Steirische Ortsweine

Schmeckbare Charaktere und großes Potenzial bewiesen die ausgesuchten 100 steirischen Topweine in der von Willi Balanjuk geleiteten Verkostung.

Foto von Robert Herbst/ÖWM
Text von Willi Balanjuk

Die Steiermark hat ein dreistufiges DAC-System mit Gebietsweinen, Ortsweinen und Riedenweinen eta­bliert. Unterteilt wird in die Wein­bauregionen Südsteiermark DAC, Vulkanland Steiermark DAC und Weststeiermark. Diese sind gelernt, und Weinkenner können die Unterschiede nachvollziehen. Innerhalb dieser Gebiete wurden zudem Ortsweine definiert, die trocken sein müssen (maximal vier Gramm Restzucker; Ausnahme für Klöcher Traminer) und erst am 1. Mai des folgenden Jahres auf den Markt gebracht werden dürfen. Auch hier gibt es Ausnahmen für den Schilcher und den Traminer. Für die jeweiligen Ortsweine sind Leitsorten definiert. – Wofür aber steht diese neue Kategorie? Stefan Potzinger, Obmann der Wein Steiermark, sieht den Ortswein als „eine große Chance, die Herkunft enger und höherwertiger zu definieren und die Unterschiede klarer herauszuarbeiten“. Die größte Herausforderung dieser neuen Struktur ist die Erarbeitung einer „schmeckbaren und nachvollziehbaren“ Charakteristik für diese Ortsweine.

In der Südsteiermark wurden die Orte (von Norden nach Süden gereiht) Kitzeck im Sausal, Gamlitz, Eichberg, Ehrenhausen und Leutschach festgelegt. In Kitzeck im Sausal sind es rund 500 ha, es werden Sauvignon blanc und Riesling in der Ortsweinkategorie gekeltert. Diese von Schiefer geprägte Region ist die höchstgelegene Weinbauzone. Kitzeck steht durch den ­Bodentyp für engmaschige, straffe und lebendige Struktur. „Die etwas langsamere Vegetation ergibt beim Sauvignon blanc eine rund zehn bis 14 Tage spätere physiologische Reife“, meint Katharina Lackner-Tinnacher. „Die Rieslinge zeigen eine kühle und tiefe Fruchtnote mit klarer mineralischer Prägung“, erklärt Gerhard Wohlmuth. Gamlitz ist mit rund 700 ha die größte Ortsweinzone. Das Gebiet umfasst mehrere Kessellagen. Durch mikroklimatische Vorteile gilt Gamlitz als das wärmste Gebiet, es vinifiziert die Leitsorten Sauvignon blanc und Muskateller. „Quarzsand, Schotter und Kalkanteile im Boden ergeben eine ausgeprägte Fruchtaro­matik, von gelb bis exotisch“, erklärt Alex Sattler. Würze mit fruchtig-vegetalen, pikanten Anklängen findet Hannes Sabathi im Gamlitzer Sauvignon blanc. Die höhere Reife der Trauben ergibt eine frühere Zugänglichkeit der Weine. Eichberg umfasst 355 ha, Sauvignon blanc und Muskateller sind die Leitsorten. Eichberg gilt im Vergleich zu Gamlitz als kühler und straffer im Charakter. Ehrenhausen mit rund 430 ha Weingärten keltert Sauvignon blanc und Morillon als Leit­sorten. Korallenkalk und Kalkmergel prägen beide Leitsorten. „Eine verhaltene, tiefe Zitrus- und Grapefruit-Aromatik mit dunkler Würze“, meinen Erich Polz und Georg ­Regele. „Die Weine präsentieren sich oft verschlossen in der Jugend, brauchen etwas länger in der ­Entwicklung“, fügt Armin Tement hinzu. In Leutschach mit ca. 630 ha stehen die Reben auf Kalkmergelböden (Opok) und teilweise Kiesschotter. Sauvignon blanc und Muskateller sind die Leitsorten. Erwin Sabathi sieht beim Sauvignon blanc vom Opok „eine komplexe, tiefe Aromatik nach Ribisel und Cassisblättern und eine straffe, engmaschige Struktur“.

