That crazy french woman

Isabelle Legeron ist so etwas wie eine Ikone der Naturwein-Bewegung und ihr absoluter Shooting Star. Die junge Französin ist der erste weibliche Master of Wine Frankreichs und hat eine eigene TV Show. Seit 2012 organisiert sie die Naturweinmesse RAW.

Text von Christina Fieber Foto: That crazy french woman


A la carte
: Isabelle Legeron, als erster weiblicher Master of Wine Frankreichs haben Sie Bekanntheit erlangt und sicher etliche der besten Weine verkostet. Ihre große Liebe sind jedoch die so genannten Naturweine. Wie das?
Isabelle Legeron: Es war wirklich eine große Auszeichnung für mich, den begehrten Titel „Master of Wine“ zu bekommen. In dieser Zeit hab ich Tag und Nacht damit verbracht, tausende Weine zu verkosten. Ich war damals eine intellektuelle Verkosterin und besessen davon, so viel wie möglich zu probieren, vor
allem von dem teuren Zeug. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass eigentlich die meisten Weine ziemlich gleich schmecken egal woher sie kamen. Das hat mich zunehmend gelangweilt. Zufällig bin ich dann auf Weine gestoßen, die ganz anders funktionierten: aufregend, voller Leben und individuell. Ich war hingerissen!
ALC: Was fasziniert Sie denn so an diesen Weinen?
IL: Sie haben Persönlichkeit, sind außerordentlich komplex und verträglich, keine Kopfwehweine also. Ehrlicherweise trinke ich privat nur mehr Naturweine.
ALC: Der Begriff „Naturwein“ stiftet ein wenig Verwirrung. Was bedeutet er denn wirklich?
IL: Im Prinzip sind es Weine, die aus organisch-biologischen oder biodynamischen Betrieben kommen. Aber
ihre Richtlinien im Keller sind noch viel strenger: Vorgabe ist, so wenig wie möglich Intervention im Keller.
ALC: Sie organisieren seit 2012 die Naturweinmesse RAW (Rare Artisan Wines) in London. Ist die Veranstaltung denn erfolgreich, es sind ja doch sehr spezielle Weine?
IL: Ja, absolut! In beiden Jahren hatten wir rund 3.000 Besucher, die Weine von mehr als 150 Produzenten verkosteten. Fachleute, Journalisten und Importeure aus England, Skandinavien, den USA, Kanada und sogar
Japan. Wir sind wirklich sehr glücklich darüber.
ALC: Was sind die Bedingungen für die Weinbaubetriebe, um an der RAW teilzunehmen?
IL: Ihre Weine müssen aus organisch-biologischer oder biodynamischer Produktion kommen und sie dürfen im Keller kaum intervenieren. Sie dürfen beispielsweise nicht mehr als 70 mg/Schwefel aufweisen. Aber vor allem sind wir die einzige Weinmesse, die ihre Teilnehmer dazu verpflichtet, alle Inhaltsstoffe im Wein und alle kellertechnischen Verfahren zu deklarieren. Jeder Besucher weiß also ganz genau, was er im Glas hat.
ALC: In diesem Jahr findet die RAW erstmals außerhalb von London, in Wien statt. Warum ausgerechnet Wien?
IL: Ich glaube, Wien ist der perfekte Platz für unsere Naturweinmesse. Österreich ist unterm Strich immer noch ein natürliches Land. Außerdem war es ja ein Österreicher, Rudolf Steiner, der die biodynamische Landwirtschaft begründete. Beste Voraussetzungen also. Wirtschaftlich gesehen, ist Wien sicher auch das Tor zu den osteuropäischen Ländern.
ALC: Kennen Sie eigentlich auch die öster-reichische Bio- und Naturweinszene?
IL: Selbstverständlich! Ihr habt ja einige der besten und spannendsten Produzenten in
diesem Bereich. Einige von ihnen kenne ich persönlich wie das Gut Oggau im Burgenland oder Sepp und Maria Muster, Franz Strohmeier und Karl Schnabel in der Steiermark. Eine wirklich inspirierende Naturweinszene! Sie werden alle in bei der RAW in Wien sein und ich freue mich schon sehr darauf, sie alle wiederzusehen. —

Wein, ganz natur
RAW steht für Rare Artisan Wines. RAW ist auch der Titel einer in London äußerst erfolgreichen Messe für Naturweine, die nun am 15. Juni erstmals auch in Wien stattfindet.

Etwa 70 Winzer aus der ganzen Welt werden ihre Weine persönlich vor Ort präsentieren. Die RAW Vienna findet zeitgleich mit der VieVinum statt.
www.rawfair.com
Ticketpreise:
Fachbesucher (18,–); Privatbesucher (28,–),
inkl. Katalog und der Möglichkeit, alle Weine kostenlos zu verkosten.
RAW Vienna,
Sonntag, 15. 6. 2014, 10–19 Uhr,
Palais Pallavicini, Josefsplatz 5, 1010 Wien