Rote mit Klasse und Stil

Unsere Verkostung der Burgenland-DACs in Ausgabe 3/2011 hat die Richtung vorgegeben, die unsere jetzige Verkostung der Mittelburgenland Blaufränkisch DAC Reserven 2009 eindrucksvoll bestätigt hat: Diese Roten zeigen absolut hohe Klasse.

Text von Michael Prónay Foto: Picturedesk.com

Das Mittelburgenland hat sich selbst „Blaufränkischland“ genannt, und das völlig zu Recht, denn von den knapp 2.120 Hektar Rebfläche, die 2009 mit Wein bestockt waren (92% davon rot), nimmt der Blaufränkische mit über 55% den absoluten Löwenanteil ein (Nummer zwei ist der Zweigelt mit 20% vor dem Merlot mit 6%).

Die rechtlichen Grundlagen. Der erste Jahrgang mit der amtlichen Bezeichnung „Mittelburgenland DAC“ war 2005. Grundsätzlich betrifft die DAC Mittelburgenland Weine der Sorte Blaufränkisch, die ebendort gewachsen sind, allerdings sind 15% „bezeichnungsunschädlicher Verschnitt“ mit anderen Rebsorten gestattet. Die Mittelburgenland DAC gibt es in drei Stufen: Klassik mit einem Alkoholgehalt (laut Etikett, wo bekanntlich ein Spielraum von ±0,5% zulässig ist) von 12,5 oder 13%; DAC mit Lagenbezeichnung 13 bis 13,5%; und Reserve mit 13,5% aufwärts. Klassik- und Lagen-DAC-Prüfnummerneinreichung ist frühestens ab 1. Mai des auf die Lese folgenden Jahres zulässig, bei der Reserve ist der 1. Jänner des zweiten Jahres der Stichtag. Die Abfüllung in Glasflaschen ist verpflichtend (1- und 2-Liter-Größen sind aber nicht erlaubt), ebenso wie die Angabe des Jahrgangs. Der Zuckerrest darf maximal 2,5 g/l betragen, und die Flaschen müssen eine Kapsel tragen, deren Aussehen vom regionalen Weinkomitee Burgenland festzulegen ist: Das sind solche, die am unteren Ende die Aufschrift „Mittelburgenland DAC“ tragen.

Verschlussarten sind nicht vorgeschrieben, der Kork hält seine Stellung aber bei diesen Weinen noch sehr deutlich, von den 19 Weinen waren 18 verkorkt, nur einer hatte einen Schraubverschluss.

Die Weinnamen erscheinen so, wie sie auf der Hauptetikette gedruckt sind, relativ oft ist die DAC-Reserve-Bezeichnung nur auf dem Rückenetikett zu finden, was Sie allerdings nicht stören soll.

Die Weine. Was uns doch einigermaßen überrascht hat, war die ungemein hohe Qualität der Weine. Das Weinkomitee hat uns 19 Proben aus dem großen Jahr 2009 geschickt, die wir, wie immer blind, nach aufsteigendem Alkoholgehalt verkostet haben. Die Alkoholgradationen laut Etikett lagen bei 13,5 und 14%, nach Prüfnummernbescheid gab es zwei Weine mit 14,5%, die aber mit 14% völlig korrekt etikettiert waren.

In der Probe zeigten fast alle Weine einen Tiefgang und eine perfekt rotweinige Komplexität, aus der man durchaus den Schluss ziehen kann, dass die Mittelburgenland DAC Reserve inzwischen zum absoluten Topbereich gehört. Die Karriere des Blaufränkers – wir haben in Ausgabe 1B/2010 sehr ausführlich berichtet – ist also offenbar nicht nur nicht aufzuhalten, sondern es hat sich wohl auch ziemlich durchgesetzt, dass der Topwein eines mittelburgenländischen Betriebs nunmehr ziemlich eindeutig ein Blaufränker ist, wo in der Vergangenheit entweder Cabernet oder eine Cuvée die Topposition in der Preisliste innegehabt hatte.

Ein Wort zum Siegerwein, für den Silvia Heinrich verantwortlich zeichnet, dem „V-MAX“: Das ist die Bezeichnung für den jeweils besten Blaufränker der Winzer der mittelburgenländischen „Vitikult“-Vereinigung. Ihn soll es nur in wirklich guten Jahrgängen geben. Die Vorstellung des 2009ers erfolgte gerade auf der VieVinum in der Hofburg.

