Man trinkt gerne Deutsch

Im Weißweinland Österreich galt deutscher Riesling jahrelang als exotischer Nachbar. Mittlerweile interessiert sich jeder für die trockenen aromareichen Weine. A la Carte verrät, welche deutschen Weine Sie kaufen sollten.

Text von Willi Balanjuk Foto: Harald Tittel/Picture Aliance/Picturedesk.com

Die Serie der Jahrgänge 2001, 2002 und 2003 verhalf dem Deutschen Riesling zum internationalen Durchbruch. Parallel zum Erfolg der Fusionsküche und zur vermehrten Verwendung von Ingwer, Koriander, Lemongrass und Curry hat sich der Riesling in den letzten 10 bis 12 Jahren sehr positiv entwickelt. Wenn man die Weinkarten der österreichischen Restaurants und vor allem die Preislisten der Weinhändler betrachtet, findet man heute in jedem Sortiment mehrere deutsche Rieslinge. Innerhalb der letzten 5 Jahre ist das Angebot von einigen wenigen Spezialisten auf ein enorm breites Angebot angewachsen Dabei ist dem Österreicher die Vielfalt der deutschen Rieslingstile nicht immer vertraut. Daher kann manch sehr guter Riesling mit der Bezeichnung trocken oder feinherb am Etikett nicht immer die Erwartung des österreichischen Konsumenten erfüllen. Wir haben den österreichischen Weinhandel eingeladen, die in den Sortiments präsenten deutschen Rieslinge zur Verkostung einzureichen.

Viele der Spitzenweine sind bereits ausverkauft und der neue Jahrgang 2012 wird manchmal, ähnlich wie in Österreich (Beispiel Wachau – wo manche Smaragde erst im September ausgeliefert werden), erst im Herbst geliefert.

A la Carte hat das Augenmerk auf 2012 und vor allem auf den Jahrgang 2011 gelegt. Der Jahrgang 2012 zeigt sehr präzise Fruchtnoten und eine etwas höhere Säure als 2011. Der Charakter des Jahrgangs 2011 ist von einer sehr balancierten Struktur und sehr reifen Aromen geprägt. Mittelhohe Erträge und der sehr warme Spätherbst ergaben früh antrinkbare Weine mit guter Balance. Kritiker werfen den 2011er Weinen fehlende Präzision und Konzentration vor, aber der Konsument, der die Weine innerhalb der ersten 3 bis 5 Jahre trinken möchte, bekommt viel reife Frucht. 2012 wirkt nach den ersten Proben etwas fokussierter als 2011. Innerhalb der deutschen Winzerschaft gibt es sehr kontroversielle Positionen, welcher der Weinjahrgänge der bessere sei.

Bezugsquellen

Kracher Fine Wine – Egon Müller, Dr. Loosen, Fritz Haag, J.J. Prüm, Heymann Löwenstein, Breuer

Weinart – Van Volxem, Von Othegraven, Diel, Markus Molitor, J.J.Prüm, Egon Müller,
St. Antony

Magnumweine – Döhnhoff

Wein & Co – Reichsrat von Buhl, Gut Hermannsberg, Von Winning, Kerpen, Prinz von Hessen

Döllerer –Dr. Bürklin Wolf, Villa Huesgen

Gottardi – Geheimrat J. Wegeler, Gunderloch

Morandell – Künstler, Kesselstatt, Prinz von Hessen, Markus Schneider

Wagner – Emmerich Schönleb er, Schäfer Fröhlich, Paul Fürst, Horst Sauer, Wittmann, Leitz, Christmann, Clüsselrath, Eva Fricke

Weinwolf – Dr. Loosen, Gunderloch

Schäffer – Forstmeister Geltz Ziliken

Wedl – Willi Schäfer, Leitz, Clüsselrath

Weinkontor Dragschitz – Toni Jost, Richard Richter, Paulinshof

Metro – Riffel

Verkostung Kategorie 1: Qualitäts- und Kabinettweine

Für die bessere Übersicht wurden die Weine in drei Kategorien verkostet.

