Gegen Hagel, Frost & Hitze

A la Carte-Weinchef Willi Balanjuk hat für den neuen A la Carte-Weinguide 2017 etwa 2.500 Weine verkostet.

Foto von Regina Hügli

Die schwierigen Wetterbedingungen in den letzten Jahren – Hagel, Frost und Hitze – haben die österreichischen Winzer vor besondere Herausforderungen gestellt. Nur die besten Produzenten konnten auch unter diesen schwierigen Bedingungen Spitzenweine herstellen – und einige von ihnen mussten sich nach großen Ernteausfällen mit geringen Mengen zufriedengeben.

Der Jahrgang 2015 bietet aufgrund der hohen Reife der Trauben beim Weißwein einen „gelbfruchtigen“ Jahrgangston, der wie eine Art Fruchtschmelz oder Extraktsüße empfunden werden kann. Dieser Ton findet sich sowohl beim Grünen Veltliner, beim Riesling, beim Chardonnay als auch beim Sauvignon blanc. „Altösterreichische“ Rebsorten wie Roter Veltliner, Rotgipfler, Zierfandler oder Traminer, die diesen Charakter bei guter Reife in jedem Jahr aufweisen, brillieren im Jahrgang 2015. Beim Rotwein können wir uns auf einige Highlights freuen. Bis jetzt sind nur die fruchtbetonten „Klassik“-Weine auf dem Markt.

In Niederösterreich zeigt sich beim Grünen Veltliner ein Wettstreit zwischen Wachau, Kamptal und Kremstal auf breiter Front. Alzinger Steinertal, Rudi Pichler Achleiten, F. X. Pichler Kellerberg, Mittelbach Höhereck und Prager Achleiten sind die besten aus der Wachau. Jurtschitsch Lamm, Bründlmayer Käferberg, Schloss Gobelsburg Grub, Eichinger Lamm und Hirsch Grub sind die Kamptaler Highlights. Im Kremstal sind die Grünen Veltliner Buchegger Vordernberg, Forstreiter Das Weiße Mammut, Geyerhof Gutsreserve, Nigl Herzstück vom Kirchenberg und Proidl Senftenberger Ehrenfels die besten des Jahrgangs. Die Topweine aus dem Wagram, Traisental und Weinviertel haben aber zu den Spitzen aufgeschlossen. Die Schwierigkeit des Jahrgangs 2015 bestand trotz der idealen Bedingungen darin, die Reifezeit nicht hinauszuzögern, da sonst die Balance vieler Grüner Veltliner vielleicht in fünf bis zehn Jahren ­erreicht sein wird, aber derzeit viele ausgezeichnete Weine etwas fruchtsüß wirken bzw. „über etwas Baby­speck verfügen“. Beim Grünen Veltliner präsentiert sich vorerst die Handschrift des Winzers etwas dominanter als der Lagencharakter. Der Wagram hat nach den Hagelproblemen der letzten Jahre deutlich aufgezeigt, wie hoch das Qualitätsniveau auf breiter Front gehalten werden kann. Winzer wie Ott, Fritsch und Leth sind vielleicht einer Vielzahl der Weinliebhaber bekannt. Daneben keltern auch Winzer wie Blauensteiner, Direder, Fritz, Kolkmann oder Nimmervoll Weine auf höchstem Niveau. Dieselben Winzer präsentieren auch Rote Veltliner in den besten Qualitäten.

Der Riesling war bei unseren Verkostungen der „heimliche“ Superstar des Jahrgangs. Die Spitzen aus der Wachau haben die Latte sehr hoch gelegt, und mit dem 2015 Riesling Smaragd Achleiten hat Rudi Pichler einen der Jahrgangsbesten gekeltert. Dennoch ist der Weingarten des Jahrgangs der Zöbinger Heiligenstein. Alle Weine dieser großen Lage sind sehr gut bis ausgezeichnet. Von Willi Bründlmayer und Alwin Jurtschitsch (neben Rudi Pichler) kommen sensationelle Rieslinge. Man kann dem Riesling-Liebhaber nur empfehlen, beide zu kaufen und sie im Zeitraffer zu vergleichen. F. X. Pichler Kellerberg, Alzinger Steinertal, Knoll Schütt, Nigl Riesling Privat, Salomon Pfaffenberg, Riesling Zöbinger Heiligenstein von Eichinger, Schloss Gobelsburg, Allram und Hirsch sind weitere Highlights auf der Liste der großen Weine, die sich sowohl in der Wachau als auch im Kamp- und Kremstal fortsetzen lässt. Auch im Traisental hat sich die Spitze verbreitert. Markus ­Huber und Ludwig Neumeyer werden von Herwald Hauleitner, Rudolf Hofmann, Tom Dockner, Fritz Preiß und Leopold Figl herausgefordert. Im Weinviertel verfolgen die beiden Winzerinnen Marion Ebner-Ebenauer und Ingrid Groiss ihren puristischen Grüner-Veltliner-Stil weiterhin mit Erfolg. Der Platzhirsch Pfaffl sowie Setzer, Christoph Bauer und Gruber präsentieren beim Grünen Veltliner 2015 beachtliche Serien.

