Die grüne Großmacht
Die Steiermark hat sich in den letzten Jahren als zuverlässige Weinregion zum Thema "frisch, saftig, steirisch" gemausert.
Die grüne Großmacht
Text von Michael Prónay Foto: Sabine Jellasitz
Die Steiermark – seit 2002 übrigens weingesetzlich auch eine eigene Weinregion mit dem Namen "Steirerland" – hat sich in den vergangenen 15, 20 Jahren einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Obwohl die grüne Mark mit knapp 3.800 ha Weingartenfläche nicht einmal 7% der heimischen Rebfläche aufweist, hat sie den Ruf einer weinbaulichen Großmacht, und das völlig zu Recht.
Das hat übrigens historische Ursachen, die weit ins vorvorige Jahrhundert zurückreichen, als Erzherzog Johann als großer Förderer der steirischen Landwirtschaft – und damit auch des Weinbaus – einen gewaltigen Innovationsschub bescherte, der bis (so wissen die Obstbauer) heute anhält. Die Steiermark hat mit ihrer Weinbauschule eine erstklassige Ausbildungsstätte für den Nachwuchs, und darüber hinaus ist sie bundesweit mit großem Abstand im Verhältnis geprüfter Weinbau- und Kellermeister pro Betrieb führend.
Natürlich ist die Steiermark ein Weißweinland, das fest auf den beiden Säulen Chardonnay (der hier sehr häufig Morillon genannt wird, nach seinem weinrechtlichen Pseudonym) und Sauvignon Blanc ruht. Welche der beiden Sorten jetzt die "bessere" ist, diese Frage ist eher müßig. Nach unserer Erfahrung über die Jahre sind in der Spitze alle beide Weltklasse, allerdings mit einer Einschränkung: Topchardonnays profitieren eindeutig vom Ausbau im (ganz oder teilweise) neuen Holzfass, während der Sauvignon auch ohne Holzunterstützung prachtvolle Ergebnisse zu liefern imstande ist. Man könnte sogar umgekehrt sagen: Im Zweifel Finger weg vom neuen Holz.
Neben den beiden Topsorten gibt es noch einige erwähnenswerte, von denen eine das Zeug zur absoluten Weltklasse hat, der Traminer (inklusive Gewürztraminer). Leider ist er – im Gegensatz zu seinem Cousin, dem Gelben Muskateller, mit dem er die unmittelbar ansprechende traubige Nase gemein hat – so gar nicht "in", doch scheint sich jetzt so eine Art Silberstreif abzuzeichnen, indem sich Topwinzer seiner annehmen. Das tägliche Brot der steirischen Winzerschaft ist freilich der Welschriesling, der allerdings keine Ambitionen hat, in der Champions League mitzuspielen. Rotwein und edelsüße Spezialitäten gibt es ebenfalls, und das in einer ganz kleinen, aber beachtlichen Spitze.
Die Probe
Wir erbaten von jenen 28 Betrieben, die im Weinteil des Gourmet-Führers Österreich A la Carte 2005 vertreten sind, je einen Wein nach freier Wahl. Zwei Weingüter (Kugel und Reiterer) nahmen nicht teil, im Gegenzug durften jene, die zwei Güter bewirtschaften, zwei Weine schicken: Müller (West- und Südsteiermark), Polz (mit Aubell) und Winkler-Hermaden (mit Stürgkh), sodass wir im Endeffekt 10 Sauvignons, 9 Morillons, je 2 Traminer und Gelbe Muskateller, und je 1 Schilcher, Sämling, Pinot Blanc und Pinot Gris sowie je 1 Rot- und Edelsüßwein verkosteten.