Kategorie 1:
Qualitätsweine und KabinettWeine (mit leichter Restsüße) aus den Jahrgängen 2012 und 2011. Die Qualitätsweine überzeugen durch intensive Fruchtnoten und lebendige Textur.
Je nach Region und Stil des Winzers wird dieser Wein mit gut integrierter Restsüße gekeltert. Diese Weine liegen in einem Preissegment zwischen € 8,– und € 15,–. Kabinettweine sind mehrheitlich von Restsüße geprägt und präsentieren sich an der Mosel-Saar-Ruwer, an der Nahe und am Rheingau sehr lebendig und exotisch. Die Weine liegen qualitativ knapp über den Qualitätsweinen und kosten daher zwischen € 10,– und € 20,–. Die Weine reifen sehr gut.

Kategorie 2:
Große Gewächse bzw. Erste Gewächse und trockene Weine bis zur Spätlese Jahrgang 2011. Große Gewächse / Erste Gewächse und trockene Spätlesen sind durch die Interpretation der jeweiligen Lagen und deren Mineralität gekennzeichnet. Die Weine sind meist in limitierten Mengen verfügbar und überzeugen durch Konzentration, Balance und Länge. Das Preisniveau dieser Weine variiert zwischen € 20,– bis € 120,–.

Kategorie 3:
Spätlesen mit Restzucker aus 2011. In dieser Kategorie wurden sehr wenige Weine eingereicht, da der österreichische Markt diese Weine nicht wirklich nachfragt. Die Weine eignen sich bestens als Speisenbegleiter und haben ein großartiges Reifepotential für ca. 10 bis 20 Jahre, und wer jemals eine Spätlese von Egon Müller oder J. J. Prüm reif getrunken hat, weiß, es lohnt sich diese Weine zu kaufen und zu lagern.

Weingut Van Volxem
2012 Riesling Alte Reben, 12 %, trocken, Kork
Helle Farbe, intensive Fruchtnoten, exotisch, sehr komplex, sehr konzentriert am Gaumen,
balanciert und enorme Länge, ein Hauch von Mineralik
Roman Niewodniczanski erwarb 2000 das Klosterweingut Van Volxem in Wiltingen mit der Vision: „Es müsste doch möglich sein, in den legendären Steillagen der Saar, den Schiefer im Riesling wieder zum Klingen zu bringen.“ Van Volxem besaß bereits die renommiertesten Lagen und wurzelechte Rebstöcke. Das Traditonsweingut wurde renoviert, die Weingärten biodynamisch bearbeitet und damit aktiviert. Die akribische Weingartenarbeit trägt Früchte: Die Jahrgänge 09/10 und vor allem 2011 und 2012 unterstreichen das große Qualitätspotential der Spitzenlagen. Die gesamte Serie 2011 und 2012 gehört zu den besten in Deutschland.
Der Winzer: „Wir lernen jedes Jahr dazu und verstehen unsere Weingärten immer besser. 2012 gab uns die Möglichkeit, die Lagencharakteristik herauszuarbeiten.“
Kontakt: Dehenstraße 2, 54459 Wiltingen, Tel.:+49/6501/165 10
www.vanvolxem.com

Weingut von Winning
2012 Riesling Win Win, 12 %, trocken, Kork
Helle Farbe, nuancierte Nase, Mix aus Zitrusnoten und Hauch von Mineralität, straff am Gaumen,
gute Konzentration, sehr lebendig, gute Länge
Leopold von Winning übernahm 1907 die Leitung des 1849 gegründeten Weinguts Dr. Deinhard und verschrieb sich, als Gründungsmitglied des VDP, der Aufgabe, in den Toplagen der Pfalz, wie „Kirchenstück“ und „Ungeheuer“, große langlebige Weine zu keltern. 2007 erwarb Achim Niederberger das Weingut, zu dessen Weingut-Portfolio bereits Bassermann Jordan und Reichsrat von Buhl gehören. Das junge Team um Geschäftsführer Stephan Attmann keltert den Riesling nun im Burgunderstil. Der Einsatz von neuem und altem Holz ist in den Weinen spürbar, dennoch bleibt die Riesling-Typizität erhalten.
Stephan Attmann: „Aus sehr guten Lagen wird der Wein spontan vergoren und zeigt damit einen herzhaften und individuellen Charakter.“
Kontakt: Weinstraße 10, 67146 Deidesheim, Tel.: +49/6326/96 68 70
www.von-winning.de

