Best of Burgenland

Das Jahr 2015 war perfekt: reichlich Feuchtigkeit, Wärme und sensationelle Lesebedingungen lassen die burgenländischen Winzer ins Schwärmen geraten. Die Weine sprechen jetzt schon Bände.

Text von Willi Balanjuk
Guter Start: Durch die enormen Niederschlagsmengen des vorangegangenen Jahres konnte das Weinjahr 2015 auch ohne massive Winter­feuchtigkeit sehr gut beginnen. Der Austrieb begann relativ früh, und durch die frühlingshaften Temperaturen und ausreichend Wasser war vor allem auch die Vegetation sehr schnell. Das forderte die Winzer im Weingarten: Einstricken, ausdünnen und Pflanzenschutz mussten zügig und konsequent erledigt werden. Viele Winzer berichten, dass sie mit der Arbeit fast nicht nachkamen. Die Blüte verlief generell sehr gut, aber doch mit regionalen Unterschieden. Beim Pflanzenschutz war rebsorten- und lagenbedingt Oidium (Mehltau) zu meistern, danach setzte eine lange Trockenperiode ein, mit anfänglich warmen Temperaturen und gegen Ende Juli hin mit enormer Hitze. Die bis dahin frühe Vegetation stand still. Durch den Niederschlag Mitte bis Ende August wurde sowohl für die Rebstöcke als auch für die Traubenreife der Stress wieder beendet. Dadurch kam es zu einer Balance zwischen Zuckergradation, physiologischer Reife und homogener Beerengröße. Weingärten mit Bewässerung und alte Rebstöcken waren unter diesen schwierigen Bedingungen klar im Vorteil. Junganlagen wurden massiv unter Stress gesetzt, es musste bewässert werden, und auch Trauben wurden geopfert, um die Anlagen vital zu erhalten. Weingärten mit hohen Stein- und Sandanteilen waren auf Grund dessen etwas benachteiligt, Lehm und Kalk waren im Jahr 2015 die bevorzugten Weingärtenböden.

Perfekte Ausgangsbedingungen für einen frühen Jahrgang waren im Seewinkel gegeben. Trockenheit und extreme Hitze – höchste Temperatur: 38 Grad Celsius – verlangsamten das Wachstum. Die Winzer reagierten einerseits mit dem Nichtfreistellen der Traubenzone und andererseits mit markantem Ausdünnen. Die für die Vegetation notwendigen Niederschläge kamen noch gerade rechtzeitig. Axel Stieglmar vom Weingut Juris charakterisiert das Jahr 2015 mit: „Traumhaftes Wetter – traumhafte Lese. Es gab genug Feuchtigkeit und Wärme, um ausgereifte Weine hervorzubringen. Anfang August begann der St. Laurent umzufärben, und die Ernte Ende September konnte unter sensationellen Bedingungen ablaufen.“ Für „John“ Nittnaus vom Weingut Hans und Anita Nittnaus war das Besondere am Jahrgang „die Lese zu einer ,normalen Zeit‘. So haben die Weine neben dem außergewöhnlichen Körper auch Frucht, Säure und Eleganz“. Helmuth Renner vom Weingut Renner hat gemeinsam mit seinen Töchtern versucht, das Jahr zu nützen, um Versuche mit unterschiedlichen Reifestadien zu erproben. „Wir wollten früher ernten, um Finesse und Feinheit zu erzielen.“ Paul Achs sieht die Trauben im Golser Raum als perfekt ausgereift. Ein Jahrgang mit „Saft und Kraft, mit schöner Struktur“. Die Weine wirken ­harmonisch und bereits jetzt gut balanciert. Andreas Nittnaus schwärmt von den idealen Voraussetzungen für tolle Weißweine, kräftige Rotweine sowie feine Botrytisweine. Am Ende stellte sich auch noch Frost als krönender Abschluss für die Eiswein-Produktion ein. Keringer aus Mönchhof sieht die homogene, hohe Reife bei allen Rebsorten als Garant für
die hohe Qualität. „Ein Jahrgang, wie es sich der Winzer wünscht.“ Theresa und René Pöckl vom Weingut Pöckl (Mönchhof) sehen hochreife Rotweintrauben mit dicker Schale und gutem Haut-Saft-Verhältnis als typisch für 2015. „Die Jungweine bestechen durch klare Frucht und reife Tannine.“