Die Kostnotizen

J. Heinrich 
Deutschkreutz 94
V-MAX, 14%, NK
(F) Zuerst rohes Fleisch, mit Luft kommt tiefe Dunkelfrucht und ein deutlicher Holzeintrag, Schokolade, fast exotische Früchte; feiner Fokus, pechschwarze Frucht, auch speckige Elemente, gute Spannung, süßer Rückhalt, dazu Gerbstoff und Mineralik, tolle Sache.

Hans Igler 
Deutschkreutz 93
Biiri Blaufränkisch Mittelburgenland DAC Reserve, 14%, NK
Dunkelfrucht, Tinte, staubig-mineralisch, komplex und vielschichtig, wunderschöne Tiefe, zart rauchig, Zedern- und Sandel-
holz, dezente Exotik, ein Hauch indischer Gewürze, auch etwas Zimt, Rosinen, Koriander; setzt sich nahtlos fort, feine appetitlich-warme Noten, ganz feiner Stoff, komplex und tief.

K+K Kirnbauer Deutschkreutz 93
Goldberg Reserve, 14%, NK
Klassische Sortenfrucht, dunkle Beeren, Lakritze, auch feine Schokotrüffel, vielschichtiger Tiefgang; feine Fülle, 
hellere, fast strahlende Noten, 
Powidl, Zwetschkenröster, Sanddorn, Blutorangenzesten, fleischig und voll, aber auch streng und tintig, voller spannender Kontraste.

Rotweine Lang Neckenmarkt 93
Blaufränkisch Reserve, 14%, NK
Feste dunkelbeerige Frucht, dazu feine Frucht- und Holzsüße, getrocknete Zwetschken, viel Kraft, Minze, Wacholder, auch etwas Tinte; sehr schöne Präsenz, saftig und dunkelfruchtig, ausladend, kraftvoll, auch feine Würze, Kräuterbündel, toller Stoff.

Josef & Maria Reumann Deutschkreutz 92
Premium Blaufränkisch, 13,5%, NK
Ganz klare Sortennase, Brombeeren pur, dazu ein Hauch Zedernholz und Schoko, 
sehr attraktiv, gepfefferte Schwarzwälder Kirschtorte, Chilibrösel, Pfeifentabak; ganz klar und perfekt fokussiert, ein wenig Mon Chéri, perfekt eingesetztes Holz, sehr 
feiner Stoff.

Fam. Weber 
Lutzmannsburg 92
Mittelburgenland DAC Blaufränkisch Reserve, 13,5%, NK
Witzige, fast hellfruchtige Pikanz, erinnert an Tafelspitz mit Kräutern, dazu frisch geriebener Pfeffer, auch merklich mineralisch gefärbt; Mineralität bleibt, 
dann viel rote und dunkle Beeren, auch extraktsüß, angenehme Kanten, gute Substanz, feines Potenzial.

Gager, Deutschkreutz 91
Mitterberg Reserve, 14%, NK
Kräftige Dunkelfrucht und sehr präsente Würze, auch zart animalischer Touch, Leder, dunkle Tönung bei schöner Präsenz; tolle Spannung, salzig-scharfe Elemente, fordernd, saftig, feine Röstnoten, frische Waffeln, Kräuter, schöne Kanten und doch eine „fette Schnecke“, saftig und lang.

Johann & Maria Hofstädter Deutschkreutz 91
Mittelburgenland DAC Blaufränkisch, 14%, NK
Stahlig-kühle Dunkelfrucht, durchaus 
von Kräutern umrankt, Liebstöckel, auch Bouquet garni, fleischige Elemente; feine, dichte Frucht, hell, in die pinotige Richtung gehend, ein Hauch Orangen, frisch und wirklich fein.

Hundsdorfer
Neckenmarkt 91

Neckenmarkter Mittelburgenland DAC, 14,5%, NK

Feine, durchaus alkoholgestützte Pikanz, zeigt eine schöne Reife, Zwetschkenröster, fein geriebene Kräuter; extrakt- und fruchtsüß, als Gegenpol kernige Tannine, was durchaus zur Spannung beiträgt, auch Schoko und Mon Chéri, Kirschconfit, freundlich und wirklich attraktiv.