Weingut Döhnhoff
2011 Riesling Hermannshöhle GG, 13,5 %, trocken, Kork
Helle Farbe, verführerischer Fruchtmix, Pfirsich und exotische Noten, präzise Textur, konzentriert und
sehr dicht am Gaumen, sehr lang im Finish, mineralisch
Der Name Döhnhoff steht unmittelbar mit dem Aufstieg und dem Bekanntheitsgrad der Nahe-Weine in den 90er Jahren in Verbindung. Heute steht Helmut Döhnhoff auch schon sein Sohn Cornelius zur Seite. Mit den Serien des 2009er und 2011er gelang es keinem anderen Weingut so perfekt, die Würzigkeit, Frische und Mineralität der Nahe in den Weinen zu keltern. Mit den Rieden Hermannshöhle und Dellchen gelang bei den Großen Gewächsen ein sensationelles Duett.
Die Vielfalt der Riesling-Stile aus den Toplagen unterstreicht das perfekte Terroir und die hohe Qualität.
Der Winzer: „Die Einzigartigkeit der Grauschieferlage und die alten Reben (bis zu 60 Jahren) ergeben einen eleganten und präzisen Charakter.“
Kontakt: Bahnhofstraße 11, 55585 Oberhausen an der Nahe
Tel.:+49/6755/263, www.doennhoff.com

Schlossgut Diel
2011 Riesling Spätlese Pittermännchen, 8,5 %, süß, Kork
Helle Farbe, nuancierte reife Frucht, Melone, kandierte Marillen, sehr balancierte Struktur, saftig am Gaumen,
leichte Blütenaromen, sehr gute Substanz und Länge, Speisenbegleiter zu Thaiküche
Armin Diel führt das historische Burg Layer-Weingut mittlerweile gemeinsam mit seiner Tochter Caroline. Die junge Önologin hat bereits Erfahrung bei Romanée Conti, Pichon Lalande, Ruinart und in Österreich gesammelt. Diese kosmopolitsche Haltung und das Potential der Toplagen des Hauses ermöglichen eine erfolgreiche Interpretation des Rieslings in allen Qualitätsstufen. Der kräuterwürzige Stil des Pittermännchens findet sich sowohl in der Version des Großen Gewächses als auch in der Spätlese wieder und unterstreicht den gekonnten Umgang mit dem wunderbaren Terroir.
Der Winzer: „Die Lage bietet in allen Ausbaustufen eine vibrierende Mineralität und Balance. Der Frucht- charme der Spätlese wird von balancierter Fruchtsüße untermalt.“
Kontakt: 55452 Burg Layen, Tel: +49/6721/96 95-0
www.schlossgut-diel.com

2012 Riesling,
Dr. Bürklin Wolf 90
12,5%, trocken, Kork
Mittlere Farbe, sehr reife Fruchtnoten, Honig im Hintergrund, lebendige Struktur, sehr trink­animierend, gute Länge und Frucht im Nachhall

2012 Riesling Hochheimer Herrenberg, Künstler 90
12,5% , trocken, SV
Jugendliche Farbe, intensive Fruchtnoten, Grapefruit, Zitrus und Melone, straffe Textur, sehr eng-maschiger Wein mit guter Länge und Substanz

2012 Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett, Kerpen 90
9%, ca. 50 g RZ, SV
Helle Farbe, reife saftige Frucht, Mango und Melone, zarte Exotik, stoffig durch Restsüße, aber leicht wirkend, ausgezeichnet als Speisenbegleiter zu leicht scharfen Gerichten

2012 Riesling „Just Riesling“, Gut Hermannsberg 89
11,5% , trocken, SV
Sehr helle Farbe, leichte Reduktionsnoten, gute Entwicklung im Glas, sehr lebendige Textur, gute Länge und Hauch von Mineralität

2012 Riesling, Reichsrat von Buhl 88
12%, trocken, SV
Jugendliche Farbe, nuancierte Frucht, sehr zitrus- geprägt, mittlerer Körper, lebendig am Gaumen und gute Länge

2012 Riesling Kabinett, Villa Huesgen 89
10,5%, halbtrocken, SV
Helle Farbe, intensive Fruchtnoten, etwas reif, stoffig am Gaumen, sehr gute Textur, leichte Restsüße im Finish

2011 Saarburger Rausch Kabinett, Forstmeister Geltz Zilliken 92
8%, süß, Kork
Helle Farbe, exotische Fruchtnoten, saftige Mango, exotisch, sehr lebendiger Wein, mit eleganter Textur, Restsüße perfekt balanciert, ein großartiger Vertreter des Kabinettstils

2011 Riesling Max, Von Othegraven 90
12%, trocken, SV
Mittlere Farbe, leichte Reduktionsnoten, gute Entwicklung im Glas, exotische Frucht entwickelt sich, sehr balanciert, eleganter Stil mit guter Länge