Kraft mit Eleganz
Werner Michlits vom Weingut Meinklang in Pamhagen fasst den Jahrgang 2015 kurz so zusammen: „Besser geht’s nicht!“ Erich Scheiblhofer aus Andau unterstreicht das große Potenzial des Jahrgangs, ist von der Dichte der Qualität auf breiter Front, das heißt bei allen Rebsorten, angetan und fasst dies mit dem Wort „großartig“ zusammen. Hans Schwarz, ebenfalls aus Andau, berichtet, dass er beim Zweigelt nicht entblättert hat, um etwas mehr Frische und Säure zu erzielen. „Kraft und Eleganz“ sind die Merkmale seines 2015ers. Hannes Reeh aus Andau meint, dass der Charakter des Jahrgangs durch die hohen Temperaturen des Sommers geprägt wurde. „Wir haben Anfang September mit der Ernte der Trauben für unsere Basisweine begonnen, um ausreichend Säure zu behalten. Der Zweigelt ist 2015 einer der großen Gewinner des Jahrgangs.“

Das Beste seit 2008
Im Illmitzer Raum beschreibt Salzl den Jahrgang als „Extraklasse“ in allen Bereichen. Man konnte in Weiß, Rot und Süß Topqualitäten ernten. Gangl aus Illmitz spricht von einem abwechslungsreichen und intensiven Jahrgang. „Die Weine lassen sich mit fruchtig, wuchtig und elegant beschreiben.“ Rudi Klein, ebenfalls aus Illmitz, erzählt, dass die lange Trockenperiode eine Geduldsprobe war, doch der lang ersehnte Regen letztlich zu hochreifen Trauben mit kräftigem Körper führte. Auch Hans Tschida vom Angerhof Tschida schwärmt vom idealen Verlauf der Botrytis für seine Trockenbeerenauslesen. Beim Strohwein war der kühlere Herbst ideal für die Konzentration, und am 3. Jänner erntete das Weingut einen Eiswein. Gerhard Kracher bestätigt die feine, elegante Stilistik der Botrytisweine und resümiert mit „das Beste seit 2008“.

Sehr gutes Timing
Am Leithaberg ist die Variation der Böden, Rebsorten und mikroklimatischen Verhältnisse sehr groß. Georg Prieler sieht ein enormes Potenzial im Jahrgang. „Die Lagen mit Kalk-Stein-Kombinationen erbrachten großartige Reife. Blaufränkisch, Chardonnay und Pinot blanc vermitteln Fruchttiefe und Balance.“ Stefan Zehetbauer findet, dass gut gearbeitete und ältere Weingärten am Leithaberg keinen Trockenstress hatten, und die Weine über gute Säure- und pH-Werte verfügen. Bernhard Fiedler vom Weingut Grenzhof Fiedler ist überzeugt, dass seine humusfördernde Bewirtschaftung mit dazu beigetragen hat, den Trockenstress zu reduzieren. „Neben Top-Rotweinen runden zwei Süßweine den Jahrgang ab.“ Andi Liegenfeld findet den Jahrgang ebenfalls toll: „Ausgewogene Frucht, Säure und Körper bei gutem Ertrag.“ Günther Triebaumer beschreibt 2015 als universellen Jahrgang mit sehr gutem „Timing“. Sensationelle Erntebedingungen für Weiß und Rot. Nach dem feuchten Oktober war eine feine Botrytisernte möglich. Das Weingut Hammer unterstreicht die mikroklimatische Besonderheit der Ruster Weingärten, die im Jahr 2015 zu tragen kam, und die homogene Qualität bei Weiß, Rot und Süß. Leo Sommer sieht den Jahrgang als Ausnahmejahr, welches viel Fingerspitzengefühl im Weingarten erforderte und großartige Weinqualitäten erzielte.

