Vips und ihre feinen Weine 2011/4

Was macht man, wenn man als Promi schon alles hat? Wein natürlich! Vielleicht ist es das Archaische um das älteste Kulturgut der Welt, das immer mehr Prominente verführt, ihre eigenen Reben zu keltern.

VIPs und ihre feinen Weine

Text: Helga Baumgärtel

Könige, Kaiser, Staatenlenker, die wahren Prominenten ihrer Zeit, hatten schon immer einen besonderen Zugang zum Wein. Kaiser Friedrich II. kümmerte sich im 12. Jahrhundert um seinen Wein auf Sizilien, Ludwig XIV. ließ in Versailles seine Trauben reifen und Thomas Jefferson, dritter Präsident der Vereinigten Staaten, kelterte auf seinem Landsitz Monticello in Virginia.

Heutzutage, da die wahren Könige im Schaugeschäft zu finden sind, ist das nicht viel anders. Wer berühmt ist, versucht eigene Rebberge zu besitzen.

Selbst Ratefuchs Günther Jauch (Jahrgang 1956) engagiert sich an der Saar im Weingut von Othegraven, das in siebter Generation seiner Familie gehört. Na ja, vielleicht war er erst einmal weniger Macher denn Investor. Aber immerhin: Journalisten, die ihn auseinandernehmen wollten, stand er hervorragend Rede und Antwort – ob über Riesling mit Fruchtsüße oder Jahrgangsbenotungen oder ein wenig Kellertechnik

Auch Fußballer mögen Wein. Was schenkt man einer Frau, die schon alles hat? David Beckham, der Fußballspieler, der schon alles an seinem Körper vermarktet hat, was sich vermarkten lässt, hat seiner Ehefrau Victoria zum 34. Geburtstag im Napa Valley – nördlich von San Francisco – nicht einen Weinberg, nein, gleich ein ganzes Weingut geschenkt. Zwölf Millionen Dollar hat das Geburtstagspräsent gekostet, munkelt man. Vorläufig jedoch soll der edle Beckham-Tropfen nur für den Eigenverbrauch plus Freunde gedacht sein.

Vive la France. Doch es gibt im Showgeschäft ein paar big shots, die wirklich Spaß am Wein haben, ihre Weine auch verkaufen, um ihre Keller zu modernisieren und ihre Weinberge zu optimieren.

Gérard Depardieu zum Beispiel. Schon 1989 hatte sich Depardieu im Anjou an der Loire im Weingut Château de Tigné eingekauft. Dort keltert er Rebsorten wie Cabernet franc und Chenin blanc, stiefelt selbst in den Weinbergen herum, schneidet Triebe zurück oder überwacht die Assemblage im Keller. Und produziert Weine, die haargenau seinem Typus entsprechen: rustikal, maskulin, mit vielen Ecken und Kanten. „Ich mache ehrliche Weine, die nach Heimatboden schmecken“, sagt er. Oder, wie er seine Weine blumig beschreibt: „Sie setzen in ihrer Feurigkeit, Strenge und ländlicher Schlichtheit zahlreiche subtile Empfindungen frei.“ Von der Schauspielerei hat er „die Schnauze jetzt voll“, wie er behauptet. „Ich will nur noch mit Leuten zusammen sein, die ich wirklich mag.“ So wie die Kellermeister seiner sechs Weingüter auf der ganzen Welt. Unter anderem in Frankreich, in Nordafrika und in Lateinamerika. Doch sein Lieblingsweingut ist immer das Château Tigné im Loiretal, dort, wo er geboren wurde.

Als Neuestes hat sich der Schauspieler einer eigenen Schaumweinproduktion verschrieben. Zusammen mit dem berühmten Crémant-Imperium Bouvet-Ladubay in Saumur hat er seine Cuvée Taille Princesse Gérard Depardieu, einen hervorragenden feinperligen Crémant mit Aromen von Stachelbeeren, reifen Äpfeln und Birnen kreiert. Warum Taille Princesse? So heißt der feinste Brillantschliff mit 76 Facetten – der Name ist eine Hommage an Depardieus Großmutter, die im Diamantenhandel tätig war. Für 23 Euro.

Nach Kalifornien. Apokalypse now, Der Pate, Bram Stoker’s Dracula – es liest sich wie das Who is Who von Hollywood, was Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Oscar-Preisträger Francis Ford Coppola in seinem Leben schon abgeliefert hat.

Auch er einer der ganz Großen Hollywoods mit einer Sehnsucht nach sehr Irdischem, Archaischem, dem Drang zur Scholle und zum Wein. Bereits 1975 kaufte Coppola im Napa Valley bei Rutherford vom finnischen(!) Weinbaupionier Gustave Niebaum das bereits 1880 gegründete Estate, eigentlich nur zum Wohnen mit Ehefrau Eleanor. Aber: Im Keller fand er ein paar Kisten mit fast 100 Jahre alten Weinen, die noch richtig gut waren. Coppola hatte Blut bzw. Rotwein geleckt!