Grenzlandhof Reumann Deutschkreutz 91
Blaufränkisch Reserve Mittelburgenland DAC, 13,5%, NK
Hübsche Dunkelfrucht, auch Bitter-
mandeln, Marzipan, Lakritze, fester 
Kern, fruchtsüß, Wildkirsche, auch noch 
etwas jugendlich-spröde; kerniger Biss, landestypische Säure, sortentypisch knackig, dezentes Holz, dabei filigran, komplex.

Juliana Wieder, Neckenmarkt 91
Blaufränkisch Reserve, 14,5%, DV
Dezent sortentypisch fokussiert, auch ätherisch-kühle Noten, zart metallisch angehaucht, auch kühle Elemente; deutlicher Holzeinsatz spürbar, modern, aber absolut stimmig, auch frischer Majoran, sehr entgegenkommend, charmant, hat 
aber einen sehr guten Unterbau, genug Potenzial.

Bauer-Pöltl, Horitschon 90
Blaufränkisch Vom Lehm, 13,5%, NK
Klassische Sortentypizität, dazu schiefrig-mineralische Noten, dazu auch wie ein Hauch Goudron, Liebstöckel und Stangensellerie, auch Fenchel; kräftige Säure, präsente Tannine, fast spröde, aber sehr gute Substanz, Luft tut ihm merklich gut, wirklich klassisch

Iby-Lehrner, Horitschon 90
Rondo Blaufränkisch Reserve, 14%, NK
Dunkelfrucht und Graphit, auch steinige Noten, deutlich mineralisch geprägt, Säure kündigt sich an; geradlinige Schärfe, gepfeffertes Waldbeerenconfit mit pulverisierten Pilzen, merklich streng und fordernd, mittlere Dichte, gut entwickelt, sehr jahrgangs- und sortenaffin.

Rotweingut Iby, Horitschon 90
Chevalier Blaufränkisch, 13,5%, NK
Merklich gereifte dunkle Beeren, dazu auch zart mineralische Noten, reife, fast dekadent süße Frucht, zarte Hautgout, auch Schwarztee und Schoko; sehr reife Kirschen, extraktsüß, wiederum Schoko, individuell-reife Stilistik, in seiner Art 
sehr fein.

Paul Lehrner, Horitschon 90
Steineiche Mittelburgenland, 13,5%, NK
Gute Fülle, zarte Dunkelfrucht, braucht Luft, Grießkoch, Kautschuk, deutlich röstige Elemente, ätherisch, Eukalyptus und Minze, Hauch Kümmel; saftiger Biss, fast spröde und fordernd, Jod, dann Brom- und Maulbeeren, wird mit Luft besser, Goudron, ein Wein wie ein heißer Sommertag, spannend.

Pfneisl, Kleinmutschen 90
Blaufränkisch, 14%, NK
Klarer, fast schlanker Sortentypus, dann feine Schwarzwälder Kirschtorte, auch etwas Cassis und frische, hell getönte Frucht; beginnt schlank und ätherisch, Hauch Schokomousse und Kirschtorte, guter Biss, hintendrein ist der Alkohol zart spürbar.

Prickler, Lutzmannsburg 90
Mittelburgenland DAC Reserve, 13,5%, NK
Rumtopf, eingelegte Zwetschken, auch feines Lorbeerlaub, Efeu, dahinter zarte dunkle Beeren, in Summe sehr dicht und saftig; betont röstig, zartes Karamell, hintendrein feinpudrige Mineralik, gute Substanz, kraftvoll und fein.

Vereinte Winzer Blaufränkischland Horitschon 89
Mittelburgenland DAC Reserve Dürrau Blaufränkisch, 13,5%, NK
Zarte Brombeeren, dazu ganz leicht flüchtige Elemente, minzig-kühl, auch ätherisch-pfeffrige Elemente, Tabak, Zigarrenkiste; saftiger Biss, knackig und straff, zarte Holzsüße, Vanille, Karamell, braucht noch Zeit.

Artner, Deutschkreutz 88
Mittelburgenland DAC Reserve, 14%, NK
Dezente Pikanz mit ganz zart flüchtigen Elementen, auch wie ein Hauch von Nagellack, dann Erdbeermarmelade und etwas Cassisconfit, Brombeeren; hellgetönte Frucht, Zitrus, frisch gepresster Orangensaft, Campino Cassis, laubig, ordentlich, könnte aber ein Hauch mehr Definition vertragen.