2011 Riesling Herrenberg Kabinett, Von Othegraven 89–91
10%, trocken, Kork
Mittlere Farbtiefe, starke Reduktionsnoten (muss dekantiert werden) , bekommt mit Luft sehr nuancierte Frucht, exotisch, balancierte Restsüße, nach Entwicklung in der Karaffe harmonischer Wein

2011 Riesling Schiefersteil, Markus Molitor 89
12%, trocken, Kork
Mittlere Farbe, gereifte Fruchtnoten, sehr exotische Noten, am Gaumen mittlere Konzentration, saftig mit mittlerer Länge

2011 Riesling Schiefer, Villa Huesgen 87
11,5%, trocken, SV
Helle Farbe, nuancierte Fruchtnoten, mittlere Konzentration, sehr dezente Frucht am Gaumen, leicht mineralisch

2011 Riesling Alte Reben, Toni Jost 89
13%, trocken, SV
Mittlere Farbe, intensives Bukett, reife Fruchtnoten, Marille, saftiger Wein am Gaumen, balanciert, gute Länge

2011 Riesling Bacharacher Hahn Kabinett, Toni Jost 90
10%, trocken, SV
Helle Farbe, exotische Fruchtnoten, leicht wirkend, süß-sauer am Gaumen, trinkanimierend, saftiges Finish, gute Länge idealer Sommerwein

2011 Riesling Felsenterrassen, Richard Richter 88
13%, trocken, Glas
Reife Farbe, offene gereifte Fruchtnoten, Marille, Honig, stoffiger Wein mit guter Textur, mittlere Länge

2011 Riesling trocken, Riffel 87
12,5%, trocken, SV
Helles Gelb, reife Nase, zarter Petrolcharakter, ausgewogen am Gaumen, gute Frucht, mittlere Konzentration und Länge

2011 Riesling Binger „Quarzit“, Riffel 88
13,5%, trocken, SV
Helle Farbe, offene reife Dörrobstnoten, stoffiger Wein mit guter Balance, sehr unbalanciert

Verkostung Kategorie 2: Große Gewächse / Erste Gewächse und trockene Spätlesen

2011 Riesling Saarburger Rausch Großes Gewächs, Forstmeister Geltz Zililiken 93
12%, trocken, Kork
Helle Farbe, intensive, einladende helle Frucht­aromen, Steinobst und Marille, exotisch, sehr lebendig am Gaumen, wirkt leicht und filigran, aber ist ein sehr lang anhaltender, mineralischer Riesling

2011 Riesling Kupfergrube Großes Gewächs, Gut Hermannsberg 92
13,5%, trocken, Kork
Helle Farbe, sehr nuancierte tiefe Nase, kühle Fruchtnoten, Weingartenpfirsich, leicht mineralische Noten, sehr konzentriert am Gaumen, gute Länge und Frucht im Nachhall

2011 Riesling Altenberg Großes Gewächs, Van Volxem 92
13%, trocken, Kork
Helle Farbe, intensive Nuancen, vielschichtige Frucht, exotisch, sehr konzentriert, gehaltvoller Wein, mit mineralischem Finish, wirkt zur Zeit verschlossen, Potential

2011 Riesling Walkenberg (Erstes Gewächs), Toni Jost 90
13%, trocken, SV
Mittlere Farbtiefe, saftige reife Fruchtnoten, Marille und zarter Weingartenpfirsich, gute Balance und Konzentration am Gaumen, sehr saftig

2011 Riesling Wachenheimer Gerümpel, Dr. Bürklin Wolf 90
13%, trocken, Kork
Mittlere Farbe, sehr reife Fruchtnoten, Hauch von Dörrobst, straffe Textur, ausladender Wein mit guter Substanz

Verkostung Kategorie 3: Spätlesen mit Restzucker

2011 Riesling Spätlese Trittenheimer Apotheke feinherb, Paulinshof 90
12%, lieblich, Kork
Mittlere Farbe, nuancierte Nase, leicht Honig im Vordergrund, sehr saftig, mittlere Balance, eher zarte Restsüße, mittlere Länge

2011 Riesling Spätlese Terra V. feinherb, Richard Richter 89
13,5%, lieblich, Glas
Mittlere Farbe, mittlere Intensität in der Nase, reife Frucht, Honig, sehr saftig am Gaumen, eher kurz im Finish