DAC-Land Burgenland

Das Konzept des Österreich-Wein-Marketings, dort, wo es von den lokalen Interessensvertretungen gewünscht wird, Herkunftsbezeichnungen vom Typus DAC (Districtus Austriae Controllatus, wörtlich Kontrolliertes Gebiet Österreichs) nach französischem, italienischem oder spanischem Vorbild gesetzlich zu schaffen, trägt Früchte. Drei DACs hat das Burgenland, wir haben mit Vergnügen verkostet.

DAC-Land Burgenland


Text: Michael Pronay

Die drei DACs heißen Leithaberg, Mittelburgenland und Eisenberg. Die DAC Leithaberg gibt es in Weiß und Rot, die beiden anderen nur für Rotweine. Die DACs Mittelburgenland und Eisenberg sind mit den Weinbaugebieten Mittelburgenland deckungsgleich, während die DAC Leithaberg zwar hauptsächlich aus dem Weinbaugebiet Neusiedlersee-Hügelland be- steht, mit Ausnahmen: nicht inkludiert sind Weinbauflächen in der Freistadt Rust und im Bezirk Mattersburg, dafür gehören jene in den Gemeinden Winden und Jois im Weinbaugebiet Neusiedlersee dazu. Aber schauen wir uns die Regelungen im Detail an.

Leithaberg. Leithaberg ist bisher die einzige DAC im Lande (von insgesamt sieben in Österreich existierenden), die es sowohl für Weiß- wie auch für Rotwein gibt, und es ist auch die einzige DAC, für die es nicht nur eine Alkohol-unter-, sondern auch eine -obergrenze gibt. Leithaberg-Weine müssen zwischen 12,5 und 13,5% liegen, wobei das die Alkoholangaben auf dem Etikett sind, für die eine Toleranz von ±0,5% gilt; de facto also können die Weine zwischen 12,0 und 14,0% haben. Beim Weißwein sind vier Rebsorten zugelassen – Weißburgunder, Chardonnay, Neuburger, Grüner Veltliner –, die reinsortig oder in beliebigem Verschnitt eingesetzt werden können. Der Rotwein ist grundsätzlich Blaufränkisch, mindestens 85% davon sind notwendig, wobei der im Weingesetz zulässige bezeichnungsunschädliche Verschnittanteil von 15% nur aus Blauburgunder, St. Laurent und/oder Zweigelt bestehen darf. Weiß- und Rotweine müssen trocken sein, allerdings gilt für Weißweine das allgemein weingesetzliche Trocken, also maximal 9 Gramm je Liter Zuckerrest bei entsprechendem Säuregehalt, während beim Roten maximal 2,5 Gramm erlaubt sind. Rotweine müssen im Holzfass ausgebaut worden sein, wobei allerdings die Verordnung nichts über Fassgröße und Verweildauer sagt. Der früheste Verkaufstermin für den Leithaberg ist der 1. September: für den weißen im Jahr, für den roten zwei Jahre nach der Lese Alle Verschlüsse sind erlaubt mit Ausnahme von Kronenkapseln. Der erste Jahrgang in Weiß war 2009, in Rot 2008.

Mittelburgenland. Die DAC Mittelburgenland gibt es in drei Stufen: Mittelburgenland (MB bei den Kostnotizen), wobei der Gesetzgeber die Zusatzbezeichnung Classic erlaubt, Mittelburgenland mit Lagenbezeichnung (MB-L), und Mittelburgenland Reserve (MB-R). Die Rebsorte ist Blau-fränkisch (mind. 85%), 15% können andere rote Sorten sein. Auch hier gilt ein max. Zuckerrestgehalt von 2,5 g/l. Der Alkoholgehalt (jeweils mit 0,5-%-Toleranz) liegt beim Classic bei 12,5 oder 13%, bei Lagenbezeichnung bei 13 oder 13,5, die Reserve geht von 13% aufwärts. Ausbau: Classic großes Holz oder Stahl, Lagen großes Fass oder gebrauchte Barriques, Reserve großes Holz oder Barriques. Erstverkaufstag ist für Classic der 1. August, für Lagenweine der 1. Oktober im Jahr nach der Lese, für die Reserve der 1. März zwei Jahre nach der Lese. Es ist die älteste DAC im Burgenland, der erste Jahrgang war 2006.

Eisenberg. Die DAC Eisenberg unterscheidet: Eisenberg (Alkohol 12,5 oder 13% ±0,5%) und Eisenberg Reserve (13% aufwärts). Beim Zuckerrest (max. 4 g/l) ist man weniger streng als in den mittel- und nordburgenländischen DACs, bei der Sorte hingegen strenger: Eisenberg hat zu 100% aus Blaufränkisch zu bestehen. Zum Ausbau sagt die Verordnung „kein bis kaum merkbarer Holzton“, bei der Reserve „im traditionellen großen Holzfass oder im Barrique“. Etwas schräg muten die vorgeschriebenen Verschlüsse an: beim Eisenberg Naturkork oder Schrauber, bei der Reserve ausschließlich Naturkork. Erstverkauf ist für den Standard der 1. September nach der Lese, für die Reserve der 1. Jänner danach. Erster Jahrgang war 2009, für die Reserve 2008.