1995 kaufte er das Inglenook Chateau sowie anliegende Weinberge und fing mit Hilfe von Weinmacher Scott McLeod an, professionell Wein zu machen. Gleich zwei Mal wurde das Niebaum-Coppola Estate in Amerika von Wine & Spirits zur Winery of the Year gekürt. Und weil mir die ganz und gar unkalifornische Herausforderung des Syrah besonders gut gefallen hat, hier mein Favorit: Francis Coppola, Diamond Series Green Label Syrah 2009. Kirschen, Blaubeeren, Pflaumenkompott, dunkle Schokolade mit einem kleinen Pfeffer-Näschen, sehr komplex und toll für Winterabende mit Lebkuchen, ideal zur Weihnachtsgans! Für 24 Euro.

Musik und Wein. Maestro Justus Frantz, Star-Dirigent und Musikprofessor hat sich gleich in doppelter Weise um die Vitis vinifera verdient gemacht. Als er seinen Wunsch äußerte, Winzer zu werden, schenkte ihm das Weingut Dr. Steiner in der südlichen Pfalz seinen ältesten Silvaner-Weinberg (mit über 40 Jahre alten Reben) zum 50. Geburtstag. Aus Winzer-Passion ist inzwischen auch ein Sozialprojekt geworden: Die Erlöse aus dem Weinberg, der im Jahr an die 4.000 Flaschen hervorbringt, gehen an die Philharmonie der Nationen zur Förderung junger Musiktalente. Der jüngste Jahrgang, die Silvaner Selection Justus Frantz 2010, ist von opulenter Fülle, kraftvoll und würzig. Und weil die Zusammenarbeit mit Weinguts-Chef Georg Steiner so großartige Früchte trägt, hat ihn der Maestro auch mit den Belangen seiner Wein-Finca auf Gran Canaria betraut.

Italien muss sein. Und Sting, ehemaliger Sänger und Bassist der New-Wave-Band The Police. Auch er ist unter die seriösen Promi-Weinmacher gegangen. Unter seinem Geburtsnamen Gordon Sumner kaufte er zusammen mit seiner Frau Trudie Styler das aus dem 16. Jahrhundert stammende Anwesen Tenuta del Palagio, ein 300ha großes Gut südlich von Florenz. Auf 40ha Rebfläche produziert er aus der Lage I Serrestori einen hervorragenden Roten aus Sangiovese-Trauben.

Sting und seine Frau sind Anhänger des ökologischen Anbaus – seit Jahren produzieren sie bereits Honig und Olivenöl auf diese Weise. Ihren Roten bringen sie unter dem Namen Tenuta del Palagio auf den Markt. Und wie bei Honig und Öl werden auch beim Wein zehn Prozent vom Erlös an Umweltorganisationen gespendet.

Der einzige echte Winzersohn unter den Italo-Promis ist übrigens Albano Carrisi, der einst mit seiner Ex-Frau Romina Power die Charts füllte. Von seinem Vater bekam er das Weingut Tenute Al Bano Carrisi in Apulien, wo er einen reinsortigen Primitivo oder eine Chardonnay-Sauvignon-blanc-Cuvée erzeugt.

Na klar, immer wieder USA. Tony Ciccone heißt er. Er ist Winzer. Und Vater von Maria Louise Ciccone – bekannt als Madonna. Mit fast einer Million Dollar hat sich Madonna am Weingut ihrer Eltern in Michigan am Lake Michigan beteiligt. Die Spätburgunder und Gewürztraminer des Weinguts verkaufen sich gut. Noch besser natürlich Madonnas eigener Wein: Confessions. Der kostet 32 Dollar die Flasche und ist nur in den USA zu kaufen.

Der Engländer Cliff Richard hingegen versucht sich als Winzer an Portugals Algarve, u.a. in der Adega do Cantor. Mit Syrah- und Verdelho-Cuvées in Weiß und Rot. Allerdings meinen manche Experten, seine Weine seien „nothing to write about“. Er solle doch lieber weiterhin „rote Lippen soll man küssen“ produzieren.

Bei dem Promi-Run auf Agrar-Archais müssen Sie, liebe Leser, damit rechnen: Fortsetzung folgt. Irgendwann.

Vips Info

Günther Jauch
www.von-othegraven.de

Gérard Depardieu
www.chateaudetigne.com
www.bouvet-ladubay.fr

Francis Ford Coppola
www.franciscoppolawinery.com

Justus Frantz
Weingut Dr. Steiner – Johanneshof
T 06345-36 64
www.weingut-dr-steiner.de
www.finca-justusfrantz.net

Sting
www.palagioretreats.com

Albano Carrisi
www.albanocarrisi.eu

Madonna
www.cicconevineyards.com

Cliff Richard
www.cliffrichard.org
www.winesvidanova.com