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Cheval Blanc – großer Wein mit Eleganz und Finesse

Text von Willi Balanjuk

Dieses Weingut gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Mein allererster großer Wein war ein 1966er Cheval Blanc – und seither bin diesem Château emotional sehr verbunden.

Cheval Blanc ist eines der wenigen berühmten Weingüter im Bordeaux, das sich durchgehend in Familienbesitz gehalten hat. 1832 verkauften die Besitzer des Châteaus Figeac 15 ha Weingärten an die Familie Ducasse und kurz danach weitere 15 ha. 1870 wurde das Weingut auf rund 42 ha erweitert, und in dieser Größe existiert das Weingut auch heute noch. Produziert werden rund 140.000 Flaschen „Grand Vin“ aus den Rebsorten Cabernet Franc (58 %) und Merlot (42 %). Die Böden sind von Sand, Lehm, Eisen und Kiesel geprägt, und „Legendenweine“ wie der 1921er, der 1929er und 1947er machten das Weingut zu einem der besten in Bordeaux. Die Jahrgänge 1959, 1961, 1964, 1966 und 1971 reihen sich in die Liste der elegantesten Weine des rechten Ufers ein, und der 1982er setzte überhaupt völlig neue Maßstäbe. Die folgenden erlesenen Jahrgänge 1983, 1985, 1986 gipfeln im perfekten Wein 1990, der die seidige Eleganz und die dichte verwobene Textur eines großen Weins vom rechten Ufer vereint. Während viele andere Weine erklärt werden müssen, überzeugt der Cheval Blanc 1990 einfach durch seine perfekte Harmonie. 1991 übernahm Pierre Lurton dieses große Erbe als Verantwortlicher für das Weingut. 1998 kauften Bernard Arnault (LVMH) und Baron Albert Frère das Weingut um kolportierte 131 Mio. Euro, und man begann mit einem außergewöhnlich guten Cheval Blanc. Diese Serie setzte Pierre Lurton mit dem 2000er, dem 2005er, 2009er, 2010er und dem vollkommen unterschätzten 2011er fort. 2012, 2013, 2014 und ein ganz großer 2015er gehören zu den jeweils besten Weinen des Jahrgangs am rechten Ufer. Ein kleiner Wermutstropfen in dieser sensationellen Serie ist, dass die Nachfrage und damit der Preis enorm gestiegen sind. Da der Cheval Blanc historisch aufgrund seiner Eleganz weniger Parkerpunkte erhielt, war der Preis im Vergleich zu den anderen Spitzenweinen „relativ günstig“. Heute ist man auf einem Preisniveau mit den 1er Grand Cru Classés des Haut-Médoc, d. h. Haut-Brion, Latour, Margaux, Mouton-Rothschild. Einen weiteren Schritt zur Sonderstellung des Weinguts haben die beiden Investoren durch den Bau des neuen Kellers gesetzt. Der Architekt Christian de Portzamparc eröffnete 2011 dieses sensationelle Bauwerk, das als eine der „neuen Kathedralen“ der Weinszene gesehen werden kann. 2016 war ein Jahr mit einer Vielzahl von Cheval Blanc-Verkostungen. Basis für meine Notizen sind drei bzw. vier Cheval Blanc-Proben, die in ebendiesem Jahr stattfanden. WeinArt (Familie Wolf) und der Raritätenhändler Martin Buttinger (Vintage) veranstalteten zwei sensationelle Vertikalproben. Dazu kamen zwei privat organisierte Vertikalproben von befreundeten Weinliebhabern. Damit war das Château Cheval Blanc für mich das Highlight-Weingut des letzten Jahres. Aus den unterschiedlichen Verkostungen ergab sich folgendes Bewertungs-Spektrum.

