Im Zeichen des Vulkans

Stefan Krispel ist ein Mensch, der gerne bewegt. Nun hat er zum Tag im Zeichen des Vulkans geladen.

Foto von BROBOTERS

Begonnen hat alles damit, dass Toni Krispel, Stefans Vater, anfing, mit Basalt zu experimentieren, einem Gestein, das in dieser Region allgegenwärtig ist. Er baute in Basalttrögen allerdings keinen Wein aus, sondern reifte darin seinen Neusetzer – Lardo von Wollschweinen. Stefan griff diese Idee auf und lässt nun seinen B1 (eine Cuvée aus SB, GB und WB) in Basaltsteintrögen reifen. So entsteht ein Wein, den es nur alle paar Jahre gibt und der getrost als Flaggschiff der Krispels bezeichnet werden kann. Kein anderer Wein macht deutlicher, wo dieses Weingut seine Wurzeln hat. „Wer Wein wie diesen entstehen lassen will, muss sich mit der Geschichte dieser Region beschäftigen“, sagt Stefan Krispel und beginnt den Tag mit einem Ausflug in einen nahe gelegenen Steinbruch.

Vor 16 Millionen Jahren entstand hier ein Vulkan mit 30 km Durchmesser. Seine Spitze ragt heute noch als Gleichenberger Kogel aus der Landschaft. Um ihn herum war Meer, später dann Sumpflandschaft, die von der zweiten vulkanischen Phase vor etwa vier Millionen Jahren neuerlich erschüttert wurde. 1.200 Grad heiße Lava brach aus dem Erdmantel hervor und hinterließ Spuren. Das wird am Steinbruch deutlich: Basalt, dicht, magnetisch, dunkel und mit Einschlüssen von Mineralien wie Eisen oder Magnesium, ist erkaltetes Magma, das Blut der Erde. Wie ein Band zieht es sich durch die Landschaft. Zurück am Weingut wird verkostet. Die Weine hat Sommelier Gerhard Retter mit Stefan Krispel ausgewählt. Frisch, aber mit einem Hauch dunkler Würze. Genusstheater-Küchenchef Daniel Weißer serviert dazu mehrere Gänge. In jedem kommt Basalt vor. Manchmal druckvoll und dann wieder zurückhaltend; vom mit Basaltmehl gefärbten Brot bis zur in Hoisin-Sauce marinierten Fledermaus vom Wollschwein oder der Ike-Jime-Bachforelle. Das Dessert kommt von Stefan Krispels Schwester Lisa: ein Lavastrom aus Karamell. Der Basalt ist allgegenwärtig. Er ist der Herzschlag dieser Region. Und weil die Krispels gerne über den Tellerrand schauen, hat Retter auch internationale Weine aus vulkanisch geprägten Regionen mitgebracht. Allen gemeinsam: das Dunkle, leicht Rauchige und am Ende doch so Frische. Weine mit Potenzial und Tiefgang, in denen auch Millionen Jahre später Magma fließt.

krispel.at