Allen drei DAC-Bestimmungen ist gemeinsam, dass der Wein nur in Halbflaschen, 0,75-l-Bouteillen (oder einem Vielfachen davon) aus Glas abgefüllt werden darf; ob sich das auf Dauer halten wird – in Skandinavien setzen die Monopole umweltbewusst auf Bag-in-Box-Verpackungen –, wird sich zeigen.

Die Probe.
Wein Burgenland, die burgenländische Weinwerbung, organisierte für uns die Proben. Verkostet wurde, wie immer blind, nach aufsteigendem Alkoholgehalt, von Sandra Büchler (Diplomsommelière, Wien) und dem Autor. Meiner Frau Catrina sei für die Logistik herzlich gedankt.

Die Bewertung

Leithaberg DAC Weiß

Markus Altenburger, Jois 91
2010 Leithaberg Neuburger, 13,5%, NK
Frische Würzepikanz, Estragon, Currykraut und ein Hauch von zartem Holz, Lakritze, Paprikapulver; charmant und elegant, dezent extraktasüß, saftig, Alkohol perfekt integriert, wirklich sehr fein.

Leo & Silvane Sommer, Donnerskirchen 90
2010 Leithaberg Grüner Veltliner, 12,9%, DV
Hübsches frisches Pfefferl, reife Grapefruit, grüner Apfel, nussig, frisch; kraftvoll, guter Stoff, schöne Balance, gute Säure, sehr fein.

Birgit Braunstein, Purbach 89
2010 Leithaberg Chardonnay, 13,5%, NK
Zartes Holz und ein Hauch getrockneter Kronsbeeren, Kokos und Lakritze, wiederum Walnüsse, Thymian, hübsche Tiefe; dezente Extraktsüße bei kräftigem Körperbau, guter Biss, gesicherte Zukunft.

Prieler, Schützen/Gebirge 89
2010 Leithaberg Pinot Blanc, 13%, NK
Deutliche Vanille- und Toffeenoten, Holzeinsatz durchaus spürbar, nussig, Ringlotten, Äpfel; das Holz ist deutlich vordergründig, braucht noch merklich Zeit zur Entfaltung.

Nehrer, Eisenstadt-St.-Georgen 88
2009 Leithaberg weiß CH/GV, 13%, NK
(F) Zart herbe Aromatik, Laub, Walnüsse, Goudron, auch deutlich mineralisch geprägt, hinten zarte Pikanz, etwas grüne Paprika; kräuterwürzig, kernige Säurestruktur, saftig, noch sehr jung, braucht noch Zeit.

Leithaberg DAC Rot

Heike & Gernot Heinrich, Gols 94
2009 Blaufränkisch Leithaberg, 13,5%, GL
(F) Fein-mineralische Würzefülle, dazu Liebstöckel, Haselnüsse, Milchschokolade, Kakao, dazu feine Frucht (Granatapfel und Kronsbeeren), Hauch Tannennadeln und türkischer Honig, komplex; wunderschön dichte Fülle, herrlich extraktsüß, runde Tannine, großer Stoff.

Anita & Hans Nittnaus, Gols 92
2009 Leithaberg Blaufränkisch, 13,5%, NK
Dichte, sehr jugendlich angehauchte Dunkelfrucht, feine Pikanz, säurebetonte Garigue-Würze, dabei kraftvoll und dicht; wunderschön stimmige Balance, extraktsüß, kerniges Tannin, gesicherte Zukunft, ausgezeichnet.

Leo Hillinger, Jois 91
2009 Blaufränkisch Leithaberg, 13,4%, NK
Dezent säuerlich betonte Frucht, Maulbeeren, auch confitige Noten, dazu Anis und Kümmel; stimmiges Fruchtspiel, feine Balance, schön schliffig und saftig.

Toni Hartl, Reisenberg 90
2009 Leithaberg Rosenberg, 13%, GL
Saftige Dunkelfruchtfülle und deutlicher Holzeinsatz, harzig, Tannennadeln, Lakritze pur; weich-saftige Fülle, wirklich schönes Mittelgewicht.

Mad Haus Marienberg, Oggau 90
2009 Leithaberg Blaufränkisch, 13,5%, DV
Ganz zart gerüchig, mit Luft kommt Frucht, Waldboden, Laub und Goudron; saftig-dichte Fülle, hübsche Extraktsüße, animierender Trinkfluss, sehr zugänglich.

Mittelburgenland DAC

Rotweine Lang, Neckenmarkt 93
2009 Blaufränkisch Res. Hochberg, 14%, NK
(MB-R) Wunderschön elegante, vornehm zurückhaltende Nase, mit Luft kommen dichte dunkle Beeren, Veilchen, Patschuli, fein integriertes Holz, Kaffee und Kakao; saftige, dabei elegante Fülle, herrlicher Stoff, groß.

Rotweingut Prickler, Lutzmannsburg 93
2009 Blaufränkisch Riede Sonnberg, 13,5%, NK
(MB-L) Feine mittlere Intensität, Akazien und Milchschokolade, auch Toffee und dunkles Beerenconfit; bei aller Kraft auch saftig attraktiv, ausgesprochen animierend, feine Mineralität, jung, dennoch zugänglich.

