Rare
Spezialitäten
Rare und einzigartige Rebsorten, wie etwa Roter Veltliner, Neuburger, Rotgipfler und Zierfandler, sind die kostbaren Kleinode der österreichischen Weinkultur
A la Carte hat eine Grand-Cru-Verkostung autochthoner Rebsorten ausgeschrieben. Darunter erstmals auch pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWI), die sowohl in Bio- als auch konventionellen Weinbaubetrieben vermehrt eingesetzt werden. Insgesamt wurden 219 Weine in acht Kategorien verkostet. Bei den großartigen Jahrgängen 2019, 2020 und 2021 war das -Niveau der eingereichten Weine sehr hoch. Die unterschiedlichen Stile und Jahrgänge wurden nur beim -Roten Veltliner berücksichtigt, der mit über 60 Weinen am stärksten vertreten war.
In der Kategorie Roter Veltliner 2021 waren 39 Weine eingereicht. Die knapp 115 ha Rebflächen stehen zum Großteil am Wagram, wo diese Rebsorte in unterschiedlichen Stilen und Qualitäten ausgebaut wird. -Daneben arbeiten in anderen Weinbaugebieten nur -vereinzelt Winzer aus Tradition oder persönlicher Vorliebe mit dieser Rebsorte. Die reife gelbe Frucht und das balancierte Säurespiel machen RV zum ausgezeichneten Speisenbegleiter. Die Ruppersthaler Riede Steinberg ist mehrheitlich terrassiert und liegt Richtung -Südsüdwest. Kalk, Ton und Löss in unterschiedlicher Komposition sind ideal für den Roten Veltliner. Die Weingüter Josef Fritz und Ecker/Eckhof keltern großartige Weine aus dieser Riede. Am Weingut Mantlerhof pflegt man die Rebsorte schon sehr lange, der 1986er gehört zu Österreichs Weißweinlegenden. Auf der Riede Reisenthal und seit Kurzem auf der Riede Ungut keltert der Mantlerhof einen straffen und engmaschigen Roten Veltliner.
In der Kategorie Roter Veltliner 2020 & älter (23 Weine) haben dieselben Winzer wie in der Kategorie eins die Nase vorn. Vinifikation durch Barrique-Ausbau und unterschiedliches Hefemanagement machen die Weine komplexer in der Aromatik, der Holzgerbstoff harmoniert wunderbar mit der Rebsorte. Das Niveau war enorm hoch. Diese Weine sind Top-Herausforderer für Viognier-Liebhaber.
Rotgipfler 2021 & älter war die dritte Kategorie. 37 Weine wurden verkostet. Die 114 ha Rebflächen stehen in der Thermenregion an den Hängen des Wienerwalds. Kalk, gemischt mit unterschiedlichen Ton- und Lehm-Mischungen, erlaubt der Rebsorte, gut zu reifen. Reife gelbe Frucht und eine
gute Affinität zum Holz ergeben eine große Bandbreite von Ausbaustilen. Gumpoldskirchner Lagen haben diesmal die Nase vorn. Rotgipfler ist ein wunderbarer Herausforderer für Chardonnay-Liebhaber.
Bei der Kategorie Zierfandler 2021 & älter handelt es sich mittlerweile um eine wirkliche Rarität. 62 ha stehen auf den Hanglagen des Wienerwalds. Der Spätrot-Rotgipfler aus Gumpoldskirchen, ein Verschnitt aus Zierfandler und Rotgipfler, wurde nicht nur am Kaiserhof serviert, sondern war auch eine der ersten „klassischen“ Herkünfte. Heute brilliert die Rebsorte durch komplexe Aromatik, verbindet sowohl gelbe Frucht als auch kühle Zitrusnoten. Der Johanneshof Reinisch hat mit der Monopollage Ried Spiegel ein wirkliches Juwel, der Wein ist ein „all time high“.
Gemischter Satz war mit 36 Weinen sehr gut vertreten. Von Wien ausgehend, erlebte dieser Weinstil Mitte der 2000er-Jahre seine Renaissance. Wiener Gemischter Satz vom Weingut Rotes Haus, Ried Langteufel, -basiert auf Burgunderrebsorten und hat in den letzten fünf Jahren seine Stilistik konstant verfeinert. Abgesehen von Wien ist diese Spezialität eine Herausforderung für einzelne Weingüter. Die Domäne Wachau keltert -einen Gemischten Satz aus Parzellen mit alten Reben.
Die Kategorie Neuburger 2021 & älter war mit 26 Weinen vertreten. Historisch eine weit verbreitete Rebsorte, stehen heute noch knapp 1.000 ha. Auch hier haben sich Winzer entweder auf diese Rebsorte spezialisiert oder alte Weingärten waren vorhanden. Vom Leithaberg über die Thermenregion bis hin zur Wachau wird diese Rebsorte ausgebaut. Die verhaltene Aromatik und balancierte Säure ergeben beim Jungwein wenig Intensität. Wird Neuburger mit längerem Fassausbau gekeltert, kann der Wein vielschichtig und komplex werden und seine Herkunft vermitteln.
Die Kategorie Spezialitäten, darunter Furmint und andere, bestätigt die Suche und das Beschäftigen mit Alternativen zu den aromatischen Reb-sorten. Furmint hat in der Geschichte des Burgenlands eine bedeutende Rolle gespielt und erlebt seit fünf, sechs Jahren einen Boom. Im Spitzenfeld liegen Winzer aus Rust und vom Leithaberg. Besondere Erwähnung verdient die Arbeit von Hans Moser aus St. Georgen, der sich der Wiederbelebung der St. Georgener Rebe widmet. Genetisch ein Elternteil des Grünen Veltliners, hat der Winzer gemeinsam mit einem Verein im letzten Jahrzehnt aus dem einzigen historischen Stock genug Setzlinge ausgepflanzt, um -damit diesen Wein traditionell zu vinifizieren. Großartiger 2021er – wow, bitte weitermachen! Pepi Umathum stellt sich der Herausforderung des Lindenblättrigen (Hárslevelü) und keltert ihn als Königlichen Tafelwein, während Tement den Grünen Sylvaner aus älteren Reben pflegt.
Von den PIWIS wurden 20 Weine verkostet. Muscaris mit 81 ha, Blütenmuskateller mit 71 ha und Souvignier gris mit 55 ha sind bereits in das -Qualitätsrebsorten-Register aufgenommen. Donauriesling, Bronner und Cabernet blanc müssen (noch) als Tafelweine gekeltert werden.
Resümee: Durch die sensationellen Jahrgänge 2019 bis 2021 war die Qualität der verkosteten Weine enorm. Die Weine gelten zu Unrecht als Nischenprodukte, da sie zum einen vielschichtige Aromen präsentieren und zum anderen erkennbaren Herkunftscharakter vermitteln. Darüber hinaus stellen diese „Alt-Österreich-Rebsorten“ die Entwicklung und -Geschichte des österreichischen Weinbaus dar, und es ist wichtig, dass diese Tradition auf hohem Niveau weitergepflegt wird. Unabhängig davon eigenen sich alle als abwechslungsreiche Speisenbegleiter. —
Die Bewertungen:
Kategorie: Roter Veltliner 2021
Kategorie: Roter Veltliner 2020 & älter
Kategorie: Rotgipfler 2021 & älter
Kategorie: Zierfandler 2021 & älter
Kategorie: Gemischter Satz
Kategorie: Neuburger 2021 & älter
Kategorie: Spezialitäten
Kategorie: PIWIS