Flüssiges Gold
Die burgenländischen Prädikatsweine sind verführerisch elegant.
Das Thema „Best of sweet Burgenland“ wird seit der Gründung der Weinburgenland jedes Jahr bzw. jedes zweite Jahr durchgeführt. Der Grundgedanke war, diese Weine durch Auszeichnungen und die Selektion von Spitzenprodukten für den Konsumenten interessanter zu machen. Jeder österreichische Weininteressent weiß, wie hoch das internationale Image der burgenländischen Prädikatsweine ist. Sie gewinnen seit Jahren „Sweet Wine Trophys“ am laufenden Band und werden zum Besten der österreichischen Weinproduktion gezählt. Im Inland sollte man eine Art Menüfolge „flüssiges Dessert“ einführen. Auch sollte es, meiner Meinung nach, keine Weinproben ohne Prädikatsweine geben. Das Argument, das diese Weine zu süß sind, stimmt einfach nicht. Die Vielfalt der Prädikatsweine beginnt mit Spätlese und Auslese. Beide repräsentieren ein ausgeprägtes Fruchtspiel. Rebsorten wie Scheurebe, Gelber Muskateller, Riesling und Traminer verführen durch komplexe, vielschichtige Fruchtnoten, und der Restzuckergehalt liegt bei 40 bis 60 Gramm für die typische Spätlese und bei 50 bis 100 Gramm bei der Auslese. Idealerweise sind beide Weine wunderbar als Speisenbegleiter verwendbar.
Eine Beerenauslese ist geprägt von der Kombination aus Fruchtspiel und Botrytis. Die Edelfäulnis „Botrytis cinerea“ konzentriert Zucker und Säure, und daher gesellt sich zur Fruchtausprägung ein Hauch von Honig, Dörrobst und bei manchen Rebsorten Karamell. Die besten Beereneauslesen verfügen über ein lebendiges Frucht-Säure-Spiel und daher über einen eleganten Trinkfluss. Lebensdauer und Haltbarkeit der Weine sind beeindruckend. Eine geöffnete Flasche kann wieder verschlossen und kühl gestellt über Wochen getrunken bzw. genossen werden.
Der Eiswein stellt eine der rareren Prädikatswein-Varianten dar. Da nur gefrorene Beeren gelesen und verarbeitet werden dürfen (die Temperatur muss mindestens minus sieben Grad Celsius betragen), werden diese Rahmenbedingungen bei gesunden Trauben immer schwerer erreichbar sein.
Stroh- und Schilfweine werden im Unterschied dazu unter kontrollierten Bedingungen gekeltert. Die Trauben werden gesund gelesen und nätürlich getrocknet.
Der Ruster Ausbruch und die Trockenbeerenauslese haben perfekte, hochkonzentrierte Beeren als Basis für die natürliche Konzentration. Getrocknete Früchte aller Art, Blütenhonig und, abhängig von der Rebsorte, ein leicht auftretender Frucht-Charakter erlauben es, diese Weine über Jahrzehnte zu lagern und zu genießen. Dennoch können auch diese „Goldschätze“ jung angetrunken oder als Meditationsweine angesehen werden.
Die verkosteten Jahrgänge stellen eine großartige Serie mit kleinen Unterschieden, aber auf sehr hohem Niveau dar.
2021 wird es wenig Prädikatswein geben, die Botrytis-Entwicklung ging aber sehr schnell vonstatten. Die höhere Säure wird einige positive Überraschungen bringen. 2020 hat ebenso eine „kühlere“ Aromatik und wird vor allem in den Kategorien Spätlese, Auslese und Beerenauslese tolle Prädikatsweine ergeben. 2019 zeichnet sich durch präzise und lebendige Textur der Weine aus. 2018 war ein relativ warmes Jahr, aber das späte Einsetzen der Botrytis ging sehr zügig voran. Die Prädikate sind daher etwas druckvoller, die besten aber sehr balanciert. Last, but not least: 2017 ist wahrscheinlich einer der besten und homogensten Prädikatsweinjahrgänge des Jahrzehnts.
Alle Weine wurden in Zalto-Universalgläsern verkostet.