Das Vulkanland Steiermark offeriert eine Vielzahl von Ortsweinen. Riegersburg, Gleichenberg, Kapfen-stein, St. Anna, Tieschen, Klöch, Straden, St. Peter und die Oststeiermark stehen zur Auswahl. Verkostet und eingereicht wurden mehrheitlich Weine aus St. Anna, Tieschen, Straden und Klöch. Die Ortsweine von St. Anna (140 ha) sind mehrheitlich von Basalttuff geprägt. Josef Scharl erklärt damit die körperreichen Weine mit engmaschiger Konzentration beim Chardonnay. Saftige und dunkle Würze beim Sauvignon blanc sieht Daniel Pfeifer als Marker für die Rebsorte. In Tieschen findet man rund 100  ha Ortsweinfläche und keltert Burgundersorten (auch als Cuvée) und Sauvignon blanc. Alois Gollenz charakterisiert Tieschen als eine Kombination aus Klöch & St. Anna – komplexer und aromatiefer Stil. „Der Stradener Ortswein (ca. 170 ha) vereint Basalt mit kalkig-schottrigen Anteilen im Ortswein“, erklärt Walter Frauwallner. „Diese Kombination ergibt ein besonders vielschichtiges und reifes Sauvignon-blanc-Bukett“, unterstreicht Christoph Neumeister. Stefan Krispel sieht dadurch auch ein enormes Potenzial für die Burgundersorten. St. Peter (125 ha), Gleichenberg (90 ha), Kapfenstein (rd. 70 ha) und Riegersburg (ca. 300 ha) sind bis jetzt nur vereinzelt im Ortsweinstil tätig, und in Zukunft wird dieses enorme Potenzial auszuloten sein.

Klöch als eine der idealen Standorte für Traminer keltert auf 180 ha Traminer und Sauvignon blanc. „Die charakteristische gelbe Frucht, Rosenholz, Eibisch, Litschi und vor allem ein Touch Schwarzkümmel sind durch die Basalttuff-Böden garantiert“, meint Stefan Müller. Ein großes Potenzial sieht er, wie auch Fritz Frühwirth, im Gelben Traminer, der eine lebendige Struktur und frisch-fruchtigere Noten ergibt.

Die Weststeiermark keltert Schilcher und Sauvignon blanc in den Orten Ligist, Stainz, Deutschlandsberg und Eibiswald. Alle Gebiete haben ihre Weingärten auf Schiefer und Gneisböden. Deutschlandsberg und Eibiswald haben höhere Anteile an Lehm und Sand in den Weingärten. Die hoch gelegenen Weingärten in Ligist und Stainz ergeben laut Stefan Langmann eine lebendige, intensive Aromatik in Schilcher und Sauvignon blanc. Christian Friedrich sieht durch dieses besondere Terroir auch florale Noten in den Weinen. Eibiswald und Deutschlandsberg stehen für kräftige Farbe beim Schilcher und einen gehaltvollen Weinstil.

Es liegt noch eine gutes Stück Arbeit vor den Winzern, den Ortswein allgemein verständlich zu erklären.

Die Qualität der 100 Weine, die von der A la Carte-Jury blind verkostet wurden (Gesamt-Verkostung auf alacarte.at), war großartig. Das Qualitätsniveau stimmt optimistisch, dass der Ortswein national und international einen positiven Impuls für den steirischen Wein leisten wird. Gespräche mit Sommeliers und dem Weinhandel verstärken diesen Eindruck. steiermark.wine

Sauvignon blanc Südsteiermark
Sauvignon blanc Vulkanland
Sauvignon blanc Weststeiermark
Riesling
Weißburgunder
Chardonnay/Morillon
Grauburgunder
Muskateller
Traminer
Schilcher