DAC auf neuen Wegen

Mit der DAC "Leithaberg", deren erste Weine ab kommenden September auftauchen werden, geht das DAC-Konzept völlig neue Wege.

DAC auf neuen Wegen

Text von Michael Prónay Foto: beigestellt
Mit der neuen DAC-Verordnung "Leithaberg" durch Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich werden neue Wege – im Einvernehmen mit der Österreich Wein Marketing (ÖWM) und dem Weinkomitee Burgenland – beschritten.
Zum Ersten wurde erstmals durch eine Verordnung ein Weinbaugebiet neu geschaffen – ein Vorgang, der eigentlich dem Nationalrat als Gesetzgeber zustünde (bisher wurden Weinbaugebiete ausschließlich im Weingesetz definiert). Wir gehen aber einmal davon aus, dass das verfassungsrechtlich in Ordnung ist.
Zum Zweiten wurde das Weinbaugebiet Leithaberg quasi als Dachappellation aus Teilen zweier bisheriger Weinbaugebiete (die weiterhin bestehen bleiben) geschaffen. Aus dem Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland nahm man die Landeshauptstadt Eisenstadt und den Bezirk Eisenstadt-Umgebung (die Freistadt Rust und der Bezirk Mattersburg blieben draußen), aus dem Weinbaugebiet Neusiedlersee die beiden Gemeinden Jois und Winden.
Zum Dritten gibt’s erstmals in einer DAC einen Rot- und einen Weißwein.
Zum Vierten ging man bewusst vom Konzept der Donauseitentäler-DACs (Kamptal, Kremstal, Traisental) ab, einer Normal-DAC (12 und 12,5% Alkohol) eine DAC Reserve (13% aufwärts) gegenüberzustellen, sondern die DAC Leithaberg hat eine – sehr vernünftige, wie wir meinen – Bandbreite von 12,5 bis 13,5%. Alle Alkoholangaben beziehen sich auf die Angaben auf dem Flaschenetikett, haben also eine gesetzlich definierte Abweichungsbreite von ± 0,5%, sodass die künftigen Leithaberge tatsächlich zwischen 12 und 14% liegen werden.
Ebenfalls neu ist die vergleichsweise späte Anstellung (zwischen April und Juni) der Weine zur Prüfnummernverkostung (man will im Vergleich probieren und nicht übers ganze Jahr verteilt), die weißen frühestens im Jahr nach der Lese, die roten frühestens im zweiten. Verkaufsstart an den Letztverbraucher ist der 1. September, bei weißen DACs wiederum im Jahr nach der Lese, bei roten im zweiten. Die ersten Leithaberge wird es also im September 2010 geben, der erste Jahrgang wird 2009 in Weiß und 2008 in Rot sein.
Rebsorten und Stilistik.
Weißer Leithaberg darf aus vier Rebsorten (solo oder als Cuvée) hergestellt werden: Grüner Veltliner, Neuburger, Weißburgunder und Chardonnay. Der Rote ist ein Blaufränker, allerdings ist ein Anteil an "bezeichnungsunschädlichem Verschnitt" von maximal 15% zu tolerieren, sofern dieser ausschließlich aus den Rebsorten Zweigelt, St. Laurent oder Blauburgunder besteht. Der Weiße muss weingesetzlich trocken sein, darf also, entsprechende Säure vorausgesetzt, bis zu 9 g/l Zucker enthalten, während der Rote kompromisslos trocken zu sein hat, der Zuckergehalt muss unter 2,5 g/l liegen.
In der Verordnung steht, wie der Leithaberg (in beiden Varianten) zu riechen hat: "regionstypisches Bukett; fruchtig, würzig und frisch, untergeordnete Primärfrucht". Auch der Geschmack ist definiert: "regionstypisch; engmaschig, würzig, elegant, mineralisch, kein bis kaum merkbarer Holzton". Sehr eng ist die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Weinbau Eisenstadt. Gemeinsam mit dessen Leiter Dr. Walter Flak wurde etwa eine Untersuchungsmethode entwickelt, um die Holzaromatik im Wein zu messen. Wird ein Wein von der Kostkommission als zu sehr holzbetont beurteilt, wird (auf Antrag des Winzers) untersucht, ob der Grenzwert überschritten ist. Die Probe. Wir baten den Obmann des Weinkomitees Burgenland (und Vorstand des Vereins der Leithaberg-Winzer) um eine repräsentative Auswahl an Weinen, wie sie für die kommende DAC typisch sind, wobei es sich naturgemäß um Jahrgänge handelt, die nicht die DAC tragen werden. Weine der Mitglieder des Vereins tragen den (bisher noch geschützten) Namen "Leithaberg", während Nichtmitglieder Weine mit anderen Namen (oder der Bezeichnung "XY vom Leithaberg") angestellt haben. Wir haben 13 weiße und 11 rote Weine – blind, weiß vor rot, nach ansteigendem Alkoholgehalt geordnet – verkostet. Drei Weine fielen alkoholmäßig aus dem Rahmen: ein Weißer von Tinhof mit nur 12%, die Blaufränker von Hans Moser und Gesamtsieger Mad wiesen 14 respektive 14,5% auf. Gefühlsmäßig waren die (sonst ausgezeichneten) Weine von Gernot Heinrich eher holzbetont – wir sind gespannt, wie es im nächsten Jahr aussehen wird. Ein verheißungsvoller Anfang ist gemacht.