In der Thermenregion liegen drei Prädikatsweine vorn: Die Spätrot-­Rotgipfler Trockenbeerenauslese von Josef Piriwe ist einfach Weltklasse, Auer und Biegler liegen mit ihren Weinen knapp dahinter. Stadlmann, Gebeshuber, Reinisch, Alphart, Biegler, Freigut Thallern und Krug keltern mit Zierfandler und Rotgipfler Weine auf internationalem Toplevel. Beim Rotwein vinifizieren Reinisch, Piriwe, Hartl und Auer ihre individuellen Pinot-noir-Interpretationen. Beim St. Laurent finden sich dieselben Produzenten und zusätzlich die Weingüter Aumann, Dopler, Gisperg, Landauer und Schödinger. Carnuntum ist der Aufsteiger der letzten Jahre. Die Dichte an Topbetrieben ist enorm, und neben dem bereits bekannt hohen Zweigelt-Anspruch legt man auch bei Blaufränkisch, Syrah und Cuvées mit Merlot und Cabernet Sauvignon die Qualitätslatte sehr hoch. Neben den etablierten Winzern Gerhard Markowitsch, Grassl, Netzl, Walter Glatzer und Artner haben seit einigen Jahren folgende Betriebe zur Spitze aufgeschlossen: Muhr-van der Niepoort, Lukas Markowitsch und Johann Böheim darf man getrost zur Oberliga der österreichischen Rotweinbetriebe zählen. Die Blaufränkischen vom Spitzerberg erinnern an die Asterix-Story: Ein kleines gallisches Dorf (ein Berg in NÖ) kämpft gegen die Übermacht – mit beachtlichen Ergebnissen.

In Wien kann man wie immer von den „Usual Suspects“ Spitzenqualitäten erwarten. Wieninger, Mayer am Pfarrplatz, Christ, Rotes Haus, Zahel, Cobenzl, Hajszan und Fuhrgassl-Huber keltern sensationelle Gemischte Sätze und ihre jeweiligen Spezialitäten.

Die Steiermark setzt ihren Weg mit Sauvignon blanc und Chardonnay konsequent fort. Die Bandbreite der Sauvignon blancs 2015 reicht von den duftigen „Klassik“-Weinen bis zu den dichten und ausgeprägten Stilen der Ortsweine. Ein Highlight der bereits gefüllten und angebotenen 2015er-Sauvignon-blancs ist der Hochsteinriegel von Wohlmuth. Die Spitzenlagen des Jahrgangs 2014 widerlegen die ­Vorurteile, die gegenüber diesem Jahrgang bestehen. Sowohl der Sauvignon als auch der Morillon liegen qualitativ näher beim Jahrgang 2013, als viele annehmen; es gibt aber weniger als von den Jahrgängen 2013 und 2015. Bei den reiferen Sauvignon blancs beeindrucken Tement mit seiner Zieregg Vinothek Reserve 2012, Gross mit der 2006 Nussberg Fassreserve und Polz mit seiner 2011 Hochgraßnitzberg Reserve. Beim Chardonnay setzt Erwin Sabathi seinen „burgundischen“ Stil mit dem Pössnitzberg Alte Reben auch 2014 konsequent fort. Gross und Sattler unterstreichen mit ihren Fassreserven 2006 und 2007 das enorme Reifepotenzial von Sauvignon blanc und Weißburgunder. LacknerTinnacher hat eine außer­gewöhnliche Riesling Trockenbeerenauslese gekeltert, und auch die Muskateller Trockenbeerenauslese vom Sattlerhof gehört zu den besten Süßweinen des Landes. Der Traminer erwacht schon seit Langem aus seinem Dornröschenschlaf. Die Weine – alle zwischen 2012 und 2015 – überzeugen durch sehr hohe Qualität. Hier legt das Vulkanland Steiermark die Benchmark. Der Klöcher Raum scheint nach 2012 mit 2015 einen weiteren großen Jahrgang gekeltert zu haben. Frühwirth, Frauwallner, Winkler-Hermaden, Müller und Neumeister unterstreichen die hohe Qualität der gekelterten Traminer. Der Gewürztraminer Orange von Georg Winkler-Hermaden müsste jedem Raw-Wine-Ketzer die Luft zum Atmen nehmen – perfekter Sortencharakter und einfach pures Trinkvergnügen. Ansonsten sollten Sie den Traminern etwas Reifezeit gönnen, damit sich die letzten Nuancen der einzigartigen Rebsorte entfalten können.

