaft,durch die man – im verballhornten Englisch – hiken, biken, horseriden, jagen und landrovern kann.
Muto di Gallura ist die perfekt autarke Farm – mit 18 Zimmern inzwischen, Aircondition, Satelliten-TV, Swimmingpool und einer exzellenten Landhaus-Küche mit Produkten der eigenen Gärten, Forsten und Weiden. Ein Muss ist von hier aus die Besichtigung der grandiosen Mondlandschaft des "Valle della Luna", übersät von atemberaubenden Gesteinsformationen. Denn, so sagt die Legende, als Gott die Welt erschaffen hatte, blieben ihm ein paar Steine übrig. Er warf sie ins westliche Mittelmeer, trat zur Befestigung mit seinem mächtigen Fuß darauf und streute aus allen Kontinenten Pflanzen und Tiere darüber … Ein lohnenswerter Ausflug geht in den Nordosten in den herrlichen Nationalpark rund um die Inselwelt der Maddalena, fast in Rufweite von Korsika. Köstlich zu Mittag isst man in Porto Faro im "La Gritta". Muscheln, Krustentiere und der gesamte Fischreichtum des Mittelmeeres werden hier aufgetischt. Und der Blick von der Terrasse über die Bucht ist grandios.
HIER KOMMT’S UNS SPANISCH VOR
Wir verlassen den Norden und fahren an die westliche Korallenküste nach Alghero ins Zentrum – der Katalanen! Denn die hatten sich vor 660 Jahren als Konquistatoren hier angesiedelt. Die romantische Altstadt birst vor spanisch-katalanischen Straßennamen, spanischem Kunsthandwerk und spanischen Restaurants. Wie das "Al Tuguri" an der Via Maiorca, Darling von Künstlern und Modeleuten. Benito Carbonella mixt gekonnt seine mediterrane Fischküche mit traditionellen sardischen Gerichten aus dem Hinterland wie Lumache con patate, einem Schneckengerich oder Costolette di Agnello (Lamm) mit gefüllten Kürbisblüten. Natürlich gibt es auch die berühmte Crema Catalana. Wer luxuriös residieren will, dem sei, etwas außerhalb, die "Villa Las Tronas" empfohlen, einst Sommervilla des spanischen Königshauses. Die Villa aus dem 19. Jahrhundert, am Ende der Meerpromenade auf einer kleinen Halbinsel gelegen, bietet einen spektakulären Meerblick. Mehr Agriturismo findet man auf der "Azienda Agricola Domenico Manca" nördlich von Alghero in der fruchtbaren Ebene von Santa Maria La Palma. Hier hat die Familie Manca, die Olivenkönige Sardiniens, auf einer Terrassenlandschaft rustikal-gemütliche Bungalows errichtet. Mit Swimmingpools und Kinderspielplätzen und einem Sterne-würdigen Restaurant,in dem es typisch Sardisches gibt: die üppige Fischsuppe – das Meer ist schließlich nur fünf Kilometer entfernt –, Lamm, Zicklein, Wildschwein in allen Variationen und natürlich das leckere Spanferkel "porceddu", perfekt geröstet und nach den Wildkräutern der Insel duftend.
INS ZENTRUM
Weiter geht’s in Richtung Ostküste. Links und rechts wachsen die Steintürme der Nuraghen aus der Landschaft, weiden Schafherden in der Macchia, beschirmt von Korkeichen-Wäldern – weites,karges Land. Kurz hinter Nuoro das Schild "Sie fahren ins Land des Cannonau". Der Rotwein, einst schon von Gabriele d’Annunzio besungen, prägt die Landschaft, die das Herzstück für landwirtschaftliche Bioprodukte ist. Unsere nächste "Herberge", das "Su Gologone" ist fast etwas zu herrschaftlich-luxuriös für diesen grünen Garten Eden.Mit Swimmingpool, Tennis, Boutiquen, mit fernöstlich angehauchtem Spa und internationalen Bars, mit Kunstgalerien,Weinkeller und täglichen Verkostungen und Restaurantangeboten rund um die Uhr.
AB IN DEN SÜDEN
Der Weg nach Süden führt in das wildromantische Landesinnere. Vorbei am höchsten, fast 1.900 Meter hohen Berg Sardiniens, durch eine Kette von Haarnadelkurven – eine Bergrallye ist ein Klacks dagegen – Richtung Cagliari (von dort kann man zurückfliegen).Das i-Tüpfelchen unserer langen Reise ist das Forte Village Resort, ganz unten im Süden,nur 45 Minuten vom Flughafen Cagliari entfernt. In einen riesigen tropischen Garten schmiegen sich ganz versteckt acht Hotels und 44 Suiten. Ganze 21 Restaurants, darunter eines von Englands Starkoch Gordon Ramsay, verwöhnen kleine und große Gäste mit sardischen und internationalen Spezialitäten. Natürlich gibt es Spa (Thalassotherapie) und Sport in allen Variationen. Oder: Man träumt vielleicht nur am endlosen Privatstrand,schaut über das türkisfarbene Meer – bis rüber nach Afrika.

Adressen

IL MUTO DI GALLURA, Aggius,
Tel.: +39/079/62 05 59,
www.mutodigallura.com
RISTORANTE LA GRITTA, Porto Faro
Tel.: +39/0789/70 80 45
www.ristorantelagritta.it
RISTORANTE AL TUGURI, Alghero,
Tel.: +39/079/97 67 72,
www.altuguri.it
VILLA LAS TRONAS, Alghero,
Tel.: +39/079/98 18 18,
www.hvlt.com
AZIENDA AGRICOLA DOMENICO
MANCA, Monte Sixeri, Santa Maria
La Palma, Tel.: +39/079/97 72 15
www.residenzedicampagna.com
FORTE VILLAGE RESORT,
Santa Margherita di Pula,
Tel.: +39/070/ 921 71,
www.fortevillageresort.com
HOTEL SU GOLOGONE, Oliena,
Tel.: +39/0784/28 75 12
www.sugologone.it