Die Verkostung



Die Weissen
92 Liegenfeld, Donnerskirchen
2008 Leithaberg Weiß, 13%, DV (GV)
Feine, saftige, dichte Würze, Quitte, Steinobst, dann würziger Pfeffer; wunderschöne Frucht, feine Mineralik, saftig, dicht, animierend, toller Stoff.
91 Toni Hartl, Reisenberg
2008 Leithaberg Chardonnay Weißburgunder, 13%, NK
Feine, elegante, zuerst verhaltene, dann immer dichter werdende Würze, zart rauchig, Hauch Steinobst; wunderschön klar und sauber, Terroir pur, feine Würze, weißer Pfeffer, ganz ausgezeichnet.
90 Gmeiner, Purbach
2008 Leithaberg Muschelkalk, 12,5%, NK (CH; F)
Feine, klare, dichte Aromatik; ungemein mineralisch, auch Grapefruit, sehr würzig ausklingend,überaus typisch und terroirbetont.
90 Gernot & Heike Heinrich, Gols
2007 Weißburgunder Leithakalk, 13,5%, NK
Deutliches Holz, Kokos, Raffaello; saftige, merklich holzgeprägte Fülle, saftig und animierend, feine Würze und Statur, sehr jung, sehr feiner Wein, aber ein wenig am Thema vorbei.
90 Leo & Silvane Sommer, Donnerskirchen
2008 Leithaberg Weiß, 12,5%, DV (GV)
Hübsche Würze, das Pfefferl von der Sorte kommt merklich durch, auch reife Äpfel; schöner Biss, cremig wie von zartem Holz, schöner Schliff, sehr attraktiv.
89 Kollwentz, Grosshöflein
2008 Chardonnay vom Leithagebirge, 13%, NK (CH)
Sehr würzig, eingelegtes Gemüse (Bohnen aus der Dose), auch Fenchel und ein wenig Minze; sehr herzhafter Biss, schöne Säurestruktur, auch deutlich mineralisch, überaus lebendig.
89 Erwin Tinhof, Eisenstadt
2008 Leithaberg, 12%, DV (NE/PB; F)
Feine Würze, nussig, kühle Frucht, Quitten und Bitterorangen, auch zart pfeffrig; herzhaft-frischer Biss, mineralisch, leichtgewichtig, stimmig, süffig, fein.
89 Wagentristl, Grosshöflein
2008 Chardonnay vom Leithagebirge, 13%, NK
Reifes Kernobst und auch rosa Grapefruit, geht mit Luft schön auf; hübsch, ganz zarter Holzkuss, transparent, sauber und sehr ordentlich.
88 Markus Altenburger, Jois
2008 Joiser Reben, 13,5%, NK (CH/NE/GV 45/33/22; F)
Füllige Süße, Senfsaat, Schokobananen; saftig, dicht, weich, Birne, auch zartes Holz merklich, mineralisch, hinten gerbstoffig, braucht jedenfalls Zeit.
87 Grenzhof Fiedler, Mörbisch
2008 Chardonnay Duett, 13,5%, DV (CH)
Feine, verwobene Würze, vanillig und ein Hauch Karamell, ausgesprochen harmonisch; eher herzhaft-straffe Ader, knackig und frisch, mineralisch, hinten ganz zart gerbstoffig.
86 Erbhof Bayer, Donnerskichen
2008 Chardonnay Leithaberg, 12,5%, DV (CH)
Etwas weicher, zart rauchig, getrocknete Pilze, Efeu und Kräutertee; zarte Vanille, verhaltene Frucht, wenig Körper, könnte mehr Struktur haben.
85 Markus Altenburger, Jois
2007 Joiser Reben, 13,5%, NK (CH/NE/GV)
Sehr reif wirkend, die Oxidation lässt grüßen; saftige Fülle, sehr à point, hinten aber bittrig und merklich schal (beide Flaschen gleich).
85 Wein & Schnaps Mariell, Grosshöflein
2008 Leithaberg Weiß Chardonnay, 13%, DV
Zart gemüsig, pikant, Paprika; am Gaumen eher streng und straff, wenig Frucht, der Alkohol recht deutlich, hintendrein gerbstoffig, könnte mehr Animo haben.

