Burgenland ganz in Weiß

Beeindruckende Vielfalt. Vollreife Aromen in der Burgunderfamilie, außergewöhnliche Raritäten und ausgeprägte Nuancen bei den Bukett-intensiven Rebsorten spannen den Bogen über Burgenlands Weißweine.


Text von Willi Balanjuk Foto: Manfred Horvath

Unter dem Motto „Ganz in Weiß“ versuchte das Burgenland vor Jahren seine Rebsorten-Vielfalt in Weiß gegenüber der permanent steigenden Rotweinnachfrage zu verteidigen. Der Markt nahm den burgenländischen Weißwein durch die große Anzahl an sehr guten Basis-Qualitätsweinen wie Servus und Weißer Storch wahr. Grüner Veltliner war einmal die am meisten ausgepflanzte Rebsorte des Burgenlands. Heute findet man noch vereinzelt wunderbare Vertreter dieser Rebsorte am Leithaberg. Betriebe wie Sommer oder Liegenfeld keltern einen gehaltvollen Weinstil daraus. Der Welschriesling ist die historisch zweitwichtigste burgenländische Rebsorte. Die große Rebfläche erklärt sich durch die vielfache Nutzbarkeit – trockener Weißwein und/oder eine gute Botrytis-Entwicklung für Prädikatsweine. Wie großartig der Welsch-riesling sein kann, zeigen Weine wie der Welschriesling Prantner von dem jungen Winzer Straka aus Rechnitz, der jetzt, wie viele nördliche Kollegen, eine Welschriesling Cuvée der Extraklasse keltert. Partner ist meist der Weißburgunder, der durch die historischen Probleme mit dem Rebsortenkataster immer im Schatten des Chardonnay stand. Am und um den Leithaberg versuchen viele Winzer der Rebsorte wieder einen angemessenen Stellenwert zu geben. Weißburgunder von Prieler, Gernot Heinrich und von Renner, Gsellmann, Leitner, Fiedler als Leithaberg DAC sind nur einige der unzähligen Beispiele für die neuen hohen Qualitäten, die aus Pinot Blanc gekeltert werden. Grauburgunder und Neuburger fristen im Hintergrund ein Raritäten- schicksal. Da die Rebsorten nur bei höchster Reife einen erkennbaren Charakter vermitteln und die opulenten Weine der letzten Jahre nicht sehr populär waren, warten die Rebsorten auf die Wiederentdeckung durch den Konsumenten. Weine von Preisinger, Tremmel, Feiler Artinger, Altenburger und Kracher zeigen aber das Riesenpotenzial dieser Sorten. Beim Chardonnay ist die Bandbreite der Weine beeindruckend.

Das Burgenland setzt mit den Weinen von Velich und Kollwentz den Standard in Österreich. Tiglat, Darscho, Tatschler und Gloria sind garantierte Topqualitäten der Winzer. In den letzten Jahren hat sich aber eine Reihe junger Winzer dem Chardonnay gewidmet. Winzer wie Prieler, Schwarz (Kloster am Spitz), Schönberger, Mariell und Altenburger, Nehrer, Wagentristel, Gernot Heinrich als Leithaberg DAC dokumentieren das hohe Niveau mit Chardonnay. Beim Sauvignon Blanc streut die Stilistik. Saftige, im Barrique vinifizierte Weine von Kollwentz stehen dem lebendigen Stil von Hans Moser und Leberl gegenüber, und der Sauvignon Blanc Obere Wies von Hans Nittnaus verfügt über eine sensationelle Preis-Leistung. Bei den Muskatellern etabliert sich das Weingut Günter Triebaumer, bei dem Gelber Muskateller die wichtigste Rebsorte im Sortiment darstellt. Furmint erlebt in Rust gerade eine Renaissance, eingeleitet von Wenzel findet man heute gute Beispiele von Heidi Schröck und Tremmel für diese individuelle Rebsorte. Schade das der Traminer nach wie vor nicht die Anerkennung findet, die er verdient. Weine wie der 2013 Gewürztraminer von Zehetbauer sollten probiert werden, da sie sensationellen Sortencharakter vermitteln und ausgezeichnete Speisenbegleiter sind. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Weißweine des Burgenlandes eine große Bandbreite haben und ausgezeichnete Qualitäten in allen Preislagen bieten können.