Gager, Deutschkreutz 92
2009 Blaufränkisch Klassik, 13,3%, DV
(MB) Saftige Fülle, feines Toasting, Grillkohle, dunkle Schokolade, Brom- und Heidelbeeren, dunkler Honig, Akazien; saftige Fülle, mächtiges Tannin, voller Stoff, üppig, gesicherte Zukunft, feiner Stoff.

K+K Kirnbauer, Deutschkreutz 92
2009 Goldberg Reserve, 114%, NK
(MB-R) Fordernde Würze, dezent säuerliche Frucht, Kräuter, Liebstöckel, Thymian und Anis, Wacholderbeeren, mit Luft Milchschokolade; saftig-feine Dunkelfruchtfülle, sehr feiner Stoff, zugänglich, schöne Balance, ausgezeichnet.

Hans Igler, Deutschkreutz 91
2009 Blaufränkisch Ried Hochberg, 13,5%, DV
(MB-L) Eigenwillig, zarte Schuhcreme, angebranntes Zündholz, aber auch dunkle Beeren und passendes Holz; wunderschön klare, feine Frucht, extraktsüß, Weichseln, feine Säure, sehr freundlich und fein.

Iby-Lehrner, Horitschon 90
2010 Blaufränkisch Riede Hochäcker, 13%, NK
(MB-L) Jugendlich frische Beerenfrucht, dezent säuerliche Pikanz; saftige Fülle, Alkohol perfekt eingebunden, perfekter Tischwein, höchst angenehmer Speisenbegleiter.

Tesch, Neckenmarkt 90
2009 Blaufränkisch Classic, 13,1%, DV
(MB) Feine, dichte, attraktiv fruchtbetonte Würzenoten, zart harzig; feiner Dunkelfruchtbiss, zart pelzige Tannine, wirklich feines Mittelgewicht.

Grenzlandhof Reumann Ohne Wertung
2009 Blaufränkisch Riede Hochbaum, 13,6%, NK
(MB-L) Beide Flaschen deutlich oxidiert.

Eisenberg DAC

Kopfensteiner, Deutsch Schützen 93
2008 Blaufränkisch Eisenberg
Selektion Reserve, 13,5%, NK
(EB-R) Komplex-dicht-animierende Aromatik, Schwarztee, Akazie, Spitzwegerich, dunkler Honig, Kronsbeeren, Granatapfel, sehr vielschichtig; saftig-dichte Fülle,
mineralisch, komplex, dicht, tief, toller Stoff.

Stubits, Harmisch 93
2009 Eisenberg Reserve, 13,5%, NK
(EB-R) Wunderschön konzentriert, Zigarrenkiste, Goudron, Tabak, fein rauchig, süß nussig, dunkle Schokolade; wunderbar extraktsüß, dicht, feinste Dunkelfrucht, modern schliffig und dennoch toller Stoff

Elisabeth & Anton Mittl,
St. Kathrein 92
2008 Eisenberg Reserve Blaufränkisch, 13%, NK
(EB-R) Animierende Liebstöckel-Elemente, Harz, auch passende Mineralität, dicht; Weichseln und Brombeeren, saftige Fülle, knackig und wirklich fein.

Poller, Deutsch Schützen 91
2009 Eisenberg Steinried, 13%, DV
(EB) Kraftvoll-dichte Dunkelfrucht, dunkle Schokolade, , Tabak; saftig-freundliche Fülle, saftige Extraktsüße, sehr zugänglich, passende Säure, sehr fein.

Gassler, Moschendorf 90
2008 Eisenberg Reserve, 13,5%, NK
(EB-R) Fein-süße Dunkelfrucht, dazu Erdnüsse, Feuerstein und Grillkohle, zart harzig angehaucht, Preisel- und Brombeerconfit, auch Schoko-Nougat-Noten; saftige Fülle, mächtige Tannine, feiner Biss, hat – und braucht – Zeit.

Vinum Ferreum, Eisenberg 90
2009 Eisenberg Blaufränkisch, 13%, DV
(EB) Saftiger Biss, feine Würze, ein ganzer Kräuterkorb, etwas Milchschokolade; weiche Fülle, zugänglich, Brombeerconfit, runde Tannine, sehr fein.

Jalits, Badersdorf 89
2009 Eisenberg, 13%, DV
(EB) Eigenwillig gerüchig, Sandplatz, die Frucht nur zart in die Ribisel- und Stachelbeerrichtung gehend, deutliche Pikanz; wesentlich freundlicher, feine Dunkelbeeren, saftig, solider Biss.

Thomas Straka, Rechnitz 87
2009 Eisenberg Blaufränkisch, 12,9%, DV
(EB) Ungemein mineralisch angehauchte jugendliche Würzepikanz, Goudron, Tabak, Hauch rote Rüben, Maulbeeren, straff und mineralisch; saftig-mineralischer Biss, herzhafte Säure, deutliche grüne Elemente, derzeit eher wenig Animo.