Die Roten
93 Mad Haus Marienberg, Oggau
2007 Blaufränkisch Marienthal, 14,5%, NK
Feine, würzig-konzentrierte Dunkelfruchtfülle, auch Zigarrenkiste; feine, elegante Frucht (warum kommt mir Bordeaux in den Sinn?), wunderschön verwoben, extraktsüß, toller Stoff mit toller Länge.
92 Gernot & Heike Heinrich, Gols
2007 Blaufränkisch Alter Berg, 13%, NK
Wunderschön klare, dichte Dunkelfrucht, auch passendes Holz, rauchig-teerig, Marzipaneier, Schoko; Weichsel, viel Säure, fordernd, schöne Spannung, tolle Säure, mineralisch, saftig, tolle Länge, Zukunft.
91 Josef Leberl, Grosshöflein
2007 Blaufränkisch Glorienstein, 13%, NK
Saftige Fülle, Mon Chéri, Paprika, Kirschen und Weichseln, wenn auch ein wenig auf der burschikosen Seite; straffe Fülle, herzhaft frisch, auch mineralisch, saftig und animierend.
91 Hans Moser, Eisenstadt-St.-Georgen
2007 Blaufränkisch vom Leithagebirge, 14%, NK
Feine, dichte, klassische Reife, Brombeeren und attraktive Würze; feine dunkle Beeren, reif, marmeladig im besten Sinn, warm, lebendig, Potential.
91 Prieler, Schützen/G.
2007 Leithaberg Blaufränkisch, 13,5%, NK
Reife Dunkelfrucht und zarte Säure, hübsches Toasting; Heidelbeere, Hollergelee, sehr attraktiv, muskulös, feine Säure, lebendig, feiner Schmelz.
90 Hans Bichler, Purbach
2007 Blaufränkisch Bichler Leberl Leithaberg, 13%, NK
Würzige Fülle in die liebstöckelige Richtung; hübsche Fülle, gute Substanz, noch herzhaft-jugendliche Säure, feiner Biss, hinten Kornellkirschen, lang und fein.
90 Anita & Hans Nittnaus, Gols
2007 Leithaberg Blaufränkisch, 13%, NK
Warm, Rum-Kokos, Milchschokolade; saftig, viel Gerbstoff, noch jung und fast abweisend, aber mit sehr feiner Struktur und Potential versehen.
89 Birgit Braunstein, Purbach
2007 Leithaberg, 13,5%, NK (F)
Schon etwas gereifte Fassprobe, Eukalyptus, zarte Oxidation; gutes Holz, saftig, Weichsel und Kirschen, frisch und zugänglich, sehr fein.
88 Rudolf Kaiser, Eisenstadt-Kleinhöflein
2007 Blaufränkisch vom Leithagebirge, 13,5%, NK
Sehr feine, ungemein attraktive, vielleicht ein wenig vordergründige Frucht; feine, attraktive Fülle, vielleicht nicht der größte Tiefgang, aber einer der zugänglichsten Roten der Probe.
88 Nehrer, Eisenstadt-St.-Georgen
2007 Leithaberg Rot, 13%, NK
1. Flasche fruchtarm und leer. Korkschleicher. Diffus, mit Luft kommen Beeren; gute Statur, feine Fruchtsüße, Weichseln und Ribisel, auch dunkle Beeren, mittlere Länge.
86 Kloster am Spitz, Purbach
2006 Leithaberg Blaufränkisch, 13,5%, NK
Sehr deutliche Reife, die Oxidation pocht schon leise an die Pforte; verhaltene Frucht, forsche Säure, fortgeschrittene Reife, zwar mineralisch, könnte aber mehr Animo zeigen.