So schmeckt Terroir

Der Wiener Gemischte Satz, diese althergebrachte Wiener Weinspezialität, ist wieder in aller Munde. Zu verdanken ist das dem unermüdlichen Engagement der WienWein-Winzer.

Was den Wiener Wein besonders macht, das ist nicht zuletzt die Vielfalt der Böden in den berühmten Weinbergslagen. Vom Bisamberg über den Nussberg bis nach Mauer herrscht eine faszinierende geologische Vielfalt. Die Wiener Winzer wussten diese ­Individualität immer schon zu nutzen, indem sie die Weinberge mit unterschiedlichen Rebsorten bepflanzten, in der Regel Grüner Veltliner, Müller-Thurgau, Weißburgunder und Traminer.

Sie wurden gemeinsam geerntet und vinifiziert, sodass ein Wein entstand, der ganz einzigartig vom Terroir ­geprägt war, also dem ganz besonderen Miteinander von Boden und Kleinklima. Der gängige Name für diese Weine lautete „Wiener Gemischter Satz“, und kein Wiener ­Gemischter Satz schmeckte wie ein anderer. Es waren idealtypische Terroirweine.

WienWein – die Fahnenträger des Wiener Gemischten Satzes. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet diese Tradition in Vergessenheit – bis sie nach der Jahrtausendwende neu entdeckt wurde. Pioniere seiner Wiederauf­erstehung waren die Weingüter der Gruppe WienWein: Christ, Wien Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz, Wieninger. „Diesen Schatz zu heben und zu bewahren war und ist uns ein großes Anliegen“, erklärt Gründungsmitglied Rainer Christ. Was folgte, war ein beispielloser Aufstieg. Rascher Erfolg kann aber auch gefährlich sein, deshalb haben die WienWein-Winzer vorgesorgt und im Jahr 2011 sogar einen gesetzlichen Schutz für die Echtheit der Herkunft dieses Weins und die mit ihm verbundenen Werte erkämpft. „Damit er bei all dem Ruhm nicht seine Seele verliert“, begründet Spitzenwinzer Fritz Wieninger das unermüdliche Engagement für diese önologische Spezialität. Demnach muss ein Wiener Gemischter Satz aus mindestens drei Rebsorten bestehen, die in einem Weingarten gemeinsam wachsen, geerntet und vinifiziert werden. Das unterscheidet ihn von einer Cuvée, bei der die Trauben getrennt vergoren und erst nachträglich miteinander vermählt werden. Wieninger: „Beim Wiener Gemischten Satz ist es wichtig, frühe und späte Sorten zu mischen, den richtigen Erntezeitpunkt zu erkennen und das passende Verhältnis zwischen exotischem Aroma, Frische und Säure zu finden. Es ist ein komplexer Balanceakt, der eines einfühlsamen und erfahrenen Weinbauers bedarf.“

Das Ziel der WienWein-Winzer wurde erreicht: zurück zu den Wurzeln des Wiener Weins, zurück zu Echtheit, Authentizität und Terroir. So wurde diese Weinspezialität nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg für den Wiener Weinbau, sondern stellt auch ein großes Stück Wiener Kultur dar. Dafür wurde der Wiener Gemischte Satz von Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen und mit der höchsten Auszeichnung „Presidio“ geehrt.