Nase & Gaumen
Die aromatischen Rebsorten Österreichs definieren das Qualitätsniveau weltweit
Jeder Weinliebhaber freut sich, wenn er endlich einmal riecht, wovon Experten immer reden. Holunderblüten, Muskatnuss und traubige Noten beim Muskateller, florale Noten, Gewürze, Paprika und Stachelbeere beim Sauvignon blanc und Rosenduft, Eibisch, Mango sowie Litschi beim Traminer sind jedem Weintrinker vertraute Aromen. Sauvignon blanc liegt in den letzten Jahren weltweit besonders im Trend. Muskateller stellt hohe Ansprüche an Boden und klimatische Bedingungen und kann daher nur bedingt angebaut werden. Traminer, eine der ältesten Rebsorten Europas, vereint reife Aromatik und großartige Qualitäten als Speisenbegleiter. In Österreich sind rund 1.300 ha Sauvignon blanc, 870 ha Gelber Muskateller und ca. 300 ha Traminer ausgepflanzt.
A la Carte hat die „Aromatischen Rebsorten“ zur Grand-Cru-Verkostung in sieben Kategorien ausgeschrieben. Rund 400 Weine wurden verkostet. Die Mehrheit davon stammt aus 2018. Das ergab mehrheitlich reife Trauben mit reifer, mittlerer Säure. Die Weine – ausgenommen die höheren Lagen – verfügen daher über eine gelbe, kandierte Frucht und mittlere Intensität. Sie präsentieren sich harmonisch, balanciert und sind früh antrinkbar.
In der Kategorie Muskateller 2018 waren 110 Weine eingereicht, die sich unterschiedlich präsentierten. Viele zeigten offene, reife Fruchtnoten und harmonisches Säurespiel. Weine aus höheren Lagen, ältere Reben und eine spätere Lese brachten Vorteile. Positiv ist der Vormarsch von Muskat Ottonel – der 2018er von Heinz Velich zeigt sein volles Potenzial.
In der Kategorie Muskateller 2017 (27 Weine) überzeugen die Weine durch nuancierte, präzise Aromatik. Die etwas höhere Säure (zwischen 0,2 und 0,4 g/Liter höher als 2018) lässt sie lebendiger und dichter erscheinen. Die meisten Weine befinden sich jetzt am Höhepunkt, die besten verfügen über ein Potenzial für die nächsten zehn Jahre.
In der Kategorie Sauvignon blanc 2018 (97 Weine) wurde die klassische Variante der Rebsorte ausgeschrieben. Die jugendliche, intensive Aromatik dieser Weine präsentiert sich einladend und offen. Die Mehrheit der Weine ist bereits gut trinkbar und verfügt über einen lebendig-balancierten Trinkfluss.
In der Kategorie Sauvignon blanc 2017 Lage und/oder Reserve wurden sensationelle Weine (48 Weine) eingereicht, Weine auf international höchstem Niveau. Aus 1990, 1992, 1997 sind die ersten großartigen Sauvignon blancs aus der Steiermark. 2000, 2004, 2006, 2007 & 2009 setzte sich dieser Spitzenwein-Trend fort. Mit 2011, 2013, 2015 und vor allem 2017 hat sich diese Qualität auf breiter Front gefestigt. Weine mit 94 Punkten oder mehr unterstreichen das hohe Niveau, die Breite und die Vielfalt dieser Rebsorte in Österreich.
In der Kategorie Sauvignon blanc 2016 & ältere Jahrgänge (21 Weine) wurde einer der emotionalsten Weine eingereicht – der 2009 Sauvignon Blanc Steinmühle vom Kollwentz: Komplexe Aromatik, jugendlich wirkend und Potenzial für weitere zehn Jahre machen diesen Wein zu einem SB-Monument. Keiner der Verkoster hat diesen Wein als älter als drei bis vier Jahre empfunden. Mit ihm kann man u. a. das individuelle und großartige Potenzial der Rebsorte dokumentieren.
Traminer wurde in zwei Kategorien ausgeschrieben.
Die erste Kategorie versucht, trockenen Traminer aus 2018 & älteren Jahrgängen (40 Weine) zu beschreiben. Die komplexe Aromatik wird oft als „altmodisch“ abgetan. Zu unrecht. Die Mehrheit der Winzer interpretiert die Weine präzise und fruchtig-würzig. Dieser Stil eignet sich als idealer und vielfältiger Speisenbegleiter.
In der zweiten Kategorie wurden halbtrockene, liebliche und süße Traminer (34 Weine) verglichen. Die halbtrockenen schaffen es mehrheitlich, Balance und feinen Fruchtschmelz zu vereinen. Individuellen Speisen, Käsevariationen oder einfach als Meditationswein bietet dieser Stil großartige Aromatik. Je höher der Restzuckergehalt, desto reifer sollte der Wein genossen werden, da die Rebsorte über enormes Reifepotenzial verfügt.
Das Resümee der Verkostung bestätigt das hohe Niveau der Winzer im Umgang mit aromatischen Rebsorten. Die Weine vermitteln verführerischen Sortencharakter und sind wunderbare Speisenbegleiter: Gelber Muskateller als Aperitif oder zur Vorspeise, individuell zu Fischgerichten; Sauvignon blanc zu Frischkäse, vor allem von der Ziege, als Kontrapunkt zu Fisch, die dichteren Weine auch im Fleischbereich; Traminer zu Pasteten, kräftigen Fleischspeisen, zur asiatischen Küche und Käse.
Ablauf der Verkostung:
Die eingereichten Weine wurden vom Autor in Zalto-Universalgläsern verkostet und bewertet. Im Anschluss wurden die besten in den jeweiligen Kategorien von einer Fachjury in einer Blindverkostung bewertet und zum Grand-Cru-Wein nominiert.
Jurymitglieder waren Norbert Eismayer (Morandell), Hans Martin Gesellmann (Fine Wine Kracher), Benjamin Mayr (Weinhandel Del Fabro), Dragos Pavelescu (Önologe), Philipp Schäfer (Weinakademiker & Weinhandel Schäfer) und der Autor.
Sauvignon Blanc 2016 und älter