Die DAC-Reserven kommen

Wir haben bereits im Vorjahr (Ausgabe 2/2009) in Grundzügen über die drei neuen Donauseitentäler-DACs berichtet. "DAC" steht für "Districtus Austriae Controllatus" und ist so quasi das Pendant zur Appellation Controle (AOC) in Frankreich oder der DOC (Denominazione di Origine Controllata) in Italien. Gemeinsam ist den drei Tälern, die auch Weinbaugebiete sind - vom Norden, aus dem Waldviertel, kommen Krems und Kamp, von Süden aus dem Alpenvorland die Traisen -, die Tatsache, dass die DAC für zwei Sorten gilt, Grünen Veltliner und Riesling, und dass es die DAC in zwei Stufen gibt, regulär und als Reserve.

Die DAC-Reserven kommen

Text von Michael Prónay Foto: beigestellt
Grundsätzlich müssen die Weine trocken nach dem Weingesetz sein (dürfen also maximal 9 g/l Zuckerrest ausweisen, entsprechende Säure vorausgesetzt), mit zwei relativ unbedeutenden Ausnahmen: Im Traisental gilt für den Veltliner eine Zuckerobergrenze von 6 Gramm (die übrigens auch für die Weinviertel-DAC gilt), im Kremstal gilt für die Reserve eine Zuckerobergrenze von 9 Gramm unabhängig von der Säure, theoretisch wäre also auch eine halbtrockene Veltliner-Reserve denkbar.
Die reguläre DAC gilt ür Weine mit 12 und 12,5% Alkoholangabe laut Etikett (die weinrechtliche Toleranz von -0,5% gilt weiter), die Reserve von 13% aufwärts, ebenfalls mit dem halben Volumsprozent Toleranz. Frühestmöglicher Prüfnummern- und DAC-Antragszeitpunkt ist der 1. Jänner nach der Lese für DAC, der 15. März für die Reserve. Ein Nebeneffekt der DAC-Regelung ist die Tatsache, dass die bisherige Bezeichnung des Weinbaugebiets für alle Nicht-DAC-Weine – solche aus anderen Rebsorten, Rote – wegfällt, für diese Weine heißt das Weinbaugebiet einheitlich Niederösterreich.
Unsere Probe
Der erste Jahrgang, in dem es in den drei Weinbaugebieten DAC-Reserve gibt, ist 2008. Der war bekanntlich nicht ganz einfach, die Feuchtigkeit während der Wachstumsperiode ließ den Druck durch die Pilzkrankheit Peronospora (auch falscher Mehltau genannt) selbst von älteren Winzern bisher nie gekannte Höhen erklimmen. Wir baten die Obmänner der drei Weinbaugebiets-Komitees um 30 Kostmuster von DAC-Reserven: Fred Loimer (Kamptal), Sepp Mantler (Kremstal) und Markus Huber (Traisental). In den drei Regionen gilt für gemeinsame Auftritte ein Kostentragungsschlüssel von 5 : 3 : 2, sodass wir 15 Kamptaler, 9 Kremstaler und 6 Traisentaler Weine abgedruckt haben. Aus dem Kamptal hatten wir insgesamt 22 Weine zu verkosten, sodass wir leider eine Auslese treffen mussten.
Bei den Kostnotizen steht "KA" für Kamptal DAC Reserve, "KR" für Kremstal DAC Reserve und "TR" ausnahmsweise nicht für Traminer, sondern für Traisental DAC Reserve.