2015 (En Primeur FP), 97–98 Punkte
Tiefer Farbkern, vielschichtige Aromatik, Mix aus dunkelbeerigen Noten, feine Wacholdernoten, Cranberry, gut integriertes Holz, dicht und straffe Struktur, Blutorange und Bitterschokolade im Rückaroma, lang anhaltend, feinkörniges Tannin

2012 Cheval Blanc, 96 Punkte
„Der beste des Jahrgangs 2012!“
Intensiver Farbkern, verführerische Fruchtnoten, Schwarzkirsche, Lakritze, kandierte Orangen, fein integrierte Röst­aromen, gehaltvoller Wein in nahezu perfekter Balance, elegant und dennoch lang anhaltend, Cheval Blanc mit historischer Leichtigkeit

2011 Cheval Blanc, 94–95 Punkte
Intensive Farbe, Mix aus dunklen Beeren, blättrige Noten, feine Rauch-Röstaromen, straffer Wein, lebendige Fruchtsäure, fester Tanninkern, feinkörnig, Cranberry und zarte Wacholdernoten im Abgang, präzise

2010 Cheval Blanc, 98–100 Punkte
Tiefdunkle Farbe, intensives Bukett, Schwarzkirsche, Lakritze, Feige, Kokos, Bitterschokolade, mächtiger Wein am Gaumen, dicht und konzentriert, balancierter Trinkfluss, braucht sehr viel Luft und endet mit enormer Länge, massiv, perfektes Tannin, klassischer Bordeaux mit leicht süßem Fruchtschmelz, „mächtig und balanciert“

2009 Cheval Blanc, 98–100 Punkte
Kräftige Farbnoten, verführerische Nase, einladende Frucht, Kirsche, Heidelbeeren, kandierte Orangen, opulenter Wein am Gaumen mit harmonischer Textur, wirkt bereits gut antrinkbar (im Unterschied zu 2010), samtig, weich und dennoch dicht, wirkt verführerisch, „sexy“, eleganter Wein mit großem Potenzial

2005 Cheval Blanc, 98–100 Punkte
Intensive Farbtiefe, komplexe Nase, Mix aus Heidelbeere, Cranberry, Brombeere, „kühlere Fruchtnoten“, feine Kräuternoten, Bitterschokolade, am Gaumen kräftiger Wein, dicht und gut stützende Säure, ­festes, feinkörniges Tanninfinish, lang ­anhaltend

2001 Cheval Blanc, 94 Punkte
Kräftige Farbe, stark gereifter Rand, einladendes Bukett, Heidlebeere, “Dirndlkirsche”, stoffiger Wein, gute Konzentration, feinkörniges Tanninfinish, am Gaumen viel rotbeerige Frucht, wie Preiselbeere und Blutorange, guter Trinkfluss

2000 Cheval Blanc, 99–100 Punkte
Intensiver Farbkern, reifer Rand, vielschichtige Aromatik, dunkelbeerige Noten, Brombeere, Waldboden, Unterholz, Cranberry, gehaltvoller Wein mit leichter, eleganter Struktur, feiner Trinkfluss und seidiges Tannin, Blutorangen und pilzige Noten im Rückaroma

1999 Cheval Blanc, 95–96 Punkte
Reifer Rand, ausgeprägtes Bukett, verführerisch, dunkelbeerig, Steinpilze, Kokos, leicht rauchige Anklänge, am Gaumen gut stützende Säure, feiner Trinkfluss mit reifem Tannin, am Höhepunkt

1998 Cheval Blanc, 96–99 Punkte
Kräftiger Farbkern, intensives Bukett, Cassis, Lakritze, blättrige Noten, ätherische Anklänge, zarte Tabaknoten, am Gaumen dicht, straff, engmaschiger Wein, kernige Textur, feinkörniges Tannin, lang anhaltend, wirkt jugendlich frisch und elegant

