Ein peruanisches Märchen

Bei der Verleihung der Preise der „The World's Best Restaurants 2023“ in Valencia wurde für das Restaurant Central in Lima ein Traum wahr.

Foto von Christian Grünwald
Text von Christian Grünwald

Am 20. Juni 2023 schrieb das Restaurant Central Geschichte. Als erstes Lokal in Südamerika wurde es zum besten Restaurant der Welt ernannt. Virgilio Martínez und Pía León gelten nun in Peru als Nationalhelden. Zu recht. Ihr Restaurant in Lima hat die verschiedenen Ökosysteme des Landes und ihre vielfältigen Aromen im Mittelunkt. Nicht erst seit gestern, sondern seit mittlerweile 15 Jahren. Jedes Gericht im Central-Menü repräsentiert ein bestimmtes Gebiet des Landes – von 15 Metern unter dem Pazifik bis zu 4.200 Metern Höhe in den Anden.

„Danke an alle, die hier sind: Kollegen, Kollegen und Mentoren; danke an Valencia, diese wunderschöne Stadt, und an 50 Best“, sagte ein gerührter Martínez am Ende einer glamourösen Preisverleihung in der Stadt der Künste und Wissenschaften von Valencia. „Es geht nicht darum, die Nummer 1 zu sein, es geht nicht um Wettbewerb oder darum, der Beste zu sein, es geht darum, jeden Tag das zu tun, was wir lieben, unsere schönen Ziele zu erreichen und einfach nach der Wahrheit zu suchen.“

Auf der Bühne betonte León, wie wichtig es ist, im Team zu arbeiten: „Ich danke dem gesamten Team, dass ihr euch auf das Abenteuer Central eingelassen habt, und ich danke dir, Virgilio, für deine Beharrlichkeit – du bist ein einzigartiges Beispiel dafür, was es bedeutet, so hart zu arbeiten, um seinen Weg zu gehen.“

Das Central wird in der Rangliste der 50 besten Restaurants der Welt 2023 von drei spanischen Lokalen gefolgt: Das Disfrutar in Barcelona auf Platz 2, das von den Küchenchefs Oriol Castro, Eduard Xatruch und Mateu Casañas geführt wird. Das Diverxo in Madrid auf Platz 3, eine Kreation von Dabiz Muñoz. Und das Asador Etxebarri im Baskenland auf Platz 4, der legendäre Tempel für gegrillte Produkte von Bittor Arguinzoniz. Die Top Five werden durch das Kopenhagener Alchemist vervollständigt, das auch den „Gin Mare Art of Hospitality Award“ mit nach Hause nahm.

Das Steirereck in Wien ist mittlerweile fixer Bestandteil der Liste der weltbesten Restaurants. Seit 2008 in der Liste, findet man Heinz und Birgit Reitbauer immer in den Top 30. Auch das ist rekordverdächtig. Im aktuellen Ranking ist es Platz 18.

Südamerika baut seine Position in der globalen Gastronomie weiter aus, denn der Kontinent ist mit insgesamt neun Restaurants vertreten, darunter zwei Neuzugänge: Das Kjolle von Pía León (Platz 28) in Lima und das El Chato (Platz 33) in Bogotá. Asien folgt mit sieben Restaurants auf der Liste, darunter das Odette in Singapur, das zum besten Restaurant Asiens gekürt wurde (Nr. 14), sowie die Neuzugänge Le Du (Nr. 15) und Gaggan Anand (Nr. 17) in Bangkok und Sézanne in Tokio (Nr. 37). Zwei Restaurants aus Dubai stehen zum ersten Mal auf der Liste: Das Trèsind Studio (Nr. 11) wurde zum besten Restaurant im Nahen Osten und in Afrika gekürt, vor dem Orfali Bros Bistro (Nr. 46).

