Rote Cuvées – Next Generation

Im Burgenland stehen Cuvées hoch im Kurs – auch wenn sich einiges tut am Rotweinsektor.

Foto von Weingut Mad, Weingut Tesch, Weingut Heinrich, Miriam Mehlman
Text von Willibald Balanjuk

Rote Cuvées haben im Burgenland eine lange Tradition und stehen am Beginn des Rotwein-Booms. Nach 1985 setzte man in Österreich vorerst stark auf internationale Rebsorten. Die Mehrheit der Cabernet Sauvignons (heute sind rund 600 ha ausgepflanzt) und später auch Merlot-Trauben (810 ha) wurde in erster Linie für Cuvées eingesetzt.

Die Väter-Generation heutiger Winzer besuchte das Bordeaux und war von der dort üblichen Cuvéetierung der Weine wie auch vom Ausbau im Barrique beeindruckt. Das Auspflanzen der Rebsorten Cabernet Sauvignon Mitte der 80er- und Merlot Mitte der 90er-Jahre sowie der Ausbau der Weine im kleinen Holzfass führten in ­Österreich rasch zu großen Erfolgen. Sowohl Gastronomie als auch private Weinkonsumenten assoziierten röstige Holznoten und Cassis mit höchster Qualität. Pioniere in Sachen Cabernet Sauvignon und Cuvées daraus waren die Winzer Kollwentz, Igler, Gesellmann, Leberl und Prieler. Gegen Ende der 90er-Jahre wird dem Merlot – dank Gernot Heinrich, Pöckl und Krutzler – vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.

Nach 20 Jahren Dominanz der beiden Rebsorten versucht die heutige Winzer-Generation, ihre Cuvées individueller zu gestalten und das Holz etwas zurückhaltender einzusetzen. Syrah wie auch Cabernet Franc wurden ausgepflanzt und in die Weine integriert. In den meisten Cuvées dominieren heute aber die österreichischen Rebsorten Blaufränkisch und Zweigelt. Sie stellen mehrheitlich die Hauptkomponenten der jeweiligen Cuvées dar.

Waren in den 90ern bis Mitte 2000 die Cuvées meist die wertigsten und teuersten Weine der Winzer, laufen diese heute parallel zu den reinsortigen Riedenweinen aus Blaufränkisch und Zweigelt. Die Cuvées haben auch für das gehobene Einstiegssegment und die Gastronomie an Bedeutung gewonnen. Die Vorteile bei den Cuvées sind die harmonische und balancierte Textur der Weine am Gaumen sowie das ausgewogene Tanninfinish. Durch die Assemblage unterschiedlicher Weine kann der Winzer zudem die Jahrgangsschwankungen einzelner Rebsorten und Lagen ganz wunderbar balancieren.

Die Herausforderung der Cuvéetierung liegt in der Komposition der unterschiedlichen Rebsorten. Cabernet Sauvignon verstärkt z. B. die Fruchtintensität des Weins, Merlot gibt der Mehrheit der Weine ein balanciertes Mundgefühl. Syrah und Cabernet Franc sind wunderbare Verschnittpartner, die mehr Komplexität in den Wein bringen, aber im jugendlichen Stadium nicht immer die stärkere Fruchtwahrnehmung zulassen. Das bedeutet, dass manche Weine in der Jugend brillieren und vereinzelt Weine mit Flaschenreife sensationelle, vielschichtige Aromen erreichen.

Die Vielfalt der Cuvées und die unterschiedlichen Genussphasen der Weine werden durch die Handschrift des Winzers und des Jahrgangs bestimmt. Daher sollte sich der Weinliebhaber eher für die Stilistik des Winzers als für die Rebsortenzusammensetzung der Cuvées entscheiden.

A la Carte hat gemeinsam mit der Wein Burgenland rund 90 Cuvées aus den Jahrgängen 2019, 2020 und 2021 blind verkostet und bewertet. Die ­Bewertung der besten Weine liegt knapp beieinander und das Niveau kann als sehr gut angesehen werden.

Zusätzlich wurden 17 Spätlesen verkostet und bewertet. Diese fruchtsüße Weinkategorie bietet ein enormes Potenzial für das Burgenland. Sowohl zu Apfelstrudel, Cremeschnitten, Fruchttorten als auch Kaiserschmarren kann dieser Weinstil getrunken werden. Darüber hinaus bietet eine Spätlese ein sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Weine reifen langsam und die offene Flasche kann über mehrere Wochen getrunken werden. Für die Kategorie Spätlese sind besonders die aromatischen Rebsorten Muskat Ottonel, Gelber Muskateller, Scheurebe und Traminer geeignet wie auch Cuvées aus aromatischen Rebsorten und Burgundersorten. Es wurden fast nur Weine des Jahrgangs 2022 verkostet und bewertet, die über eine ausgeprägte Frucht verfügen. —

Zu den Bewertungen

© Stiegelmar GmbH, Weingut Keringer, Weingut Gesellmann, Weingut Leberl, Steve Haider, Monika Jungwirth, Bernhard Angerer