Weyerhof

Altes Gemäuer, gefüllt mit Küche auf der Höhe der Zeit

Foto von Herbert Lehmann
Text von Alexander Rabl

Die Familie Meilinger hat hart angepackt, um aus dem seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Anwesen eine alpine Herberge mit dem Komfort und der Ausstrahlung zu machen, mit der man im dritten Jahrtausend Gäste begeistern kann. Die Erfolgsstory des Weyerhofs wurde mittlerweile oft erzählt. Spannend bleibt aber immer noch das Essen, eines der besten, das man in Österreich außerhalb der Städte und abseits der bekannten Adressen erleben kann. Eigentlich beherbergt das alte Gebäude ja zwei Restaurants. Einmal das Wirtshaus, in dem man Kaspressknödelsuppe, Schweinsleber mit Reis, Wiener Schnitzel mit Pommes (ja, es gibt Gäste, die bestellen das wirklich), Spinatknödel und Kaiserschmarren essen kann. Alles das wird von einer kleinen, aber exzellenten Küchencrew unter Franz Meilinger und seinem Co-Chef An­dreas Stotter (beide Ex-Steirereck und also ganz herausragend gute Köche) zubereitet, und deshalb fällt die Wahl zwischen dem Wirtshaus und dem auf Vorbestellung ange­botenen Degu-Menü nicht gerade leicht, zumal die Gegend hier Appetit auf Zünftiges macht. Doch das Team Meilinger und Stotter nimmt sie dem Gast ab. Vordergründig posierendes Küchenhandwerk erspart das Team Meilinger/Stotter sich und den Gästen ebenso wie das Kopieren von Instagram-Kreationen, die, kaum irgendwo auf der Welt erfunden, ein paar Wochen später überall zu haben sind. Bereits der zarte Frischkäse, der an Seidentofu erinnert, ist in seiner Kombination mit Gurken und Schweineaspik ein Volltreffer. Die Flughöhe wird gehalten beim rohen Kalbsherz mit einer Emulsion aus Distelöl und kalter Milch, bei gebeizter Forelle mit eingelegten Gänseblümchen und Kürbisrauch-Paprika, beim ­gebratenen Zander mit geröstetem, fein gehacktem Pustakraut mit kleinen Tomaten, dazu dunkler Sauerkrautschaum. Zwischendurch Gemüse: Kastanienflan mit Birne, Haselnuss und hausgemachtem Rote-Rüben-Speck, dessen Reifung drei Monate Zeit in Anspruch nimmt. Ein Sot-l’y-laisse, für viele das delikateste Teil vom Huhn, wirkt, wie wenn sie ein ganzes Hendl auf sein Wesentliches zusammengeschrumpft hätten. Dazu eingelegte Eierschwam­merl und ein Klecks Kürbispüree, ein einfaches Kürbispüree, dank dessen dieses Gericht zu einem der besten der Speisenfolge wird. Lammconsommé mit dünnen Nudeln aus Kartoffelteig und Bärlauchöl ist so tiefgründig wie hochelegant, eine Pinzgauer Variante des Ramen, dann Rieddeckel mit Brokkoli, Tomaten und Mandeln, das Hauptgericht, pointiert und einfach. Begeisterung auch bei den Desserts: Wacholdereis, Kwascreme, Fichten­nadelkuchen und Apfeltee, es geht anders, aber nicht besser. Die Weinbegleitung ist maßvoll kreativ, das Ambiente wie erwähnt unvergleichlich. Der Lebensgefährte von Eli­sabeth Meilinger jun., welcher die Gäste die einfühlsam und geschmackvoll vorgenommene Renovierung des Hauses verdanken, arbeitet unter anderem an der Gestaltung des Gartens, der im Sommer Hauptlieferant für Kräuter, Gemüse und Salate werden wird. Einen Schwimmteich soll es auch geben. Der Sommer könnte in Bramberg ein herrlicher Sommer werden.

Küche: 4
Atmosphäre: 5
Weine: 3

Weyerhof
Weyer 9, 5733 Bramberg am Wildkogel
T 06566/72 38
weyerhof.at

Franz Meilinger (re.) und Andreas Stotter sorgen im Weyerhof für spannendes Essen in fantastischem Ambiente.
© Christof Wagner