Im Burgenland gibt es immer mehr Vielfalt, unter anderem auch starke Bestrebungen, den Weißwein neu zu interpretieren. Viele Cuvées und Grüne Veltliner unterstreichen das hohe Niveau, wohingegen bei den weißen Burgundersorten zurzeit ein Umbruch wahrzunehmen ist. Heinz Velich hat 2014 keinen Tiglat  &  Darscho gekeltert. Kollwentz hat mit seinem Gloria einen Spitzenchardonnay vinifiziert. Die Leithaberg-Winzer sowohl aus dem Ruster Raum als auch aus Gols etablieren neue Lagenweine. Der Pinot Blanc Tatschler von Esterházy, der Chardonnay Jungenberg von Altenburger, die Leithaberg DACs von Gernot Heinrich oder der Chardonnay Freudshofer von John Nittnaus erweitern das Burgunderangebot auf höchstem Niveau. Auch im Gebiet Neusiedlersee tut sich viel. Die Pannobile-Winzer interpretieren in unterschiedlichster Weise ihre Spitzenweine. Der 2013 Blaufränkisch Bühl von Claus Preisinger ist ein Monument. Salzberg, Admiral, Comondor und der Bläufränkisch Jungenberg von Altenburger sind Benchmark-Weine 2013. Die 2014er-Pinot-noirs von Claus Preisinger und Paul Achs sind sensationelle Weine des Jahrgangs, und der 2014 Schwarz Rot von Hans Schwarz ist einer der elegantesten Zweigelts mit Tiefgang, die jemals gekeltert wurden. Natürlich liegen bei den Bewertungen die Prädikatsweine vorne. Angerhof Tschida und Kracher liefern sich beim Jahrgang 2013 ein Fotofinish. Die hohe Jahrgangsqualität unterstreichen auch die Weine von Haider, Münzenrieder, Rosenhof Haider, Hans Nittnaus und PMC Münzenrieder. Die Pannobile-Gruppe keltert auch Raw Wines von hoher Qualität. Der 2015 Mash Pitt und der Grauburgunder von Gsellmann sind neben den bekannten Weinen von Gernot Heinrich, Judith Beck und Claus Preisinger neue Einladungen aus dem Jahrgang 2015, diese Kategorie einmal zu probieren.

Im Neusiedlersee-Hügelland findet man die höchstbewerteten Süß- und Rotweine des Landes. Der Gelbe Muskateller Ruster Ausbruch von Seiler ist eine klassische Schönheit nahe an der Perfektion – exotische Aromen und rassiges Frucht-Säure-Spiel –, die man einmal probiert haben muss. Feiler-Artinger, Hammer, Koll­wentz und Günther Triebaumer unterstreichen den Anspruch höchster Qualität beim Prädikatswein. Roland Velich keltert mit seinen regionalen Weiß- und Rotweinen national und international ausgezeichnete Spitzenweine. Seine Neckenmarkter und Lutzmannsburger Blaufränkischen von alten Reben werden vom Zagersdorfer Jagini (gemeinsam mit Hannes Schuster) herausgefordert. Daneben offerieren Prieler mit Blaufränkisch Goldberg und Ernst Triebaumer mit Blaufränkisch Oberer Wald und Mariental große Weine. Der Wein des Jahrgangs war für uns aber der 2014 St. Laurent Donnerskirchen von Hannes Schuster – ein großer Wein, der durch Eleganz, Engmaschigkeit und Aromatiefe die Rebsorte auf höchstes Niveau stellt.

