Mit Aroma an die Weltspitze

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Die heimischen aromatischen Rebsorten bieten eine Vielfalt an Stilen und Interpretationen. Wir haben die besten verkostet.

Text & Verkostung von Willibald Balanjuk

Seit den letzten zehn bis 15 Jahren liegen aromatische Rebsorten voll im Trend. Sauvignon blanc konnte weltweit sogar einen starken Flächenzuwachs verzeichnen. So auch in Österreich (1.700 Hektar), und hier vor allem in der Steiermark. Durch die größeren Flächen entstand auch eine vielfältigere Interpretation der Rebsorte. Um das Spektrum auszumachen, hat A la Carte eine Grand-Cru-Verkostung ausgeschrieben.
Es wurden 203 Sauvignon blancs in vier Kategorien verkostet. Die „klassischen“ aromaintensiven 2022er, die mehrheitlich im Stahltank ausgebaut wurden, bilden die Kategorie 1, in der 37 Weine verkostet wurden. Der Jahrgang präsentiert sich intensiv und sehr lebendig in der Aromatik. Sowohl Holunderblüte, Zitrus- und Steinobstnoten als auch vegetale Würze kennzeichnen die unterschiedlichen Weine, und die besten sind harmonisch verwoben.

Die Kategorie 2, Sauvignon blanc 2021 „klassisch und Ortsweine“, präsentiert sich zurzeit großartig. Die 62 Weine von unterschiedlichen Terroirs sind von ­vibrierendem Säurespiel unterlegt. In der 3. Kategorie, 2021 und 2020 Sauvignon blanc Rieden und Reserve, standen 74 Proben an. In dieser Kategorie sind Aromatiefe und Konzentration faszinierend. Die Präzision und Länge im Abgang bestätigen das hohe Niveau und die Weltspitzenqualität. Sehr viele Weine liegen in der Bewertung sehr eng beieinander.

Die besten Weine der Kategorie 4, Sauvignon blanc Riedenweine 2019 & älter, waren dann noch eine Steigerung gegenüber der vorigen Kategorie. Die besten aus den 30 eingereichten Weinen wurden erst Ende 2022 gefüllt und präsentieren sich daher in einer unvergleichlichen Komplexität und Tiefe.

Neben dem Sauvignon blanc erlebte auch der Gelbe Muskateller einen starken Anstieg bei der Fläche auf 1.500 Hektar. Der erfolgreiche Aperitif-Wein präsentiert heute ein größeres Spektrum an Ausbau und Stilen. Die 107 Muskateller wurden in drei Kategorien ausgeschrieben. In der Kategorie 5, 2022 Gelber Muskateller und Muskat Ottonel, waren 53 Weine eingereicht. Die später als Sauvignon blanc reifende Rebsorte konnte im trockenen Jahr 2022 reüssieren. Die klaren und ausgeprägten Rebsortennoten von Holunderblüte, traubige Anklänge und Melisse zeigten sich in beinahe allen Weinen. Das lebendige Säurespiel wird oft von einem leicht süßen Fruchtschmelz abgerundet.
In der Kategorie 6, 2021 Muskateller, waren 46 Weine eingereicht. Lebendigkeit und Straffheit des Jahrgangs unterstreichen auch hier das große Potenzial der Rebsorte. Zur Kategorie 7, 2020 Muskateller & älter, wurden mit acht Weinen eher wenige eingereicht, aber diese Weine hatten es in sich.

Während Sauvignon blanc und Muskateller einen wahren Höhenflug hingelegt haben, liegt Traminer, eine der besten und ältesten Rebsorten, noch immer im Dornröschenschlaf. Komm bitte, lieber Prinz – gemeint sind die Weinliebhaber –, um dieses Juwel wachzuküssen. Die 66 Traminer wurden in drei Kategorien eingeteilt. 37 Traminer wurden aus dem Jahrgang 2021 degustiert. Das Match lautet Klöch gegen Straden, in der Kategorie 8 hatte Straden mit dem Rosenberg von Frauwallner die Nase vorn. Der Aromabogen der Rebsorte – gelbe Frucht (Mango) und Litschi, Eibisch und Rosenholz sowie Kumquat und kandierte Noten – macht den Traminer zum idealen Speisenbegleiter. In der Kategorie 9, Traminer 2020, waren 16 Weine eingereicht. Das saftige Fruchtspiel mit harmonischer Textur kennzeichnet diesen Jahrgang. In der 10. Kategorie, Traminer 2019 & älter, zeigte sich die hochwertige Rebsorte von ihrer besten Seite. 13 Traminer wurden verkostet. Die 2019er und die 2015er sind Paradejahrgänge für den Traminer. Dichte und ein komplexes Aromaspiel in der Nase werden von feinen Tanninen und zartem Schmelz am Gaumen abgerundet. Die leichten Restzuckergehalte verlängern das Entwicklungspotenzial der Rebsorte in zeitlose Schönheiten.

Zusammenfassend kann das Niveau der aromatischen Rebsorten in Österreich als sensationell angesehen werden. Der etwas längere Ausbau (teilweise durch geringere Nachfrage durch COVID) der Weine macht sie aromatiefer und engmaschiger. Dem Sauvignon blanc gelang es auch in den letzten zehn Jahren immer wieder, bei internationalen Verkostungen erfolgreich zu sein. Weltmeister-Weine von Walter Skoff, Reinhold Muster, Peter Skoff und in den letzten Jahren Kodolitsch und Adam Lieleg belegen beim Concours Mondial du Sauvignon Platz eins.
Der Muskateller gewinnt an Profil und Charakter. Nicht nur fruchtig-floral mit markanter Säure, sondern auch dicht und gehaltvoll findet man ihn seit mehreren Jahren. Beim Traminer ist die hohe Qualität schon lange gegeben. Weinliebhaber und Sommeliers müssen allerdings das Potenzial der Rebsorte als Speisenbegleiter entdecken. —

Verkostete Kategorien:

Kategorie 1: Sauvignon blanc 2022

Kategorie 2: Sauvignon blanc 2021 Klassik und Ortsweine

Kategorie 3: Sauvignon blanc 2021 & 2020 Reserve & Riedenweine

Kategorie 4: Sauvignon blanc 2019 & älter

Kategorie 5: Muskateller und Muskat Ottonel 2022

Kategorie 6: Muskateller und Muskat Ottonel 2021

Kategorie 7: Muskateller 2020

Kategorie 8: Traminer 2022 und 2021

Kategorie 9: Traminer 2020

Kategorie 10: Traminer 2019 & älter

Verkostet und bewertet wurden die eingereichten Weine in Zalto-Universalgläsern.
Nach der ersten Bewertung durch den Autor wurden die besten Weine der einzelnen
Kategorien von einer Verkostungsjury in einer Blindprobe nochmals bewertet.
Jurymitglieder waren Hans Martin Gesellmann (Kracher Fine Wine), Benjamin Mayr
(Kolarik & Del Fabro), Simon Schubert (Sommelier Gasthaus Reznicek), Dragos Pavelescu
(Önologe), Philipp Schäffer (Schäffer Weinhandel) und der Autor.