Vins de Plaisir

Bordeaux 2013: Ein „komplizierter“ Jahrgang für Genießer.

Text von Willi Balanjuk Foto: Picture Press

Die Meinung über die Qualität des Jahrgangs war durch die Regenfälle vor Beginn der Ernte entgültig als schwach abgetan. Die allgemeine Beurteilung eines Jahrgangs hängt aber vom Verlauf der Vegetation ab. 2013 war ein kompliziertes Jahr. April und Mai waren durch die kühlsten Temperaturen gekennzeichnet und die Vegetation war rund zwei Wochen verspätet. Der Juli und August zeichnete sich durch das genaue Gegenteil aus: heiße Temperaturen und extreme Trockenheit. Daher waren die ersten Niederschläge Anfang September ein wahrer Segen und die zügige Vegetation stimmte alle Winzer postiv, allerdings wurde durch die warme und feuchte Witterung ein starker Fäulnisdruck markant. Die schwierigste Entscheidung des Jahrgangs war die Wahl zwischen der bestmöglichsten Reife und dem bestmöglichstem gesundem Traubenmaterial zu treffen. Weingüter die sehr schnell und effektiv innerhalb kürzester Zeit lesen konnten, fanden vereinzelt gute Witterungsbedingungen. Château Margaux organisierte 300 Lesehelfer und selektioniert schon im Weingarten bestmöglichst. Vereinzelte Pressemeldungen klassifizierten den Jahrgang als einfach, unreif und dünn ab. Beim Kosten während der En Primeur Wochen in Bordeaux zeichnete sich jedoch ein vollkommen anderes Bild ab. Trennt man die Beurteilung der Qualität von der „Spekulationsabsicht“ die mit einzelnen Jahrgängen verbunden wurde, findet man außergewöhnliche Süßweine, nahezu perfekte trockene Weißweine und viele sehr gute bis ausgezeichnete Rotweine. Natürlich sprechen wir nicht von einem Jahrgang der 10 bis 20 Jahre Entwicklungspotenzial hat, aber die besten Weine überzeugen durch elegante, komplexe Fruchtnoten und gute Balance. Da die Vegetation des Jahrgangs eine extreme Schwankungsbreite von guten und schwierigen Phasen vereint, haben die besten „Terroirs“ und die präziseren Weingartenarbeiten aber gutes Potenzial für die Reife der Trauben und Qualität der Tannine ermöglicht. Waren die Merlot Chargen vor den extremen Niederschlägen oder am Beginn gelesen, zeigen sich die Weine seidig und fein in der Textur.

Haben die Châteaubestizer mit der Lese des Cabernet Sauvignon bis in die zweite Oktober Woche oder länger zugewartet, präsentieren sich auch die Weine vom linken Ufer sehr präzise und feinstrukturiert. Im Überblick der Gesamtqualität findet man bei den einfachen Rotweinen sehr schwer gute Qualitäten. Aber die Cru Classés und einige Cru Bourgeois werden dem Bordeaux-Liebhaber viel Freude bereiten. Der Jahrgang hat Weine mit dem Charakter „vin de plaisir“ gekennzeichnet und die Weine werden in den ersten 10 bis 15 Jahren großes Vergnügen bereiten.

Am linken Ufer sind die Appellationen St. Julien, Pauillac und St. Estephe etwas homogener in der Qualität als Margaux und Pessac Leognan. Am rechten Ufer überzeugen die konsequente Arbeit der einzelnen Châteaus, aber Pomerol präsentiert viele ausgezeichnete Weine. Cheval Blanc hat einen Jahrgang mit einem Ertrag von 18 hl pro Hektar (das Gesetz erlaubt beim österreichischen Qualitätswein einen Ertrag von 67 hl pro Hektar). Château Ausone, ein 7 ha großes Weingut in St. Emilion, hat 9000 Flaschen „Grand vin“ gekeltert und 4500 Flaschen vom Zweitwein.

Soll man den Jahrgang 2013 En Primeur kaufen?
Die Weine jener Weingüter, die sehr geringe Mengen produzieren und durch die Selektion die Mengen nochmals reduzierten mussten, werden für Sammler begehrt sein und könnten sogar eine Preissteigerung erleben. Weine wie Petrus, Le Pin, Trotanoy, La Fleur Petrus, Lafleur, Le Gay und La Violette waren immer Sammlerstücke und konnten 2013 in sehr guter Qualitäten gekeltert werden. Viele Château-Besitzer bieten die Weine um das Preisniveau von 2008 an. Nicht alle Besitzer haben aber die Preise von 2009 & 2010 in extreme Höhen getrieben. Daher werden auch nicht alle die Preise gleichförmig reduzieren.

Mouton Rothschild wird unter € 300,– kosten und bietet als einer der Spitzenweine des Jahrgans eine gute Preis-Leistung, sofern man bei € 300 noch von einer Preis-Leistungsrelation sprechen kann. Subskriptions-Preise auf dem Niveau 2008 und der Wunsch nach Sonderformaten wären Argumente für die Subskription beim Rotwein. Die Frage der Spekulation auf Preissteigerungen des Jahrgangs 2013 kann für die Rotweine nicht erwartet werden.

Weißweine wie Fieuzal, Dom de Chevalier, Pape Clement stehen qualitativ auf dem Niveau eines Burgund Grand Cru und sind zwischen € 45 und 100 zu bekommen, wogegen die Top Burgunder jenseits der € 100 liegen. Die Weißen sind qualitativ außergewöhnlich gut und sehr schwer auf dem Sekundärmarkt zu bekommen, da sie nur in geringen Mengen produziert werden. Daher haben Sammler dieser Weine fast nur in Subskription eine Chance diese Weine zu bekommen. Das hohe Niveau der Süßweine auf breiter Front lädt ein sich diese Weine in den Keller zu legen und die sensationelle Qualität von Chateau Yquem 2013 verführt sich mit Primeur Kampagne des Jahrgang 2013 auseinander zu setzen, wobei Süßweine in den letzten 30 Jahren die geringsten Preissteigerungen erzielt haben.

Rot

93–95 Punkte
Haut Brion
Mouton Rothschild
Cheval Blanc
La Violette
Eglise Clinet
Le Dôme
Latour

92–94 Punkte
Petrus
Trotanoy
Evangile
Margaux
Palmer
Ducru Beaucaillou
Pontet Canet
Pichon Lalande
Cos d’Estournel
Montrose
Pape Clemént
La Mission Haut Brion
Ausone
Figeac
Tertre Roteboeuf

91–93 Punkte
Lafite
Calon Segur
Pavie
L’Angelus
La Mondotte
Pichon Baron
Leoville Las Cases
Leoville Poyferre
Domaine de Chevalier (Tipp!)
Le Gay
Vieux Ch. Mazerat (Maltus)
Roc de Combes

Weiss

95–97 Punkte
Haut Brion blanc (leider zu teuer)
Domaine de Chevalier
Pape Clemént

93–96 Punkte
La Mission Haut Brion Blanc
Fieuzal
Smith Haut Lafitte
Aile d’Argent (Châteaux Mouton Rothschild)
Cos d’Estournel blanc

Süss

98–100 Punkte
Yquem

93–96 Punkte
Rieussec
De Fargues
Nairac
Doisy Däne
Guiraud
La Tour Blance
Suduiraut
Coutet
Myrat
Doisy-Vedrinnes

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