Das Mittelburgenland setzt seine Serie von Spitzenweinen fort. Die Mehrheit der Lagenweine und Topcuvées wurde aus dem Jahrgang 2013 eingereicht, aber vor allem die verkosteten 2014er bereiten große Freude. Der Jahrgang kann als elegante, zarte Version des 2013ers gesehen werden. Die etablierten Winzer liegen vorne. ­Albert Gesellmann, Franz Weninger, Gager, Kerschbaum, Kirnbauer, Tesch, Bayer, Silvia Heinrich, Lang und Wellanschitz arbeiten den jeweiligen Orts- und Riedencharakter perfekt heraus. Im Südburgenland kann der 2014er in manchen Kellern sogar den 2013er übertreffen. Die Wetterbedingungen waren für den Blaufränkisch 2014 ausgezeichnet. Krutzler, Kopfensteiner, Wachter-Wiesler, Jalits, StephanO, Straka und Grosz kelterten 2013 und 2014 sensationelle Weine.

97 Punkte
2015 Riesling Zöbinger Heiligenstein Alte Reben Weingut Bründlmayer
2015 Riesling Zöbinger Heiligenstein Alte Reben Weingut Jurtschitsch
2015 Riesling Smaragd Achleiten Rudi Pichler

96 Punkte
2015 Grüner Veltliner Smaragd Steinertal Leo Alzinger
2015 Riesling Smaragd Steinertal Leo Alzinger
2015 Grüner Veltliner Lamm Kamptal Weingut Jurtschitsch
2015 Riesling Smaragd Schütt Weingut Knoll
2015 Riesling Smaragd Kellerberg F. X. Pichler
2015 Grüner Veltliner Smaragd Achleiten Rudi Pichler
2015 Riesling Smaragd Klaus Weingut Prager
2012 Sauvignon Blanc Zieregg Vinothek Reserve Weingut Tement

Rotwein

97 Punkte
2014 St. Laurent Donnerskirchen Rosi Schuster

96 Punkte
2013 Blaufränkisch Bühl Claus Preisinger
2012 Jagini Zagersdorf Hannes Schuster & Roland Velich

95 Punkte
2013 Blaufränkisch Jungenberg Leithaberg Markus Altenburger
2013 Pinot Noir „P“ Karl Fritsch, Weinberghof
2013 Blaufränkisch hochberc Albert Gesellmann
2012 „G“ Albert Gesellmann
2013 Salzberg Gernot & Heike Heinrich
2014 Perwolff Weingut Krutzler
2014 Blaufränkisch Lutzmannsburg Alte Reben Weingut Moric
2014 Blaufränkisch Neckenmarkt Alte Reben Weingut Moric
2013 Admiral Weingut Pöckl
2013 Blaufränkisch Goldberg Leithaberg Weingut Prieler
2014 St. Laurent Zagersdorf Rosi Schuster
2013 Blaufränkisch Dürau Franz Weninger

Prädikatswein

99 Punkte
2014 Ruster Ausbruch Gelber Muskateller Weingut Seiler

97 Punkte
2014 Spaetrot Rotgipfler Trockenbeerenauslese Josef Piriwe

96 Punkte
2013 Sauvignon Blanc Trockenbeerenauslese Angerhof, Tschida
2013 Grande Cuvée Trockenbeerenauslese No. 6 Nouvelle Vague Kracher, Weinlaubenhof
2014 Riesling Senftenberger Rammeln Auslese Weingut Proidl

Schaumweine

94 Punkte
2014 Rieslingsekt Karl Steininger

93 Punkte
2013 Il Magnifico Blanc de Blancs Brut Nature Weingut Esterházy
2012 Brut Reserve Weingut Malat
2013 DOM Classic Brut T.FX.T Sektkellerei Schlumberger
2013 DOM Rosé Brut T.FX.T Sektkellerei Schlumberger
2014 Sauvignon Blanc Sekt Karl Steininger
2014 Burgundersekt Karl Steininger
2012 Gols Prestige Brut Sektkellerei Szigeti

Raw Wines
94
2009 Grüner Veltliner Quevre Weingut Ott
2015 Mash Pitt Weingut Pittnauer
2012 Aero Weingut Ploder-Rosenberg
2014 Blaufränkisch Erdeluftgrasundreben Claus Preisinger
2013 Gewürztraminer Orange Weingut Winkler-Hermaden