Pikante Jubilare

Das Weinviertel feiert eine Erfolgsgeschichte: 15 Jahre Weinviertel DAC Reserve

Text von Willi Balanjuk

Das Weinviertel ist allen Weinliebhaberinnen und -liebhabern ein Begriff. Als 2003 mit dem Jahrgang 2002 der Grüne Veltliner Weinviertel DAC ins Leben gerufen wurde, versuchte man, den Herkunftscharakter mit einem trinkfreudigen, fruchtig-würzigen Weinstil auf dem Markt zu etablieren. Diese Zielsetzung wurde erreicht. Da der Grüne Veltliner aber auch gehaltvoller werden kann, hat man im Weinviertel-DAC-Herkunftskonzept auch Weine mit Lager- und Entwicklungspotenzial verankert. 2010 trat die Verordnung für die Weinviertel DAC Reserve, beginnend mit dem Jahrgang 2009, in Kraft. Heuer feiern wir ihr 15-Jahr-Jubiläum.

Basierend auf den Erfahrungen der warmen Jahrgänge 2003 und 2006, erkannte man im Weinviertel die Notwendigkeit, den Grünen Veltliner auch in einer gehaltvolleren Version auf dem Markt zu etablieren. Die höhere Reife der Trauben und der längere Ausbau im Fass erbrachten einen Weinviertel DAC Reserve-Stil, der sowohl von reifer Frucht, Würze und zart pfeffrigen Noten geprägt wie auch von druckvoller Struktur und feinem Schmelz im Abgang balanciert wurde. Die Weine müssen trocken sein, Anklänge von Botrytis und Holz sind erlaubt. Da die Weine bei der staatlichen Prüfnummern-Verkostung auch gezielt auf den Herkunftscharakter hin probiert werden (Basis sind vom Regionalen Weinkomitee Weinviertel ausgesuchte Referenzweine), lautet die Zielsetzung, einen homogeneren Weinstil zu erreichen. Zu Beginn haben die einzelnen Weingüter versucht – von sehr langem Fassausbau über Ausbau in Akazienfässern bis hin zu geringen Anteilen im Barrique ausgebaut –, für ihre wertigere, engere Herkunft wie Ort oder Riede den Stil zu definieren. Ab 2020 hat das ­Regionale Weinkomitee Weinviertel eine Weinviertel DAC Große Reserve im Gesetz verankert. Mit diesem Wein sollte nicht eine weitere Kraft oder Konzentration der Weine angestrebt werden, sondern ein verpflichtender längerer Ausbau der Weine zur Bedingung gemacht werden und damit ein späteres In-den-Verkehr-Bringen des Weins. Daher sind viele Weinviertel DAC Reserve-Weine vor 2020 nach heutigen DAC-Regeln auch Weinviertel DAC Große ­Reserve-Weine.

A la Carte hat rund 65 Weinviertel DAC Reserve- und Große Reserve-Weine degustiert.

Die Jahrgänge 2023, 2022 und 2021 bieten ein hochwertiges und homogenes Qualitätsniveau. Die 2023er überzeugen mit enormer Frucht, die von gelben Steinobst­aromen bis zu kräutrigen, würzigen Noten gehen. Die zugängliche, offene Aromatik lädt ein, diese Weine bereits im jugendlichen Stadium anzutrinken. Die 2023 Weinviertel DAC Reserve-Weine verfügen aber auch über großes Reifepotenzial. Der Jahrgang 2022 hat sich in den letzten Monaten großartig entwickelt. 2022 bietet eine nuancierte Fruchttiefe mit feiner ­Pikanz in der Nase; am Gaumen druckvoll und balanciert, mit feinem Gerbstoff im Abgang. 2021 gilt als der kühlere, straffere Jahrgang mit engmaschiger Textur. Die verkosteten Weine präsentieren diese großartige Grüner-Veltliner-Stilistik. Die Kategorie Weinviertel DAC Große Reserve variiert in den Jahrgängen 2019 bis 2022. Als Paradewein für diese Kategorie haben wir den 2009 Phillips Reserve Weinviertel DAC Reserve von Schwarzböck außer Konkurrenz verkostet und bewertet. 2009 gab es zwar keine Weinviertel DAC Große Reserve, aber dieser Wein würde alle Kriterien einer Großen Reserve erfüllen und zeigt auch, wie wunderbar die Weine dieser Ausbaustilistik reifen können. Ein großartiger Jubiläumswein, der heute beide Kategorien vereint und das enorme Potenzial der Weinviertel DAC Reserve und Großen Reserve dokumentiert. —

Zu den Bewertungen:­
Weinviertel DAC Reserve 2023
Weinviertel DAC Reserve 2022
Weinviertel DAC Reserve 2021
Weinviertel DAC Große Reserve 2009 / 2019-2022