Pía Salazar vom Nuema in Quito ist die Gewinnerin des „The World’s Best Pastry Chef Award. Die in Cuenca geborene Köchin, die bereits zum besten Konditor Lateinamerikas 2022 gekürt wurde, trägt mit ihren experimentellen Kreationen dazu bei, Ecuador auf der kulinarischen Landkarte zu verankern, indem sie Obst und Gemüse in süße Meisterwerke verwandelt – etwa Kokosnuss mit umamireicher Hefe und schwarzem Knoblauch; oder Lauch und Vanille mit Cedrón, einem Kraut, das an Zitronenverbene erinnert.

Der World’s Best Sommelier Award ging an Miguel Ángel Millán, Sommelier des Madrider Diverxo, verliehen. Er kuratiert fachmännisch Weinkombinationen, die zum ständig wechselnden Menü von Dabiz Muñoz passen.

Der „Highest New Entry Award“ ging an Table by Bruno Verjus (Nr. 10). Der französische Autodidakt serviert in seinem Pariser Restaurant eine einfache, saisonale und unkomplizierte Küche, die sich unter den Feinschmeckern der Stadt eine treue Fangemeinde geschaffen hat.

Atomix (Nr. 8) wurde mit dem Highest Climber Award ausgezeichnet und zum besten Restaurant Nordamerikas ernannt, nachdem das New Yorker Lieblingsrestaurant in der letztjährigen Rangliste um 25 Plätze aufgestiegen ist. Das kleine Restaurant mit 14 Plätzen des Ehepaars Junghyun ‚JP‘ und Ellia Park ist bekannt für seine fortschrittliche und unverwechselbare koreanische Küche.

Julien Royer vom Odette (No.14) in Singapur gewann den Chefs‘ Choice Award sowie die Trophäe für das beste Restaurant Asiens 2023 erannt.

Der Sustainable Restaurant Award ging in diesem Jahr an das Fyn (Nr. 75) in Kapstadt, wo Gründer und Chefkoch Peter Tempelhoff Südafrika mit japanischen Techniken vermählt. Diese Auszeichnung wird von der Sustainable Restaurant Association unabhängig geprüft, die die Betriebe anhand einer Vielzahl von Kriterien bewertet, darunter Umwelt- und Sozialverantwortung, Engagement in der Gemeinde und Wohlergehen der Mitarbeiter.

Im Rahmen des Abends wurden auch die Preisträger der im Vorfeld angekündigten Sonderpreise geehrt, darunter die Gewinner der Champions of Change, Nora Fitzgerald Belahcen, Gründerin des marokkanischen Sozialunternehmens Amal, und Othón Nolasco und Damián Diaz, das Duo hinter dem Projekt No Us Without You LA für Ernährungssicherheit. Elena Reygadas, Gewinnerin des The World’s Best Female Chef Award, Andoni Luis Aduriz vom Mugaritz, Gewinner des Icon Award, und das New Yorker Restaurant Tatiana von Kwame Onwuachi, Gewinner des Resy One To Watch Award, bekamen ihre Trophäen auf der Bühne überreicht.

Die Liste der World’s 50 Best Restaurants 2023 wird von 1.080 internationalen Restaurantfachleuten und weitgereisten Feinschmeckern gewählt, die die The World’s 50 Best Restaurants Academy bilden. Die geschlechterparitätisch besetzte Akademie besteht aus 27 verschiedenen Regionen auf der ganzen Welt, die jeweils 40 Mitglieder haben, darunter einen Vorsitzenden. Kein Sponsor der Veranstaltung hat Einfluss auf das Abstimmungsverfahren.

Die Besten der Besten

Alle Restaurants, die einmal zur Nummer 1 gewählt wurden, werden in der Ruhmeshalle der „Best of the Best“ gelistet. Sie sind dann nicht mehr zur Wahl zugelassen.

• El Bulli (2002, 2006-2009)

• The French Laundry (2003-2004)

• The Fat Duck (2005)

• Noma, alter Standort (2010-2012, 2014)

• El Celler de Can Roca (2013, 2015)

• Osteria Francescana (2016, 2018)

• Eleven Madison Park (2017)

• Mirazur (2019)

• Noma, aktuelle Location (2021)

• Geranium (2022)

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