Perfekte Vegetation, viel Frucht und gute Säure
Im Mittelburgenland schwärmt Walter Kirnbauer vom perfekten Vegetationsverlauf des Jahres. „Die Böden hatten Reserven von 2014, und im Juli und August gab es im Mittelburgenland die nötigen Niederschläge. Der Blaufränkisch geriet ideal, die späteren Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc konnten voll ausreifen und ergaben Weine mit tiefer Farbe, viel Frucht und Textur.“ Albert Gesellmann sieht ein großes Potenzial bei den 2015ern Blaufränkisch, erzählt aber auch, dass Deutschkreutz punktuell zweimal Hagel erlebte, einmal kurz nach der Blüte im Juni und einmal im Juli. Die hohe physiologische Reife und die gute Säurestruktur ergeben ein Riesenpotenzial. Christine Wellanschitz hat nach der Verkostung des Jahrgangs einfach nur mit den Worten „großartig, nahezu perfekt“ geschwärmt. Anton Iby sieht den Jahrgang ähnlich wie den 2012er. „Nach der Rekordhitze fiel die finale Reifephase in eine gemäßigte Temperaturphase, und daher entstanden viel Frucht und gute Säure.“

Ein großes Jahr
Mathias Jalits charakterisiert den Jahrgang als außergewöhnlich gut. Einziger Wer­muts­trop­fen sei die Menge. „Durch die hohe physiologische Reife ist der 2015er ein langlebiger und lagerfähiger Jahrgang.“ Rainer Stubits schwärmt von den großartigen Lesebedingungen und charakterisiert die Rotweine als intensiv und zugänglich. Die Weißweine beschreibt er als komplex mit ausgereifter Aromatik. Thomas Wachter sieht in den stärkeren Tag-Nacht-Schwankungen einen riesigen Vorteil für den Eisenberg. „Lebendige Weine mit schönem Frucht-Säure-Spiel“. Thomas Straka beschreibt 2015 als perfektes Jahr. „Die Weißweine sind kräftig mit Struktur und Balance, die Rotweine sind einfach perfekt, und die Weine wirken früh zugänglich.“ Reinhold Krutzler erzählt, dass nach der Hitzeperiode die Niederschläge und „richtigen“ Temperaturen im September und Oktober den Sensationsjahrgang prägen. „Fruchtig und elegant mit Riesenpotenzial“, bestätigt auch Christoph Wachter vom Weingut Wachter-Wiesler, der wie die meisten die Arbeit mit der Laubwand als einen entscheidenden Qualitätsfaktor des Jahrgangs sieht. Er beschreibt die Weine als intensiv fruchtig, dicht und straff mit festen, feinkörnigen Tanninen. „Ein großes Jahr!“

Zusammenfassend kann nach ersten Fassverkostungen dem Jahrgang ein ganz großes Potenzial attestiert werden. Die Weißweine präsentieren ein Palette von reifen, gelben Fruchtaromen und harmonische Texturen. Beim Zweigelt brilliert saftiges Fruchtspiel, der Blaufränkisch unterstreicht die regionalen Typizitäten, und die Süßweine runden die Spitzenqualität mit sensationellen Botrytisweinen ab.

Ein Jahrgang im Burgenland, der viel Freude bereiten wird.
Mehr dazu im Weinforum Burgenland
5. April 2016, 8.45 Uhr
VILA VITA PANNONIA, Pamhagen
Thema: „Frisch-fruchtig – reicht das? Wohin soll sich der österreichische Weinstil entwickeln?“
Unter der Moderation von Willi Balanjuk werden sich nationale und internationale Experten bei Analysen, Vorträgen und Diskussionsrunden kritisch mit der ­Fragestellung auseinandersetzen.
Weinverkostungen veranschaulichen die einzelnen Ausführungen und Diskussionen und geben dem Auditorium die Möglichkeit
der Interaktion.
Programm und weitere Informationen auf: www.weinforum-burgenland.at