Die Besten: Riesling 2008

94 Bründlmayer, Langenlois Heiligenstein Alte Reben KA, 13,5%, NK
Komplex, dicht, rund, Marille, Pfirsich, auch Akazienhonig; wunderschön feine, dichte, ganz klare Frucht, auch etwas dunkle Aromatik, Cassislaub, komplex, trocken, Mineralik zum Beißen, dabei extraktsüß, ganz ausgezeichnet.
93 Brandl, Zöbing Kogelberg KA, 13%, DV
Feines, ziseliertes Steinobst, zart kräuterig unterlegt, Hauch Oregano, dann kommt der Pfirsich; straff, kühle Aromatik, guter Biss, Zitrus plus Steinobst, sehr attraktiv, gesicherte Zukunft, ganz und gar klassischer Riesling.
90 Grillmaier, Langenlois Rheinriesling KA, 13%, DV
Pikantes Steinobst, mehr Pfirsich als Marille, jung, frisch und saftig; feine Fruchtsüße, Hauch Staubzucker, knackige Säure, dazu ein feiner Ananas-Zitrus-Touch, exotischer Charme, sehr fein.
90 Wutzl, Gobelsburg Hofstatt KA, 13%, DV
Sehr feines Steinobst in einer dropsig-reduktiv-jugendlichen Richtung, kühl, Minze und ein Hauch von Kräutern; straff, feine Zitrusnoten, fester Pfirsich, kompakt und ausgesprochen stimmig.
89 Birgit Eichinger, Strass Heiligenstein KA, 13%, NK
Witzig bonboneske Pikanz, dann kommt die feine Pfirsichfrucht; feine, zart staubzuckrige Fruchtsüße, passende CO2-Pikanz, schönes Animo und gute Länge, sehr ordentlich.
89 Fred Loimer, Langenlois Steinmassl KA, 13%, NK
Zuerst verhalten, dann pikantes Steinobst, auch Kräuterwürze mit einem Hauch Majoran; saftige Statur, guter Biss, passendes zartes Rest-CO2, hinten mineralischer Biss, extraktsüß ausklingend.
89 Metternich & Salomon, Krems-Stein Pfaffenberg KR, 13%, GL
Fast kitschige, aber durchaus attraktive Rieslingfrucht, dazu ein Hauch schwarze Johannisbeeren; weiche Fülle, etwas weiter entwickelt als die meisten, traditionell wirkend, schöne Substanz, braucht Zeit.
87 Herzinger, Nussdorf/Tr. Hinter dem Schloss TR, 13%, DV
Ein wenig rustikalere Steinobstnote; herzhaft-frischer Biss, hübscher Trinkspaß, aber etwas wenig Sortenausdruck.