1995 Cheval Blanc, 94–95 Punkte
Dunkler Farbkern, leicht gereifter Rand, vielschichtige Nase, Mix aus Brombeere, Kräuternoten, leicht rauchig, Preiselbeere, am Gaumen straffer Wein, lebendige Säure, fester, etwas rauh wirkender Gerbstoff, gute Länge, Frucht und Würze im Rückaroma

1994 Cheval Blanc, 93–94 Punkte
Gute Farbtiefe, gereifter Rand, intensive Fruchtnoten, leicht rauchige Anklänge, Waldboden, am Gaumen feiner Trinkfluss, wirkt jugendlich, lebendig, feines Tanninfinish, gute Länge, fruchtiger Nachhall

1993 Cheval Blanc, 92–93 Punkte
Sehr breit, gereifter Rand, intensive Nase, blättrige Noten, saftige, reife Frucht, Feigen, Pflaume, Kirsche, am Gaumen kräutrige Noten, straffe Struktur, fester Tanninkern, „klassisches Finish“

1990 Cheval Blanc, 99–100 Punkte
Reife Farbe, verführerische Fruchtnoten , dunkelbeerig, Lakritze, Kokos, „Bounty“, Feigenanklänge, am Gaumen seidige Textur, dicht, eleganter Trinkfluss feinkörniges Tannin, lang anhaltend, fruchtsüß und zarte Bitterschokolade im Abgang, jetzt perfekt zu trinken, „sexy“, gut gelagerte Flaschen haben aber ein Potenzial für weitere 20 Jahre

1989 Cheval Blanc, 94–97 Punkte
Breiter, gereifter Rand, komplexe Nase, „Trüffelnoten”, leicht animalisch, reife Frucht, Feigen, am Gaumen seidige Textur, opulenter Trinkfluss, am Höhepunkt, feines Tanninfinish, gute Länge, starke Variation der Flaschen

1988 Cheval Blanc, 95–97 Punkte
Kräftige Farbe, gereifter Rand, dunkelbeerige Noten, Wacholder, Kräuter, Kirsche, am Gaumen kräftiger Wein, straffe Struktur, gut stützende Säure, fester Tanninkern, „klassische Textur”, fruchtiger Nachhall

1986 Cheval Blanc, 93–96 Punkte
Reife Farbnoten, verführerische Nase, Lakritze, Kokos, Waldboden, Feigen, am Gaumen saftiger Wein, straffe Struktur, guter Trinkfluss, von reifer Frucht bis zarter Würze im Finish, feiner Gerbstoff, starke Variation der Flaschen

1985 Cheval Blanc, 96–98 Punkte
Sehr reife Farbnoten, einladende Fruchtnoten, Schwarzkirsche, Feigen, Lakritze, am Gaumen opulenter Wein, balancierte Textur, feiner Fluss, seidiges Tanninfinish, fruchtiger Nachhall, wirkt nahezu perfekt, lang im Abgang

1983 Cheval Blanc, 100 Punkte
Gereifte Farbe, komplexe, intensive Nase, Waldboden, dunkle Beeren, Kirsche, kandierte Orangen, leicht animalisch, lebendiges Frucht-Säurespiel, konzentrierte Struktur, feinstes Tannin, Blutorange und Feigen im Rückaroma, „sexy“ und großer Wein, wirkt zur Zeit bestechender als der 82er!

1982 Cheval Blanc, 98–100 Punkte
Reife Farbnoten, intensive, tiefe Fruchtnoten, Kirsche, Heidelbeere, Pilze, Feigen, Kokos, leicht ätherisch, am Gaumen balancierter, eleganter Wein, gute Konzentration, samtiges Tanninfinish, finessenreicher, durchgehender Trinkfluss, lang im Abgang, fruchtiger Nachhall

1978 Cheval Blanc, 92–94 Punkte
Sehr breiter, reifer Rand, nuanciertes
Bukett, Waldboden, Pflaume, leicht animalische Noten, Pilze, am Gaumen gut stützende Säure, feiner Trinkfluss, etwas adstringierend im Abgang, fein und reif