Die Besten: Grüner Veltliner 2008

94 Walter Buchegger, Dross Pfarrweingarten KR, 13,5%, DV
Wunderschön klare, feine, dichte, zart dunkel getönte Frucht; herrlich klar, kandierte Früchte, Ananas, Mango, Aranzini, auch ein Hauch Karamell, feine Säure, tolle Länge, brillant.
92 Aichinger, Schönberg Urgestein KA, 13%, DV
Klassische Würze, Kräuter, saftig und dicht, Brennnessel und grüne Paprika; herrlich dichte,
saftig-klare Würze, wunderschön feiner Stoff, Grüntee, mineralischer Biss, stimmig, ausgezeichnet.
92 Rudolf Fritz, Krems-Thallern Schweren Zapfen KR, 13,5%, DV
Feine Würze, gelbe Früchte, wunderschönes Pfefferl, dabei auch tief und komplex; feiner Schmelz, extraktsüß und dicht, gepfefferter Fruchtspeck, reife Grapefruit und Blutorangen,
wunderschön saftig, feiner Stoff.
92 Johann Topf, Strass Ofenberg KA, 13%, DV
Feine Würze, Kümmel und Koriander, auch etwas Lorbeer, vielschichtig und individuell; saftig-dichte Fülle, dunkle, feste Frucht, ganz saubere Konturen, feine Kräuternoten und Exotik, toller Stoff, wunderschön.
92 Weixelbaum, Strass Wahre Werte KA, 13,5%, DV
Herrlich klar, klassisches Pfefferl, dabei komplex und dicht, auch etwas floral, Veilchen; am Gaumen wunderschöne Frucht, Klaräpfel und reife Birnen, saftige Substanz, ausgesprochen fein.
91 Allram, Strass Gaisberg KA, 13,5%, DV
Ganz klassisch, tiefes Pfefferl, dicht, auch Leder, Holz und Brotrinde, zum Eingraben schön; am Gaumen herzhafter Dunkelfruchtbiss, passendes CO2, extraktsüß, wunderschöner Stoff und feine Mineralik, herrlich zu trinken.
91 Thomas, Gerhard & Elfriede Dockner, Theyern Konglomerat TR, 13,5%, DV
Ganz klar und klassisch, der Pfeffer kommt pur aus dem Glas, auch Kamille und Kräuter; feines Steinobst, herzhafte Fülle, trocken, auch mineralisch, spannend und dicht, sehr fein.
91 Oskar Hager, Mollands Novemberlese KA, 13%, DV
Saftige Würze, die aber viel Luft braucht, um schließlich aus dem Glas herauszukommen; knackiger, durchaus CO2-gestützter Biss, mineralische Strenge, sehr gute Substanz, braucht noch etwas Geduld, aber hochfeiner Stoff.
91 Jurtschitsch, Langenlois Dechant Alte Reben KA, 13%, NK
Kamille und feine Kräuterwürze, zarter weißer Pfeffer, attraktiv, aber auch komplex; saftig und dicht, ganz zartes Holz, Vanille und Karamell, dezent rauchig, exotische Früchte, getrocknete Mango, Ananas, schöne Länge, toller Stoff.
91 Thiery-Weber, Rohrendorf Kremser Weinzierlberg KR, 13%, DV
Zart süße, dezent steinobstige Nase, Hauch Staubzucker, mit Luft kommt der sortentypische Pfeffer; Aranzini und Blutorangen, herzhafte Säure, sehr trocken, tolle Länge, geradlinig, saftig, klassisch.
91 Alexander Zöller, Stratzing Wachtberg KR, 13,5%, DV
Zuerst verhalten, braucht Luft, dann kommt ein deutlicher Holzeinsatz; viel Kraft, viel Stoff, feine Gelbfrucht, Birnen und Quitten, saftig und doch straff ausklingend, individuell, aber dennoch toller Wein mit Zukunft.
90 Aigner, Krems Privat Sandgrube KR, 13,5%, GL
Hübsche Pfefferwürze, saftige Dichte, feines Quittengelee, auch Sanddorn, kernig und individuell; saftig und dicht, aber noch auf der sehr jungen Seite, trocken, schöne Länge, sehr fein.
90 Geyerhof, Oberfucha Gutsreserve KR, 13,5%, NK
Zuerst verhalten, dann kommt feine Würze, Kamillentee, auch zarte Süße; im Moment noch ein wenig vordergründig wirkende Extraktsüße, dahinter aber feiner Stoff, Bananen und Grapefruit, komplex, stoffig, sehr fein, Zukunft.
90 Schloss Gobelsburg Lamm KA, 13,5%, NK
Zuerst verhalten, mit Luft geht der Wein aber richtig auf, zart röstig, Kandiszucker, zartes, aber perfekt passendes Holz; Vanille und Karamell, Ananas, geschmeidig, ganz zarter Zuckerrest, schöner Stoff, gesicherte Zukunft.
90 Petra Unger, Furth Gottschelle KR, 13%, NK
Geradlinig, frisch, weißer Pfeffer, auch Gesteinsmehl; deutlich mineralisch, Hauch Muschelkalk, Zitrus, der Riesling unter den Veltlinern, etwas staubig, dahinter fester Biss, spannend und individuell.
90 Reinhard Waldschütz, Elsarn Aturo KA, 13,5%, DV
Verhalten, zart saftig, dezent rauchig, etwas getrocknete Bananenchips, mit Luft kommt feine Pfefferwürze; saftig-freundlicher Biss, herzhaft, Hauch Steinobst, zarte Extraktsüße, süffig, schöne Länge.
89 Vorspannhof Mayr, Dross Kremser Gebling KR, 13%, DV
Verhalten, ein wenig röstig, braucht Luft, etwas einfacher gestrickt, sauber und dicht; füllig, auch ein wenig schwerfällig wirkend, etwas widerborstig in seiner Art, hinten auch mineralisch, gute Länge, braucht noch Zeit.
88 Hofmann, Traismauer Fuchsenrand TR, 13%, DV
Sehr geradlinig, klassisches Pfefferl, stoffig und dicht, fast dunkelfruchtige Süße; am Gaumen wiederum deutlich dünklere Fruchtanklänge, auch ganz zart süßlich wirkend, Weihrauch, gute Länge.
88 Holzer, Nussdorf/Tr. Privat TR, 13,5%, DV
Weich, dicht, dunkelfruchtig angehauchte Fülle, Bananenchips, etwas ätherisch, Hauch Birne; füllig, üppig, etwas schräg in der Fruchtentwicklung, auch Menthol, braucht noch Zeit zusammenzuwachsen.
88 Markus Huber, Reichersdorf Berg TR, 13,5%, DV
Sehr klassische, geradlinige, sehr sortentypisch pfeffrige Frucht; CO2 und auch ein Hauch Joghurt (Malolaktik?), im Moment noch etwas unentschieden, was daraus werden soll.
88 Martin Spielauer, Mollands Graf Regas KA, 13,5%, DV
Sehr verhalten, etwas getrocknete Kräuter; saftiger, durchaus CO2-gestützer Fruchtbiss, Zitrus, auch ein wenig dropsig, gute Fülle, solider Mainstream.
87 Renate Haimel, Traismauer Lössveltliner TR, 13%, DV
Witzig-grüne Nase, Banane, Oregano, auch ein Hauch von Sämling; burschikos-sauvignoneske Frucht, etwas einfacher gestrickt, burschikos ausklingend.